Beautiful User - Benchmade 710 McHenry & Williams

Rock'n'Roll

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Boas,

es sollte ein Benchmade werden. Unser erstes. Gelegentlich - mit einer gewissen Beharrlichkeit - taucht im Rahmen einer Kaufempfehlung (gern auch vom Chef) das 710 McHenry & Williams im Forum auf. Wir haben uns inspirieren lassen und auf Anhieb mit der Ästhetik des Messers angefreundet. Nachdem wir unser Augenmerk auch auf das 940 und das 943 gerichtet hatten, haben wir uns am Ende für das 710 entschieden.

Eine Flut an verstreuten Informationen haben wir hier gefunden, einen umfassenden Bericht zum Messer hat die Suchfunktion dagegen erstaunlicherweise nicht ausgewiesen. Für Liebhaber und für Interessierte, die noch keines haben oder es gar nicht kennen, hier unser (wie üblich reich bebilderter) Erfahrungsbericht.

Das aus dem Jahr 1999 stammende 710 ist groß, schlank und liegt bei moderatem Gewicht von 127 Gramm bequem in der Hand. Die ungewohnt glänzenden G10-Schalen sind alles andere als rauh. Es findet sich am gesamten Messer keine scharfe Kante. Eine insgesamte Top-Verarbeitung bei perfektem Finish.

Das McHenry & Williams ist geschlossen etwas länger, dafür aber schlanker als alle anderen unserer großen Folder (annähernd gleich dem Spyderco Terzuola Starmate) und hat dabei die längste Klinge. Nur das ZT560 ist geschlossen etwas länger, hat aber auch eine kürzere Klinge. Man hat bei alledem weder in der Hand, noch in der Tasche das Gefühl, ein derart großes Messer mit sich zu führen. Wir haben es seit längerem als EDC dabei und es weder beim Sitzen noch beim Autofahren als störend empfunden.

Es war das erste Benchmade mit einem AXIS® Lock, dem Verschlußsystem, das - wie auch das Messer selbst - von Bill McHenry und Jason Williams designt worden ist. Ein unter Spannung zweier Omega-Stahlfedern stehender Stahlzylinder rastet bei vollständig geöffneter Klinge in eine Aussparung der Klingenwurzel ein und hält diese sicher und spielfrei fest. Nach Zurückziehen des Zylinders (bequem mit dem Daumen) kann die Klinge mit dem Zeigefinger wieder geschlossen werden. Sie läuft dabei auf etwa halbem Weg auf einen leichten Widerstand an der Klingenwurzel auf und bietet so Gelegenheit, sicher umzugreifen und die Klinge mit dem Daumen vollständig zu schließen.

Der Lock hält die Klinge auch im geschlossenen Zustand gut fest. Sie kann unter Zuhilfenahme eines der beiden Thumbstuds anstrengungslos (mit der linken oder der rechten Hand) wieder geöffnet werden. Der Klingengang ist erfreulich smooth. Die (teilweise bemängelten) eng am Griff anliegenden Daumenpins stellen für uns kein Problem dar. Mit einer kleinen Hand verläuft das Öffnen einwandfrei. Nach Entspannen des Locks kann die Klinge auch mit einer lockeren Bewegung ganz schlicht aus dem Handgelenk aufgeflickt und - mit etwas Übung - ebenso wieder geschlossen werden.

Man könnte sich sorgen, daß irgendwann die Feder des Lock bricht und den Nutzer in Gefahr bringt. Hierzu fanden wir folgende Anwenderbefragung: „Have you had a broken Omega spring in an Axis lock?“ Von den 291 Antwortenden hatten 87,97 % kein solches Erlebnis. Bei denen, die einen Federbruch zu verzeichnen gehabt hatten, war jeweils *eine* Feder gebrochen und die zweite hatte die Funktion des Messers ausreichend sicher aufrechterhalten. Im Falle eines Falles und in Ermangelung einer original neuen Benchmade-Feder hat auch schon eine Gitarrensaite weitergeholfen. Das klingt nach wahrem Rock’n’Roll ;)!!

Die Stabilität des 710 läßt insgesamt keine Wünsche offen. Auf skelettierten Stahllinern montierte G10-Schalen bilden den soliden Griff, der mit Torxschrauben zusammengehalten wird. Kein Klingenspiel in irgendeine Richtung. Fast der gesamte Klingenrücken ist durch einen Backspacer geschlossen. Fein strukturierte Jimpings oben und unten am vorderen Griffende gewähren dem Daumen sicheren Halt. Der Clip ist Tip-Up links oder rechts montierbar.

Die Klinge selbst hat eine Stärke von 2,92 mm, ist 9,9 cm lang (scharf 10,1 cm die Schneidfase entlang gemessen) und trägt eine Fehlschärfe. Sie läuft auf fetten Bronzewashern und ist perfekt zentriert. Bei Verzicht eines Rikassos findet sich zwischen Griff und sofort beginnender Schneide lediglich eine kleine Schleifkerbe, die sich innerhalb des Griffs noch ein Stück weit fortsetzt und gleichzeitig die Einkerbung darstellt, in die der AXIS® Lock bei geschlossenem Messer einfedert.

Die flachgeschliffene, spitz zulaufende Recurve-Klinge aus D2-Toolsteel ist quersatiniert und war out of the box gut scharf. Auf der rechten Seite trägt sie die Stahlbezeichnung, den Namen und die Patent-Nr., auf der linken das Benchmade-Logo mit der Nummer 710. Mit ihrer schlanken und langgezogenen Gestalt fordert sie zum Gebrauch geradewegs heraus. Und???

Da gibt es nichts zu meckern: Äpfel, Tomaten, Käse. Gern auch größeres Gemüse von der Sorte Hokkaido beispielsweise. Hölzchen, Stöckchen, Schilfrohr, Fingernägel säubern …. Alles bei angenehmer Haptik und Handlage. Ermüdungsfreies Arbeiten. No serrations. A Beautiful User :super::super:!


Benchmade 710 McHenry & Williams

Gesamtlänge: 22,4 cm
Länge geschlossen: 12,5 cm
Klinge: D2 (60-62 HRC), Modified Clip-Point, quersatiniert
Klingenlänge: 9,9 cm
Klingenstärke: 2,92 mm
AXIS® Lock, Bronzewasher
Griffstärke: 12 mm (inkl. Clip 16 mm)
Griffhöhe: zwischen 2,5 und 3,5 cm (an der Klingenachse)
Griffmaterial: Stahl-Liner (410) mit G-10
Griffschrauben: Torx T10 (Klingenachse) und T6 (Griff und Clip)
Clip: Tip-Up (links und rechts montierbar)
Lanyardhole: 5 mm
Gewicht: 127 g
Class: Blue
Shooting Industry Award: Knife of the year 1999



Das Benchmade 710 im Bild

Im Ganzen
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Im Schnitt und in der Hand
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Im Detail
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Im Vergleich
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Die Jukebox mit Laura Marling: „Master Hunter“


Mit Grüßen aus Monte Gordo

Johnny & Rock’n‘Roll
 
Hallo R´n´R,

täusche ich mich oder habe ich schon deutlich mehr Begeisterung bei Vorstellungen anderer Messer von dir gelesen?

yaammoo
 
Peter, erst einmal danke für's Zeigen. Schöne Vorstellung.

Warum ich kein 710er habe (hatte eines zum Testen hier), und auch kein Griptilian mehr, hängt mit dem fehlenden Ricasso zusammen. Einhändiges Schließen ist mir zu gefährlich.
Gut das 581er macht hier die Ausnahme, das können wohl nur Fingerartisten einhändig schließen.

Der Großteil meiner Spydercos hat eben diesen Schutz (Police, Endura, Military, Manix).

Ein außergewöhnlich gelungenes Design und ein schönes Messer ist es derwegen.

Andreas
 
@ yaammoo

Da Du so konkret nachfragst, hier meine konkrete Antwort: Wenn der Eindruck entstanden sein sollte, tut mir das Leid bezüglich des 710. Ich habe gerade mal einen Blick auf meine wichtigsten Messer geworfen, die hier im wesentlichen ständig präsent im Roadhouse vor mir auf dem Tresen liegen. Unter den großen Foldern - 15 sind es - nimmt das McHenry & Williams einen der vordersten Plätze ein. Neben dem Umnumzaan, dem Brad Southard und den beiden Hasenfüßen (SBH und SHBBS). Das bezieht sich auf Design, Haptik und Funktionalität. Eine Rangfolge festzulegen, fällt mir hier im Moment schwer. Jedes ist für mich auf seine Art ein perfektes Messer.

Die verspürte mangelhafte Begeisterung erklärt sich dadurch, daß ich zur Zeit generell nicht begeisterungsfähig bin. Johnny bedurfte einer 4wöchigen aufwändigen Pflege und - schlimmer - mein seit Jahren schwerkranker Sohn befindet sich in denkbar schlechter Verfassung im Krankenhaus. Das hinterläßt Spuren.


@AILL

Habe gerade nochmal rumgefingert. Da ich es benutze, wie im obigen Text beschrieben - Schließen der Klinge mit dem Zeigefinger bis zum Stop auf halbem Weg, dann Wechsel zum Daumen - wirkt sich das fehlende Rikasso nach meinem Dafürhalten nicht negativ aus. Aber Vorsicht ist natürlich geboten und ich kann Dein Argument nachvollziehen.


Aus meiner Sicht alle Daumen hoch für das 710. Uneingeschränkte Empfehlung :super::super:!!

Gruß R’n’R
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke wie das wie immer sehr schöne Review. Danke dass Du Dir immer wieder viel Zeit nimmast dafür, solche Leute bewundere ich und genau solche Leute sind das Herz eines jeden Forums!

Das 710 ist nach wie vor eines meiner klappbaren Favoriten, leider habe ich meines verkauft. Naja, vl. werd ich mir wieder eines besorgen. Das Design ist einfach top.

Bitte weiter so, rock on!

lG Olli
 
täusche ich mich oder habe ich schon deutlich mehr Begeisterung bei Vorstellungen anderer Messer von dir gelesen?

Ahoi,
vielleicht geht es R & R wie mir, dieses Messer begeistert zwar nicht, ist aber absolut solide und ausgewogen in der Handhabung, sowie im Design eher "workingclass hero- mäßig" angehaucht.
Es ist irgendwie kein Fetisch wie z.B. ein Sebenza, aber trotzdem ein unaufdringlicher, zuverlässiger User.
Danke für die vielen Fotos- diesmal auch mit effektvollen "in-Hand- Bildern":super:.
Auf diesen wird eines besonders deutlich, das 710 ist ein wahrer "Wolf im Schafsfell":D , man kann vor dem Ausklappen kaum glauben, welch lange Klinge in diesem Griff steckt.........:steirer:

Venceremos
Excalibur
 
Das 710er gehört zu meinen absoluten Lieblingen. Immer wieder in der Rotation. Handlich und filigran bei großer Klingenlänge. Einfach super.

Ich geb´s nicht her.....

mfg
Der König
 
War ja klar, dass Du früher oder später auf das 710'er kommst. :D Jetzt fehlt nur noch der ewige Konkurent - das Military von Spyderco... :rolleyes:
 
Moin klingler,

da hast Du mal sowas von Recht. Hatte schon mehrfach die Intention. Eines meiner ersten war ja das Para-Military 2. Dachte damals, mehr Messer müsse nicht sein. Wie aber das Leben so spielt, habe ich mich im Lauf der Zeit an "ordentliche" Klingen gewöhnt. Für nebenbei :D. Ein Small Sebenza oder mein Techno sind sowieso immer dabei. Insofern mußte ich in der Tat auf das 710 auflaufen. Und das sei hier noch einmal nachdrücklich erwähnt. Es ist ein superbes Teil. Was das Military angeht - die Titanversion :p ...

Gruß R'n'R
 
Vielen Dank für den schönen Bericht - und die tollen Bilder dazu.

Kaum gelesen mußte ich meines mal wieder hervorkramen - und dabei überlegen ob es bei mir zu unrecht nur rumliegt.
Danach habe ich es wieder "vergraben".

Ich mag zwar die Form und das geringe Gewicht aber subjektiv finde ich den Axis Lock zu schwach dimensioniert. Die Griffschalen mag ich vom haptischen Eindruck nicht (fühlt sich zu sehr nach Billigplaste an).
Klingenspiel ist gerade noch akzeptabel. Aber dafür klappert es (Axis Lock) im geschlossenen Zustand - hatte vereinzelt davon gelesen. (OK könnte ich mal zerlegen).
Beim ersten "bespielen" war somit schon klar, daß wir keine großen Freunde werden - und gestern haben wir uns auch nicht mehr angefreundet.

Gruß
Steve
 
Boas,

ich fasse mal - etwas überspitzt - zusammen:

Während der Eine den schönen Wolf im Schafspelz - dem auch working-class-hero-Eigenschaften zugesprochen werden - zu seinen absoluten Lieblingen zählt, den er nicht mehr rausrücken will, löst das Rikasso-lose Billigplaste-Klapperteil mit gerade noch akzeptablem Klingenspiel und mickerigem Lock beim Anderen null Begeisterung aus und muß wieder in die Schublade. Das nenne ich Polarisierung, wie sie im Buche steht :eek:.

Dazu zwei kurze Anmerkungen:

Was den Lock angeht, sollte, wenn man das 710 seiner originären Bestimmung zuführt - Schneiden - eigentlich kein Problem auftreten. Was die Plaste-Allergie angeht, haben ja so gut wie alle G10-Folder schlechte Karten. Da hilft letztenendes nur ein ordentlicher Titan-Framelock. Der klappert dann hoffentlich auch nicht so :p

Grüße aus sunny Monte Gordo

R’n‘R
 
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