Aufarbeitung eines alten Klappmessers

Franky K.

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Ein Hallo an alle !

Aus meinem letzten Frankreichurlaub im September habe ich mir von einem Trödelhändler ein Klappmesser mit verschiedenen Tools mitgebracht . Der schlechte Zustand des Messers weckte in mir den Ehrgeiz , mit Hilfe des Forums und seinen fachkundigen Leuten eine akzeptable Restaurierung mit gutem Ergebnis durchzuführen ! Ich möchte dabei den Charme des 'Alten' weitestgehend bewahren , dennoch eine ansprechende Optik erreichen , die nicht auf den ersten Blick auf ein ungepflegtes altes Messer schließen lässt - wohl kaum möglich , oder !? Da es sich nicht um ein wertvolles Stück handelt , ist mir eine Konservierung , bzw. exakte Wiederherstellung des Ursprungszustandes nicht wichtig ! Ich möchte daraus ein schönes Gebrauchtes mit guter Funktion und Schärfe machen !

Ich bin Euch also für Anregungen , Tipps , Fragen und Beiträge sehr dankbar und werde für Euch in einer lockeren Folge die Dokumentation der Restaurierung in Bild und Text festhalten und im Forum veröffentlichen ! Dabei ist es mir nicht immer möglich , sofort auf das einzugehen , was Ihr dazu geschrieben habt , und es kann auch mal für eine längere Zeit keine Neuigkeiten von mir und dem Messer geben - habt bitte Verständnis dafür !

Das Messer habe ich in dem kleinen Städtchen St-Just-en-Chevalet zwischen Thiers und Roanne gekauft . Diese sehr landwirtschaftlich mit vielen Keinbauern geprägte hügelige Gegend gehört zu der Auvergne , die in diesem Gebiet mit den Monts De La Madeleine auf gut 1155m üNN ansteigt und mit recht steilen Hängen mit tief-dunklen Wäldern und saftigen Wiesen eine üppige Vielfalt dem Besucher bietet .
(Fahrt mal hin und nutzt die kleinen unbekannteren Routen auf den im Atlas weiss gekennzeichneten Straßen !)
Leider sind weder auf den Klingen noch sonstwo eine Art Zeichen oder Schrift zu erkennen , die auf die Herkunft dieses Messers schließen lassen . Mit den vielen Tools passt es für meine Begriffe bestens in diese Landschaft ! Die Hornbeschalung , der Dosenöffner mit der Öffnungshilfe und die Ausarbeitung mit Nieten und Stiften ähneln dem im aktuellem MM auf Seite 50 beschriebenem Messer mit Zusatzfunktionen 'Navette' aus Frankreich ! Meines hat zusätzlich eine kleine Klinge , einen Schlitzschraubendreher , eine Säge und einen Dorn sowie einen Lanyardring .

Ich möchte für die anfallenden Arbeiten wenn möglich nichts neues an Hilfsmitteln kaufen und habe auf Foto 7 einige Dinge abgelichtet , die mir neben einer Standbohrmaschine , Schleifleinen bis zur 1000er Körnung und üblichem Werkzeug zur Verfügung stehen ! Unter anderem kann ich auch auf Bohrmaschinenaufsätze mit 60er und 120er Schleifleinen und verschiedene Stahl-und Messingbürsten sowie zwei Filzaufsätze , ein gebogener Feder-Metall-Haken (hat das Ding auch eine eigene Bezeichnung ?) und einen auf die Breite der Zwischenräume heruntergeschliffenen alten einfachen Schraubendreher zurückgreifen !

Auf den ersten sechs Fotos seht Ihr den Zustand beim Kauf , ebenso die Tools . Als erstes , nachdem ich mit der Suchfunktion einige Anregungen bekommen habe , machte ich mich an die grobe Entrostung . Ich sprühte das ganze Messer mit reichlich WD 40 ein und lließ es über Nacht so liegen (die Hornschalen habe ich abgewischt) .
Mit einer Messingbürste und Lappen entfernte ich am nächsten Tag den gelösten Rost . Das Ergebnis war für mich überraschend gut (Bilder 8, 9 und 10) , sodaß ich an kleinen Stellen die Wirkung von Schleifleinen und Aufsatzbürsten testete ! Hier bin ich mir über die weitere Vorgehensweise absolut unschlüssig und benötige Eure Hilfe : da die große Klinge mit einer Stärke von 1,9mm , die kleine mit 1,0mm und die Säge im Zahnbereich 1,4mm , im Rückenbereich nur 0,4mm recht dünn gehalten sind , befürchte ich bei einigen Hilfsmitteln einen zu großen Materialabtrag ! Was kann ich also als nächstes tun ?

Ich freue mich schon über Eure Komentare und Tipps und werde gleich im Anschluß über die heutigen Arbeiten berichten , die ich bis zur Klärung des oben beschriebenen Problems durchführen konnte !

Herzlichen Dank für Euer Interesse und Eure Beiträge !

Liebe Grüße

Franky
 

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Mein Tipp, ohne die Bilder gesehen zu haben: Handarbeit.

Wenn man mit Maschinen nicht 100%ig weiß, was man tut, ist das ein zu großes Risiko.

Aufarbeiten geht auch von hand, einfach einenen Zahnstocher oder ähnlich spitzes Holzstück, um den groben Dreck aus den Spalten zu holen und Zellstofftaschentücher bzw wo es passt auch Wattestäbchen zur Endreinigung.

Dann noch ein paar vorsichtige Hammerschläge mit einem 100g Hammer, um lockere Klingen wieder fester zu bekommen.

Das dürfte es dann schon fast gewesen sein, aber ich warte mal auf die Bilder.


Ookami
 
Danke Ookami !
Deinen ersten Tipp habe ich so ähnlich heute umgesetzt ! Mit einigen kleinen Baumwollstücken ( 2 mal 1cm ) , getränkt mit Metallpoliermilch , konnte ich mit Hilfe des geschmälten Schraubendrehers und des Federhakens in den Zwischenräumen letzten Rost und Dreck entfernen ! Danach habe ich alles gut mit Bürsten und Wasser abgespült und anschließend mit Ballistol eingesprüht , um erneute Rostbildung zu unterdrücken ! Hier stellt sich mir die Frage , ob es zusätzlich Sinn macht , diese Zwischenräume mit dünnen Streifen Schleifleinen zu bearbeiten ! Das jetzige Ergebnis ist schon recht gut !

wie Sache mit dem Hammer möchte ich gerne ganz zum Schluss durchführen , bevor ich das Horn poliere - guter Hinweis , da die Klingen seitliches Spiel haben !

Noch keinen Schimmer habe ich zur Aufbereitung der Hornschalen ! Sie haben seitlich an den Übergängen zu dem Messingplatinen leichte Risse und sollten im fertigen Zustand des Messers glänzen und widerstandsfähiger sein , sofern das machbar ist ! Habt Ihr damit Erfahrung ?

Liebe Grüße

Franky
 

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So schlimm sieht es doch (nicht mehr) aus.

Wenn du mit Zwischenräumen die zwischen den Platinen meinst, würde ich das lassen. Der evtl. vorhandene Rost wird durch das Öl und die Reibung der Federn beim Öffnen und Schließen der Werkzeuge soweit enfernt. Was dabei nicht weggeht, ist Patina.

Das Horn kannst du mit Schleifleinen und Poliermittel auf Hochglanz bringen. Beim Schleifen aber immer einen Tropfen Öl nehmen, damit der Staub gebunden wird.

Zur Rissbekämpfung gibt es mehrere Tipps im Forum, aber sehr viel Chancen würde ich mir da nicht ausrechnen.


Ookami
 
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Ja , die meinte ich ! Nach der heutigen Behandlung sehen sie noch besser aus !

Bietet es sich denn an , die Risse im Horn mit Sekunden-oder Komponentenkleber zu schließen und so ein weiteres Einreißen zu verhindern ? Oder funktioniert das nicht ? - fällt mir gerade dazu ein .
Japp , habe gerade etwas dazu im Suchmodus gefunden - danke !

Liebe Grüße

Franky
 
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