Ätzen von Klebeflächen (Stahl)

chinook

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Gruß @ all,

Bisher habe ich die (Stahl-)oberflächen vor dem Kleben immer mit K40 geschliffen.
Jetzt habe ich gelesen, dass ätzen noch besser sein soll (sandstrahlen wäre angeblich ideal, aber die Möglichkeit zu strahlen hab ich nicht).

Heute habe ich testhalber eine Fläche mit 90%iger Schwefelsäure, die ich mit der gleichen Menge Wasser gemischt habe, für 20 Minuten geätzt.
Das heißt, ich habe die Säure auf die Fläche geträufelt und nach ca. 10 Minuten nochmal nachgetropft.

Danach hab ich alles mit Wasser und Spülmittel abgewaschen.
Rein optisch hat sich an der Fläche nicht viel verändert, soll heißen, sie war etwas weniger glänzend als vorher.
Ich habe keine Erfahrung wie eine optimalgeätzte Fläche ausschauen sollte.
Gehofft hätte ich, dass sie (subjektiv) sehr rau sein sollte (eben so wie geschliffen, oder so ähnlich).
(Trotzdem habe ich Griffmaterialien zum Testen draufgeklebt. Das Ergebnis kenne ich noch nicht, da die Sache erst aushärten muss.)

Hat jemand Erfahrung mit dem Ätzen als Vorbereitung von Klebestellen?

Meine konkreten Fragen sind:

1. Welche Säure/Medium und welche Konzentration ist optimal (für rostfreie und rostende Messerstähle wie: SB1, RWL34, 1.4112, 1.4528, Ck85, 1.2842, 1.3505,.....)

2. Sollte man den Stahl (Messergriff) als ganzes in die Säure stellen, oder reicht das Benetzen
Oberfläche aus?`

3. Wie lange sollte geätzt werden?

4. Soll unmittelbar nach dem Ätzen (bzw. nach dem reinigen) geklebt werden, oder stört es
nicht, wenn einige Tage dazwischen liegen (wegen Oxidbildung zB).

5. Hat vielleicht jemand noch sonstige Tipps zum Ätzen?

Vielen Dank voraus, Gruß chinook
 
1. für rostende Stähle verwende ich eine10%ige Natriumpersulfatlösung. Das funktioniert sehr gut, mit Rostträgen Stählen aber garnicht.

2. Ich stelle die gesamte Klinge in die Lösung

3.Bis eine Veränderung sichtbar ist

4. Is wurst, da sich beim Ätzen bereits eine Oxidschicht bildet

5. Mach die Lösung warm, dann gehts schneller.

Mit freundlichen Grüßen
 
Mit Spülmittel wäre ich vorsichtig, da viele rückfettende Stoffe (zur Hautschonung) enthalten. Besser wäre mMn eine heiße Sodalösung, dann mit dest. Wasser nachspülen, trocknen lassen und nicht mehr auf die potentielle Klebestelle fassen.
 
@nafetshtor

wie soll diese Veränderung der Fläche aussehen?
Bekommt man Natriumpersulfatlösung in einer normalen Drogerie, oder ist das was Spezielleres? Und gibt es da verschiedene Konzentrationen?

@novum,

guter Hinweis, klingt einleuchtend. Danke.
 
Es sollte immer möglichst schnell nach dem Ätzen geklebt werden. Eine mögliche Reaktionsfähigkeit der Oberfläche für eine chemische Bindung mit dem Klebstoff hat sich bereits nach 30 min um 90 % reduziert. Dieses gilt auch für " rostfreie" Stähle ( wegen den sich bildenden Chromoxiden) und sogar für technische Keramiken. Wichtig ist auch eine Neutralisation, da Restsäure wiederum den Kleber angreifen kann.

Besser ist da Strahlen. Hier gilt aber bezüglich der Zeit das Gleiche. Irgendwo im Betrieb sandstrahlen und dann mit nach Hause nehmen bringt nicht die volle Leistung. Lieber dann nochmal frisch mit trockenem, möglichst groben Schleifmittel frisch aufrauhen.

Jeder kann mal einen Benetzungstest machen. Mit Kleber, sieht man aber auch schon z.B. mit Wassertropfen. Nach 30 min neigt der Tropfen wesentlich mehr zur "Tröpfchenbildung" als das er "verläuft"

LG Thomas
 
Hi Thomas,

genau in diese Richtung gingen meine Überlegungen. Beim Strahlen außer Haus vergeht zuviel Zeit.
Daher auch mein Bestreben zu ätzen.

@ painless

zum Thema Ätzen finde ich nicht;

Gruß chinook
 
Ich meinte hauptsächlich diese sehr kompetente Zusammenfassung:

http://www.messerforum.net/showpost.php?p=386636&postcount=32

Wenn du ätzt, musst du auch wissen, was dort passiert. Wird der Stahl, (und welcher Stahl überhaupt, ich denke die verschiedenen Stähle reagieren recht unterschiedlich) nur in seiner Oberfläche vergrößert, oder bildet sich eine Oxydschicht? Wenn du ein Oxyd hast, weißt du nicht, wie dein Kleber darauf reagiert. Haftverbunde ich der Industrie, die auf Haftung an einer Oxydschicht beruhen, brauchen ganz spezielle Abläufe und perfekt aufeinander abgestimmte Materialien inkl. Metallprimern.

Warum willst du das bewährte Konzept "Aufrauhen, Entfeten, Kleben mit 2-k-Klebern" verlassen? Fallen deine Griffschalen immer ab? Dann machst du irgendwas falsch. Oder bist du nur experimentierfreudig oder neugierig? Wahrscheinlich, solange du Pins benutzt, wirst du den Unterschied zwischen Ätzen und Kleben zu Anschleifen und Kleben nicht wahrnehmen, beide Klebungen halten halt.

Das sind so meine Gedanken dazu.

Bewahre das Bewährte, Ändere nur, womit du unzufrieden bist, wenn eine Verbesserung zu erzielen ist.

PP
 
Hi Painless,

grundsätzlich ist auch meine Ansicht die, dass was sich bewährt hat man lassen soll.
Mein Problem ist, dass sich das anschleifen eben nicht bewährt.
Die Griffschalen lösen sich bei Wärmeeinwirkung von < 60°C. Und ich bin fest der Meinung, dass dies nicht normal und vermeidbar ist.
Dass ich was falsch mache ist mir klar, nur leider nicht was.
Jetzt bin ich halt auf der Suche nach Besserem.

Die Zusammenfassung ist mir bekannt, aber eben ohne Details zum Ätzen.

Gruß chinook
 
Mein Problem ist, dass sich das anschleifen eben nicht bewährt.
Vllt. solltest Du ein anderes Schleifpapier zum Anrauhen verwenden und die Stiftbohrungen (falls vorhanden) und sonstige Durchbrüche im Erl (falls vorhanden) auch gründlich bearbeiten.

Zum Schleifpapier:
Nicht jedes Schleifpapier ist so bissig, um die Oberfläche wirklich sauber anzurauhen. Manche Schleifpapiere sind nichtmal bissig genug, die Verzunderung halbwegs zu entfernen. Gute Erfahrung habe ich mit dem grauen Trockenschleifpapier von VSM, 3M und sogar mit der Praktiker-Hausmarke "Faust" gemacht - geht wirklich nur trocken ist dafür aber effektiv.

Zu den Bohrungen/Durchbrüchen:
Dort sammeln sich vom Härten immer irgendwelche Rückstande, die eine Verklebung erschweren *könnten*, ganz feine Öl- oder Schmauchrückstände, die die Verklebung unterwandern - das muss alles weg und die Bereiche sollten mindestens blank sein.

Griffschalen ebenfalls anrauhen und entfetten - egal welches Griffmaterial.
Mischungsverhältnis des Klebers, Mischbehälter und die Verarbeitungstemperaturen ebenfalls kontrollieren.

Gruß Andreas
 
Hi,

auf die Idee das Schleifpapier zu wechseln bin ich noch nicht gekommen. Tatsächlich verwende ich ein ziemlich billiges aus dem Bauhaus.
Ich dachte die Qualitätsunterschiede zwischen billig und teuer beziehen sich nur auf die Standzeit und wenn ich das Papier öfter wechsle reicht das aus.
Aber wenn ich dich richtig verstehe, meinst du, dass das Schleifmittel zu weich sein könnte.
Wäre möglich, jedenfalls weiß ich gar nicht welches Schleifmittel da drauf ist. Es ist knallgelb und fürs Trockenschleifen.
Ich werd mir mal eins von 3M organisieren.

Die Pinbohrungen sollten nicht das Problem sein. Die reinige ich akribisch.

Danke, Gruß chinook
 
Knallgelb ? das klingt wirklich nach dem beinahe billigsten Sandschleifpapier für einfachste Holzbasteleien. Nicht nur der Schleifkörper ist wichtig, sondern auch die Bindung mit/auf dem Papier oder Gewebe, ggf. auch die Beschichtung des Schleifmaterials.

Für Metall mindestens Korund (rotbraune Farben), besser noch SiC (schwarz, dunkelgrau bis dunkelgrün bei Klingspor - blaugrau, dunkelblau bis schwarz bei anderen) - Wobei es auch noch feine Unterschiede zwischen SiC und SiC gibt. Keine Ahnung, ob man Klingspor, VSM oder 3M (meinetwegen auch SIA, evtl. auch noch "Matador") in Österreich im Ladengeschäft bekommt, aber eines dieser Markenpapiere sollte es schon sein.

Gruß Andreas
 
Guten Abend an alle,

ich habe einen Versuch bezüglich Klebung gemacht dessen Ergebnisse ich den Interssierten unter euch nicht vorenthalten will:

Ich habe ein Stück 1.2379 (war gerade verfügbar) mit Schwefelsäure geätzt. Die Säure hatte eine Konzentration von 96% und ich habe auf 200ml Säure ca. 70ml Wasser dazugegeben.
Ursprünglich hatte ich vor, die Mischung zu erwärmen.
Das war aber nicht nötig, da die Reaktionswärme voll ausreichend war. Ich hab die Temperatur zwar nicht gemessen, aber das Glas war mit bloßen Händen nur für ca. 2 Sekunden zu berühren, dann hats geschmerzt. Ich schätze die Temp. so auf ca. 60 bis 70°C.
In diese Mischung habe ich für ca. 3 Minuten das Probestück gelegt.

Danach abgewaschen (und natürlich nicht mehr berührt), mit Fön getrocknet und zwei Stück (beide ca. gleich groß, etwa 20x20mm) G10 draufgeklebt. Und zwar direkt im Anschluss um etwaiger Oxidbildung zuvor zu kommen.
Eines mit JB Weld, das andere mit UHU Schnellfest.
Das Ergebnis war begeisternd!
Das mit UHU verklebte Stück konnte ich mit einer Wasserpumpenzange unter massivem Krafteinsatz herunterreißen.
Der Kleber war ca. Halbe-Halbe am Stahl und am G10. (Bei früheren Klebungen ohne Ätzen war der Kleber stets vollflächig vom Stahl gelöst).

Das Ergebnis mit JB hat mich sogar noch mehr begeilt.
Das G10 konnte ich mit der Zange nicht entfernen. Ich habs mit einem Durchschlag und einem Hammer runtergeschlagen.
Der Kleber war vollflächig sowohl am Stahl als auch am G10.
Ich interpretiere das so, dass die Haftung des Klebers am Stahl wie auch am G10 größer war, als die Festigkeit des Klebers selbst, also die Klebkraft voll ausgenutzt war.

Dazu muss ich noch sagen, dass ich das Stahlstück mit verklebtem G10 vor der Bruchprobe für 15 Minuten in sprudelnd kochendes Wasser gelegt habe.
Nach zwei Tagen habe ich es über Nacht ins Gefrierfach gelegt und am nächsten Tag direkt aus dem Frierer wiederum für 15 Min. ins kochende Wasser gegeben.

Und dann solche Ergebnisse! Ich bin höchst zufrieden.

Bei meiner nächsten Schanzbestellung werde ich ein dickes Stück SB1 mitnehmen um auch rostfreien Stahl zu testen.
Ich hoffe das funzt genauso.
Abzuwarten bleiben aber Langzeitergebnisse. Die habe ich klarerweise noch nicht. Aber ich bin optimistisch.

lg. chinook
 
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