1.4034 Vergleich 12C27

Günther

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Ich hab mich gefragt, ob die Unterschiede der beiden Stähle in der fertigen Klinge so entscheidend sind, das es sich lohnt, den 12C27 oder den AEB-L aus Schweden zu bestellen.

Ich krieg mit den Wärmebehandlingswerten von Roman den 4034 auf 60 HRC ob der 12C27 weiter hoch geht, kann ich nicht sagen aber in der Verschleisfestigkeit ist der 4034 im Alltag mehr als tauglich.

Da die Inhaltstoffe sehr änlich sind, das heißt es werden beim Härten ja bei beiden Stählen "nur" Chromkarbide ausgeschieden, sollte das Endprodukt doch ähnlich sein, oder?
 
Hallo Günther !
Wie Du mit recht hervorhebst, ist der 1.4034 ein wirklich guter allround-Stahl, der in Messermacherkreisen nicht richtig gewürdigt wird, weil er nicht "neu", dafür aber relativ preisgünstig ist. Man kann also mit ihm nicht protzen. Stüdemann und Esselborn in Remscheid haben diesen Stahl unter allen Aspekten eingehend untersucht und ihn u.a. auch mit höher legierten Stählen verglichen- in der Regel nicht zu deren Vorteil.
Sie haben ganze Bibliothekswände mit ihren Untersuchungen gefüllt. Da es sich um wissenschaftliche Veröffentlichungen handelt, müßten sie über jede ordentliche Uni- oder TH- Bibliothek zu bekommen sein.
Daß zum 12 C 27 kein wesentlicher Unterschied besteht, würde ich aber nicht unterschreiben. Der Unterschied im C- Gehalt mit ca 0,1 % scheint geringfügig. Man muß aber bedenken, daß schon der 1.4034 übereutektoid ist, da der hohe Chromgehalt die Löslichkeit des Kohlenstoffs verringert. Es sind also beim 12C27 nach dem Härten deutlich mehr Karbide zu erwarten, die die Verschleißfestigkeit günstig beeinflussen. Die Legierungsgrenzen für Mangan und Silizium sind beim 12C27 wesentlich niedriger und enger, was ich für feine Schneiden in dieser Zusammensetzung für vorteilhaft halte.
Was ganz wichtig ist und oft nicht genügend gewürdigt wird, ist die Sorgfalt, mit der ein Stahl erzeugt wird. Da ist es sicher ein Vorteil, wenn der Stahlwerker weiß, daß sein Stahl speziell für feinschneidige Werkzeuge gedacht ist und nicht für ein breit gestreutes Einsatzgebiet.
Was die erreichbare Härte betrifft: Das würde ich nicht so in den Vordergrund stellen. Wenn Du eine gute Charge 1.4034 erwischt hast, ist eine Härte nach dem Anlassen bei ca. 200 Grad von 59-60 HRC problemlos zu erreichen. Ich hatte mal ein größeres Stück 1.4034 von Günter Spretke-lang ist´s her- das ohne jegliches Brimborium auf gut 60 HRC ansprang und diese Härte auch bis 200 Grad Anlasstemperatur kaum verminderte. Das wird sich mit dem 12C27 deutlich übertreffen lassen, es ist aber mehr Aufwand nötig, um das Potential dieses Stahls voll auszureizen. Bei diesen hochlegierten Stählen ist der begrenzende Faktor, was die Härteannahme betrifft, nicht der C- Gehalt- der reicht allemal aus- sondern die Restaustenitbildung. Dem muß man dann mit ausgeklügelter Wärmebehandlung begegnen- etwa Tiefkühlen. Wenn man sich diese Mühe machen will, oder sie bezahlen will, kann man aus dem 12C27 schon mehr herausholen, als aus dem 1.4034-Welten liegen aber nicht dazwischen.
MfG U. Gerfin
 
Danke Ulrich,

spitzen Antwort und auch für jeden verständlich. :D

Ich hab nachgerechnet und wenn ich nicht einen bösen rechenfehler habe, ist der 1.4034 bei den bekannten Messermachern, die nach cm abrechnen teurer (und zwar deutlich), als der 12C27 bei Nordell.
 
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