Aubry Paris: Ich kann mich nicht sattsehen!

Abu

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Perlmutt Griffschalen, mit Facetten dekoriert, dazu 83 Zierpins plus 3 Fixierpins je Seite, auf ca. 90 x 12 mm - alles ohne Risse oder Ausbrüche! Wie konnte A. Aubry so etwas Schönes, Harmonisches nur fertigen? Ich bin beim Betrachten immer wieder tief beeindruckt.

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Dabei weiß oder finde ich über den Messer-Künstler und die Zeit seines Wirkens nichts. Aber vllt ist von euch jemand vertrauter damit!?!? Der Familienname ist durchaus von Renaud Aubry bekannt. Ich besitze sogar ein herrliches Laguiole von ihm. Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm, aber ist es der identische Baum?

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Der feine Dreiteiler zeigt einige interessante Merkmale. Die 5 cm Wharncliffe-Klinge läuft auf den zwei Federn von Federklinge und sog. Copingblade. Beide kleinen Klingen sind asymmetrisch geschliffen, einseitig flach, auf der RS mit „Sattel“ zum Klingenrücken. Also auch hier sehr aufwendig!

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Das Messer ist ein Typ Whittler und wird in sehr ähnlicher, jedoch größerer Form heute noch zB. von Case als Modell Seahorse Whittler gebaut. Wobei sich natürlich die Frage stellt, was der frühe Besitzer mit diesem Edelmesserchen denn „geschnitzt“ haben mag?

Gruß
Abu
 
Ein schöner Fund - und beeindruckende Handwerkskunst. Heutzutage unbezahlbar ... allein schon die organisch geschwungene Form weckt das Verlangen, das Messerchen in der Hand halten zu wollen ... :)
 
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Hallo Abu,
vielleicht helfen dir die Bilder weiter.
Marke auf der Klinge: Aubry 131 Paris R.Vieille du temple

Und noch ein ähnliches Gärtnermesser.



Beide Messer wurden auf einer Schweizer online-Auktion verkauft.

Grüße Heiko
 
Ein Diamond-Cut auf Perlmutt, diesem spröden Material, dazu die schiere Menge der Pins!
Einfach unglaublich und phantastisch 😃👍
 
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Wolfhard Sollorz hatte auf der MMM 201? einmal ein Messer mit solch fein gearbeiteten Griffschalen auf dem Tisch, das hat mir damals die Sprache verschlagen..... Unfassbar viele Arbeitsstunden sind da hinein gelaufen.

Wunderschönes Stück, Abu.
 
Moin Burghard,

und wieder ein Messer, das erst bei genauem Hinsehen (zumindest wenn man kein Experte ist wie Du) offenbart, dass Kunst von Können kommt. Die Zierpins so in dieses Material einzubringen zeugt von herausragenden Fähigkeiten und Geduld. Ein wahres Kleinod.

Gruß,

Nick
 
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Sehr tolle Handwerkskunst!
Wie wird das gemacht?

Zuerst die Pins ins Flachmaterial eingearbeitet und danach die Feilarbeiten… stell mir es andersrum fast unmöglich vor, da es schwierig sein wird, die erhabenen Stellen danach noch halbwegs mittig zu bohren.

Feinstes Zeug!(y)
 
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@[Nick] @enrico
Danke für eure Beiträge.
@enrico: Über das WIE hatte ich mir irgendwie keine Gedanken gemacht. Aber deine Überlegungen klingen schlüssig! 👍

Abu
 
... A. Aubry ... weiß oder finde ich über den Messer-Künstler und die Zeit seines Wirkens nichts. Aber vllt ist von euch jemand vertrauter damit!?!? ...

Gruß
Abu

Hallo Abu,
vielleicht helfen dir die Bilder weiter.
Marke auf der Klinge: Aubry 131 Paris R.Vieille du temple ... Grüße Heiko

Der Hinweis von Heiko zu Messern mit der "Marke auf der Klinge: Aubry 131 Paris R.Vieille du temple" ist ganz sicher eine Möglichkeit zu einer durchaus nahvollziehbren Herstellerangabe mit Adresse.

Mir erscheinen jedoch inzwischen mehrere andere Indizien als zumindest plausiblere Erklärung für einen "anderen" Hersteller mit der Firmierung "A. Aubry".
Insbesondere haben mich die abweichende Klingenmarkierung bei Abus "Luxusmesser" in Form des dem Familien- / Firmennamen vorangestellten "A." und die sehr schlichte Ausführung der Gärtnermesser auf einen weiteren überlegenswerten Hersteller aufmerksam gemacht:

A. Aubry , 5, Boulevard St. Michel, Paris (im Internet teilweise auch mit Hausnummer 6 an Stelle von Nr. 5 beschrieben).

Die von Antoine Aubry gegründete Firma existierte nach eigener Beschreibung seit 1832 und verschiedenen Veröffentlichungen datieren das Ende auf ca. 1895/1900.
Antoine Aubry hatte offenbar einen exzellenten Ruf als Fabrikant von chirurgischen Instrumenten, Orthopädiegeräten, Instrumenten für Veterinärchirurgie und wissenschaftliche Anwendungen ... sowie von "feinen Schneidwaren" (COUTELLERIE FINE).

Hier ein Ausschnitt von der Titelseite eines 24-seitigen bebilderten Katalogs aus dem Jahr 1878, der ausdrücklich auf exzellente Auszeichnungen aus den Jahren 1857 und 1878 hinweist:

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Der Katalog beschreibt neben umfangreichen chirugischen Instrumenten auch "Feine und halbfeine Taschenmesser" sowie Rasiermesser, hier eine Marke von einem Rasiermesser mit Anschrift:

Aubry RasierM Bd St Michelle.jpg


Im Internet finden sich aus internationalen Sammlungen hinreichend Abbildungen von edlen und unterschiedlich bestückten "Werkzeugkästen" für medizinische Behandlungen, deren gepolsterte Deckel auf der Innenseite mit verzierter "A. AUBRY" Markierung gekennzeichnet sind, wohl um sich eindeutig von möglichen anderen Herstellern mit dem Namen "AUBRY" abzuheben (z.B. hier).

Ähnliche "Meisterwerke" von aussergewöhnlichen, insbesondere historischen Taschenmessern aus Frankreich wie das in diesem thread von Abu vorgestellte Messer beschreibt übrigens folgendes Buch:
Couteaux d'hier et d'aujourd'hui
Florence Vidonne
Editions Flammarion 2005
ISBN: 2-7066-0240-6

Grüße
cut
 
Danke @cut, genial - was wäre Vintage ohne dein Archiv bzw. deine Recherchen!
Ich denke, die von dir gefundene Verbindung zu A. Aubry dürfte wegen des hohen Niveaus der Produkte passen.
(Ein vergleichbares Geschäftsfeld (mit Entwicklung von zunächst Messer/Schneidwaren zu medizinischen Instrumenten) findet sich auch bei der großen Marke Eloi Pernet.)

Abu
 
Sehr tolle Handwerkskunst!
Wie wird das gemacht?

Zuerst die Pins ins Flachmaterial eingearbeitet und danach die Feilarbeiten… stell mir es andersrum fast unmöglich vor, da es schwierig sein wird, die erhabenen Stellen danach noch halbwegs mittig zu bohren.

Feinstes Zeug!(y)
Hallo,
das war damals ein kleines feststehendes Messer. Zuerst kam die Feilarbeit, dann das Bohren, Einkleben der Silberstifte und das Feinschleifen und Polieren.
Etwas aufwendig_ so in der Art : das tue ich mir nicht nochmal an.
Gruß
WoSo
 
hallo,
das war damals ein kleines feststehendes Messer.
Erst kam die Feilarbeit, dann Bohren, Einkleben der Silberstifte, Feinschleifen und Polieren. Etwas aufwendig. So von der Art: das tue ich mir nicht nochmal an.
Gruß
WoSo
 
Wenn hier der Gilde-Meister @siebenstern schon eine Bitte an den Gilde-Meister @WoSo um Bilder äußert, schließe ich mich gern an. Vllt findet sich noch was im Archiv.

Abu
 
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