1.8159 (50 cr v 4)

Günther

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Hallo wieder einmal an die Stahlkenner!

Ich hättewieder mal eine Frage zu "Abfallstahl".
Bei uns im Betrieb fallen immer wieder Führungssäulen an.Bis jetzt habe ich nur Säulen von einer bestimmten Firma gesammelt, da ich von diesen weiß, das es 1.3505 ist.

Jetzt hat sich nach langem suchen in Katalogen und im Netz herausgestellt, das ein anderer Hersteller seine Säulen aus 50crv4 fertigt.

Hier im Forum habe ich nur sehr wenige Beiträge zu diesem Stahl gefunden.
Herbert ist anscheinend recht begeistert davon und ich glaube auch Achim W hat diesen Stahl schon einige Messer daraus gefertigt (nicht schlagen, sollte ich mich irren). ;)

Roman meinte wieder, das er nur für größere Haumesser taugt nicht aber für normalen gebrauch.

Bis jetzt hab ich die Dinger weggeworfen.
Macht es Sinn sie zu sammeln? :confused:
 
Da ich auch gerade ein Reststück davon bekommen habe, hole ich den Beitrag mal wieder aus der Versenkung. Vielleicht was ja jetzt jemand mehr dazu :D

Grüße,
Markus
 
Ähhh, ja. Stimmt, da habe ich mich wohl etwas ungenau ausgedrückt :rolleyes:

Ist der Stahl noch für akzeptable Schneidergebnisse zu gebrauchen? Für größere Messer dürfte er ja taugen, oder?
Wie würde der Stahl in einer Damastkombination zeichnen? Hellgrau?


EDIT: Wenn ich mir´s so genau überlege, kann ich mir eigendlich die Fragen auch fast selbst beantworten... War mal wieder zu voreilig.


Grüße,
Markus
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Markus !
Da Deine Frage auch von allgemeinem Interesse ist, will ich kurz darauf eingehen. Die Legierung ist 0,47-0,55 % C,0,15 -0,4 Si, 0,7-1,1 Mn,0,9-1,2 % Cr0,1-0,2 V.
Daraus kann man entnehmen, daß es sich um einen Stahl der Kategorie Federstähle handelt, mit deutlicher Tendenz zu den Werkzeugstählen hin. Da durch den schon deutlich erhöhten Mangan- und Chromgehalt die Löslichkeit des Kohlenstoffs erniedrigt ist, wird der Stahl nur noch leicht untereutektoidisch sein. Für Haumesser ist er vorzüglich geeignet, allround- Jagdmesser gehen auch noch gut.
Wie er im Damast zeichnen würde, kann man so nicht sagen, da er durch den Mangan- und Chromgehalt gegenläufige Tendenzen hat. Mit 1.2842 kombiniert, wäre er sicher die hellere Variante, mit Feilen eher dunkler.
Besonders empfehlenswert für den Gebrauch im Damast ist er nicht, da er schon nicht mehr so ganz problemlos schweißt und es sowohl leichter zu verarbeitende als auch besser zu kombinierende Stähle gibt.
MfG U. Gerfin
 
Die Angaben für Phosphor und Schwefel geben immer die höchste zulässige Menge an, da sie Stahlschädlinge sind. Bei Kupfer werden die Angaben in der Regel auch die zulässige Höchstmenge angeben,da Kupfer, außer bei bestimmten Baustählen, nicht absichtlich beigemengt wird. Durch den Schrott wird es allerdings mehr und mehr im Stahl angereichert, weil es edler als das Eisen ist und daher beim Erschmelzen nicht so leicht entfernt werden kann. Die Beimischungen dieser drei Elemente in diesen Mengen ist für die Eigenschaften ohne Bedeutung. ich habe sie deshalb nicht erwähnt.
MfG U. Gerfin
 
Nachdem ich mich umfassend durch alle Themen im Forum gelesen habe, was diesen Stahl betrifft und keine Antwort fand, passt meine Frage hier am besten rein.

Von einigen Federstählen z. B. 55Si7 wird behauptet, dass sie als Stahl für Haumesser sehr gut geeignet sind, aber die Schneiden nicht vorzüglich fein ausgeschliffen werden können, da sie zu Ausbrüchen neigen. Wie sieht es beim 50CrV4 aus?

Der Hintergrund meiner Frage zielt auf einen geeigneten Stahl für ein Haumesser (27 cm Klinge) ab. Zum einen muß so ein Stahl zäh sein und eine hohe Schneidkantenstabilität aufweisen bei 58 bis 60 HRC. Dieses kann man mit niedrig legierten Stählen mit ca. 0,5 bis 0,7 % Kohlenstoff erreichen. Nun möchte ich aber auch etwas Schnitthaltigkeit haben, die das Messer in 20 % seiner Tätigkeit braucht. In anderen Beiträgen sind als geeignete Stähle für diese Anforderung 1.2552, 1.2550, und 1.2714 genannt. Sie alle erfüllen die genannten Anforderungen. Wie gut erfüllt der 50CrV4 diese Anforderungen? Entspricht der fast legierungsgleiche 5160 in seinen Eigenschaften dem 50CrV4?

Welcher Stahl wäre denn der Geeignetste für diesen Zweck?
 
Hallo Jens,
der 50CrV4 ist ein unglaublich zäher Stahl und sehr breit gefächert in der Anwendung.
Auf 58-60 HRC wirst du nicht kommen, aber für ein Haumesser das mit dir durch dick und dünn geht, würde ich ihn bainitisch härten auf
52 bis 55 HrC - hält ewig. (etwas öfter nachschleifen)
es gibt mittlerweile den ,,nächsten ,, nämlich 59CrV4, hier kommst du auf deine 58-60 Hrc, auch er ist bainitisch härtbar und dann sehr zäh.
Wir haben sehr gute Erfolge damit, natürlich nicht als Klinge aber als
Vielkantprofile zum lösen von Düsenmuttern bei Flugzeugturbinen,
bricht kaum (wichtig, wenn was in die Düse fällt großes heulen und Ausbau )
Bainitisch härten geht nur in der Härterei - Salzbad nötig.
Kann ich mit machen wenn du so etwas bauen willst, wird einfach mit reingesteckt, wir haben solche Chargen dauernd.
gruss fritz
 
Ich halte den Stahl für einen der bestgeeigneten für große Hauer. Ich habe schon mehrere Messer daraus gemacht, die auch die wüstesten Tests ohne Probleme überstanden haben und dabei immer ordentlich schnitthaltig waren, korrekte WB vorausgesetzt.
Natürlich würde ich für ein Küchenmesser, ein Schnitzmesser oder ein normalgroßes Jagdmesser etwas deutlich Anderes benutzen, aber wem es auf mittelgute Gebrauchseigenschaften kombiniert mit absoluter Unverwüstbarkeit ankommt, der wird mit dem Material schon ziemlich glücklich.

Für sehr gut geeignet halte ich für solche großen Sachen auch den 1.2721.

Übrigens bin ich in Sachen Damast aus 50CrV4 nicht so ganz der Meinung von Ulrich. Er schweißt sich leidlich gut und gibt, vor Allem mit 75Ni8, einen ganz brauchbaren Kontrast und einen Damast, der ebenfalls für die "Unkaputtbar"-Fraktion geeignet ist
 
Wie sieht es mit der Härteannahme dieses Stahles bei geringen Querschnitten, sprich Messerklingen, aus? Sind die 58-60 HRC machbar? Ansonsten entnehme ich den Antworten, dass der Stahl für den Zweck sehr gut geeignet ist und eine feine Schneide ausbildet.

Der 1.2721 sollte in den Eigenschaften mit dem 1.2713in etwa vergleichbar sein, wenn man sich die Legierungsbestandteile ansieht, so meine Vermutung.
 
Ich hab mal irgendwo einen Jominy-Test für den 51CrV4 gesehen. Da kam er oberflächlich (bis 1,5 mm Tiefe) sogar auf bis zu 65HRc (nicht angelassen). Erfahrungsgemäß würde ich sagen, dass 59 HRc angelassen bei geringen Querschnitten machbar sind.

Da ich am 25./26. Oktober sowieso meinen jährlichen Kursus Metallurgie und Wärmebehandlung habe, nehme ich mal ein Stück 51CrV4 mit, teste das aus und setze das Ergebnis hier rein.
 
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