Beeinflussen der Wärmebehandlung im Alltag. Victorinox und Opinel Beispiele

Gearaffel

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Hallo Zusammen,

Ich bin neu hier und wollte mich mit einer Frage an euch richten, auf welche ich sonst keine anständige Antwort gefunden habe.

Es geht um das Thema Wärmebehandlung von Messerstahl und ab welchen Temperaturen man die Härte bzw Schnitthaltigkeit ungewollt beeinflussen kann.

Vorab, ich bin absoluter Laie und fertige auch keine Messer selbt, habe aber durchaus Freude an der Modifikation von Opinels und Schweizer Taschenmessern

Hier habe ich leider einmal die Erfahrung gemacht, dass durch das "frittieren" eines Opinels (das "kochen" in öl), die Klinge ihre Schnitthaltigkeit scheinbar verloren hat und somit unbrauchbar war. Ich denke mal, dass ich dadurch die Wärmebehandlung zunichte gemacht habe.

Die Frage wäre nun, kann man bereits mit zb. heißem Wasser im Alltag eine feine Klinge wie beispielsweise von einem Schweizer Taschenmesser, bezogen auf die Schnitthaltigkeit, beschädigen?

Ich wollte zuletzte einmal die mit 2- Komponenten Kleber angebrachten Titangriffschalen eines Victorinox lösen, indem ich es in ein heißes Wasserbad gelegt habe (das Wasser hat nicht gekocht)

Des weiteren habe ich ein altes Victorinox Erbstück als Alltagsbegleiter und rühre damit auf der Arbeit regelmäßig im heißen Kaffee herum. Hierbei hat sich mein innerer Monk auch erst wieder im Nachhinein gefragt, ob die recht dünne Klinge damit bereits in ihrer Härte/Schnitthaltigkeit beeinflusst werden kann, wenn sie dadurch möglicherweise zu heiß wird.

Leider habe ich erst nach diesen beiden Situationen darüber nachgedacht, ob das vielleicht nicht schon zu viel Temperatur für die Klinge war und mich dementsprechend über mich geärgert.

Vllt findet sich ja jemand der dazu eine Antwort parat hat.

Danke im Vorraus. Und Grüße
Justin
 
Bis 80 Grad ist unproblematisch. Darüber kommt es auf den Stahl an.
Bei deinem Vic wird das „Rühren“ in der Porzellantasse der Schnitthaltigkeit stärker Schaden als der Kaffee selbst.
Warum frittiert man ein Opinel? Und woher weißt du, dass das die Schnitthaltigkeit beeinflusst hat?
 
Das ist jetzt gefährliches Halbwissen aus der Werkstoffkunde Vorlesung, bitte steinigt mich nicht ...
Wenn ichs richtig in Erinnerung habe, kann man (fast) jeden gehärteten Stahl unterhalb der Anlasstemperatur erwärmen ohne Härteverlust (Härte gegen entstehende Zähigkeit). Jetzt kommt es auf den verwendeten Stahl an. Je niedriger legiert, desto geringer sollte die Erwärmung sein.
Wenn Du die Stahlsorte googlest findest Du bestimmt mehr Infos dazu, auch gibts bei Googel viele Werkstoffkunde Bücher als PDF, da findest Du schon was.
Aber, ich glaube hier gibts genügend Leute, die Dir das relativ genau erklären können :).
 
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Bis 80 Grad ist unproblematisch. Darüber kommt es auf den Stahl an.
Bei deinem Vic wird das „Rühren“ in der Porzellantasse der Schnitthaltigkeit stärker Schaden als der Kaffee selbst.
Warum frittiert man ein Opinel? Und woher weißt du, dass das die Schnitthaltigkeit beeinflusst hat?

Das frittieren ist eine Methode um dem Holzgriff komplett "wasserabweisend" zu machen. Durch das Erhitzen, zieht das Öl in das Holz ein und macht es dunkler.
(das öl ist da auch sicherlich weit über 120 Grad heiß)
Das ist grds eine sehr taugliche Methode, und hat bei 2 von 3 Messern bei mir auch ohne negative Folgen funktioniert.

Eines davon ist allerdings nicht mehr wirklich scharf geblieben bei der Küchenarbeit. Daher vermute ich mal, dass es durch das "frittieren" zu negativen Auswirkungen auf die Wärmebehandlung gekommen ist.

Das ist allerdings auch schon eine Weile her und bis zu den Aktionen mit den Schweizern, hab ich nicht mehr darüber nachgedacht.
 
Das ist jetzt gefährliches Halbwissen aus der Werkstoffkunde Vorlesung, bitte steinigt mich nicht ...
Wenn ichs richtig in Erinnerung habe, kann man (fast) jeden gehärteten Stahl unterhalb der Anlasstemperatur erwärmen ohne Härteverlust (Härte gegen entstehende Zähigkeit). Jetzt kommt es auf den verwendeten Stahl an. Je niedriger legiert, desto geringer sollte die Erwärmung sein.
Wenn Du die Stahlsorte googlest findest Du bestimmt mehr Infos dazu, auch gibts bei Googel viele Werkstoffkunde Bücher als PDF, da findest Du schon was.
Aber, ich glaube hier gibts genügend Leute, die Dir das relativ genau erklären können :).
Danke dir für die Antwort :)
Ich habe jetzt auch mal im Forum ein wenig gestöbert und 2 Beiträge zu einem ähnlichen Thema gefunden. Da ist auch die Rede davon, dass unterhalb der Anlasstemperatur da nichts zu befürchten wäre. Die liegt wohl meistens so round about 200 Grad (das wird natürlich wir du schon sagst auf die Stahlsorte und den Hersteller ankommen)
Aber da bin ich mit meinem Wasserbad und Kaffee wohl weit von entfernt. Das müssten wahrscheinlich so 80 Grad gewesen sein schätze ich mal.
 
Das frittieren ist eine Methode um dem Holzgriff komplett "wasserabweisend" zu machen. Durch das Erhitzen, zieht das Öl in das Holz ein und macht es dunkler.
(das öl ist da auch sicherlich weit über 120 Grad heiß)
Das ist grds eine sehr taugliche Methode, und hat bei 2 von 3 Messern bei mir auch ohne negative Folgen funktioniert.

  • Das geht auch problemlos,, denn in der Regel frittiert man sowas bei nur ca. 100° und dann länger, so ein bis zwei Stunden, und vor allem taucht man nur den Griff ein und nicht das ganze Messer. Am einfachsten mit einer Gripzange und etwas Papier an der Klinge fixieren, dann berührt auch kein Griffstück direkt die Hitzequelle (Friteuse/Topf). Weit über 120° halte ich für sinnfrei.
  • Welche Zeit sind denn Deine Messer im Öl geschwommen? Minuten, Stunden?
  • Hast Du denn mal einen Test gemacht mit den Messern um den Verlust der Schnitthaltigkeit zu ermitteln bzw. den Eindruck auch zu festigen?

Opinel verwendet, soweit ich das mitbekommen habe, den X50CrMoV15 und den 12C27 bei den Kochmessern, bei den Taschenmessern den 12C27 und Carbonstahl, das rostfreie Zeug härten die mit etwa 58HRC (Werksangabe) und ich würde aus meiner Erfahrung sagen, dass selbst stundenlange Sonneneinstrahlung bei meinen Taschenmessern rein garnix bewirkt hat - zumal ja auch der Härteverlust einige Zeit und höhere Temperaturen benötigt.
 
  • Das geht auch problemlos,, denn in der Regel frittiert man sowas bei nur ca. 100° und dann länger, so ein bis zwei Stunden, und vor allem taucht man nur den Griff ein und nicht das ganze Messer. Am einfachsten mit einer Gripzange und etwas Papier an der Klinge fixieren, dann berührt auch kein Griffstück direkt die Hitzequelle (Friteuse/Topf). Weit über 120° halte ich für sinnfrei.
  • Welche Zeit sind denn Deine Messer im Öl geschwommen? Minuten, Stunden?
  • Hast Du denn mal einen Test gemacht mit den Messern um den Verlust der Schnitthaltigkeit zu ermitteln bzw. den Eindruck auch zu festigen?

Opinel verwendet, soweit ich das mitbekommen habe, den X50CrMoV15 und den 12C27 bei den Kochmessern, bei den Taschenmessern den 12C27 und Carbonstahl, das rostfreie Zeug härten die mit etwa 58HRC (Werksangabe) und ich würde aus meiner Erfahrung sagen, dass selbst stundenlange Sonneneinstrahlung bei meinen Taschenmessern rein garnix bewirkt hat - zumal ja auch der Härteverlust einige Zeit und höhere Temperaturen benötigt.
Ja da gebe ich dir mit allen Punkten vollkommen recht. Mittlerweile weiß ich das auch und verfahre so mit meinen Opinels.
Die Erfahrung, die ich hier geschildert habe, war mein Erstversuch damit und das ist schon eine Weile her.

Der Verlust der Schnitthaltigkeit war auch damals ein rein subjektives Empfinden. Ich habe da keinerlei Tests gemacht.

Mit dem Wissen, welches ich jetzt hier im Forum darüber erhalten habe, wundert ich es mich im Nachhinein auch, hätte es etwas verändert bezogen auf die Härte.

Scheinbar braucht es ja zumindest die Anlass Temperatur, welche beim Herstellen der Klinge verwendet wurde.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass das so heiß gewesen ist.

Danke für deine Antwort auf jeden Fall.
 
...
Scheinbar braucht es ja zumindest die Anlass Temperatur, welche beim Herstellen der Klinge verwendet wurde.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass das so heiß gewesen ist.
Es sei denn, du frittierst mit deiner Friteuse gewöhnlich mit Temperaturen über 200°C - was für eine gewöhnliche Friteuse schon sehr, sehr merkwürdig wäre... :eek:
 
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