1.6587 oder 1.7131 Maximalhärte

IronMan

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Hallo Forum
Ich bin ein Neuling in Sachen Wärmebehandlung und würde gerne wissen welcher der beiden Einsatzstähle besser Härtbar ist bzw. mit welchem der beiden eine höhere Maximalhärte erreichbar ist. Für den 1.6587 hab ich als Maximalhärte 48HRc harausgefunden was mir nicht sehr hoch erscheint. Gibt es im Netz vielleicht eine Tabelle mit den maximal zu erzielenden Haerteangaben für Einsatzstähle das eine Materialauswahl etwas erleichtert?

Lg
Alex
 
Wenn Du Dir die Legierungsbestandteile dieser beiden Einsatzstähle ansiehst, z.B 1.6587 0,15 - 0,20% C oder der 1.7131 0,14 - 0,19 % C, dann weißt Du, warum sie Einsatzstähle heißen. Ist der C-Anteil bei Stahl geringer als 0,2%, ist Stahl nicht mehr härtbar (auf bestimmte Ausnahmen will ich hier nicht eingehen). Darum werden Einsatzstähle eingesetzt, ganz einfach gesagt, die Randschichten werden aufgekohlt (durch Diffusion mit C angereichert), damit eben diese Schichten härtbar sind. Und nur diese Schichten. Gängige Einsatzhärtetiefen liegen zwischen 0,1 und 2,5 mm.
Härten und Anlassen verleihen dem Bauteil eine hohe Oberflächenhärte und Festigkeit. Der Kern hingegen bleibt in einem zähfesten Zustand. Die erreichbare Härte dieser Außenschicht ist also auch von der Menge C abhängig, die "eingebracht" werden konnte.

Und noch etwas: Dein Forumsname assoziiert, daß Du etwas von Eisen (dem Hauptbestandteil aller Stähle) verstehst? :confused:
 
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Vielen Dank Schlosser für Deine Info. Das hilft mir schonmal sehr weiter
D.H. im Prinzip sind diese Stähle -was die Härtbarkeit angeht- beide etwa gleichwertig wenn nur genug Kohlenstoff eingebracht wird. So sollte in der Randschicht auch etwa Härten von >55 HRc möglich sein?

Zum Forumsname: Ne der Film hat mir gefallen und drum dachte ich dass dieser Name hier ganz gut passen würde ;)

Dank&Gruss
Alex
 
Das ist so einfach nicht zu sagen. Siehst Du Dir den Stahlschlüssel an, sind z.B. bei Werkzeugstählen Härteangaben von der Ansprungshärte über erreichbare Härten bei verschiedenen Anlaßtemperaturen angegeben. Bei Einsatzstählen wird nicht mit Härteangaben, sondern nur mit Angaben zu Streckgrenze, Zugfestigkeit etc. gearbeitet. Die Oberflächenhärte wird immer abhängig vom gewünschten Verwendungszweck des Stahlfertigteils eingestellt und ist damit abhängig von der gewählten Einsatzart/Härtemethode. 1.6587 z.B. wird lt. Stahlschlüssel verwendet für "Höchstbeanspruchte Getriebeteile, insbesondere Tellerräder, Antriebsritzel, Tahnräder größerer Abmessung". Stähle sind also von ihren Legierungen für bestimmte Verwendungsarten "maßgeschneidert", was natürlich nicht heißt, daß ihre Eigenschaften nicht auch "zweckentfremdet" ;) genutzt werden können.
 
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Die Grundprinzipien des Einsatzhärtens haben wir hier vielfach erörtert.
Einzelheiten kann man also nachlesen. Das Prinzip besteht darin, daß bei hohen Temperaturen dem Eisen, das sich dabei in austenitischem Zustand befinden muß, Kohlenstoff zugeführt wird. Das wurde historisch in großem Umfang in speziellen Öfen in Kisten mit Holzkohle gemacht und war eine Angelegenheit von mehreren Wochen.
Durch die Beifügung eines Katalisators kann man die Sache wesentlich beschleunigen. Als wirksamste Beimischung zur Holzkohle gilt Bariumkarbonat im Verhältnis 40:60. Damit kann man bei einer Temperatur von ca 900 Grad in 4 Stunden eine Einsatzschicht von ca 1 mm Dicke erreichen. Die Einsatzschicht selbst hat dann etwa 0,9 % C. Die modernen Einsatzmittel sind so zusammengesetzt, daß sie bei Beachtung der empfohlenen Temperatur in der Randschicht nicht wesentlich über 0,9 % aufkohlen. Geht man aber mit dem Gemisch Holzkohle/Bariumkarbonat wesentlich über die übliche Einsatztemperatur und die Zeit hinaus, werden auch deutlich höhere C-Gehalte erreicht. Das gilt in der Regel als ungünstig, weil sich wegen der hohen Temperatur und langen Dauer ein Zementitnetzwerk mit den negativen Einflüssen für die mechanischen Eigenschaften ausbildet. Durch geeignete Wärmebehandlungen kann man dieses Netzwerk aber auflösen und die neuen Stahleigenschaften ausnutzen.
Zur erreichbaren Härte in der Einsatzschicht: Wie hart wird wohl ein Stahl mit ca 0,9 % C ?. Bei richtiger Nutzung dieser Technik kann man sehr robuste Werkzeuge herstellen. Ich habe für meine Buben kleine Beilchen aus Eisen gemacht und die Schneiden aufgekohlt. Wir haben sie noch immer und sie haben schon viele gute Dienste geleistet. Auch für Bodkin-Pfeilspitzen ist das Aufkohlen sehr empfehlenswert. Wegen der allseitigen Wirkung des Einsetzens kann man die Einsatzzeit deutlich verkürzen.
Über die großtechnische Nutzung der Technik geben H. Kunst, D. Liedtke und U. Wyss in "Wärmebehandlung der Bau- und Werkzeugstähle" umfangreich und präzis Auskunft.
MfG. U. Gerfin
 
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