WalterH
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Moin!
Mal so als Hilfestellung zur Argumentation in Briefen. Generell. Nicht speziell auf die Körting Initiative gemünzt. Vielleicht hilft es aber da auch.
Ich bin alt und zynisch, aber überzeugt, dass meine Argumentation im Kern zutrifft.
Politiker sind auch nur Menschen. Sprich, die wenigsten haben echtes Sendungsbewusstsein. Als Nachwuchspolitiker sicher, da entscheiden sie sich für eine Partei und wollen was bewegen. Nach ein paar Legislaturperioden nicht mehr. Ausnahmen gibt es sicher (Ströbele z.B. - ich persönlich bin zu fast allen seinen Ansichten zu 100% anderer Meinung, aber man muss ihm zugute halten, dass er aus Überzeugung handelt).
Was ist mit dem Rest? Die wollen wie wir alle Einfluss, Macht, Kündigungsschutz, Geld und wenig Arbeit.
Und ganz wichtig: Die Sache an sich ist den meisten vollkommen egal und daran kann man auch nichts ändern! Ist auch legitim.
Macht und Einfluss bekommen sie durch Radfahren (nein, das führe ich nicht weiter aus) und "persönliches Engagement". D.h., wie bei Filmstars gehts ums Sehen und Gesehen werden. Deshalb sitzen sie in Ausschüssen und bringen Gesetzesinitiativen ein.
Das widerspricht dem Streben nach "wenig Arbeit", also kümmert man sich bevorzugt um Themen, die wenig Arbeit machen, viel Publicity bringen und risikolos sind.
Einen "Kündigungsschutz" hat ein Politiker durch Wiederwahl, da kommen wir wieder zur Publicity und Risikolosigkeit. Was ein Politiker scheut, sind "mutige" Entscheidungen. Nicht zu vergessen ist da der Stand in der Partei. Ein Listenplatz hat schon so manche Meinung kippen lassen! Die innerparteiliche Reputation ist mindestens so wichtig wie das öffentliche Image.
Beispiel Körting:
Die aktuelle Gesetzesinitiative erfüllt alle drei Bedingungen: Sie macht wenig Arbeit, da übersichtlich. Sie bringt viel Publicity und sie ist risikolos, da, wenn abgeschmettert, keine Konsequenzen zu befürchten sind. Publicity bringt sie trotzdem. Ideal für einen Vorstoss!
Ein echtes Bekämpfen der Gewaltursachen wäre sehr komplex (-> Arbeit!), brächte wenig Publicity (-> langwierig, in den Medien nicht zu verkaufen) und wäre sehr risikobehaftet, da sehr teuer! Im Falle eines Fehlschlags wäre Körtings Image sehr angekratzt! Da wird er nur aktiv werden, wenn es gar nicht anders geht!
Was heisst das für die Argumentation in Briefen?
Die Entscheidung, die ihr wollt ist:
- kostenneutral: wichtiges Wort! D.h. einerseits, wenns schiefgeht, hat es nichts gekostet und andererseits hat er dadurch weniger Widerstände (in der eigenen Partei und von Wählern)
- mediengeeignet, einfach darstellbar: aus o.g. Gründen sehr wichtig für Politiker. Sollte man umformulieren ("Klare Fakten... bla... Wortführer gegenüber der Presse" oder so)
- risikolos: ebenfalls umformulieren (...sichere, breite Mehrheit in der Bevölkerung...)
- nicht aufwändig, wenig Arbeit
- unstrittig in Parlament (oder zumindest Fraktion) und Bevölkerung
(sinngemäß erweiterbar)
Die Entscheidung, die ihr NICHT wollt, ist logischerweise das Gegenteil.
Hier ein paar Stichworte, die man einstreuen sollte:
- komplex: Dadurch nicht gut verkaufbar, keine Publicity
- arbeitsintensiv
- kostenintensiv
- "mutig" (ganz schlimmes Wort für Politiker! auch: "originell", "unorthodox", "modern" - beliebig kombinieren
)
- kontrovers ("kontrovers debattiert" - besser als "umstritten")
etc.
Immer gut kommen Hinweise auf Auswirkungen der Entscheidungen. Positiv wie negativ.
- Wirtschaft
- Arbeitsplätze
- Parteivorgaben (Parteiprogramm)
- Grundgesetz und EU Recht (Verfassungsklagen!)
Mit Wählerstimmen sollte man nicht argumentieren. Das bringt nix. Wenn, dann mit der "Stimmung in der Bevölkerung" argumentieren, also genereller. Wäre in unserem Fall aber wohl ein Schuss nach hinten.
Ebenso nicht gleich mit Fachdetails argumentieren: Der Politiker muss sich erst selbst entscheiden, ob er aktiv werden und die langweiligen Details studieren soll (--> Arbeit!). Da muss man ihn emotional schon vorher haben (-> Publicity).
Ganz wichtig zum Schluss: Politiker lesen die wenigsten Gesetzesvorlagen. Sie stimmen so ab, wie es die Fraktion erwartet und die richtet sich nach dem Fachausschuss, der die Gesetzesinitiative bearbeitet. Dort sitzen diejenigen, die die Sache bewegen und das tun sie meist aus obigen Gründen, nicht weil sie an der Sache interessiert sind. Die muss man kriegen und umstimmen.
Meine Meinung - In der Mittagspause geschrieben, deshalb muss ich heute hungern...
-Walter
Mal so als Hilfestellung zur Argumentation in Briefen. Generell. Nicht speziell auf die Körting Initiative gemünzt. Vielleicht hilft es aber da auch.
Ich bin alt und zynisch, aber überzeugt, dass meine Argumentation im Kern zutrifft.
Politiker sind auch nur Menschen. Sprich, die wenigsten haben echtes Sendungsbewusstsein. Als Nachwuchspolitiker sicher, da entscheiden sie sich für eine Partei und wollen was bewegen. Nach ein paar Legislaturperioden nicht mehr. Ausnahmen gibt es sicher (Ströbele z.B. - ich persönlich bin zu fast allen seinen Ansichten zu 100% anderer Meinung, aber man muss ihm zugute halten, dass er aus Überzeugung handelt).
Was ist mit dem Rest? Die wollen wie wir alle Einfluss, Macht, Kündigungsschutz, Geld und wenig Arbeit.
Und ganz wichtig: Die Sache an sich ist den meisten vollkommen egal und daran kann man auch nichts ändern! Ist auch legitim.
Macht und Einfluss bekommen sie durch Radfahren (nein, das führe ich nicht weiter aus) und "persönliches Engagement". D.h., wie bei Filmstars gehts ums Sehen und Gesehen werden. Deshalb sitzen sie in Ausschüssen und bringen Gesetzesinitiativen ein.
Das widerspricht dem Streben nach "wenig Arbeit", also kümmert man sich bevorzugt um Themen, die wenig Arbeit machen, viel Publicity bringen und risikolos sind.
Einen "Kündigungsschutz" hat ein Politiker durch Wiederwahl, da kommen wir wieder zur Publicity und Risikolosigkeit. Was ein Politiker scheut, sind "mutige" Entscheidungen. Nicht zu vergessen ist da der Stand in der Partei. Ein Listenplatz hat schon so manche Meinung kippen lassen! Die innerparteiliche Reputation ist mindestens so wichtig wie das öffentliche Image.
Beispiel Körting:
Die aktuelle Gesetzesinitiative erfüllt alle drei Bedingungen: Sie macht wenig Arbeit, da übersichtlich. Sie bringt viel Publicity und sie ist risikolos, da, wenn abgeschmettert, keine Konsequenzen zu befürchten sind. Publicity bringt sie trotzdem. Ideal für einen Vorstoss!
Ein echtes Bekämpfen der Gewaltursachen wäre sehr komplex (-> Arbeit!), brächte wenig Publicity (-> langwierig, in den Medien nicht zu verkaufen) und wäre sehr risikobehaftet, da sehr teuer! Im Falle eines Fehlschlags wäre Körtings Image sehr angekratzt! Da wird er nur aktiv werden, wenn es gar nicht anders geht!
Was heisst das für die Argumentation in Briefen?
Die Entscheidung, die ihr wollt ist:
- kostenneutral: wichtiges Wort! D.h. einerseits, wenns schiefgeht, hat es nichts gekostet und andererseits hat er dadurch weniger Widerstände (in der eigenen Partei und von Wählern)
- mediengeeignet, einfach darstellbar: aus o.g. Gründen sehr wichtig für Politiker. Sollte man umformulieren ("Klare Fakten... bla... Wortführer gegenüber der Presse" oder so)
- risikolos: ebenfalls umformulieren (...sichere, breite Mehrheit in der Bevölkerung...)
- nicht aufwändig, wenig Arbeit
- unstrittig in Parlament (oder zumindest Fraktion) und Bevölkerung
(sinngemäß erweiterbar)
Die Entscheidung, die ihr NICHT wollt, ist logischerweise das Gegenteil.
Hier ein paar Stichworte, die man einstreuen sollte:
- komplex: Dadurch nicht gut verkaufbar, keine Publicity
- arbeitsintensiv
- kostenintensiv
- "mutig" (ganz schlimmes Wort für Politiker! auch: "originell", "unorthodox", "modern" - beliebig kombinieren
- kontrovers ("kontrovers debattiert" - besser als "umstritten")
etc.
Immer gut kommen Hinweise auf Auswirkungen der Entscheidungen. Positiv wie negativ.
- Wirtschaft
- Arbeitsplätze
- Parteivorgaben (Parteiprogramm)
- Grundgesetz und EU Recht (Verfassungsklagen!)
Mit Wählerstimmen sollte man nicht argumentieren. Das bringt nix. Wenn, dann mit der "Stimmung in der Bevölkerung" argumentieren, also genereller. Wäre in unserem Fall aber wohl ein Schuss nach hinten.
Ebenso nicht gleich mit Fachdetails argumentieren: Der Politiker muss sich erst selbst entscheiden, ob er aktiv werden und die langweiligen Details studieren soll (--> Arbeit!). Da muss man ihn emotional schon vorher haben (-> Publicity).
Ganz wichtig zum Schluss: Politiker lesen die wenigsten Gesetzesvorlagen. Sie stimmen so ab, wie es die Fraktion erwartet und die richtet sich nach dem Fachausschuss, der die Gesetzesinitiative bearbeitet. Dort sitzen diejenigen, die die Sache bewegen und das tun sie meist aus obigen Gründen, nicht weil sie an der Sache interessiert sind. Die muss man kriegen und umstimmen.
Meine Meinung - In der Mittagspause geschrieben, deshalb muss ich heute hungern...
-Walter
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