Altes VICTORIA-Bauernmesser

:giggle:

Ich hab' hier noch ein ganz interessantes Teil von "Jos. Heller" rumzuliegen, das ich auch Richtung Tuttlingen einordnen würde - es könnte aber auch aus der Schweiz stammen. Sechsteilig, Hirschhorn, mit der Besonderheit, daß die "Ahle" wie ein/als Bohrer ausgeformt ist. Fotos - da muß ich noch um etwas Geduld bitten, die Kamer ist noch in (irgend) einem Umzugskarton, und ich habe keine rechte Lust, die Bilder mit dem Handy zu machen ...
Musste erst selber lange überlegt wie ich zu dieser Aussage komm, aber ich meine, vor ca zwei bis drei Jahren waren mal drei Messer , sehr ähnlich wie die auf deinem Bild, von PH. Müller online, beim Marktführer zu ersteigern und da stand, meine ich, in der Beschreibung das die Messer aus Albstadt -Ebingen stammen.
Ja, ich habe auch schon viel herumgesucht, aber nichts zu "PH. MÜLLER" gefunden. Ebingen fände ich noch besser als Elsaß, auch wenn da eher der Wunsch der Vater des Gedankens ist ...
 
.....leider war aber gerade kein Geschichtsprofessor o.ä. zur Hand. Hab mir interessiert das Haus und die Ausstellung angeschaut und der guten Frau Museumsleiterin
Ich war dieser Tage in Tuttlingen.
Den "Professor" wird es nicht mehr geben, die Museumsleiterin vmtl vorübergehend auch nicht mehr, denn das Museum ist "vorübergehend geschlossen".

...Tuttlinger Heimatblätter von 1936 bis 2023 gewühlt. Hab einige sehr interessante Artikel und Texte gefunden. Werde das ganze (12 Seiten) mal kommende Woche zusammenfassen und dann berichten.

Ist ja schon lange her..... Gibt es da von dir neue Erkenntnisse?

Gruß
Abu
 
@ToGrias war so nett und hat mir die Unterlagen zugeschickt und ein bisserl Arbeit verschafft. Ein paar Extrakte und Erkenntnisse daraus. Zunächst: Trotz vieler Seiten beziehen sich viele immer wieder auf nur eine Publikation, vmtl. 30er Jahre. So bleiben auch die Vielzahl von Namen leider weiter im Dunkeln.

Grober Abriss:
Um 1790 begann das Messerschmiedehandwerk intensiver, ab ca. 1860-70 nahm die reine Messerherstellung bereits wieder ab. Grund war die zunehmend Konkurrenz industrieller bzw. Serienfertigung aus Solingen. Gleichzeitig begann in Tuttlingen der Um- und Aufstieg in die medizinischen Instrumente, für die die Meister und Handwerker bestens geeignet waren.

Ende 18. Jhdt. Gründung der Innung:
IMG_20240420_115825173~2.jpeg


1838 gab es 66 Messerschmiedemeister, 1879 deren 177


19. JAHRHUNDERT
Als Gründer der Tuttlinger Messerfabrikation wird Johann Jakob Storz angesehen. Ausgebildet auf Wanderschaft in verschiedenen frz. Werkstätten. Verstarb früh 1803.

Betriebsübergang an seinen Sohn Johann Georg Storz, bis dahin seit „vier Jahren in einer der berühmtesten Werkstätten von Paris arbeitend“. Volksmund „Pariser Storz“.

Es gibt einen weiteren: Christ. Friedrich Storz, ebenfalls Sohn von Joh. Jak.. CF betrieb eine größere Manufaktur.
(Von einem 3. Sohn, ebenfalls im gleichen Handwerk, ist nichts weiter bekannt.)

Als Hersteller feiner Schneidwaren sind aus dieser Zeit genannt:
Gebr. Storz
Meister Kremm
Meister Holz (größere Manufaktur)
Meister Wezel
Meister Baisch

Merkwürdigerweise ist der einzige in anderen Dokumenten benannte königliche württembergische Hofmesserschmied MANZ hier nicht dabei. Er ist auch derjenige, der wohl zuerst mit medizinischen Instrumenten begonnen hat.

Weitere Namen:
Karl Stüber, Manufaktur (Zeitraum ?)

Messerschmiedemeister Gottlob Habelshofer, erwähnenswert, weil bei ihm jener Karl Dominik Elsener 1879-1880 tätig war, später berühmter Gründer von Victorinox.

Auf Gottfried Jetter, später AESCULAP, wird nicht eingegangen. Seit 1867 begann er ebenfalls mit med. Instrumenten.


20. JAHRHUNDERT
Der Tuttlinger Messerschmied Karl Bacher arbeitete einige Jahre bei Elsner in CH, bei Beginn 1. WK kehrte er zurück, meldete sich als Freiwilliger und fiel bald darauf. (Der Name Bacher fällt ja auch immer wieder, ob es da Nachfolger gab, unbekannt.)

Ein junger Mann namens Veihelmann (Karl?) arbeitete nach dem 2. WK in einer Messerfabrik in Winterthur.

1980 sind noch drei Namen und Hersteller präsent, die bei der Einrichtung des Museums mitwirkten:
Albert Enslin
Ernst Held
Karl Veihelmann (Zeichen: KVT)

Genug der Namen. Es gibt noch Informationen zu Materialien, deren Bearbeitung etc. Die kann ich gelegentlich bei anderen Themen mit einpflegen, z.B. Schildpatt.


Abu

Ps:
Und wenn wir schon dran sind: Hat schon mal jemand ein (P.) Lang- Messer wie mein kleines hier mit den Perlmuttschalen gesehen??

Interessant finde ich, dass feine Messer mit Perlmutt ausdrücklich mal als „Damenmesser“ benannt werden.
 
Ich hab' hier noch ein ganz interessantes Teil von "Jos. Heller" rumzuliegen, das ich auch Richtung Tuttlingen einordnen würde - es könnte aber auch aus der Schweiz stammen. Sechsteilig, Hirschhorn, mit der Besonderheit, daß die "Ahle" wie ein/als Bohrer ausgeformt ist. Fotos - da muß ich noch um etwas Geduld bitten, die Kamer ist noch in (irgend) einem Umzugskarton, und ich habe keine rechte Lust, die Bilder mit dem Handy zu machen ...
Lang hat's gedauert, und das Messer hat mich inzwischen auch schon wieder verlassen, aber die Fotos habe ich noch:

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Ein schönes und interessantes Bauernmesser.
 
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