Ätzen mit Löskaffee: Auswirkungen auf Messing und Micarta

Orestes

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Moin! Mit dem Ätzen mittels hochkonzentriertem, billigsten Löskaffee habe ich mit C60 und Crenadill gute Erfahrungen gemacht. Der C60 schaut geätzt herrlich düster aus und das Grenadill hat keinerlei Schaden genommen. Nun möchte ich gern diese Prozedur mit einem BRKT wiederholen: A2, Messingbacken und Canvas-Micarta. Die Messingbacken dürfen gern auch Patina ansetzen. Ob das mit Löskaffee funktioniert weis ich nicht. Zur Säureresistenz von Micarta habe ich bereits gegurgelt und konträre Angaben lesen dürfen.... Die Schalen sollen nach dem Spaß gern weiterhin so geschmeidig auschauen, wie im Auslieferungszustand.

Daher meine Fragen in die Runde:
- Hält Micarta ein ca. 8-stündiges Bad in Löskaffee schadfrei aus?
- Wie verhält sich Messing im Zuge dieser Behandlung?

Danke und Gruß.
 
Messing wird sich nicht gerade auflösen, aber wohl etwas Grünspan ansetzen. Aber warum denn die Messingteile überhaupt in den Kaffee tauchen, geschweige denn den Griff? Ich selber lege nie ein Messer in eine Flüssigkeit, ich stelle es hinein. Dann fixiere ich das Teil mittels Knete und Korkzapfen senkrecht und giesse erst dann die Säure ein, genau so hoch wie nötig und sinnvoll.
Empfindliche Teile schütze ich mit Vaseline, die ich später mit heissem Seifenwasser wieder abwasche. Wenn Du das so machst, dann brauchst Du Dir über das Micarta gar keine Gedanken zu machen.
 
Schon richtig, daenou.
so mache ich es auch:super:
Ich könnte mir aber vorstellen, dass Orestes auch den Klingenrücken, der von den Griffschalen umschlossen ist, durchfärben möchte.
Dazu habe ich leider keine Idee:confused:
Schnellbrünierung wäre allerdings noch eine Alternative. Ich habe das mal mit einem BRKT Tusk gemacht- ist gut geworden.
Gruß
Excalibur
 
Besten Dank Euch beiden! Vaseline ist ein guter Tipp :super: Meinen Hennicke-Hauer aus C60 und Grenadill habe ich auch nur soweit in die Lösung gestellt, wie nötig. Wegen der in der Seit-Ansicht rund gestalteten Schalenenden zur Klinge hin musste das Grenadill einige Millimeter im Löskaffee übernachten, damit die komplette klinge geätzt werden konnte. Den Erl habe ich damals, wie Excalibur vorschlägt, mit Schnellbrünierung behandelt. Das Ergebnis ist schwer in Orndung, auch wenn die Brünnierung am Erl schnell von Handschweiß gezeichnet war, was in Anbetracht der gewünschten urigen Optik alles andere als störend ist. Mein jetziger Gedanke war eben, das Messer komplett zu versenken, damit auch der Erl vom Löskaffee geätzt wird. Doch auch hier vermute ich, dass der Handschweiß schnell Spuren hinterlässt, weswegen die Nachbearbeitung mit Brünnierung nach wie vor eine geeignete Variante darstellt. Wobei, wenn ich mir den Erl jetzt so nach einigen Sofastunden anschaue, hat er schon eine schicke Patina angesetzt. Genügt eigentlich. Also bleibt wirklich nur noch die Klinge zu berarbeiten.

Ich werde es also wie gehabt machen: Messer bis zu den Backen in die Lösung stellen. Die Vorderkante und Seiten der Backen werde ich mit Vaseline schützen, da es wegen der Adhäsion nicht ausbleibt, dass das Messing zumindest 1-2 mm tangiert wird. Das messing wird durch Handschweiß zu genüge Patina bilden.

Ich habe mir fest vorgenommen, dass Ergebnis inkl. Vorher-Nachher-Vergleich im BRKT-Forum zu präsentieren. Tschakka! :)
 
Na super, dann ist die Sache ja geritzt;)
Gut, dass Du schon Erfahrungen mit Ätzen und Brünnierungen gesammelt hast.
Denn ich wollte schon anführen, dass beide Möglichkeiten nicht besonders dauerhaft sind. In der Tat ist mein Handschweiß anscheinend besonders aggressiv.
Die Ätzungs/Brünnierungssintervalle können imho mit gelegendlicher Ballistolbehandlung etwas verlängert werden.

Ich habe mir fest vorgenommen, dass Ergebnis inkl. Vorher-Nachher-Vergleich im BRKT-Forum zu präsentieren. Tschakka! :)

Na da freu ick mir schon:D

Gruß
Excalibur
 
Vielen Dank für das (geglückte) Experiment, ich wusste nicht dass A2 eine so hübsche Struktur hat. Das Ergebnis sieht wirklich gut aus, ich überlege ob ich das gleiche mit mit meinem Highland Special machen sollte...allerdings könnte das mit dem schwarzen Canvasmicartaschalen etwas trist aussehen...
 
Vielen Dank für das (geglückte) Experiment, ich wusste nicht dass A2 eine so hübsche Struktur hat. Das Ergebnis sieht wirklich gut aus, ich überlege ob ich das gleiche mit mit meinem Highland Special machen sollte...allerdings könnte das mit dem schwarzen Canvasmicartaschalen etwas trist aussehen...

Danke für die Blumen. Experiment trifft es recht gut, da ich mir mangels genauer Kenntnisse nicht wirklich sicher war, wie genau der A2 reagiert. Hat ja nun doch zumindest ein wenig Chrom drin (4,75 – 5,5 %). Meiner Beobachtung nach, reagiert er mit der Säure im Löskaffee spürbar träger als es der C60 meines Hennicke-Hauers getan hat. Beim C60 haben 5 Stunden locker ausgereicht (weniger lang hätte es vermutlich auch getan). Hier im Forum habe ich irgendwo den Tipp gelesen, dass man vor dem Herausnehmen des Messers aus dem Löskaffee mit Küchenpapier das Öl, welches obenauf schwimmt, entfernen soll, damit das Ätzfinish nicht unschön manipuliert wird. Ist ein klasse Tipp gewesen, den ich hier gern noch einmal unterstreichen möchte.

Wegen Deiner Bedenken bzgl. schwarz in schwarz: Zur Not verpasst Du der Klinge mit Nassschleifpapier ein neues (Längs-)Finish. Allerdings lässt sich das Ätzfinish alternativ auch in verschiedenen Graustufen mittels Polierpaste aufhellen. Bis es Dir gefällt.
 
Servus,

Bei Interesse ist hier das Resultat zu bewundern:

habe ich gemacht und das Ergebnis sieht sehr gut aus! :super: Das Messer übrigens auch, das passt ausgezeichnet. Herzlichen Dank fürs zeigen und die Tipps dazu.

Ich werde in Kürze deinem Beispiel folgen und es mir einem etwas reaktionsfreudigerem 1.2008 ausprobieren. Da kommt der Tipp mit dem Küchenkrepp zum Ölabscheiden gerade recht. ;)

Gruß, güNef
 
Servus,



habe ich gemacht und das Ergebnis sieht sehr gut aus! :super: Das Messer übrigens auch, das passt ausgezeichnet. Herzlichen Dank fürs zeigen und die Tipps dazu.

Ich werde in Kürze deinem Beispiel folgen und es mir einem etwas reaktionsfreudigerem 1.2008 ausprobieren. Da kommt der Tipp mit dem Küchenkrepp zum Ölabscheiden gerade recht. ;)

Gruß, güNef

Na da bin ich aber gespannt. Wäre klasse, wenn Du denne ein paar Bilder einstellen könntest. Habe übrigens im Thread zum Hudson Camp Knife den Link auf Dein Bild des Hohenmoorer nen Ticken besser zitiert, damit man später noch weiß, woher das Bild stammt.
 
Servus,

Na da bin ich aber gespannt. Wäre klasse, wenn Du denne ein paar Bilder einstellen könntest.

der Thread von Orestes und seine Ergebnisse einer Löskaffeepatina an D2-Stahl von seinem Hudson Bay Camp Knife von Bark River hat mir sehr gut gefallen, ich kenne das ja von meinem Hohenmoorer Yvo aus 1.3505, hier funktioniert diese Patina so gut, das man meinen könnte es wäre eine Beschichtung.

Ursprünglich wollte ich 1.2008 patinieren, das Verzögert sich aber ein wenig, deshalb habe ich mein Herder 1922 aus C75W1/1.1750 vorgezogen und es Orestes gleichgetan.

Die natürliche Patina habe ich mit Edelstahlreiniger (Mikroschleifkörper) entfernt, die Klinge dann entfettet, den vorderen Griffteil gefettet und getapet und dann für 8 Stunden in eine hochkonzentrierte Löskaffeelösung (100gr auf 1,5 Liter Wasser) getaucht. Die erste moccafarbene Schicht habe ich wieder abgerieben, geblieben ist ein helles Grau und dann wieder 4 Stunden ab in das Kaffeebad. Den gleichen Vorgang hab ich noch einmal wiederholt und bin mit dem erzielten Ergebnis absolut zufrieden. Die Klinge hat jetzt einen matten und schön gleichmässigen Grauton, nicht so dunkel wie mein Yvo, ich denke das lässt sich je nach Einwirkzeit, Stahl und Konzentration steuern.

Genug geschwaffelt, hier das Ergebnis im Vergleich zu einer rostträgen Klinge mit feinem Schanzfinish. Der Unterschied ist markant! Vor allem die dunkle Schattierung Rund um den Kropf /Bart und der Kontrast zu dem frisch geölten Zwetschgenholz mit den Messingpins gefällt mir besser als der Originalzustand. Ist natürlich Geschmackssache, keine Frage.

Wie sich die Patina im Gebrauch schlägt und verändert? Fortsetzung folgt......

Neuzustand:

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Nach vielen roten Rüben:

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gezielt patiniert mit Löskaffee:

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Ein paar Eindrücke:

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Wie man sehen kann, tunkt schon das 1922 Office in der Brühe! :D

Gruß, güNef
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich gratuliere Günter,
Dein Ergebniss kann sich sehen lassen:super:, gefällt mir sehr.

Noch eine kurze Frage zur "Kaffeebrühe" - hast Du den Kaffee aufgebrüht oder kalt ( wie die Rache:D ) der Klinge serviert ?

Gruß
Excalibur
 
Servus,

Noch eine kurze Frage zur "Kaffeebrühe" - hast Du den Kaffee aufgebrüht oder kalt ( wie die Rache:D ) der Klinge serviert ?

hehe, ich hab kurz vor dem Siedepunkt aufgebrüht, als würde ich in trinken wollen, weil ich davon ausgehe, das sich der Kaffee besser auflöst als in kaltem Wasser. Muss aber auch nicht stimmen, ich habe nur noch nie kalt aufgelösten Löskaffee getrunken! :D

Gruß, güNef
 
Wirklich sehr schönes Ergebnis güNef. Danke für's Zeigen :super:

Gruß, Gabriel
 
Servus,

im Zuge meiner Herder 1922 Löskaffeepatinabildung hab ich gleich das 1922 Office dem gleichen Prozedere unterworfen. Das Ergebnis passt auch hier zu meiner vollsten Zufriedenheit.

Die Klingen sind jetzt geschützt, dann liegt es nahe gleich die Griffschale mit Leinöl zu tränken, so kommen beide Messer zu einem "Fullservice"

Nur Zeit sollte man sich nehmen, so eine Pflege-und Schönheitskur dauert mehrere Tage. Wenn alles komplett fertig ist, dann zeig ich nochmal das Resultat meiner Bemühungen.

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Der Walnussgriff vom Office war fast 24 Stunden in Leinöl getaucht und hat einen tiefbraunen Farbton angenommen, fast schwarz!

Gruß, güNef
 
Kaffee-Kränzchen mit Leinöl-Wellness! Kochmesser in Wien müßte man sein :steirer:

Hat sich gelohnt ...

Greetz R'n'R
 
Wunderbar gelungen! Dieses dunkle Ätzfinish verleiht dem Herder das gewisse Etwas. Schaut absolut klasse aus :super:
 
Servus,

Wunderbar gelungen! Dieses dunkle Ätzfinish verleiht dem Herder das gewisse Etwas. Schaut absolut klasse aus :super:

vielen Dank! Ja ich bin selbst ganz verzückt wie gut das geworden ist, vor allem wie gleichmässig. Das Leinöl muss noch ein paar Tage durchhärten, dann werde ich die Messer endlich benutzen können, mal sehen wie und ob sich die Patina verändert/hält.

Da ich schon alles vorbereitet habe, kommt heute noch ein K-Sabatier Carbon Klassik in die Tunke. Die Klinge ist meines Wissens aus XC75 Kohlenstoffstahl nach französischer Normung (AFNOR) einem günstigen und für Kochmesser gut geeignetem Stahl, mal sehen wie das wird.

Der XC75 ist ja extrem reaktiv, die Klinge wird stellenweise Schwarz! Hier erhoffe ich mir ein deutlich Besserung!

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Und hier noch einmal die beiden 1922er in voller Pracht und Sonnenlicht!

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Gruß, güNef
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr schöne Ergebnisse aus dem Küchenmesser-Spa in Wien! :super:

Ich bin gespannt, wie sich die französische Kundschaft durch die Zuwendungen entwickelt .....

Das Ergebnis wird ja hoffentlich bis zum Sturm auf die Bastille vorliegen :D

Excellent weekend (oui, j'ai la version prolongée)

Virgil
 
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