Begleitet mich zum Kyffhäuser…

Abu

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Wandern, Sauerstoff, alle Sinne in der Natur - gibt es Entspannenderes? Als Sahnehäubchen noch bisserl Kulturgeschichte drauf und alles ist rund. Der Kyffhäuser ist dafür ein überaus lohnendes Ziel, eingehüllt im herbstlichen Nebel geradezu magisch.

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Meine Begleiter: u.a.Wieland-Halbintegral, ca. 35 Jahre; mein Wanderstock mit Looping wird 50!; der westfälische Beppi sieht grantelnd älter aus als er ist.
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Fast 935 Jahre wartet angeblich Kaiser Friedrich „Barbarossa“ hier im Berg auf seine Wiederkehr, um das Reich zu einigen. Ich sag euch, das wird nichts. Auf dem Kreuzzug ertrunken in der Türkei, hat man ihn „ausgeweidet“, der Körper sollte ins Reich, das Herz nach Jerusalem - bei der Hitze kam sicher nichts davon je an, nur die Legende.


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Mein ca. 100jähriger sächsischer Sax-Klapper von Dittert weist auf sein Denkmal, als Reichssymbol erbaut, zur Nazi-Zeit mit Wahn aufgeladen, wollte die DDR es sprengen. Ausgerechnet die russischen Besatzer verboten es, die Deutschen sollten sich besser ihrer Geschichte stellen.


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Ich hab dem „Kaiser“ ein angemessenes Gastgeschenk mitgebracht. Das mittelalterlich anmutende Messer von Jockl Greis hätte ihm sicher gefallen. Neue Messergesetze? Nicht montags und bei dem kühlen Wetter, ich war fast allein unterwegs.


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„Wanderer, kommst du nach Tilleda“, kehr ein ins Kirschcafe‘. Liebevolle Atmosphäre und als Speise das Schwarzbierfleisch mit Sauerkirschen und Saft: ein Gedicht!


Der Dichter Novalis war auch am Kyff? Ihm ist der Wanderweg gewidmet. Novalis, Dichter der „Blauen Blume“, in der er den Tod seiner Verlobten verarbeitet haben soll. Mit 13 verlobt, mit 15 tot, Schwindsucht. Die raffte auch Novalis mit nur 29 dahin. Tragisches LFDY: live fast die young um 1800.

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War es Intuition, dass ich mein einziges „Blaues Messer“ von @Taperedtang dabei haben sollte?


Ich lasse Novalis zu Wort kommen:
„Ich hielt mich nicht auf dem Wege, sondern immer feldein durch Tal und Wald, und bald kam ich an einen hohen Berg. Als ich oben war, sah ich die Goldene Aue vor mir, und überschaute Thüringen weit und breit, also dass kein Berg in der Nähe umher mir die Aussicht wehrte. Gegenüber lag der Harz mit seinen dunklen Bergen.“


Mir hat der Nebel die Aussicht verwehrt. Und der kleinen Brockenhexe vermutlich die Rückkehr. Sie lag abgestürzt auf dem Weg, ich gab ihr „Alpin“-Starthilfe.
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Nebel und Aussicht, zwei passende Stichworte. Beppi hält Aussicht auf einer Nebelkappe, angeblich der Name des Pilzes.
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War schön hier, es besteht gute Aussicht, dass ich wiederkomme!

Abu
 
Tour, Text , Bilder und die stählernden Begleiter ; alles wohl gewählt🫶🏻✨🥰
Die deutsche Natur wird Dir ein Fest der Sinne bieten ; Shinrin Yoku ( jap. Waldbaden, eins meiner neuen Lieblingsworte ) in Reinkultur.
Lass die Seele baumeln 😍
 
Mit schönen Eisen im Rucksack macht Wandern gleich noch mehr Freude. Und Du hattest ja den Rucksack ziemlich gut gefüllt (qualitativ und quantitativ)😁👍
Klasse Bericht und Bilder 👌
 
Werte Messerfreunde, danke für die 👍 und ebenso feinsinnigen Kommentare. Freut mich, dass der Bericht so gut angekommen ist.

Ein sehr schöner und bereichender Bericht - ganz in der Art, wie er viel zu selten im MF vorkommt.

In unserer medialen Zeit vieler schneller Bilder ist es nicht ganz einfach eine Balance Bild und Text zu finden ohne das Risiko zu langweilen. Für mich gehören sie durch meine Interessen Natur - Kultur/Geschichte - Messer unbedingt zusammen.


Darin kann man sich so wunderbar verlieren.

So wie ich mich in den Wandrungen verloren habe! Innehalten mit Gänsehaut: Durch den Nebel dringen die melancholischen Rufe hunderter Kraniche; in der Goldenen Aue haben sie ihren Rastplatz während des Zuges.

Oder „Waldbaden“ Shinrin yoku, wenn ich @excalibur zitiere, muss ich mir merken!

Aber eine Frage sei mir gestattet:" Wo ist der "Sherpa", der die Masse an tollen Schneidwaren geschleppt hat?

Ha, die Formel ist recht einfach: Frau daheim = Mann braucht weniger Wäsche = mehr Platz für Messer! 😃😃🥹


Abu, dem bemesserten Dichter und Denker.

Danke, große Ehre!
„Ich denke, also bin ich!“ Descartes. Beim Wandern bin ich dann immer ganz besonders, intensiv das Denken treiben lassend.

Lyrik wurde uns von unserem Pauker früher echt reingepaukt. Wir haben ihn verflucht - aber die Glut dafür ist bei mir nie erloschen. Statt Schillers „Glocke“ kann Lyrik im Rentenalter aber schon mal pragmatischer daherkommen, wenn man nach dem Befinden gefragt wird:
„Oben klar und unten dicht -
mehr brauchst du nicht!“

Schönes Wochenende
Abu
 
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