Axtschmiede

Mirko

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Hallo ins Forum,

ich war vor 2 Wochen zum Axtschmiedelehrgang bei einem Altmeister, dessen Familie eine Werkzeugschmiede seit 1890 betreibt.

Er hat mich nach einem Jahr Überzeugungsarbeit nun endlich mal über die Schulter schauen lassen.

Ich hab auch schon einige Äxte gemacht, der Mann hat es mit 75 Jahren drauf eine 1,8 kg Axt vom Vierkantblock bis zur fertigen Axt in 3 Wärmen zu schmieden

Ich war nach dieser Lehrstunde völlig sprachlos und habe noch nie einen so schnellen Hammerschmied ( und ich habe vielen Profis in der Industrieschmiede zugeschaut ), wie diesen alten Mann gesehen.

Bei ihm gab es fast keinen Leerlaufschlag, und bei Grobschmiedearbeit und beim Dornen nur schwerste Schläge.

Er setzt die Dorne mit einem Setzschlag auf Endmaß und arbeitet ständig mit 2 Lufthämmern parallel.

Einer davon ist ein Beche Bj. 1925, den sein Vater selbst bei Beche geholt hat und der all die Jahre in 2 Schichten ohne Reparatur durchgelaufen ist.

Ausgefeilte Technik mit perfekten Hilfswerkzeugen.

Hier mal die Frage an die Profis: Wie lange braucht Ihr so pro Axt/Beil ?

Immer noch sprachlose Grüße ins Forum.
 
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So, hier nun mal ein paar Bilder vom Meister bei der Arbeit.
Bei Bild 1 wird gereckt mit Maximallast des 30 kg Beche, Bild 2 ist die Lochung mit einem 75 kg Bernsdorfer Hammer. Bild 3 ist die fertige Axt nach der Härtung. Natürlich sind die fertigen nicht die an diesem Tag geschmiedeten Äxte.

Trotz Freiform hat er bei 18 cm Länge lediglich eine Maßtoleranz von 3 mm.:super:
 

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Du willst uns frustrieren! 4,5 Minuten! Ich hab mal eine Axt geschmiedet, allerdings ohne mechanische Hilfen, das hat vom Block bis zur Axt so 3 Stunden gedauert, die ganze Vorarbeit nicht mitgerechnet. Das ist die 40 fache Zeit und hinterher waren ich und mein Zuschläger alle. Mit Vorarbeit meine ich z.B. Löcher bohren, und die Meißelnut antrennen.
Was mich tröstet ist, dass der Mann wohl schon seit 50 Jahren täglich schmiedet und ich erst seit ein paar Jährchen hin und wieder mal.
 
Hallo,

yaammoo:

Nein, ich will niemanden frustrieren. Wollte nur einfach mal mitteilen, wie mich die Sache beeindruckt hat, und auf was für einem Level ich und sicher viele andere hier sind.

Man kann dem Mann nur Respekt zollen und sich selbst wieder runter holen, wenn man mal wieder glaubt, ein super Schmied zu sein.

Ich hatte ähnliche Erfahrungen, als ich im vorigen Jahr zum Schauschmieden mal eben 2 große Doppeläxte machen wollte ( auch mit 2 Zuschlägern ). Das dauerte und dauerte.


Fenrir: Ja, ist für uns gut, dass er 75 ist...

Ich vermisse hier allerdings die statements der Profis, wie Markus Balbach und Jens Eichler. Schreibt doch bitte mal.

War schon mal jemand bei Gränsfors Bruks zum Zuschauen, die brauchen sicher auch nicht länger ?

Viel Grüße
 
Find ich auch sehr beeindruckend! Auf den Bildern kann ich nicht erkennen, ob er Gesenke oder Formen (kenne die Fachbegriffe leider nicht) benutzt, um die Axtköpfe zu formen. Wenn nicht, umso beeindruckender! :staun:

War schon mal jemand bei Gränsfors Bruks zum Zuschauen, die brauchen sicher auch nicht länger ?
Nö, brauchen sie nicht. Geht bei denen zumindest bei den Standardmodellen auch im Akkord. Da läuft doch auf Pro7/Sat1/Kabel1/N24 alle naselang der Beitrag über Gränsfors. Dort wird exemplarisch die Herstellung der großen Spaltaxt gezeigt. Der Schmied nimmt den erhitzten Stahlblock und hält und dreht ihn in ca. 25 Schritten unter verschiedenen Gesenken. Dauert sicherlich auch keine fünf Minuten. Danach sind man auf einem Rollwagen die Tagesproduktion eines Schmieds, dürften einige Dutzend sein.
 
Das ist wirklich sehr beeindruckend. Das kann ich gar nicht nachvollziehen wie so etwas gehen kann wenn man sich selbst mal dran versucht hat. Ich hab für einen Spalthammer und eine Schlitzhammer ca. 1,5 Tage gebraucht. Zwar nicht aus einem Block sondern aus ner Getriebestange mit stauchen aber das spielt dann auch keine Rolle mehr.
 
Hallo nochmal:

Waldjäger:

Er schmiedet Freiform, d.h. ohne Gesenke. Nur Dorne und Legeisen.

Grüße
 
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