ätzen und tauschieren

Schmuckexperte

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Hie Leute, ich stelle mich mal als anderer Fachmann vor. Bin Goldschmiedemeister und Messernarr. Nun will ich mir mal eine Klinge selbst schmieden, soll dann an einer Abwurfstange befestigt werden. Die Form der Klinge ist erst mal nicht so von Bedeutung. Ich will dann aber mit Gold tauschieren. Habe hier noch nichts gefunden. Ist diese Veredelung aus der Mode gekommen? Aber mal zu der technischen Seite der Geschichte. Normalerweise werden die Gruben geschnitten oder gefräst. Sehr mühsam und teuer noch einen Gravierkünstler damit zu beauftragen. Die Gruben sollten 0,5mm tief werden und trapezförmig sein. Das eingeschlagene Metall muss ja drin bleiben, kann man solche Gruben ätzen oder werden die Ränder zu ungenau.
Wie funktioniert eigentlich eure life chat???
Was haletet ihr von meinem Vorhaben?
 
Ich bin kein Gold- und kein Messerschmied, aaaaber...

Tauschierung geht doch mit Schwalbenschwanzpassung, oder? D.h., diese Nuten muss man in die Klinge stechen, das geht nur im ungehärteten Zustand. Dito das Einbringen des Golddrahts. Gehärtet wird aber jenseits der Schmelztemperatur von Gold. Passt irgendwie nicht zuammen...

-Walter
 
richtig, Schwalbenschwanz. Das kann aber doch vor den Härten passieren, man kann doch auch nach dem Härten ätzen und dann den Golddraht einschlagen und dann ie letzte Oberflächenbehandlung arbeiten!
mich interssiert, wie tief ich ohne Schwierigkeiten ätzen kann.

ähmmmm - bei welcher Temperatur wird gehärtet? Gold schmilzt bei 1063
 
Hallo Schmuckexperte,
Das Ätzen sollte meiner Meinung nach kein Problem sein. Die geätzten Vertiefungen müssen dann wahrscheinlich noch nachgearbeitet werden (evtl. ausgefranste Ränder begradigen, evtl. Unterschneidung deutlicher ausarbeiten/fräsen). Das muss natürlich vor dem Härten passieren (sollte das ätzen sich doch als ausreichend herausstellen, geht´s ohne Nachbearbeitung auch nach dem Härten). Nachdem die Gruben für die Tauschierung ausgearbeitet sind, kann die Klinge gehärtet werden, dann folgt die Tauschierung. Mach mal ein paar Proobeätzungen in dem Stahl, aus dem auch die Klinge sein soll - im Idealfall Probestücke im gehärteten und ungehärteten Zustand - und Berichte von deinen Ergebnissen...

Gruß, Sven
 
Gehärtet wird aber jenseits der Schmelztemperatur von Gold. Passt irgendwie nicht zuammen...

Moin.

Naja. Erstens wird ja nicht der Bereich tauschiert, mit dem auch geschnitten wird. Bei ner selektiven Härtung und Sticheln aus HSS sollte da auch nach dem Härten was gehen. Dauert dann halt:D

Man könnte aber auch vor dem Härten die Gruben schneiden, dann den Matsch vom "mit Hamon Härten" draufschmieren damit die Ränder nicht verbrennen und nach dem Härten noch mal nacharbeiten.

Eine Unterschneidung kontrolliert zu ätzen und das mit "scharfen" Rändern stelle ich mir eher schwer bis nicht machbar vor.

Das es irgendwie gehen muss, zeigen die tauschierten Messerchen in jedem Kunstgewerbemuseum.

Gruß
chamenos
 
Das Scharkantige Äzen geht.
Wir haben mal ein Riesen Eindemark Stück aus V2A ätzen lassen, alles war gestochen Scharf und recht tief, so scharf dass man aufpassen musste dass man sich nicht beim darüberfahren schneidet.
Allerdings weis ich nicht welche Firma das gemacht hat oder auf welche art geätzt wurde.
David Boyd macht das Auch viel mit seinen messern.
 
Das mit dem Ätzen funktioniert, wenn man es beherrscht. Da Säuren in geeigneter Konzentration "unter sich" fressen, entsteht eine Vertiefung, die unten breiter ist als oben. Die Haltbarkeit der Tauschierung ist damit gewährleistet. Die Härte des Materials ist auch kein Problem. Es müßte nur jemand so sauber und exakt ätzen können.
Ich möchte aber hier eine andere Technik ins Gespräch bringen- nämlich Kofgari.
Ich will die Vorgehensweise kurz beschreiben, vielleicht macht sich jemand mal die Mühe, es auszuprobieren.
Das Grundmetall wird mit einem sehr scharfen und harten gebogenen Messerchen kreuz und quer sehr eng eingeritzt, so daß viele dünne, sich im Winkel von etwa 90 Grad überschneidende Linien entstehen. Diese Linien bestehen aus den feinen Ritzen und dem aufgeworfenen Grat auf beiden Seiten. In diese angerauhte Oberfläche wird mit einem harten Stahlstift, der vorn rund geschliffen ist-ähnlich einer groben Stricknadel oder einem Kugelschreiber- ein feiner Golddraht eingedrückt, um die Umrisse des Musters festzulegen. Die mit Gold zu belegende Fläche wird dann mit dem feinen Drähtchen ausgefüllt. Dann wird mit einem Polierstein das Gold angedrückt und flächig poliert. Dabei wird auch der Grat umgelegt und das Gold dadurch sehr fest mit dem Untergrund verbunden.
Während der Tagung "Damaszenerstahl " 1993 in Hagen hat ein junger Inder- der Sohn von Gopilal- diese Technik vorgeführt und innerhalb einer Stunde ein Stück Stahl von der Größe einer halben Handfläche mit einem sehr schönen Arabeskenmuster überzogen.
Die Technik kann auch auf geschwärztem Eisen mit Silber ausgeführt werden. Bei Stahl wirkt sie am schönsten, wenn er chemisch oder durch Anlassen tief gebläut ist. Wenn man das Ritzmesserchen, das ja nur für gerade ziehende Schnitte gebraucht wird, hart genug belässt, kann es die meisten Stähle im blau angelassenen Zustand noch ausreichend ritzen.
Ich habe solche Messerchen dem einen oder andern künstlerisch begabten Freund geschenkt und versucht, ihn für diese schöne Technik zu begeistern. Es hat aber noch keiner so richtig angebissen, vermutlich wegen der zeitaufwendigen Arbeit. Da ich zeichnerisch nicht ausreichend begabt bin, lasse ich die Finger davon, glaube aber, daß die Technik für einen künstlerisch begabten Menschen reizvoll sein müßte.
Das Ergebnis ist äußerst haltbar. Ich habe einen so verzierten Schildbuckel aus Radschpuchistan ( die Radschputen mögen mir die Schreibweise verzeihen) gesehen, der nach 400 Jahren noch in vorzüglichem Zustand war.
MfG U. Gerfin
 
klingt sehr interessant, bitte mach mal ein Bild hier rein. Von dieser Technik hab ich noch nichts gehört, ich muss mich schlau machen und denke ich werds ausprobieren.
Bitte Bilder von Arbeiten und von dem Messerchen.

Wie krieg ich hier ein eigens Avatar rein?
 
Jeder, der mal Bilder von Schmuck aus Toledo gesehen hat, kennt auch Koftgari. Toledo ist Partnerstadt von Aachen (wo ich wohne) und ich hatte mehrfach Gelegenheit, auf dem jährlichen Europa-Handwerkermarkt mit den Damasquineros aus der spanischen Stadt der Klingen zu diskutieren. Ergebnis: früher haben sie auch geritzt, wie die Inder. Mittlerweile bereiten sie ihre Stahloberflächen durch Ätzen mit Schwefelsäure vor.

Benutzt wird auf den geätzten Oberflächen übrigens normalerweise 24 ct Goldfaden, aber auch mehrfarbige Motive mit Weißgold, Rotgold, Grüngold, Graugold und Silber habe ich schon gesehen.

Ach ja, noch zum Einlegen von Golddraht in Stahloberflächen. Mir hat mal ein Graveur gesagt, dass die Geschichte mit dem Hinterschneiden totaler Blödsinn sei, weil man das bei so kleinen Gruben gar nicht machen kann. Vielmehr seien die Gruben rechteckig und der Gold-Draht werde eingeschlagen und überhämmert. Dabei biegen sich die Kanten der gruben über das eingeschlagene Material und halten dieses fest. Probiert habe ich das noch nicht, aber es erscheint mir logisch, vor Allem beim Anblick so mancher Schwertknäufe aus dem frühen Mittelalter. Da sind die Einlagen so eng beieinander dass gar kein Platz für Hinterschneidungen bliebe und man die Stege abschneiden würde.

Achim
 
stimmt, bei den kleinen Ornamenten sollte das so halten, bzw. der seitliche Frass beim Ätzen sollte ausreichend sein. Ich werde einfach mal probieren. Zur Not wirds ebend wieder weggeschliffen :haemisch:
 
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