Allgemeines über Fallmesser

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yataghan

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Hallo Leute,

ich bin nie in den Besitz eines Fallsmessers gekommen und kenne dieses Messer und seine Geschichte von den Foren und Bildern.
Ein paar Dinge über dieses Messer würden mich sehr interessieren:


1. Das Prinzip ist sehr einfach und effektiv: Gravitation! Es gibt weder Feder noch irgendwelche komplizierte Mechanismen, die mit der Zeit kaputt gehen könnten. Das einfache Prinzip lässt viel Raum für Kreativität, was das Design des Griffs oder die Klinge angeht.
Hier einige schöne Bilder mit hoher Auflösung (dieses Forum würde ich allen empfehlen, die noch nicht kennen – die Bilder sind verdammt gut, es ist unglaublich, was die Kerle so alles herstellen [dürfen]!):

http://www.talkblade.info/viewtopic.php?t=5448

Trotzdem scheint dieses Messer zu Unrecht sehr vernachlässig zu sein! Die vorhandenen Modelle sind meist lediglich die Reproduktionen der alten militärischen Modelle, die im Zweiten Weltkrieg oder schon vorher zum Einsatz kamen.
Warum ist das so? Kann jemand dazu sachliche fundierte Infos geben? Hat das Modell irgendwelche Nachteile, die ich nicht kenne und es unbeliebt macht?


2. Die militärischen Fallmessermodelle in den Bildern sehen irgendwie sehr „träge“ und einbisschen „historisch“ aus. Kann jemand, der so ein Messer benutzt hat, uns etwas beschrieben, wie seine Handhabung, Qualität, Stabilität etc. ist?



Gruß
yataghan
 
Zuletzt bearbeitet:
yataghan schrieb:
...
Die vorhandenen Modelle sind meist lediglich die Reproduktionen der alten militärischen Modelle, die im Zweiten Weltkrieg oder schon vorher zum Einsatz kamen.
Warum ist das so?

1. Das Prinzip ist sehr einfach und effektiv: Gravitation! Es gibt weder Feder noch irgendwelche komplizierte Mechanismen, die mit der Zeit kaputt gehen könnten. Das einfache Prinzip lässt viel Raum für Kreativität, was das Design des Griffs oder die Klinge angeht.

Die beiden Absätze habe ich in der Reihenfolge getauscht, und schon hast Du Dir die Frage selbst beantwortet ;)
Allerdings lässt gerade dieses Prinzip eben nicht sehr viel Raum. Wenn Du die Bilder mal vergleichst, wird Dir ein Detail auffallen:

Der Haken/die Nase an der Klingenspitze, und die gerade Klingenform - das wird nicht ohne Grund so gewesen sein, wenn man den rein militärischen Urzweck "Rettungsmesser" für Flugzeugbesatzungen bedenkt.
Dieser Verschluß, den man dort als "Trapdoor" bezeichnet, kam erst in den 1950er Jahren bei der BW dazu, ursprünglich original waren diese Fallmesser ohne Verschlußkappe.
War u.A. als Schutzdeckel gedacht, damit kein Dreck den Klingenspalt zusetzt.

Gruß Andreas
 
Daß Fallmesser so ein armseliges Schattendasein führen könnte daran liegen daß sie (in Deutschland) bis auf ganz wenige Ausnahmen verboten sind. :mad: Wo kommst Du denn her? Ich hoffe für Dich das es Östereich ist.
Die Funktionsweise ist an sich nicht schlecht, ABER: Um ein wirklich zuverlässiges (muss auch mal Staub fressen können) Fallmesser zu bauen muss man ein relativ (!) deutliches Klingenspiel in alle Richtungen in Kauf nehmen..... mit nem Einhandfolder hast Du das Problem nicht so... und auch ein Springer "verstopft" nicht so schnell!
 
Hallo skinner08,

wenn Du den ersten Satz meines Beitrags aufmerksam liest, würde Dir sicher nicht entgehen, dass ich über etwas schreibe, das ich nicht besitze! Und deshalb auch meine Fragen, sonst hätte in irgendeinen Military-Laden gehen und mich erkundigen können....
Ich bin mir also der Gesetzeslage in Deutschland bewußt und besitze den Gegenstand, über den wir uns austauschen, sicher nicht!

1. Mich würde aber interessieren, was Du mit "bis auf einige Modelle" meinst? Meines Wissens sind alle Modelle, die mit "Schleuderkraft herausschnellen" verboten.

2. Und noch eine blöde Frage will ich mir erlauben: Ein seitwärts zu öffnende 'Fallmesser' ist durchaus vorstellbar. Kennst jemand so was?

Gruß
 
yataghan schrieb:
1. Mich würde aber interessieren, was Du mit "bis auf einige Modelle" meinst? Meines Wissens sind alle Modelle, die mit "Schleuderkraft herausschnellen" verboten.


Rettungsmesser von Eickhorn sind z.B. erlaubt.

In deinem ersten Satz hab ich wohl 3 Buchstaben übersehen. Alles klar, tschuldigung.

stay rude
braces
 
nein wenn es als werkzeug dient dann nicht...zb das eickhorn rettungs tool...
 
Kay schrieb:
nein wenn es als werkzeug dient dann nicht...zb das eickhorn rettungs tool...

nein, nicht z.B.

Generell sind Fallmesser verboten, unanhängig von ihrer Intention (bzw. der des Designers).

Es gibt einen BKA-Bescheid, der per Ausnahmegenehmigung eine bestimmte Art von Rettungsmesser in Fallmesserbauart genehmigt.

Allerdings ist Bestandteil dieser Genehmigung eine sehr präzise Eingrenzung der Kontruktionsmerkmale, daß es sich fast wie eine Produktbeschreibung des Eickhorn liest.

Es ist also keineswegs der Fall, daß man sich mit dem Begriff "Rettungsmesser" hier aus der Affäre ziehen könnte, selbst wenn es sich (z.B. per gerundeter Spitze) eindeutig als solches klassifizieren ließe.

Und meine persönliche Meinung:

Eine Faszination geht für mich davon nicht aus.
Ein Sammlerinteresse könnte ich noch nachvollziehen, aber rein mechanisch und bedientechnisch haben die Dinger für mich absolut keinen Reiz, anders als z.B. ein OTF.
 
Zuletzt bearbeitet:
Grüße!

Da du ja etwas über das BW Fallmesser wissen wolltest:
Ich hatte es damals dienstlich geliefert bekommen.
Bis auf den, im Vergleich zur Klingenlänge, relativ großen und schweren Griff, fand ich das Messer gut.
Man konnte beim Arbeiten zwar ein deutliches Klingenspiel feststellen, aber die Verriegelung war ja bombenfest.
Die Klingenform ist sehr praktisch gewesen. Die Qualität des Klingenstahls kann ich nicht richtig beurteilen, aber bei stetiger Mißhandlung gab es keine Ausbrüche und die Schärfe war akzeptabel. Nachgeschärft habe ich eine der Klingen vor einem paar Jahren bei meinem Bruder, im Standort. Das ging recht flott, und Rasierschärfe war erreicht.
Das Öffnen und Schließen war bei dem Modell (wie bei allen Fallmessern sicherlich) sehr sicher, da man ja nirgendwo seine Finger dazwischenhaben konnte.
Einen gewissen Spaßfaktor hatte das Messer auch.
Wären diese Messer nicht verboten, gäbe es sicher auch interessantere Modelle, da wie einleitend schon gesagt, der Griff zu groß ist.

Martin
 
Zuletzt bearbeitet:
@yathagan


....und wenn ich was überlesen hab (sorry) ist das noch kein Grund so unfreundlich zu sein..... :haemisch:

alles andere scheint ja von freundlichen Mitforumiten geklärt zu sein
 
Fallmesser

@ yataghan:

Die Aussage "Es gibt weder Feder noch irgendwelche komplizierte Mechanismen, die mit der Zeit kaputt gehen könnten." ist schlicht FALSCH. Fallmesser haben einen Auslöser als Druckknopf oder Hebel, dieser Auslöser wird mittels Federspannung unter Druck gehalten und er ist durchaus anfällig für Schäden. Teilweise besitzen Fallmesser sogar MEHRERE Federn.
Nicht ohne Grund sind Fallmesser in vielen Messersammlungen DEFEKT.

Auch die Staubschutzkappe (trap door) ist als bewegliches Teil nicht gegen mechanische Schäden gefeit und häufig schadhaft oder von Benutzern entfernt worden - ... warum nur?

Der Hinweis mi dem Link "... es ist unglaublich, was die Kerle so alles herstellen [dürfen]!):"

http://www.talkblade.info/viewtopic.php?t=5448

ist (leider) nicht zutreffend. Die Abbildungen zeigen nur zum Teil Fallmesser, ein Großteil der abgebildeten Messer sind KEINE Fallmesser sondern Springmesser (OTF) - und alle werden ausnahmslos NICHT mehr hergestellt.

Auch die Aussage "Die vorhandenen Modelle sind meist lediglich die Reproduktionen der alten militärischen Modelle" ist eindeutig FALSCH.
Keines der in dem Link abgebildeten Messer ist eine "Reproduktion" eins "alten militärischen Modells", stattdessen weisen ALLE abgebildeten Messer ausnahmslos andere technische Merkmale auf.

Die Frage "Hat das Modell irgendwelche Nachteile, die ich nicht kenne und es unbeliebt macht?" ist natürlich schwierig zu beantworten, denn es fehlen offensichtlich (mangels Vorliegen eines Vergleichobjekts?) Hinweise auf "bekannte Nachteile".
"Ausgegrenzt" wird das Messer in Deutschland bekanntermaßen durch das Waffengesetz, und auch in diversen anderen Ländern ist dieser Messertyp ILLEGAL. Alleine dieser Sachverhalt reduziert die Möglichkeit und das Interesse von Herstellern, sich mit Fallmessern zu beschäftigen.
In einem bereits einige Jahre zurückliegenden Messertest des "AES Rettungs-Fallmessers" wurde aber z.B. bemängelt: Klinge öffnet nur durch weiträumige Schleuderbewegung oder bei senkrechter Position und verkantet häufig im Öffnungsvorgang, so dass die Klinge nur teilweise aus dem Griff hervorschaut.

Der Aussage "Die militärischen Fallmessermodelle in den Bildern sehen irgendwie sehr „träge“ und ein bisschen „historisch“ aus." kann ich NICHT zustimmen. Der Link zeigt überhaupt kein einziges militärisches Modell.

Die Frage "Kann jemand, der so ein Messer benutzt hat, uns etwas beschrieben, wie seine Handhabung, Qualität, Stabilität etc. ist?" ist so allgemein kaum zu beantworten. Die in dem Link abgebildeten Messer weisen teilweise ganz unterschiedliche Konstruktionmerkmale auf und unterscheiden sich nicht zuletzt durch Größe und verwendetes Material.

cut
 
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Noch ein Nachtrag zum Thema Fallmesser.

Es gibt ein sehr einfaches und quasi unfehlbares Design aus den 50-60er Jahren. Das Messer wurde von Hörster (D) hergestellt und in den USA unter dem Markennamen "Horstator" vertrieben. Angeblich handelte es sich ursprünglich um einen Fallmesser-Prototypen für US-Amerikanische Luftlandetruppen. Das Messer wurde allerdings nie offiziell eingeführt und nur in sehr geringer Stückzahl (<100-200 Stück) auf dem zivilen Markt vertrieben. Es unterscheidet sich von den üblichen militärischen Fallmessern durch seine Einfachheit und die wenigen Bestandteile: 6 Stück (Griffstück aus Phenolharz oder Bakelit, Klinge mit fest angearbeitetem Führungsbolzen, Drücker(Riegel), Riegel(spiral)feder, Sperring, Sperringschraube.)

Interessanterweise ist genau dieses sehr seltene Messer auf der US-Messerseite zu sehen, deren Link hier im ersten Beitrag gepostet wurde (Horstator).;)
 
HORSTATOR Fallmesser

@ Fenris Wolf

Der ergänzende Beitrag zum HORSTATOR Fallmesser erinnert mich, dass über dieses Messer auch bereits kurz im MesserMagazin berichtet wurde.
Ohne Zweifel ist dieses Modell "sehr einfach", insbesondere das aus nur einem Stück gefertigte Griffstück war in den 50er Jahren sicherlich einmalig. Diese Einfachheit erforderte jedoch offenbar eine komplizierte Montage mit der Folge, dass die Funktionsfähigkeit sowohl beim Öffnen als auch beim Schließen der Klinge große Probleme bereitete.
"quasi unfehlbares Design" ... ich empfinde das Messer als sehr klobig und häßlich, aber über diese subjektive Einschätzung läßt sich natürlich streiten.
Ein "Prototyp für US-Amerikanische Luftlandetruppen" war das Messer wohl kaum, denn in den USA gab es zur damaligen Zeit bereits für die Luftlandetruppen ein spezielles Messer, das von mehreren amerikanischen Messerherstellern gefertigt wurde. Naheliegend ist jedoch wohl, dass es für die 1956 aufgestellte Bundeswehr entwickelt wurde ( und dort bekannterweise NICHT eingeführt wurde!).
Die Aussage, dass dieses Messer "nur in sehr geringer Stückzahl (<100-200 Stück) auf dem zivilen Markt vertrieben" wurde ist interessant. Woher stammt diese Aussage?

Grüße

cut
 
AW: HORSTATOR Fallmesser

@ Fenris Wolf

Der ergänzende Beitrag zum HORSTATOR Fallmesser erinnert mich, dass über dieses Messer auch bereits kurz im MesserMagazin berichtet wurde.
Ohne Zweifel ist dieses Modell "sehr einfach", insbesondere das aus nur einem Stück gefertigte Griffstück war in den 50er Jahren sicherlich einmalig. Diese Einfachheit erforderte jedoch offenbar eine komplizierte Montage mit der Folge, dass die Funktionsfähigkeit sowohl beim Öffnen als auch beim Schließen der Klinge große Probleme bereitete.
"quasi unfehlbares Design" ... ich empfinde das Messer als sehr klobig und häßlich, aber über diese subjektive Einschätzung läßt sich natürlich streiten.
Ein "Prototyp für US-Amerikanische Luftlandetruppen" war das Messer wohl kaum, denn in den USA gab es zur damaligen Zeit bereits für die Luftlandetruppen ein spezielles Messer, das von mehreren amerikanischen Messerherstellern gefertigt wurde. Naheliegend ist jedoch wohl, dass es für die 1956 aufgestellte Bundeswehr entwickelt wurde ( und dort bekannterweise NICHT eingeführt wurde!).
Die Aussage, dass dieses Messer "nur in sehr geringer Stückzahl (<100-200 Stück) auf dem zivilen Markt vertrieben" wurde ist interessant. Woher stammt diese Aussage?

Grüße

cut

Hallo Cut,
mit "unfehlbar" ist nicht der ästhetische Aspekt sondern die geniale Einfachheit der Konstruktion gemeint. Tatsächlich ist die Montage/Demontage innerhalb weniger Sekunden zu vollziehen: Lösen der Messingschraube am Griffende, herausziehen des Sperringes und schon gleitet die Klinge aus ihrer Führung heraus. Montage erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Klinge und Führungsbolzen gleiten auch sauber im Griffkörper und werden durch den massiven u-förmigen Drücker richtig verriegelt. Die Handhabung ist noch einfacher als bei dem klassischen deutschen WK-2/Bundeswehr Fallmesser (Drücken-loslassen), das Gewicht bedeutend geringer.

Das die Bundeswehr keine Veranlassung sah von dem bewährten Design des WK-2 Fallmessers abstand zu nehmen liegt doch quasi auf der Hand: es ist sehr robust, kann zur Not auch Hebeln und hat ein überaus wichtiges Zusatzwerkzeug: den Dorn. Das Horstator ist natürlich für sehr rüden Gebrauch nicht unbedingt geeignet...das war dann wohl aus das KO-Kriterium.

Hinsichtlich der Seltenheit des Horstators noch folgendes:
ich hatte bislang ausschliesslich die Möglichkeit in USA und UK ein ganz knappes dutzend Modelle zu begutachten. Das war aber ausreichend um festzustellen, daß es zumindest 2 Varianten gibt die sich durch eine top/bottom Verriegelung und abweichende Klingenbeschriftungen unterscheiden. Laut Aussagen mehrerer (US/UK-)Sammler handelte es sich ursprünglich um einen Prototypen für eine Ausschreibung der US-Army. Auch soll der zivile Vertrieb dann sehr bald eingestellt worden sein. Belegen oder widerrufen können das höchstens die Archivdokumente der Firma Hörster. Fakt ist aber, daß diese Messer kaum aufzufinden sind.

Gruß
FW
 
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