Beil maschinell geschliffen, nun blaue Schneide. Okay oder schlecht?

Das schaut doch schon gut aus. Eine ganz vorsichtige Instandsetzung machst du da.
Für die noch vorhandenen Vertiefungen mit Rost und Lack könnte dir eine Messing- oder Stahlbürste helfen.
Eine flache Messingbürste im Akkuschrauber, langsam laufend und längs angesetzt wie die alten Schleifriefen jetzt eh schon laufen, ist schonend, geht schnell, macht aber nix kaputt. Spart vielleicht bisl Arbeitszeit und du kommst tiefer rein ins Material.
Aber bei dir gehts vermutlich eher um die geduldige "Hingabe" an das Familienstück.
Alles Gute !
 
Werkzeuge wurde schon immer als Rostschutz angestrichen. Das war in ganz Deutschland so. Je nach Verwendungszweck. Die Farben waren meistens, Blau, Grün oder Rot. Je nach Verwendungszweck der Branche. Rot meist als Signalfarbe. Blank waren und sind heute noch, die Schneiden. der Äxte. Nachdem man die "Einkommensträchtigen" handgeschmiedeten Äxte wieder entdeckt hat, werden diese nicht lackiert. Handgeschmiedete soll man ansehen das sie handgeschmiedet sind. Die Modeerscheinung (bei DIY) zur Zeit sind blanke, hochglanzpolierte Äxte, weil sie selten zum Arbeiten gedacht sind.
 
@Scharfer Schorsch Danke! Ja, ich nehme mir Zeit dafür, weil es halt alles recht primitiv mit der Hand abläuft, aber ich das nicht anders kenne.
Von daher setzt man sich ran, wenn Zeit vorhanden ist und entspannt sich beim mühseeligen Bearbeiten. :D
Weil man in Gedanken schon weiß wohin die Reise geht, motiviert einen dieser Gedanke.
Man weiß halt wie schön es ist, wenn nach dem Geplacke das fertige Stück vor einem liegt.
Vergleiche zu so manch YouTuber darf ich aber nicht ziehen. Dann mache ich mir meine Erfolge madig.

Ich habe hier ein Bürstenset für Messing/Kupfer, Metall und Kunststoff und habe die Metallbürste schon angewendet, nachdem ich das Teil
erst einmal in Universalverdünner gelegt habe. Der hatte aber anscheinend keine Power, wie mein vorheriger Universalverdünner, der selbst bei guter Lüftung gestunken hat. Ich hätte also gedacht, dass sich die Farbe schon von selbst lösen wird, was bis jetzt bei vielen Farben der Fall war, aber letztendlich war Schrubben angesagt und damit konnte ich zumindest die Punze freilegen. Bei den Rückständen in den kleinen Vertiefungen hingegen hatte ich keinen Erfolg oder irgendwann dachte ich es sei weg, bis ich dann mit dem Schleifen angefangen habe.

Eine flache Messingbürste mit einem Akkuschrauber kombinieren, daran habe ich noch nicht gedacht und kann es mir gerade auch nicht vorstellen wie.
Ich habe hier aber Aufsätze für meinen Proxxon (der Konkurrent von Dremel), wobei ich diese runden Messingbürsten hasse.
Ich muss immer einen transparenten Gegenstand (Eimer, Schüssel etc.) rüberlegen, weil diese kleinen Messingdrähte wie wild durch den Raum fliegen.
Man kann und sollte natürlich Schutzbrille tragen, aber diese Drähte bleiben überall hängen, besonders an der Kleidung. Wäre mies, wenn sich so einer in den Mundraum verirrt (oder die Unterhose).
Damit konnte ich letztendlich Erfolge verbuchen, aber auf den Weg dahin verfärbt es das Metall immer in Goldtönen. :cautious:

Das hat mich dann irgendwie gezwungen nochmal die Feile anzusetzen und richtig loszulegen. Diesmal nicht zur Schneide hin, sondern Richtung Auge, also man könnte sagen vertikal, statt horizontal. Alles glätten konnte ich nicht, aber es sieht jetzt besser aus.

@Pjotr Danke für den Hinweis!
Ich weiß, dass jetzt einige die Augen verdrehen werden, aber Anstriche in blau, grün und rot sind irgendwie nicht cool. :D
Oliv, feldgrau oder petrol eher, wobei ich meine Axt nur mit einem Petrolton von Hammerite versehen habe, die Beile sind entweder natur oder mit einer künstlichen Patina überzogen (Essigessenz).
Die Sache mit der Spiegelpolitur auf dem ganzen Beilkopf war ansich nur so eine Idee bzw. Versuch mal "etwas Neues" (für mich) auszuprobieren.
Und falls sich diese doch als untauglich erweisen sollte, sieht sie wenigstens dekorativ aus, als Andenken an den Uropa.

Ich kann übrigens deinen Gedankengang verstehen. Beile und Äxte aus Kohlenstoffstahl neigen ziemlich schnell dazu sich zu verfärben und zu rosten,
sofern man sie ihrem Schicksal überlässt. Ich bin öfters am Strand unterwegs und mein angepasster Cold Steele Spaten setzt auch schnell an, weil ich die hässliche Schwarzlackierung entfernt habe und das Metall nur eine Patina hat. Da ist dann halt stetiges Trockenhalten und Ölen angesagt.
Und so würde ich das auch mit einem hochpoliertem Beil halten - immer schön mit Ballistol pflegen und unterwegs trocken halten.
Wenn über den Kopf verteilt eine natürliche Patina entsteht, durch Baumsäfte bzw. Gerbstoffe, dann habe ich dagegen aber nichts.
Das haben einige meiner Messer auch. Solange es kein Rost ist, finde ich das knackig!

Aber man muss noch erwähnen, dass viel Baumsäfte nicht an meine Beile kommen werden, schlichtweg weil ich damit keine Bäume fällen kann/darf
und es wohl eher Totholz sein wird. Ich würde aber in der glatten Oberfläche einen Vorteil sehen, wegen geringerer Reibung und einer Oberfläche die für Schmutz und Rost schlechtere Haftung bietet, sofern man eben immer eifrig ein Auge drauf hat.

Natürlich ist eine Lackierung am besten, aber das mal im Vergleich zum Naturbeil, mit dem man kein SOS blinken kann.
Ein Kompromiss wäre vielleicht das Aufbringen von Owatrol. Dann hat man zwar nicht die Möglichkeit einer natürlichen Patina, aber eine Art Lackierung und seinen Glanz...nehme ich an.


Übrigens, ich habe mir gedacht beide Seiten so blank es geht zu schleifen (die Seite mit der Punze wird dabei eine Herausforderung, soll sie eben unberührt bleiben) + der Nacken des Beils.
Aber die anderen Flächen sollen natürlich bleiben. Somit sieht man dort noch die Schmiedespuren und ehrlich gesagt habe ich keinen Bock dort rumzuschleifen. :p
 
Last edited:
Wenn dat janze eher meditative Begleitzüge hat, dann passt es ja sowieso;)
Das wird schon !

Ich hatte an sowas Flaches wie unten gedacht. Längere und stabilere Borsten als die Minis für den Dremel.
Da verstehe ich dich gut, daß das nervt. Die Minis sind zu dünn, sind schlecht verankert und drum fliegen sie durch die Gegend. Und auch zu kurz, drum kommen sie nicht in die Vertiefungen. Da geht gar nix.
Messingdrahtbürstenaufsatz
Für Motorradteile geht sowas super.
Und ein Akkuschrauber hat deutlich mehr Power als ein Dremel. Der ist auch zu schnell ! Da huschen die Drähte nur drüber und polieren ausschließlich.

Oder halt was stabiles klassisches:
Stahldrahtbürste
 
Wiederum erzeugt das neue Fragen. Also wenn die Beilproduktion ausschließlich in der DDR Zeit stattgefunden hat bzw. dort die Farbe blau verwendet wurde, frage ich mich wie mein Uropa in den Besitz gekommen ist. Da mein Uropa nicht auf der Ostseite war (wir sind alle Wessis), frage ich mich, ob dieses Beil exportiert wurde, wie so einige Fabrikate der DDR. Weißt du dazu etwas?
Schmiedemarke „RAW-Leipzig“

Hallo Frische Briese,

ich arbeite gerade zum Reichsbahnausbesserungswerk in Berlin Friedrichshain ,zu DDR-Zeiten RAW-Franz Stenzer. In den 1950er Jahren wurden die Betriebe der DDR verpflichtet Gebrauchsgüter (später hieß das Konsumgüter) zu produzieren, die mit der eigentlichen Produktion der Unternehmen nicht zu tun hatten. Das waren bei dem RAW zu dem ich arbeite z. B. Hämmer, Kinderbetten usw., dazu finden sich Nachweise. Als (alter) Wessi muss man sich da erst mal reindenken, finde das Thema aber interessant. Ich gehe also davon aus, dass die Axt aus der „Gebrauchsgüterproduktion“der Nachkiegszeit des RAW-Leipzig stammt. Ich habe auch im Internet gesehen, dass Axt-Köpfe mit der Schmiedemarke RAW-Leipzig aus einer Haushaltsauflösung angeboten werden.

Viele Grüße aus Berlin
 
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