1.2842 - Enormer Härteverzug - Problemfindung

maidn

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Hi,

Mein aktuellstes Messer aus 1.2842 hat ja, wie man im Thread deutlich sehen kann, einen massiven Härteverzug bekommen.
Ist mir noch nie passiert, zudem nicht bei so einer Materialstärke, obwohl ich beim 1.2842 immer Präziplan von Recknagel verwende. Dieser kommt Weichgeglüht und ich gehe auch davon aus das das Material einen relativ guten Auslieferungszustand hat. (Ich kenne den Thread zum Thema Präziplan und Gefüge)

Ich kann es mir Momentan noch nicht erklären, habe aber nach ein paar Stunden nachdenken ein paar Ideen wovon es kommen könnte.

1. Ich habe den Flachschliff mit meinem Bandschleifer gemacht. Dabei wurde der Stahl stellenweise schon mal ganz schön warm. Aber nie so warm das sich die Farbe verändert hat.
Das Messer wurde immer wieder gekühlt wenn es mir an den Fingern zu heiß wurde ====> Könnte das der Grund für diese starken inneren Spannungen sein?

2. Ich habe den Flachschliff auf gut 2/10mm geschliffen. ==> War das zu wenig? Hätte ich hier mehr stehenlassen sollen?

3. Das ist die Meiner Meinung nach Wahrscheinlichste Variante! Gehärtet habe ich in einem Ofen den ich von meiner Vermieterin zur Verfügung gestellt bekommen habe. Die Brennkammer ist leider so klein das ich maximal 25cm Klingen rein bekomme, und diese auch nur wenn ich sie Quer vom hinten links oben nach vorne rechts unten reinstelle. Ich habe jetzt im Nachhinein die Vermutung das hier der Grund für den Verzug zu suchen ist. Die Lage des Messers alleine könnte schon Grund genug sein damit sich die Schneide verzieht oder?

4. Ich hatte vor dem Härten in meinem Ölgefäß (Siehe Anhang) bereits mehrere Klingen Scharf Normalisiert. Das Öl war dementsprechend Heiß (Fassungsvermögen maximal 2,5l) ===> Könnte zu heißes Öl einen solchen Verzug verursacht haben?

Ich muss zu meiner Schande zugeben, ich hab völlig verschlafen die Klinge vor dem Eintauchen ins Öl auf Verzug zu kontrollieren, und auch nach dem Härten habe ich darauf nicht geachtet ==> großer Fehler aber jetzt ist es schon zu spät.


Und nun, wie kann ich in Zukunft sowas verhindern?

Ich habe leider nur diesen Ofen und eine Gasesse zur Verfügung. Die Gasesse eignet sich weder zum Weichglühen noch zum Spannungsarmglühen da die Hitze zu schnell verloren geht.

Wenn ich eine Klinge schmiede bzw. Damast schmiede wird dieser nach dem Schmieden 3-5x Normalisiert. (ca. 720°C an der Luft abkühlen lassen bis es nicht mehr glüht), danach wird die Klinge Weichgeglüht (ca. 750°C, kurz gehalten und dann in einen Eimer mit ganz feiner Asche.)
Danach waren alle Klingen butterweich zu bearbeiten, also kann das Weichglühen schon mal nicht so verkehrt gewesen sein. Dann gehe ich ja bekanntlich mit dem Bandschleifer an die Klinge und mach den Flachschliff, die Konturen usw.
Vor dem Härten sollte ich jetzt also noch Spannungsarmglühen. Nur wie, mit meinen beschränkten Mitteln? In den Ofen kann ich die Klinge ja nicht bringen, da die meisten nicht liegend reinpassen.

Ich weiß, es ist viel Text, und ich habe ungelogen bereits 4h mit der Suchfunktion verbracht und zur Freude meiner Freundin den ganzen Abend mit dem Forum verbracht, aber alle Fragen konnten leider nicht endgültig geklärt werden.

Gruß Florian
 

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Hi,

schau mal in den Thread. Ich hatte da ein ähnliches Poblem.
Dazu kamen dann noch PN's. Fazit: 2 x scharf Normalisieren war für die Materialstärke wohl zuviel. Ich lasse es jetzt bei Querschnitten unter 4mm bleiben und alles ist ok.

Gruß
Reiner
 
Hi,

Ich habe NICHT scharf normalisiert, da präziplan.
Weitere Ideen?

Gruß
 
Hi Flo,
auf Deinen Fotos kann ich nicht erkennen, wie der Härteverzug aussieht.
Geht der über die gesamte Klinge oder nur vorne an der Spitze?

Ich vermute, dass es am zu dünnen Ausschleifen der Schneide vor dem Härten lag. Ich gehe mittlerweile nicht unter 0,5mm bei breiteren Klingen.
Du erinnerst Dich sicher an die Klinge vom Michi, die auch einen Härteverzug hatte. Er hat sie auch zu dünn ausgeschliffen.

Zu Deinem Ofenproblem: Ich habe mir eine Art Ständer gebaut, den ich im Ofen beim Anlassen nutze. Einfach ein Vierkantrohr quer geschlitzt. Da kann man die Klingen dann hochkant reinstellen.

Grüße

Jörg
 
Hi,

@Ilmarinen
Also das Problem ist der zu kleine Innenraum des Ofens. Ganz normal hinstellen geht nur bis Klingenlänge 15cm.
Darüber muss ich die Klingen diagonal schräg reinstellen.

Ich glaube ich weiss was ich in Zukunft wieder anders mache.
Die schneide schleife ich nur auf ca. 0,5mm und härten werd ich wieder in der Gasesse. Außerdem wird unmittelbar nach dem Härten auf verzug kontrolliert.

Doch zu meiner anderen Frage:
Wie kann ich mit meinen Möglichkeiten die Spannungen nach dem Schleifen des Anschliffs und vor dem härten rausbringen?

Gruß Flo
 
In der Regel sind fertige Flachstähle entsprechend Wärmebehandelt, Spannungsarm und weich.
Normalisieren ist bei geschmiedetem Material erforderlich. (Bitte um Korrektur wenn ich hier falsch liege)
Ich hatte nie derartige Probleme beim härten, es sei denn die Klinge ist nicht gleichmäßig geschliffen
oder nicht gleichmäßig heis. Das Öl muss auch nicht kochen beim Härten, hier reichen in der Regel 60-80 °C
 
Treten denn beim Schleifen mit dem Bandschleifer solche Spannungen auf das es nötig ist Spannungsarm zu glühen?
Wie gesagt, wenn ich meine Messer schleife achte ich immer darauf das ich Kühle sobald es mir an den Fingern zu heiß wird. Verfärbt im Sinne der Anlassfarben hat sich der Stahl bei mir nie!

Gruß Flo
 
Wenn ich schleife wird die Klinge richtig heis, und dann so das man ein Ei drauf braten kann.
Wenn du eine gehärtete Klinge schleifst ist da natürlich drauf zu achten das hier regelmäßig gekühlt wird.
Aber Spannungen entstehen dabei nicht.
 
Moin,

was vielleicht helfen kann (keine Ahnung, ob Du es eh so gemacht hast):
Beim Schleifen der Klinge nicht erst eine Seite komplett machen und dann die andere, sonder abwechselnd Stück für Stück. Dadurch verteilen sich evtl. auftretende Spannungen besser bzw. heben sich gegenseitig auf.

Ansonsten kann man verzogene Klingen auch SOFORT nach dem Abschrecken sehr gut richten. Dünne Klingen lassen sich dann noch ein paar Minuten von Hand gerade biegen, dickere verziehen sich in der Regel eh nicht.
Das hilft natürlich nicht, wenn die Schneide "Wellaform" gemacht hat, aber Verzug der gesamten Klinge lässt sich so recht easy rauskriegen.


Grüße,
Gunther
 
Danke für die Tipps, ich werde das beim nächsten Messer so machen.

Die Nächste Klinge ist allerdings aus selbstgeschmiedetem Damast (1.2842 und 75ni8)
Diese Klinge hab ich bereits 3 mal normalisiert und dann weichgeglüht. Demnächst werde ich den Flachschliff anbringen.
Ich gehe jetzt einfach mal davon aus das ich NICHT spannungsarm glühen muss, wenn ich beim schleifen der Klinge darauf achte die Klinge nicht zu sehr zu überhitzen.

Gruß Florian
 
Hallo Florian,
wieso muss beim Spannungsarmglühen das Werkstück liegen. Sorgen die benötigten Temperaturen unter AC1 (1.2842:~620°) hier schon für einen Verzug beim schiefen Einlegen?
Lässt sich dieser dann nicht (unter Einbringen minnimaler neuer Spannungen) sehr leicht wieder Korrigieren?


Zum Thema Spannungsarmglühen,
versuchs doch mal im Kohlegrill oder leg in deine Gas-Esse etwas ein, das die Wärme speichert(massiges Stück Stahl oder Schamotte) und verschließe die beiden Enden wenn etwas mehr als die benötigte Temperatur erreicht ist.
Es wäre sehr interessant z.b. im Grill den Temperaturverlauf aufzuzeichnen mir fehlt dafür leider das Equipment.
Ich habe auch mal die Suche bemüht, da ich hier noch Nachholbedarf hatte, der beste Link bisher:
http://www.messerforum.net/showthread.php?43405-Spannungsarmgl%FChen-in-der-Feldesse

Grüße,
Eisenbrenner
 
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