Die Fragen, die hier aufgetreten sind, lassen sich nicht so ganz kurz und einfach beantworten. Teilweise liegt ein verbindliches Wissen gar nicht vor, sodaß reichlich Raum für verbissene Glaubenskriege vorhanden ist.
Aber eine anständige Frage verdient auch eine anständige Antwort und ich will im Folgenden zunächst den halbwegs gesicherten Wissensstand beschreiben und ein paar Gedanken, die nur meine keinesfalls verbindliche Meinung darstellen, anschließen.
Die wohl herrschende Meinung in der Wissenschaft geht von einer Abfolge Kupferzeit- Bronzezeit- Eisenzeit aus und legt den Zeitrahmen mit 5000-4000 BC, 3000- 2000 BC und 1500 BC fest, wobei die Zahlenangaben schwanken und mit neuen Funden in der Regel nach rückwärts korrigiert werden müssen. Zugleich geht man von einer Qualitätssteigerung Kupfer-Bronze-Eisen aus.
Schon gegen diese Einteilung gibt es ernsthafte Bedenken und Gegenmeinungen.
Um Kupfer zu gewinnen, mußte man die Erze reduzieren, also unter hoher Hitze den Sauerstoff entfernen. Ob man die hohe Hitze mit Blasebälgen (zunächst wohl tatsächlich einfache Tierbälge ) oder durch natürlichen Zug in einem kaminähnlichen Ofen erzeugt hat oder beide Techniken kombinierte, weiß man nicht, es ist aber auch für unsere Fragen gleichgültig. Geht man aber davon aus, daß das Prinzip der Temperaturerhöhung durch Luftzufuhr zum Brennstoff bekannt war und zudem bekannt war, daß bestimmte Steine = Erze sich unter diesen Bedingungen veränderten, so kann man mit Sicherheit davon ausgehen, daß die hochintelligenten Menschen der Vorzeit mit diesen Möglichkeiten experimentierten.
Es gehört nicht direkt hierher, zeigt aber den Erfindungsreichtum der frühen Menschen: Es gibt Anhaltspunkte, daß die Menschen der letzten Eiszeit, die in den Kältetundren jagten, als Brennmaterial auf Knochen angewiesen waren und diesen mit Hilfe von Luftkanälen in den Böden der Behausungen Luft zuführten, um sie überhaupt brennbar zu machen (natürlich nicht den Kalk, wohl aber das Fett und andere organische Substanzen),
Es wird deshalb sehr ernsthaft die Meinung vertreten, daß das Eisen nur wenig später als das Kupfer entdeckt worden ist, möglicherweise sogar gleichzeitig, zumal es als Meteoritenmaterial jedenfalls lokal bekannt war.
Daß davon keine Spuren erhalten geblieben sind, ist nicht verwunderlich. Eisen rostet in feuchter Umgebung schneller als man hinschauen kann und es läßt sich umgekehrt vorzüglich recyclen.
Daß die Entdeckung der Eisenherstellung sofort alle anderen Metalle aus dem Werkzeug- und Waffenbereich verdrängt hätte, ist kein ernsthaftes Argument gegen die frühe Eisenentwicklung. Eisen als solches ist beispielsweise der Bronze von den mechanischen Eigenschaften weit unterlegen. Gute Bronze hat die mehrfache Festigkeit von Eisen und rostet nicht !.
Eisen wurde also erst dann interessant, als man verstand, es mit der nötigen Menge Kohlenstoff zu versehen, zu härten und anzulassen.
Was wissen wir nun von frühen Eisenfunden ?- In der Cheopspyramide wurde ein Stück Eisen gefunden, das man für eine Klammer hielt. Da wären wir in einem Zeitraum von knapp 3000 Jahre vor Chr.
In größeren Mengen wurde Eisen von den Hethitern hergestellt und man hat Öfen gefunden, die man als Tiegelöfen für Aufkohlbehandlungen interpretiert hat (ca. 1500 v. Chr)
Homer (ca. 800 v Chr.) kennt Eisen und beschreibt schon den Härtevorgang.
Die Kelten der Latène- Zeit waren geschickte Eisenschmiede und machten schon ihre Wagenräder teilweise aus gezielt zusammengesetzten härteren und weicheren Schichten. Teilweise machten sie auch Murks, wie die Berichte von den sich ständig verbiegenden Schwertern in den Kämpfen gegen die Römer zeigen.
Die Römer -jetzt sind wir etwa an der Zeitenwende- kannten alle wesentlichen Eisentechniken. Plinius beschreibt spanisches, norisches und indisches Eisen, dem er den Vorzug gibt.
Die Schwerter des Nydamfunds- ca 300 n.Chr.- zeigen unterschiedliche Konstruktionen, u. a. auch verschiedene Damasttechniken-Damastkern mit angesetzten Schneiden, Damastauflage auf einem durchgehenden Kern.
Von gemusterten Klingen nach Art des Damasts wird bei den Römern bis zur frühen Kaiserzeit selbst aber nicht berichtet.
Warum wohl ?- Ich denke, es gibt eine einfache und recht plausible Erklärung: Sie waren als praktisch denkende Menschen an der Effizienz und nicht an der Schönheit interessiert und verzichteten deshalb auf die aufwendigere Technik.
Ich will diese Vermutung kurz begründen:
Die ursprünglichen Techniken zur Erzeugung von Eisen ergaben in der Regel nur kleine Mengen Eisen, das zudem mit Schlacke und Löchern durchsetzt war. Um ein vernünftiges Stück zu bekommen, war es erforderlich, es gut durchzuschmieden, um die Schlacke auszupressen und die Löcher zu schließen. Weiter war es erforderlich, auch Eisen aus andern Feuern zuzugeben, um hinreichend große Stücke zu erhalten.
Alles alte Eisen war also notwendig ein Verbundmaterial. Enthielten nun die Stücke, die man verband, unterschiedliche Legierungsbestandteile, so mußte das entstehende Verbundmaterial aus unterschiedlich reagierenden Schichten bestehen und schon der Angriff leichter Säuren-Fruchtsäuren würden genügen- führte zu einem erkennbaren Muster.
Hinzukam, daß bestimmte Eisensorten zuviel Phosphor enthielten und damit rot-und kaltbrüchig waren. Sollte man das mit viel Mühe erzeugte Material deshalb wegwerfen oder besser mit zähem, gesundem Material verbinden? Die Antwort ist klar und gerade phosphorhaltiges Eisen zeichnet im Verbund silberhell. Eisen mit zuviel Kohlenstoff ergab vorzügliche Schneiden, war aber für mechanische Belastungen, wie sie eine Schwertklinge auszuhalten hat, zu spröde. Also kombinierte man sie mit weicherem Material und hatte -bei wenig Schweißungen bei mäßiger Hitze- auch noch ein interessantes Muster.
Sobald man in der Lage war, größere Eisenmengen mit dem erforderlichen C-Gehalt zu erzeugen, wurden die Verbundstähle einheitlicher und das Damastmuster verschwand, es sei denn man hätte es als Zierde bewußt herstellen wollen.
Dr. Stefan Mäder hat eine römische Spatha aufpoliert, sodaß man die Struktur des Stahls sehen kann und ich war von der perfekten Verschweißung sehr beeindruckt. Die Römer konnten also für Waffenzwecke perfekten Stahl herstellen. Da sind wir, was Hieb-Stich- und Schneidwaffen betrifft, bis heute nicht weiter gekommen.
Natürlich konnten sie auch Damast machen und die Nydam-Schwerter, die man überwiegend als römische Importe ansieht, zeigen das deutlich.
Für ihre Legionen brauchten sie das nicht und auch bei den Nydamschwertern finden sich welche, bei denen auf einen harten Kern einfach weichere und zähere Seitenlagen aus C-ärmerem Stahl aufgelegt sind.
Jean Tritz hat das wie folgt kommentiert: "Das waren die Klingen für die besten Krieger und die mit dem Damastkern waren so etwas, wie der Ferrari für den größten Zuhälter ".
Es spricht also nichts dagegen, daß ein tüchtiger Schmied aus dem alamannischen Raum Damastklingen herstellen konnte. Wenn man eine Technik beherrscht, spielt man auch gerne mit ihr.
Wenn man Damast als Verbundstahl mit Muster versteht, ist er sicher fast so alt wie die Eisentechnik selbst. Er ist eine Möglichkeit, die Mängel problematischer Stahlsorten unschädlich zu machen, unterscheidet sich aber in der Qualität von den übrigen Verbundstählen nicht grundsätzlich.
Das soll nicht heißen, daß man mit dieser schönen Technik nicht hoch- und höchstwertige Klingen machen kann. Gerade mit den heutigen vorzüglichen Stahlqualitäten lassen sich auch Damaste höchster Qualität erzeugen.
MfG U. Gerfin