ausführlicher Erfahrungsbericht der Kochmessers von ROMAN LANDES

albino

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Erfahrungsbericht


Ich durfte das Messer nun ca. 2 Monate lang testen und hatte in dieser Zeit viel Spass damit. Bis heute musste ich es noch nie schärfen. Ich habe es nur abgezogen. Während der Arbeit habe ich das Messer immer mit dem Dickoron abgezogen, weil das Hantieren mit Schleifsteinen mühsam ist und ich keine Zeit hatte während dem Arbeiten. Wenn ich es zuhause benutzte, habe ich es mit dem Naturschleifstein Yamaishi und Ohira abgezogen. Benutzt habe ich es sechs Wochen lang in der Spitalküche Wil, wo ich als Koch angestellt war. Ich habe das Messer weder geschont, noch speziell behandelt in dieser Zeit. Ich habe es nie eingeölt, da ich es sowieso jeden Tag benutzt habe. Ich habe alles damit geschnitten: Fleisch, Fisch, alle Sorten Gemüse (auch Zwiebeln und Knoblauch) und alle Sorten Früchte.


Klinge:
Als Erstes fiel mir auf, dass die Klinge super scharf ist und es auch lange bleibt. Und das obwohl wir im Spital sehr harte Bretter verwenden. Kein Messer, das ich je hatte, konnte in dieser Disziplin mithalten. Der Klingenrücken ist praktisch gerade und man kann ihn auch benutzen, um Schnittgut oder Gehacktes vom Brett zu schaben. Dies funktioniert, solange das Brett nicht grösser ist als mittelgross.
Sehr angenehm ist, dass der Rücken schön abgerundet ist. Wenn man nämlich den Daumen oder Zeigefinger auf den Rücken halten muss, gibt es weniger Abdrücke an den Fingern. Ebenfalls sehr angenehm ist, dass sich die Angel zum Griff hin verdickt. Gerade weil man ja den Zeigefinger unter der Angel hat, und diese da drauf liegt.
Gerade diese lange Angel hat jedoch auch ihre negative Seite und zwar beim hacken von Kräutern wo die auf und ab Bewegung des Griffes signifikant erhöht wird.
Die Form der Klinge ist gut zum Abrollen, Hacken von Kräutern und wäre ideal für die ziehende Schnitt-Technik, nur dass man diesen bei dem Messer fast nicht braucht, weil man durch jedes Schnittgut einfach durchdrücken kann und man nur wenig bis gar nicht ziehen muss.
Die Klinge ist dünn, aber nicht so dünn ausgeschliffen wie ein Herder 1922. Was auch dazu führt, dass das 1922 in der Disziplin „Karotten in Scheiben schneiden“ diesem Messer leicht überlegen ist.
Andererseits habe ich mit dem Messer ganze Poulets (zwei Mal 40 Stück) geachtelt, inklusive Knochen (Rückenwirbel, Brustknochen, beim Schenkel durch das Gelenk, wobei ich das Gelenk auch nicht immer genau getroffen habe). Die Schneide hat das Ganze schadlos überstanden, was ein 1922 niemals überstanden hätte.
Ich fragte Roman, weshalb er es nicht so dünn ausgeschliffen hätte wie das 1922. Er antwortete, er hätte etwas „Fleisch dran lassen“ wollen, weil er am Schluss ja nicht weiss, wer der Kunde ist und was er damit machen wolle.
Der Stahl ist laut Roman 1.2842. Ich besitze auch ein Messer aus 1.2842 (selbstgeschmiedet) und mir fällt auf, dass bei Schneiden von säurehaltigen Früchten wie Ananans und Orangen Romans Messer erheblich weniger reagiert als meines und das 1922. Während ich mit Romans Messer locker mehrere Ananas zu Fruchtsalat oder Biechermüesli schneiden kann, ohne dass sich der Geruch der Klinge signifikant verändert, kann ich das weder mit meinem noch mit dem Herder tun. Das wirft ein paar Fragen auf: Da ich kaum glaube, dass Roman eine Materialverwechslung gemacht hat, kann es sein, dass der Stahl, den ich geschenkt bekommen habe und ich mein Messer daraus geschmiedet habe, kann es sein, dass mein Stahl kein 1.2842 ist. Falls doch, wäre es interessant zu wissen, ob es eventuell an der besseren, genaueren Wärmebehandlung liegt. Kann das sein?
Heute ist die Klinge schön blau-grau (Patina).

Griff (Stabilisiertes Holz):
Der Griff besteht aus stabilisiertem Holz mit Rein-Nickel-Verzierungen. Ich persönlich habe kein Problem allergischer Art mit Rein-Nickel. Aber mein Freund David, der Allergiker ist, wollte es nicht lange halten.
Der Griff ist bequem, liegt gut in der Hand. Für meine Hand ist er vielleicht ein Hauch zu gross im Durchmesser. Ich finde es gut, dass Roman stabilisiertes Holz benutzt hat, weil ich in der ganzen Zeit keine Probleme mit Verzug, Riss- oder Spaltenbildung hatte. Denn das wären Punkte, in denen ich mit dem Lebensmittelkommissar Probleme bekommen würde. Die Kehrseite des stabilisierten Holzes ist, wenn es nass ist oder v.a. wenn es fettig /ölig ist, wir sie rutschig. Bei normalem Schnittgut, wo man einfach nur den drückenden Schnitt anwenden kann, besteht dieses Problem eigentlich nicht. Aber ich musste einmal ca. 60 gekochte, kalte Waadtländer Saucissons (wie gekochte, frische Salami) schneiden. Das war eine sehr fettige, gleichzeitig sehr zähe Angelegenheit. Aus diesem Grund musste ich den ziehenden Schnitt anwenden. Dabei bin ich immer nach vorne gerutscht, wo es angefangen hat, mir weh zu tun am Zeigefinger. Dann wechselte ich zum Herder 1922, und zwar nicht weil es besser schneidet, sondern weil es so einen breiten Flunsch hat und etwas raueres Holz. Der Griff ist asymmetrisch und verjüngt sich nach vorne stetig, was im Normalfall angenehm ist, aber gerade in Situationen wie vorher beschrieben findet man keinen Halt.

Gesamteindruck:
Ich kann euch sagen, alle Köche/Innen und Mitarbeiter/Innen haben sofort gemerkt, dass es etwas Spezielle ist. Ich bin auch immer wieder gefragt worden, ob andere das Messer benutzen dürften. Alle Köche/Innen im Spital arbeiten mit Victorinox. Und sie habe alle gemerkt, dass dies kein Vergleich ist zu dem was sie sonst benutzen. Ich muss aber auch zugeben, dass meine Berufskollegen bereit gewesen wären etwas mehr zu bezahlen als für ein Victorinox. Sie wären aber nie bereit gewesen sooo viel Geld auszugeben. Lieber „wursteln“ sie mit ihren normalen Messern herum.
Bald werde ich das Messer zurückgeben müssen, was mich traurig macht! :(

Danke Roman !
ich hatte viel freude damit :super:




Bilder zum Erfahrungsbericht:

















ps.
hat jemand Fragen?
 
sehr interessanter bericht. so ein messer würde ich auch testen.
wie lang ist der griff? und wie der durchmesser? wie ist der härtegrad?
 
okeh länge passt. ich denke 13-14 cm ist in ordnung. mit dem umfang kann ich jetzt weniger anfangen. wie hoch ist der griff am dicksten ende? härte ist schon hammermäßig. klar, dass da die schärfe eine gute standzeit hat.
 
Wetzstab, wie kann man denn nur nen Wetzstab bei so nem Messer benutzen! Nein, also wirklich, das geht doch nicht, akiem, sag Albino doch mal Deine Meinung über Wetzstäbe!

Kommt nix, gelle.

sorry, konnte nicht anders
 
hallo roman,

du hast den bericht sicher gelesen :steirer: ,


hast du dazu noch fragen?

- oder kommentare?



grüsse aus der schweiz
albino


ps.
ich bin/war diese und die nächsten 3 wochen als instruktor für koch-azubis tätig (52 lehrlinge aus dem 1 bis 3 lehrjahr)

nächste woche organisiere ich einen info abend :super: , sie werden sich freuen unter anderen auch dein messer zu sehen :hehe:
 
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