Altes Mercator - kennt sich jemand aus?

Alp-Man

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Toll ist es manchmal schon, wenn Familie und Freunde wissen, wie es um meine Affinität zur Schneidware bestellt ist. Da kommt es neben „meine Messer sind schon wieder stumpf“ auch mal dazu, daß die Hand in der Jackentasche verschwindet und mit einem „taugt das was? Kannste haben“ wieder heraus gezogen wird.

Heute war so ein Tag. Vaddern hatte aufgeräumt und in einer Kiste mit seines Vadderns Krempel ein altes Messer gefunden:

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„Das taugt!“ war meine Antwort und „Danke - ein Mercator wollte ich schon immer haben!“

Die Federn sind erstaunlich stramm, der Verschluss greift aber nicht mehr zu 100% sicher. Die Klinge ist noch ganz ordentlich und wackelt auch nicht. Der Dosenöffner muss einmal nachbearbeitet worden sein - man sieht, daß er nicht mehr in seine Rille im Griff zu liegen kommt und er hat sichtbare Biegemarken.

Was mich stutzig macht, ist, daß ich keinerlei Herstellerstempel oder andere Markierungen finden kann.

Weiß jemand mehr?
 
Das ist das große Mercator Multi, das bis in die 1960er Jahre produziert wurde. 2012 hat man es wieder neu aufgelegt. Für genauere Angaben könntest du dich an Fa. Otter wenden.
Deines zeigt Spuren einer Lackierung (das heutige ist brüniert). Ich hatte mal ein altes, das ebenfalls Reste einer Lackierung zeigte, und das war nachweislich über 100 Jahre alt.
 
Moin,

sehr schönes Stück ist das, sogar die "Multitool-Version".

Meines Wissens nach wurde das Mercator ausschließlich von der Firma Heinrich Kaufmann & Söhne hergestellt. Auf den normalen Mercator Messern war als Markenzeichen die schwarze Katze und die Bezeichung K55K auf der schwarzen Beschichtung des Griffs eingeprägt/gestempelt. Auf der Klinge selber dann nur der Stempel "Mercator".
Ich weiß nicht, ob die Multis auch gestempelt waren, mit der schwarzen Beschichtung ist dann auch der Stempel abgerieben worden.

Gruß,

Nick
 
Mein erwähntes altes Modell hatte auch keinerlei Beschriftungen auf Klinge oder Griff.
Ich habe es nicht mehr, ein Bekannter hat es aus meinem "Museum" übernommen und sich bei Otter eine neue Klinge einsetzen lassen.
Hier das aktuelle zum Vergleich. (das Futteral habe ich aus der Lasche eines Original-BW-abgetragenen Springerstiefels gemacht und die vorhandenen Löcher zum Nähen benutzt. ;))
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@porcupine vielen Dank für die Information! Ich werde es sanft entschmutzen, ölen und schärfen - dann darf es mich vielleicht auch mal begleiten. Die Scheide aus dem Knobelbecher ist ja klasse - ich habe irgendwo noch ein Stückchen Schaft eines schweizer Dragonerstiefels… der könnte passen.

@[Nick] daß die Bezeichnung Teil der Lackierung gewesen sein könnte - daran hatte ich noch garnicht gedacht… ich nehme es am Wochenende nochmal genau unter die Lupe. Vielen Dank!
 
Moin,

ist ja nicht so, dass wir im Forum keine Fachleute hätten. :steirer:

Frage zu Heinrich Kaufmann Mercator K55K

Hier steht einiges zu den Beschriftungen, demnach wurde die Prägung mit Katze erst ab 1954 als Marke eingetragen und genutzt, Je nach Alter des Messers war also keine weitere Markierung vorhanden, und da Kaufmann&Söhne auch damit warb, einziger Hersteller des Mercators zu sein, auch nicht notwendig. Je nach Alter Deines Opas könnte das Messer also vor 1954 hergestellt worden sein.

Dennoch gab es wohl auch andere Hersteller, ob diese nun kopiert haben oder nach Auslauf eines Patents das Messer bauten vermag ich nicht einzuschätzen. Hier ein Mercator aus anderer Herstellung:

Mercator Multi Messer , 3 Versionen

Was die Messer von K&S allerdings haben sollten ist die Prägung auf der Oberseite des Griffkastens, wie es auch bei Porcupine der Fall ist. Ist da bei Deinem Messer etwas zu sehen @Alp-Man ?

Gruß,

Nick
 
Frage zu Heinrich Kaufmann Mercator K55K

Hier steht einiges zu den Beschriftungen, ...

Dennoch gab es wohl auch andere Hersteller, ob diese nun kopiert haben oder nach Auslauf eines Patents das Messer bauten vermag ich nicht einzuschätzen. ...

Gruß,

Nick

Mir ist nicht bekannt, ob oder welche Schutzrechte es für diese Art von Taschenmesser gegeben hat und von wem sie ggf. beantragt oder wem sie gewährt worden sind. Die Tatsache, dass sowohl „alte“ als auch „Mercator“-Messer der aktuellen Fertigung mit einer „D.R.G.M.“-Markierung versehen wurden bzw. werden, deutet für mich darauf hin, dass irgendwann Schutzrechte erteilt wurden.

Diese Werbung der Firma Heinrich Kaufmann & Söhne aus dem Jahr 1922 informiert mit dem Hinweis „Wir sind die Allein-Hersteller der Mercatormesser“.

MercatorM 1922.jpg


Das auf dieser Werbung abgebildetes mehrteiliges „Mercatormesser“ ist auf der Klinge markiert mit „MERCATOR“ und der Griffkasten ist auf dem Rücken geprägt mit „MERCATOR D.R.G.M.“.

Gebrauchsmuster (D.R.G.M.) gewährten dem Rechteinhaber eine Schutzdauer von 3 Jahren, eine Verlängerung auf maximal 10 Jahre war möglich.

Das Deutsche Patent- & Markenamt (DPMA) benennt für die Wortmarke „Mercator“ als Anmeldetag den 06.09.1902 als Tag der Eintragung im Register den 24.04.1903.

Naheliegend ist, dass die Firma Kaufmann die Wortmarke „Mercator“ einzig für diesen Messertyp hat schützen lassen: diverse andere Marken der Firma Kaufmann benennt z.B. auch eine weitere Kaufmann Werbung sowie Anthony Carter in einer umfassenden Kaufmann-Darstellung im Buch „German Knife and Sword Makers“. Demnach erscheint mir die Einführung des „D.R.G.M.“-geschützten „Mercator“-Kasten-Taschenmessers im Jahr 1902 als realistisch.

Aus dem Lagerbuch eines renommierten Solinger Handelshauses
Linder C. W. Sohn, Hugo KastenM.jpg

und aus diversen (anderen) Hersteller-Katalogen aus der Nachkriegszeit des Ersten Weltkrieges sowie von Werbe-Anzeigen Solinger Hersteller aus derselben Zeit kenne ich mehrere „Kastenmesser“ im "Mercator-Stil", die offenbar nicht von Kaufmann gefertigt worden sind. Dieser Zeitrahmen ist offenbar kein Zufall: die Schutzrechte von maximal 10 Jahren wären bei einer Einführung des Mercator-Messers abgelaufen gewesen, jeder Wettbewerber von Kaufmann hätte diesen Messertyp in Kopie oder beliebiger Abwandlung herstellen und vertreiben dürfen.

Ich interpretiere die Kaufmann-Aussage aus 1922 mit dem Versuch, das Original dieses Kastenmessers bei Kaufmann zu verorten, um der wachsenden Konkurrenz durch andere Wettbewerber entgegenzutreten.

Grüße
cut
 
... Je nach Alter des Messers war also keine weitere Markierung vorhanden,

... Was die Messer von K&S allerdings haben sollten ist die Prägung auf der Oberseite des Griffkastens, ...

Gruß,

Nick

Vielen Dank für den hilfreichen Link zu den unterschiedlichen Markierungen an Mercator-Messern.
Ich bin immer wieder überrascht, weche Abweichungn es gibt, so z.B. auch an diesem einklingigem "großen" (Grifflänge 11cm) Exemplar:

1 - auf den ersten Blick ganz normal, Klingenansatz Vorderseite "MERCATOR"


2 - Klingenrückseite "GERMANY" und "Solingen"


3 - Griffrücken: MERCATOR-GERMANY


Lässt sich das Messer eventuell über die ungewöhnliche "Solingen" Markierung zeitlich einordnen?

Freue mich auf Hinweise!
twins
 
vielen Dank gunt und auch cut!

Ob es diesen Schriftzug ab 1974 oder erst ab 1978 gab, ist für mich nicht so sehr von Bedeutung.

Ungeklärt bleibt bei dem von mir in post # 9 vorgestellten Messer ja auch, welcher Solinger Hersteller dieses Exemplar gefertigt hat.
Heinrich Kaufmann 'Indiawerk' hat die Geschäftstätigkeit offenbar irgendwann in den 1990er Jahren eingestellt,
die Marke 'Mercator' wurde dann wohl von der Firma Rainer Morsbach übernommen bis sie später an die heutige Firma OTTER Messer überging.
 
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