1.2379 (D2) und Micarta

Taperedtang

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Das heute vorgestellte Messer ist das zweite von insgesamt vier Messern, die ich im Rahmen eines Projektes baue. Die Stähle sind: 1.2363 (A2), 1.4112 (440 B), CPM 3V und 1.2379 (D2) der nachfolgend vorgestellt wird.

Für den Griff wählte ich grünes Micarta. Micarta ist ein sehr belastbares Material, das wenig Wasser aufnimmt und eine angenehme Haptik besitzt. Es ist gut zu bearbeiten, staubt aber beim Schleifen ordentlich, ein Atemschutz ist dringend zu empfehlen. Je nach Hersteller gibt es Qualitätsunterschiede, ich habe ein hochwertiges, sehr hartes Micarta ausgewählt.

Der 1.2379 (D2) Stahl ist ein Werkzeugstahl, der über eine sehr gute Schnitthaltigkeit mit noch guter Zähigkeit kombiniert und gerade noch rostträge ist. Ich habe diesen Stahl schon sehr häufig verwendet. Für Jagdmesser halte ich diesen Stahl sehr gut geeignet. Es wird immer wieder diskutiert, ob der D2, aufgrund seiner großen Karbide, überhaupt als Messerstahl geeignet ist. Ich sehe das wie folgt: Für Jagdmesser, die stark beansprucht werden und von denen man eine relativ lange Grundschärfe erwartet, ist der D2 gut geeignet. Ich habe oft ein solches Jagmesser genutzt und wurde nie enttäuscht. Wer ein feinschneidiges, extrem scharfes Messer benötigt, sollte einen anderen Stahl wählen. Zwischenzeitlich gibt es viele Stähle die dem D2 überlegen sind, trotzdem schätze ich den D2 sehr, da er leicht verfügbar und in der Beschaffung günstig ist. Das Bearbeiten des Stahls ist nicht ganz einfach aber noch gut machbar. Im gehärteten Zustand muss man sich schon ein bisschen Mühe geben. Bei der Wärmebehandlung ist er sehr flexibel und kann auch im SHM angelassen werden, was ich diesmal auch getan habe.

Die Wärmebehandlung habe ich mit folgenden Parametern durchgeführt.

Austenitisierungstemperatur: 1070° C Ofenzeit 15 min.

Abschrecken für 20 sec. In auf 60°C erwärmtes Durixol 25

Tiefkühlen: 1 h Trockeneis/Aceton Mischung (aufgrund des Anlassens im SHM, eigentlich nicht erforderlich)

Anlassen: 3 x 2 h bei 525° C

Die von mir durchgeführte Härteprüfung ergab, bei drei Prüfungen, einen Durchschnittswert von exakt 58° HRc. Der Stahl erwies sich nach der Wärmebehandlung als extrem homogen. Alle drei Messungen ergaben jeweils genau 58° HRc. Ich gehe davon aus, dass die Zähigkeit ziemlich gut sein wird. Ich habe einen deutlich höheren Härtewert erwartet, trotzdem bin ich zufrieden. Die 1.4112 Klinge hat auch eine Härte von 58° HRc, der Vergleich dieser beiden Klingen wird sicherlich interessant werden.

Die Messerdaten:

Gesamtlänge: 21,8 cm

Klingenlänge: 10,2 cm davon 9,6 cm scharf

Klingenhöhe: max. 28 mm

Klingenstärke: max. 3 mm

Schneidenstärke: 0,30 mm odW

Stahl: 1.2379 (D2) 58° HRc

Pins: 3 x 4 mm V2A

Griff: grünes Leinenmicarta

Griffstärke: max. 18 mm

Gewicht: 149 g

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Gruß
Matthias
 
Hallo Taperedtang,
Das Messer sieht sehr schön aus, ist ihnen wirklich gelungen.
Wie viele Arbeitsstunden haben Sie dafür benötigt? , wenn man fragen darf …
Gruß Schattenklinge
 
Matthias, das ist mal wieder echt gut. Vor allem dass die Klinge genau die gleiche Härte hat wie die „Konkurrenz“
 
Wunderschön gelungen.
Mir gefällt auch die Grifffarbe sehr gut.

Gruß, Andreas
 
@Schattenklinge
Vielen Dank! Ich habe nicht genau auf die Zeit geachtet aber ich denke, dass es ca. 10 h waren. Das erscheint ziemlich viel Zeit für so ein einfaches Messer, aber man muss auch betrachten wieviele Arbeitsschritte notwendig sind, um ein Messer zu bauen. Ich beschreibe Mal kurz was alles zu tun ist. Es beginnt mit den Gedanken, was für ein Messer soll es werden, welche Aufgaben soll es erfüllen können. Erst wenn das geklärt ist, kann man festlegen welcher Stahl und welches Griffmaterial in Frage kommt und wie die Wärmebehandlung durchgeführt werden soll. Dann fertigt man eine Schablone des Messers, um die Konturen des Messers auf den Stahl zu übertragen. Um den Klingenrohling herzustellen gibt es mehrere Methoden. Früher habe ich entlang der Konturen ein Bohrloch neben das andere gesetzt und dann mit der Handsäge die Stege zwischen den Bohrungen durchgesägt, um so den Rohling zu erhalten. Heute flexe ich mit dem Winkelschleifer und trage das überschüssige Material mit dem Bandschleifer ab. Als ich in den ersten Jahren noch keinen Bandschleifer hatte, habe ich alles mit der Feile erledigt. Wenn das Material des Rohlings schon die richtige Stärke hat, kann es weitergehen, falls nicht, muss jetzt der Rohling auf die gewünschte Stärke plangeschliffen werden. Der nächste Schritt ist das Anlegen des Ricassos und der Klingenflanken mit dem Bandschleifer oder der Feile. Dann werden die Bohrungen zur Befestigung der Griffschalen (und ggf. der Backen) angebracht. Danach wird die Klinge für die Wärmebehandlung vorbereitet, d. h. feinschleifen bis ca. Korn 400 bei einem Kohlenstoffstahl bzw. ca. Korn 800 bei einem rostträgen Stahl. Dann folgt die Wärmebehandlung. Für die Wärmebehandlung kommt dann nochmal ein Arbeitstag (mit vielen Pausen-/Wartezeiten) dazu. Je nach Stahl kann die Wärmebehandlung aber auch deutlich kürzer sein 2 - 3 h sollte man aber immer einplanen. Im nächsten Schritt werden die Griffschalen und die Pins vorbereitet. Die Konturen der Griffschalen werden grob ausgeschnitten, Die Pins werden mit etwas Überstand abgesägt. Eventuell werden jetzt auch die Backen vorbereitet und montiert, was je nach Backen viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Die Griffschalenrohlinge werden verklebt und verstiftet oder vernietet. Nachdem der Kleber trocken ist, werden die Griffschalen am Bandschleifer oder mit der Feile in Form gebracht. Dann wird alles feingeschliffen und gefinisht (was mehrere Stunden dauern kann). Zum Schluss wird das Messer geschärft - fertig. Später kommen dann noch 3 - 4 h für eine Lederscheide dazu. Jetzt kann man vielleicht auch ein bisschen besser nachvollziehen, warum ein Messermacher für ein handgemachtes Messer einen entsprechenden Preis verlangen muss. Insbesondere dann, wenn er davon leben muss. Glücklicherweise ist es für mich "nur" ein Hobby. :)

@herbert
Danke Herbert! Ich bin auch schon gespannt, wie der Vergleich ausfällt.

@AJK
Danke, Andreas! Ich habe dieses Grün schon einmal eingesetzt und es hat mir damals schon sehr gut gefallen. Hier gehts zum Messer.

Gruß
Matthias
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Taperedtang,
Danke für die Ausführliche Antwort. So ein langer Text wäre doch gar nicht Nötig gewesen, aber vielleicht hilft er ja dem ein oder anderen trotzdem. Mich hat einfach interessiert wie lange andere so für ein Messer brauchen. Ich baue selbst auch Messer -bei weitem noch nicht so schöne- und weiß wie viel Arbeit da drin steckt…🤪
Nur hatte ich irgendwie immer das Gefühl, dass ich jedesmal ewig brauche und es bei allen anderen so viel schneller geht, daher aus reiner Neugier die Frage. Sehr beruhigend zuhören, dass es bei anderen, mit deutlich besserer Ausstattung auch nicht so viel schneller geht…
Gruß Schattenklinge
 
Klasse gemacht, gefällt mir gut. Es ist bestimmt ein tolles Gefühl, das eigenhändig gebaute Produkt dann in den Händen zu halten.
 
Sehr schönes Messer!
Das finish ist beeindruckend! Da muss man schon sehr viel Lust haben, so derbes Zeug fein zu schleifen 🫣
Gefällt mir!

VG Fabian
 
Hallo Matthias,

krasse Farbe vom Griff, die sticht einem so richtig ims Auge. Gefäält mir gut.
Hat was von Frühling.

Gruß,
Thomas
 
Hallo Thomas,

danke! Ja, gefällt aber nicht jedem, auf die Farbe muss man sich einlassen. Ist halt nicht sehr konservativ. Mir hat man schon gesagt, ist eher was für Mädchen! 😄Warum auch nicht, ich finde sie cool.

Gruß
Matthias
 
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