pebe
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Atelier Perceval Le Six - Chasseur Royal
Das „Le Six“ ist eine Collaboration zwischen Atelier Perceval und der französischen Coutellerie Courty & Fils, entstanden in den Jahren 2016/17.
Courty & fils legt immer wieder mal solche Gemeinschaftsprojekte mit namhaften Messermachern auf - dieses hier ist sogar eine Messerserie mit der immer gleichen Grundform und einem Namen mit der Ziffer 6 in der Bezeichnung.
Von dieser „6“ gibt es mindestens drei verschiedene Projekte. Neben der von Perceval gebauten, sind da noch
ein „No. 6“ genanntes Projekt aus 2022, hergestellt von „La Fidele“, designt von Jacques Sonego. Hier hatte die Klinge 9cm und einen Cran Forcé Verschluss
und ein Entwurf aus 2020 mit K-Lock von Roger Orfèvre mit der schlichten Bezeichnung „6“.
Beide Bilder mit freundlicher Genehmigung von Courty & Fils auf www.couteaux-courty.com.
Aber von vorne.
Ich war mal wieder auf der Suche.
Nach einem Damast Linerlock. Ohne Bolster. Mit einem Zahn- oder Knochenmaterial als Griff.
Klingenlänge zwischen 8,4 und 8,9 cm - gerade noch hosentaschenfreundlich, gleichzeitig aber in eher stabiler Bauart.
Und. Ganz wichtig. Zweihandmesser!
Weil. König hin, König her. Unter der Fuchtel von Olaf dem Schrecklichen wurde das Burgrecht erneut beschnitten.
42A libaba Räuber durchforsten seitdem die Gegenden nach verbotenem Stahlwerk und drohen bei Verstößen mit dem Scheiterhaufen aus Stahl und der muss auch noch teuer selbst bezahlt werden.
Es sollte ein Edelmann mit Ritterqualitäten werden. Mit ausgewiesenem handwerklichen Zertifikat im Stammbaum, gehüllt in feines Tuch und Zwirn.
Die passenden Kandidaten waren die üblichen Verdächtigen - ein Froberg, ein Boll oder ein Schmoll.
Ein Piccolo XL full ti framelock von Eckhard hatte es mir in letzter Zeit besonders angetan und es gibt davon eben auch grandiose Linerlock Varianten.
Allein. Allesamt rar wie Einhörner und Eckard Schmoll hat auch auf Anfrage absehbar wenig Zeit und Muße für die Messerwerkstatt - er macht dies ja nur nebenbei und nicht hauptberuflich.
Einen Nierentausch mit @Ritchie für seinen Damast Boll mit weißem Knochen war auszuschließen, Bettelanzeigen weitgehend erfolglos, also blieb nur die intensive Suche im Internet nach einem wenig bekannten Objekt, das passen könnte.
Am Ende landete ich regelmäßig bei unseren linksrheinischen Nachbarn, durchstöberte so ziemlich jeden größeren Onlineshop in Frankreich und stiess letzlich auf das Einhorn mit dem Schwert im Ricasso.
Here we go.
Das Le Six Courty ist etwas zierlicher, als die ursprünglich angedachten Messer Made in Germany.
Aber. Genau dieses brachte mich mal wieder auf andere Gedanken.
Weil. Die Messer von Atelier Perceval gehören ab Werk von der Geometrie zum Schneidfreudigsten, was man serienmäßig kaufen kann.
Allerdings. Deren Klingen sind eher dolchig lang und schmal - offenkundig zuvorderst auf Brotzeit ausgerichtet. Die Messer können zwar tatsächlich mehr, als man ihnen gemein zutraut, aber es bleiben bauartbedingt Klingen optimiert für den feinen Schnitt an Wurst und Käse.
Dieses Le Six nun hat mit nur 8,7 cm Klingenlänge bei 2,5 cm Höhe erheblich mehr kompakte Masse und bleibt aber mit 2,5 mm Klingenstärke auf der schneidfreudigen Seite.
Das Gewicht mit 106 g ist gerade noch knapp VirgilWeight hosentaschentauglich, was durch den schmälernden Griffverlauf grammweise unterstützt wird.
Die Klinge steht dabei perfekt mittig, läuft sauber mit dem wahrnehmbaren minimalen „holpern“ der Detentkugel über die Damaststruktur. Der Lock steht im geöffnetem Zustand wie gewünscht am Anfang, aber nicht zu knapp. Perceval Standard.
Die Klingenform ist ein Mittelspitz mit viel Höhe, sie erinnert mich am ehesten an das Sgian Dubh von Perceval oder an ein Spyderco Manix.
Hier allerdings die Leafform in einer deutlich schneidfreudigeren Ausführung - ein seltener und sehr gelungener Mix aus gerade schon stabiler Masse und Schneidfähigkeit an der Klapper Knirschkante.
Jedenfalls. Trotz der sieben Jahre Lagerhaft im Keller des Händlers, zerteilte die Klinge nach dem Auspacken das Beilagenpapier in typischer Perceval Manier - fast geräuschlos ohne jeden Ruckler. Formidable!
Aber ganz klar. Auch das Le Six ist kein Messer zum Hebeln, jedoch steht das kompakte Format spürbar eine Sprosse höher auf der Stabilitätsleiter als seine Halbbrüder.
Schön zusehen im direkten Vergleich mit einem L08 - das Le Six ist deutlich erwachsener.
Die symetrische Klingenform in den Proportionen vom Le Six ist sehr gefällig gelungen und zusammen mit der Grifform eine ausgesprochen elegante Erscheinung.
Das liegt natürlich auch an dem Damast, der offensichtlich der Gleiche wie beim Le Francais Damas ist. Dieser sieht zwar aus wie ein Damasteel, ist meines Wissens aber keiner - wenngleich er vergleichbare Eigenschaften haben soll. Und. Ebenso rostfrei.
Es sind, ganz typisch für Perceval, Edelstahlliner verbaut. Diese bringen zwar mehr Gewicht, dafür funktioniert der Lock in der Regel problemloser und ohne zusätzliche Härtung oder Insert.
Dazu passend eine edle Hirschhornbeschalung, die eher an krustiges Mammut erinnert als an einen Solinger Hirschhornjäger. Noblesse oblige. 😋
Der greifmuldenfreie Griff ist am Ricasso 1,6cm breit und 2,6cm hoch. Damit lässt sich das Messer ausgesprochen bequem und stabil halten, selbst große Hände wandern einfach dorthin, wo es am besten passt.
Es besteht auch keine Schneidgefahr, wenn man weiter vorne, etwas über das Griffende hinaus, zupackt.
Dass der Griff nach hinten einen Zentimeter Höhe verliert, sehe ich hier inzwischen als Vorteil. Weil damit das Gesamtgewicht und auch die Balance im vorteilhaften Bereich bleiben. Dennoch fühlt es sich insgesamt beim Greifen bulliger an, als man es nach Datenlage erwarten würde.
Als ich das Le Six das erste Mal gesehen hatte, hatte ich ein leichtes Stirnrunzeln ob dieser Grifform - zu eigenwillig und irgendwie unförmig schien es zu sein.
Vorne breit und hinten so schmal gerade kam mir seltsam vor, vielleicht sogar etwas arg schlicht, um nicht zu sagen, primitiv.
Tatsächlich finde ich es inzwischen doch ziemlich elegant und auch die Handlage weiss in Kombination mit den Vorteilen zu überzeugen.
Wieder mal ein Hinweis, das theoretische Überlegungen zuweilen in Natura Überraschungen bereit halten können.
Man könnte noch lamentieren, dass mit Titanlinern das Gewicht und die Balance optimiert wären. Geschenkt!
Es ist in jeder Hinsicht ein würdiger Vertreter der Marke Atelier Perceval mit allen dazugehörigen Merkmalen.
Feine Materialien, sorgfältig und penibel verarbeitet, schneidfreudig, puristisches Design.
Voilà. Les quatre points Perceval.
Meine Bezeichnung königlicher Jäger ist natürlich eher willkürlich und mehr dem Erscheinungsbild geschuldet.
Aber. Genau dieses wird mit den Materialien und der archaisch schlichten Grifform sehr schön umgesetzt.
Jedenfalls. Mir gefällt der Jäger mit feinem Perceval Schnitt als EDC ganz ausgezeichnet. Die Nutella- oder Leberwurststreichleistung dürfte generell auch höher als bei seinen Geschwistern liegen.
Hier mal im Vergleich mit L08 und Le Francais
Es war kein günstiges Vergnügen, selbst nach Perceval Verhältnissen. Nur das große Le Grand war noch teurer.
Andererseits ist es eine limitierte Kleinserie außerhalb vorhandener Musterschablonen, deren Aufwand eben kostet und in meinem Fall war es auch letzte und einzige Möglichkeit, ein solches Hirschhorn Exemplar zu ergattern.
Braucht man sowas? Burgherren mit Faible und Tafelstuhl für Atelier Perceval unbedingt.
Wir haben hier ein universell taugliches EDC Format mit der Schneidleistung feiner Kochmesser. Ein Vergnügen, das man bei Klappern ab Werk fast nur bei Perceval erwarten darf.
So ist es sowohl die Erfüllung eines langgehegten Wunsches nach solch einem stabileren Schneidteufel als auch eine besonders schöne Bereicherung meiner Tafelrunde.
Euch allen einen schönen 2. Advent.
grüsse, pebe
Das „Le Six“ ist eine Collaboration zwischen Atelier Perceval und der französischen Coutellerie Courty & Fils, entstanden in den Jahren 2016/17.
Courty & fils legt immer wieder mal solche Gemeinschaftsprojekte mit namhaften Messermachern auf - dieses hier ist sogar eine Messerserie mit der immer gleichen Grundform und einem Namen mit der Ziffer 6 in der Bezeichnung.
Von dieser „6“ gibt es mindestens drei verschiedene Projekte. Neben der von Perceval gebauten, sind da noch
ein „No. 6“ genanntes Projekt aus 2022, hergestellt von „La Fidele“, designt von Jacques Sonego. Hier hatte die Klinge 9cm und einen Cran Forcé Verschluss
und ein Entwurf aus 2020 mit K-Lock von Roger Orfèvre mit der schlichten Bezeichnung „6“.
Beide Bilder mit freundlicher Genehmigung von Courty & Fils auf www.couteaux-courty.com.
Aber von vorne.
Ich war mal wieder auf der Suche.
Nach einem Damast Linerlock. Ohne Bolster. Mit einem Zahn- oder Knochenmaterial als Griff.
Klingenlänge zwischen 8,4 und 8,9 cm - gerade noch hosentaschenfreundlich, gleichzeitig aber in eher stabiler Bauart.
Und. Ganz wichtig. Zweihandmesser!
Weil. König hin, König her. Unter der Fuchtel von Olaf dem Schrecklichen wurde das Burgrecht erneut beschnitten.
42A libaba Räuber durchforsten seitdem die Gegenden nach verbotenem Stahlwerk und drohen bei Verstößen mit dem Scheiterhaufen aus Stahl und der muss auch noch teuer selbst bezahlt werden.
Es sollte ein Edelmann mit Ritterqualitäten werden. Mit ausgewiesenem handwerklichen Zertifikat im Stammbaum, gehüllt in feines Tuch und Zwirn.
Die passenden Kandidaten waren die üblichen Verdächtigen - ein Froberg, ein Boll oder ein Schmoll.
Ein Piccolo XL full ti framelock von Eckhard hatte es mir in letzter Zeit besonders angetan und es gibt davon eben auch grandiose Linerlock Varianten.
Allein. Allesamt rar wie Einhörner und Eckard Schmoll hat auch auf Anfrage absehbar wenig Zeit und Muße für die Messerwerkstatt - er macht dies ja nur nebenbei und nicht hauptberuflich.
Einen Nierentausch mit @Ritchie für seinen Damast Boll mit weißem Knochen war auszuschließen, Bettelanzeigen weitgehend erfolglos, also blieb nur die intensive Suche im Internet nach einem wenig bekannten Objekt, das passen könnte.
Am Ende landete ich regelmäßig bei unseren linksrheinischen Nachbarn, durchstöberte so ziemlich jeden größeren Onlineshop in Frankreich und stiess letzlich auf das Einhorn mit dem Schwert im Ricasso.
Here we go.
Das Le Six Courty ist etwas zierlicher, als die ursprünglich angedachten Messer Made in Germany.
Aber. Genau dieses brachte mich mal wieder auf andere Gedanken.
Weil. Die Messer von Atelier Perceval gehören ab Werk von der Geometrie zum Schneidfreudigsten, was man serienmäßig kaufen kann.
Allerdings. Deren Klingen sind eher dolchig lang und schmal - offenkundig zuvorderst auf Brotzeit ausgerichtet. Die Messer können zwar tatsächlich mehr, als man ihnen gemein zutraut, aber es bleiben bauartbedingt Klingen optimiert für den feinen Schnitt an Wurst und Käse.
Dieses Le Six nun hat mit nur 8,7 cm Klingenlänge bei 2,5 cm Höhe erheblich mehr kompakte Masse und bleibt aber mit 2,5 mm Klingenstärke auf der schneidfreudigen Seite.
Das Gewicht mit 106 g ist gerade noch knapp VirgilWeight hosentaschentauglich, was durch den schmälernden Griffverlauf grammweise unterstützt wird.
Die Klinge steht dabei perfekt mittig, läuft sauber mit dem wahrnehmbaren minimalen „holpern“ der Detentkugel über die Damaststruktur. Der Lock steht im geöffnetem Zustand wie gewünscht am Anfang, aber nicht zu knapp. Perceval Standard.
Die Klingenform ist ein Mittelspitz mit viel Höhe, sie erinnert mich am ehesten an das Sgian Dubh von Perceval oder an ein Spyderco Manix.
Hier allerdings die Leafform in einer deutlich schneidfreudigeren Ausführung - ein seltener und sehr gelungener Mix aus gerade schon stabiler Masse und Schneidfähigkeit an der Klapper Knirschkante.
Jedenfalls. Trotz der sieben Jahre Lagerhaft im Keller des Händlers, zerteilte die Klinge nach dem Auspacken das Beilagenpapier in typischer Perceval Manier - fast geräuschlos ohne jeden Ruckler. Formidable!
Aber ganz klar. Auch das Le Six ist kein Messer zum Hebeln, jedoch steht das kompakte Format spürbar eine Sprosse höher auf der Stabilitätsleiter als seine Halbbrüder.
Schön zusehen im direkten Vergleich mit einem L08 - das Le Six ist deutlich erwachsener.
Die symetrische Klingenform in den Proportionen vom Le Six ist sehr gefällig gelungen und zusammen mit der Grifform eine ausgesprochen elegante Erscheinung.
Das liegt natürlich auch an dem Damast, der offensichtlich der Gleiche wie beim Le Francais Damas ist. Dieser sieht zwar aus wie ein Damasteel, ist meines Wissens aber keiner - wenngleich er vergleichbare Eigenschaften haben soll. Und. Ebenso rostfrei.
Es sind, ganz typisch für Perceval, Edelstahlliner verbaut. Diese bringen zwar mehr Gewicht, dafür funktioniert der Lock in der Regel problemloser und ohne zusätzliche Härtung oder Insert.
Dazu passend eine edle Hirschhornbeschalung, die eher an krustiges Mammut erinnert als an einen Solinger Hirschhornjäger. Noblesse oblige. 😋
Der greifmuldenfreie Griff ist am Ricasso 1,6cm breit und 2,6cm hoch. Damit lässt sich das Messer ausgesprochen bequem und stabil halten, selbst große Hände wandern einfach dorthin, wo es am besten passt.
Es besteht auch keine Schneidgefahr, wenn man weiter vorne, etwas über das Griffende hinaus, zupackt.
Dass der Griff nach hinten einen Zentimeter Höhe verliert, sehe ich hier inzwischen als Vorteil. Weil damit das Gesamtgewicht und auch die Balance im vorteilhaften Bereich bleiben. Dennoch fühlt es sich insgesamt beim Greifen bulliger an, als man es nach Datenlage erwarten würde.
Als ich das Le Six das erste Mal gesehen hatte, hatte ich ein leichtes Stirnrunzeln ob dieser Grifform - zu eigenwillig und irgendwie unförmig schien es zu sein.
Vorne breit und hinten so schmal gerade kam mir seltsam vor, vielleicht sogar etwas arg schlicht, um nicht zu sagen, primitiv.
Tatsächlich finde ich es inzwischen doch ziemlich elegant und auch die Handlage weiss in Kombination mit den Vorteilen zu überzeugen.
Wieder mal ein Hinweis, das theoretische Überlegungen zuweilen in Natura Überraschungen bereit halten können.
Man könnte noch lamentieren, dass mit Titanlinern das Gewicht und die Balance optimiert wären. Geschenkt!
Es ist in jeder Hinsicht ein würdiger Vertreter der Marke Atelier Perceval mit allen dazugehörigen Merkmalen.
Feine Materialien, sorgfältig und penibel verarbeitet, schneidfreudig, puristisches Design.
Voilà. Les quatre points Perceval.
Meine Bezeichnung königlicher Jäger ist natürlich eher willkürlich und mehr dem Erscheinungsbild geschuldet.
Aber. Genau dieses wird mit den Materialien und der archaisch schlichten Grifform sehr schön umgesetzt.
Jedenfalls. Mir gefällt der Jäger mit feinem Perceval Schnitt als EDC ganz ausgezeichnet. Die Nutella- oder Leberwurststreichleistung dürfte generell auch höher als bei seinen Geschwistern liegen.
Hier mal im Vergleich mit L08 und Le Francais
Es war kein günstiges Vergnügen, selbst nach Perceval Verhältnissen. Nur das große Le Grand war noch teurer.
Andererseits ist es eine limitierte Kleinserie außerhalb vorhandener Musterschablonen, deren Aufwand eben kostet und in meinem Fall war es auch letzte und einzige Möglichkeit, ein solches Hirschhorn Exemplar zu ergattern.
Braucht man sowas? Burgherren mit Faible und Tafelstuhl für Atelier Perceval unbedingt.
Wir haben hier ein universell taugliches EDC Format mit der Schneidleistung feiner Kochmesser. Ein Vergnügen, das man bei Klappern ab Werk fast nur bei Perceval erwarten darf.
So ist es sowohl die Erfüllung eines langgehegten Wunsches nach solch einem stabileren Schneidteufel als auch eine besonders schöne Bereicherung meiner Tafelrunde.
Euch allen einen schönen 2. Advent.
grüsse, pebe
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