Anlassversprödung

Stahlfriseur

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Hallo zusammen,

tritt die Anlassvesprödung(nicht Blausprödigkeit) auch dann noch auf, wenn man vorher höher angelassen hat.
Beispiel:
Man lässt einen Klingenrohling im Sekundärhärtemaximum an, also z.B. bei 550°C, schreckt ihn danach ab um eben genannte Versprödung zu vermeiden(auch wenn diese Temperatur schon hoch genug ist um nicht mehr im Kernbereich der Temperatur der Anlasssprödigkeit zu sein) und schickt ihn dann zum PVD-Beschichten, wo er auf ca. 450° erhitzt wird.
Hier kann man nach dem Vorgang nicht mehr abschrecken(oder macht das die Beschichtungsfirma??).
Wird der Stahl dadurch spröde, oder schadet ihm die Hitze beim Beschichten nicht mehr, da er vorher bereits höher angelassen wurde?

Schon mal vielen Dank für die Antworten.

Beste Grüße, Martin
 
Die Anlaßsprödigkeit tritt in einem Temperaturbereich von ca 350-530 Grad auf. Besonders belastet sind Chrom-Nickel- und Manganstähle.
Die Ursache liegt wohl in Karbidausscheidungen auf den Korngrenzen.
Durch Abschrecken der Stähle von oberhalb 530 Grad C wird sie vermieden.
Bei Vorhandensein von Molybdän im Stahl wird sie schon bei 0,10 % stark abgeschwächt und tritt bei 0,2-0,3 % Mol. praktisch nicht mehr auf.

Soweit der Stand des Wissens nach Urs Wyss in "Wärmebehandlung der Bau- und Werkzeugstähle".

Danach dürfte beim zweiten Anlassen im "gefährlichen Bereich" eigentlich nichts mehr passieren. Karbide, die sich auf den Korngrenzen ausscheiden könnten, sind durch das erste Anlassen und Abschrecken unschädlich gemacht und durch das zweite Anlassen bei niedrigerer Temperatur ist eben nichts mehr da, das bei dieser Temperatur als Karbid ausgeschieden werden könnte.

Ich muß sagen, daß mich die Erklärung der Anlaßsprödigkeit nicht so ganz überzeugt: Wenn sich Karbide-vermutlich das immer noch etwas rätselhafte eta-Karbid- auf den Korngrenzen ausscheiden, wieso wird ihre negative Wirkung durch Abschrecken beseitigt ?.

Das kann aber für Dich dahinstehen, da jedenfalls die Wirkung des Abschreckens nach dem Anlassen nachgewiesen ist.

Im übrigen: Stellt sich das Problem überhaupt ?
Klingen, die sinnvoll im Sekundärhärtemaximum angelassen werden, enthalten in der Regel einen solchen Überschuß an Molybdän, daß mit der Anlaßversprödung nicht gerechnet werden muß.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
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