1.2379 alias D2 partiel härten

Litle

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Grüsst euch!
Ich hab momentan eine etwas eigenwillige messerkonstruktion aus 2379 alias D2 in der mache (ich gebe zu ein Avatar aus dem Forum hier hat mich dazu inspiriert, und hoffe der betroffene ist mir nicht böse):



Warum deises Material?
Weil ich davon massen rumliegen habe die keiner braucht.

Jetzt meine frage: Ist es möglich mir hausmitteln: Acetylenbrenner, Härteofen(elektrisch temperaturgesteuert, ohne irgendwelchen Schnickschnack) eine Partielle Härtung hinzukriegen, sodass nur die spätere Klinge hart wird? (der linke untere bereich) (härtetemperatur 1050-1080°C)
Oder wenn ich es ganz härten muss: wie lässt sich die extreme Sprödigkeit in den Dünnen bereichen zurück nehmen? reicht es vielleicht den stahl in dieser Region kräftig anzulassen?!

Welche Wärmebehandlung würdet ihr empfehlen?
 
Jetzt meine frage: Ist es möglich mir Hausmitteln: Acetylenbrenner, Härteofen(elektrisch temperaturgesteuert, ohne irgendwelchen Schnickschnack)

Willkommen im Forum.
Hmm, solche "Hausmittel" hätt ich auch gern...
Ist prinzipiell gar kein Problem. Für die partielle Härtung einfach nur den teil der glühenden Klinge in Öl eintauchen, der hart werden soll. Klingt irgendwie logisch...
Vorher würde ich aber noch minimum 2 mal normalisieren, evtl auch scharf normalisieren.
D.h.: Knapp über die Temperatur erhitzen, bei der das Gefüge umklappt. sind i.d.R. 723°C da noch 50°C höher gehen, dann bist du auf der sicheren Seite. Im Anschluss entweder an der Luft abkühlen lassen, bis keine Glühfarbe mehr zu sehen ist (bei abgedunkelter Werkstatt!) oder zum scharfen normalisieren in Öl abschrecken.
Nach dem Härten dann noch entsprechend 1-2mal auf 180°C-200°C anlassen und fertig hast du eine Klinge mit guter Wärmebehandlung.

Jaja, ich weiß, es wurde schon oft genug darüber im Forum gesprochen, daher auch noch der Hinweiß auf die Suchfunktion. Ausserdem war mir langweilig:glgl:...
 
Mein problem ist dass ich mich mit dem härten nicht SOOOOO toll auskenne (werkzeugmacher) und dass ich leider weiss dass z.B. 1.2767 im übergangsbereich zwischen Hart und weich Extrem brüchig ist, zumindest konnte ich dass mal bei einem partiel gehärteten formeinsatz Live bewundern....
Deshalb die frage nachdem partiellen härten.
Kann diese Sprödigkeit vielleicht einer von den Werkstoff Spezialisten erklären?
 
...
Ist prinzipiell gar kein Problem. Für die partielle Härtung einfach nur den teil der glühenden Klinge in Öl eintauchen, der hart werden soll. Klingt irgendwie logisch...
Ist nur das Problem, dass 1.2379/D2 ein hochlegierter Durchhärter ist, der ggf. auch an Luft härtet...

Es soll aber Profis geben, die solche Stähle (1.2363/A2) mit dem Acetylen-Brenner differentiell gehärtet haben, mir fällt der Name jetzt nicht, ein Deutschkanadier (Haslinger ? Winkler ?) soll das wohl öfters machen, ist der nicht sogar im Forum ?

Eine sicherere Methode wäre in diesem Falle wohl das nachträglich differentielle Anlassen nach dem professionellen Härten, d.h. den Teil der Klinge, der hart bleiben soll, ordentlich isolieren, in einer Steckrübe oder einer dicken Kartoffel, und den Rest vorsichtig erwärmen, und den Bereich der Versprödung zu umgehen.

Gruß Andreas
 
So einfach ist das alles nicht. Luftauge hat ja schon einiges angesprochen.
Die Härtetemperatur liegt zwischen 1020 und 1050°C, also weit von den 723°C entfernt, und mit den Farben läuft da auch nichts, weil sich das alles etwas verschiebt.
Außerdem ist es ein Lufthärter. Man muß ihn also noch nichtmal brutal in Öl abschrecken, um ihn gut hart zu kriegen.
also mit Hausmitteln ist das alles nicht so einfach.
Selbst wenn man die Temperatur zuverlässig hinkriegt (die Haltezeit ist hier übrigens auch länger), dann entkohlt der Stahl fröhlich.
 
Ups stimmt verlesen, du hast natürlich recht mit 1020-1050°C

Um das Entkohlen zu vermeiden kann ich ihn ja in verbrauchter Kohle vom einsatzhärten einpacken, dann sollte er weder aufkohlen noch entkohlen, oder?

Die temperatur kriegt der Ofen recht stabil hin, das müsste schon gehen.

Wie ist das mit dem partiellen nachlassen? funktioniert das?
Und weiss jemand wie der Übergansbereich aussieht?
 
Härte die Klinge am besten in Härtefolie, um entkohlung zu vermeiden, das ist unbedingt nötig.
Dazu bei 850° in den Ofen, und rauf auf 1030°, dann noch ca. 10 bis 15 Minuten haltn, je nachdem wie schnell Dein Ofen vorher aufgeheizt hat.

Dann in heißem Öl abschrecken (60°) und zwei mal bei ca. 180 bis 200° anlassen.

Wenn Du danach noch einmal differentiell anlassen willst, dann musst Du die Schneide so in einem Behälter palzieren, das sie unter Wasser ist, und nur der Teil vom Rücken aus dem Wasser steht, der weicher werden soll.
Dann mit einem Brenner vorsichtig den Rücken erwärmen. Das Ganze ist aber nicht so richtig steuerbar und was dabei rauskommt kann man nicht so genau sagen.
 
Na, das klingt doch ganz gut, sowas in der art hatte ich mir gewünscht. DAnke dir!

edit: Zu der Härtefolie noch: sowas hab ich leider nicht im Program, was ich habe ist ne streichfähige Paste die man beim Einsatzhärten verwendet um das aufkohlen in bestimmten bereichen zu verhindern, ist das das gleiche?
 
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Ich habe zwar keine Maße zu der Klinge gefunden, aber groß schaut die Klinge nicht aus. Ich bezweifle, dass bei der Größe und bei 1.2379 (D2) ein differentielles Härten oder differentielles Anlassen a) möglich ist und b) was bringt (Leistung). Wie gut die Klinge bzw. der D2 die differentielle Härte optisch zeigt, weiß ich leider nicht.
 
Also imo machts keinen sinn das ding selektiv anzulassen wenns sowieso keine so sonderlich hohen Belastungen aushalten muss, das bringt nichts -bei der Größe-, eher machst du dir da deinen Werkstoff kaputt. Also so wie ich die Größe des Messer sehe werden die Querbelastungen eher gering sein, das ding wird wohl eher Schneidaufgaben tätigen müssen, und da macht eine selektive Härtung keinen Sinn.
mfg
Moritz
 
die komplette klinge ist 138 mm lang und 48 mm hoch.
Die schneide wird davon etwa 65 mm einnehmen.

Das diferentiele (es heist nicht partiel echt? naja wieder was gelernt) Härten soll eigentlich nur den sinn haben die beiden dünnen Stege Zäh zu halten, weil 2379 ja doch ein recht bruchempfindliches zeug ist...
 
Also ich glaub nicht dass da was bricht, ich schätze die Klingendicke jetzt mal auf ca 3mm ein und da kann man wirklich viel machen ohne dass das Material zu schaden kommt. Das du das Messer weder als Kletterhilfe noch als Hebelwerkzeug einsetzen solltest ist wohl klar.
Und wenn das Messerchen kaputt machst kannst du dir ja recht leicht einen Ersatz aus einem widerstandsfähigerem Stahl wie zum Beispiel den A2( 1.2363 ), Sb1 ( 1.4153.03) oder noch besser 1.2842 und Konsorten machen.
Allerdings so gravierend wird sich die Stahlwahl auf die tatsächliche Gebrauchsfähigkeit nicht auswirken.
Ob das Ding jetzt differentiell oder partiell heißt ist imo egal, ich kann mir unter beiden Begriffen was vorstellen
mfg
Moritz
 
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1.2436 habe ich schon differentiell/partiell angelassen, der Härteunterschied war hinterher entsprechend der gewählten Temperaturen, genau entsprechend der Angaben im Tabellenbuch Metall, abgedeckt hatte ich es damals mit einem feuerhemmenden Gewebe, erhitzt in einem billigen Elektrogrill mit einem Stahlnagel als Vergleich für die Anlassfarben.

Nochwas:
Je nachdem, wie Du das anstellen willst, solltest Du noch bedenken, dass beim 1.2379 ein ausgeprägter Sekundärhärtebereich vorhanden ist, d.h. Du müsstest also ca. 500°C überschreiten, um die Sekundärhärte wieder zu eliminieren, die "Standard"-Farbe wäre dann beinahe rostbraun, kurz vorm Umschlagen in dunkelrot...

Wenn Du dabei nicht genau steuern/kontrollieren kannst, ist die gesamte Klinge wieder weich, bzw. auch Bereiche in der Nähe der Scheide - geht es nur um den Steg beim Fingerloch ?

Wenn Du Werkzeugmacher bist, hast evtl. Du einen alten Kollegen mit einem handgeschrieben Notizbuch für solche Fälle :ahaa:

Gruß Andreas
 
leider hat bei uns Keiner so richtig ahnung vom härten, es gibt praktisch nur ganz hart oder garnicht hart... deshalb leider auch keine alten Notitzbücher.

Sekundärhärtebereich, das geht jetzt über mein wissen hinaus. Im Tabellenbuch steht als Anlasstemperatur für 2379 180-250°C was tut sich dann noch wenn ich bis auf 500°C gehe?!

jo, es geht mir eigentlich nur um die beiden Stege um´s Fingerloch, die mir mit je 4x4 mm etwas zu gefärdet sind.
 
Sekundärhärtebereich, das geht jetzt über mein wissen hinaus. Im Tabellenbuch steht als Anlasstemperatur für 2379 180-250°C was tut sich dann noch wenn ich bis auf 500°C gehe?!

Schau dir einfach mal ein Anlassdiagramm zum 1.2379 an.
Oder mach dir mal Gedanken warum der Warmarbeitsstahl so heisst wie er heisst. Weil er auch im heissen Zustand (Bohrer, Fräser, usw) seine Eigenschaften halten muss.
 
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verdammt. Das hat mir jetzt mal wieder gezeigt wie mies die Berufschulische ausbildung ist....

http://www.kep.thyssenkrupp.com/pdf/w_2379.pdf

lese ich das richtig dass der Stahl wenn er mit 1080°C gehärtet ist um 500° sogar nochmal an härte zunimmt?!

Zurück zum Thema: Würde das den gehen wen ich mit nem ganz kleinen azetylenbrenner die stege auf ~400°C erwärme und da etwas halte?
 
... Zurück zum Thema: Würde das den gehen wen ich mit nem ganz kleinen azetylenbrenner die stege auf ~400°C erwärme und da etwas halte?

Was verstehst Du unter "etwas halten"? Anlassen kann schon "etwas dauern". Wie willst Du verhindern, dass der Rest der Klinge dann nicht ebenfalls ~400°C annimmt? Gezielt die Stelle auf ~400°C zu bringen, ohne den Rest mitzuerwärmen halte ich bei der Masse und Größe der Klinge für recht schwer. Bei der Temperatur "qualmt" Dir entweder das Wasser an der Klinge weg oder Du kommst dank der Wassermenge nicht auf die 400°C an der gewünschten Stelle ;).
 
hmm... verdammt! naja, solangsam habt ihr mich überzeugt... ich werd das partielle härten bleiben lassen, und dafür vielleicht im ganzen auf ca. 55 HRC zurück gehen. Darf dann halt nicht runterfallen.....
 
So jetzt kommt mein Senf!
Ich laß alle meine Klingen differenziell an und das dauert immer, weil ich Große klingen bevorzuge.
Ich nehme ein einfaches Gemisch aus Maismehl und Salz, Mischung etwa 1:1, mische es mit Wasser zu einer zähen Paste und mache dann in einen Holzklotz eine Rille die etwas tiefer ist als die gewünschte härte tiefe. Dann schmiere ich die Paste in die Rille und stecke die Klinge hinein, danach gehe ich mit irgendeinem Brenner hin und mach den Erl und Klingenrücken heiß bis ich die gewünschte Anlauffarbe habe. Dann in Wasser abschrecken und fertig!
Funktioniert zumindest bei jeden Kohlenstoffstahl den ich verwende.
Müsste auch bei D2 klappen, jedenfalls ist es einen Versuch wert :irre:
Wenn du es probierst dann lass mich doch mal das Resultat wissen, vielleicht will ich ja auch mal mir D2 arbeiten :steirer:

P.S. Vorsicht das Holz kann schon mal ankokeln aber wenn du es nass machst dann ist das auch keine Problem. Und keine Angst wenn das Maisgemisch verkohlt darunter ist der Kuchen gut... lol.
 
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