Beurteilung falscher HRC Werte

Bunkertech

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Grüße!

Ein Jagdmesser, das ich für einen Freund gemacht habe, hat sich als zu weich erwiesen. Bei meinem "Härtungsversuch" im Holzkohlegrill hat mir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Erfahrung gefehlt.
Der Stahl den ich versucht habe zu härten war der beliebte 1.2842 knapp unter 5min auf Temperatur ohne Magnetismus. Dann abgeschreckt in 70° heißem Öl, angelassen 45min bei 170°.
Das sollte alles nicht das Problem sein, irgendwo habe ich was falsch gemacht, weil das Messer dann recht weich war.

Ein Bekannter des enttäuschten Besitzers hat dann die Härte geprüft, dabei kamen fadenscheinige Werte heraus. Das schlimme Teil von mir hatte 79HRC, ein "normales" Jagdmesser aus 440C ist auf 90HRC gekommen.
Ist aus diesen Angaben eine Schlußfolgerung auf die reale Härte und Fehler zu ziehen?

MfG Martin
 
Ein Bekannter des enttäuschten Besitzers hat dann die Härte geprüft, dabei kamen fadenscheinige Werte heraus. Das schlimme Teil von mir hatte 79HRC, ein "normales" Jagdmesser aus 440C ist auf 90HRC gekommen.
Ist aus diesen Angaben eine Schlußfolgerung auf die reale Härte und Fehler zu ziehen?
Über Deine Wärmebehandlung kann man sicher streiten. Aber die Art und Weise der Prüfung, die der Bekannte durchgeführt hat, würde mich interessieren. Und auch der Bekannte selbst. :glgl: Aus den von Dir genannten Werten kann kein Rückschluß auf die tatsächliche Härte gezogen werden, wohl aber auf Fehler: Diese Härteangaben sind großer Quatsch !!! Die werden evtl. bei gesinterten Hartmetallen erreicht, nie aber bei 440 C oder 1.2842 ! :hehe: Nicht einmal die Ansprunghärte könnte bei diesen Stählen so hoch sein !
Und was "zu weich" ist, ist relativ. Zu weich wofür? Oder im Vergleich wozu?
 
..... Das schlimme Teil von mir hatte 79HRC, ein "normales" Jagdmesser aus 440C ist auf 90HRC gekommen....

Was da gemessen wurde war mit Sicherheit nicht die Härte in Rockwell!

Die HRC Skala wird bei Messern im allgemeninen irgendwo zwischen 55 und 62 HRC liegen! Ausnahmematerialien vielleicht auch mal darüber bis 64 HRC! Schlosser hat ja dazu schon was geschrieben. Die Ansprunghärte von den leistungsfähigeren normalen Stählen liegt eigentlich so bei 65 - 67 HRC und das ist schon das Maximum! Wie dann der 440 auf die von dem Schlaumeier angegebenen 90 HRC gebracht werden kann, würde mich schon interessieren!
Das ist eine gewinnbringende Marktlücke!
Der 440C hat nach diesem Schaubild eine Ansprunghärte mit um die 61 HRC! Bei dünnen Materialstärken kann die auch 1 oder 2 HRC darüberliegen. Somit kann er niemals eine Härte von 90 HRC aufweisen!!!
Der von Dir angegebene 1.2842 hat bei normaler Abkühlung an der Luft schon so eine Härte angenommen, daß Du mit einer normalen Feile fast bis gar keinen Abtrag mehr hast und bohren lässt sich da auch nichts mehr. Wenn Deine Wärmebehandlung einigremassen im Rahmen war, sollte Dein Messer eigentlich eine brauchbare Härte haben.
Hast Du eigentlich vor Weitergabe des Messers irgendwie versucht, die Härte zu bestimmen?
Vielleicht ist die Haltezeit auf Härtetemperatur etwas zu lang, im allgemeinen 1 Minute pro mm Klingendicke und Anlasszeit mit 45 Minuten etwas zu kurz, ich nehm da immer 1 Stunde bei 160°C und eine weitere bei 180°C. So erzielst Du keine zu harten, aber zähe Messer.

Lass doch mal die Klinge bei einem Anderen auf die Härte testen. Vielleicht war der Bekannte von Deinem Freund einfach nur "schlauer" und wollte sich präsentieren?
Hier im Forum gibt es einige Mitglieder mit eigenen Härteprüfgeräten, z.B. ArminII oder Arrno Eckardt. Beide sind mit Sicherheit bereit diese Prüfung für Dich zu machen.

Wenn Dein Messer wirklich keine Härte angenommen hat und der Bekannte von Deinem Freund Mist gemessen hat, dann kann es vielleicht daran liegen, daß:
  • Du vielleicht keinen 1.2842 als Ausgangsmaterial verwendet hast, weil Dir was anderes verkauft wurde?
  • Du Dich in deinem Materiallager vergriffen und einen normalen Baustahl erwischt hast?
  • Du den 1.2842 in Deinem Grill so malträtiert hast und den ganzen Kohlenstoff zum Himmel geschickt hast? (In den von Dir angegebenen 5 Minuten eigentlich nicht zu schaffen)

Letztendlich bleibt Dir eigentlich nur die schon erwähnte Möglichkeit, die Härte wo anders nachprüfen zu lassen!
Ich bin mir sicher, daß Ulrich Gerfin, Herbert Weißhaupt oder Roman Landes noch bessere Erkärungen abgeben können, aber alle Drei werden Dir dasselbe raten!

Freddie
 
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Hallo Martin
79 und 90 HRc: Alles großer Humbug !! Jemand, der was von Härteprüfung HRc versteht würde solche Werte niemals weitergeben. Wenn man solche Werte ermittelt, sollte man zuerst mal den Fehler bei sich selbst suchen.
Gib dem Prüfer mal folgende Tipps:
1.) Zu einem Härteprüfer gehören auch Härtevergleichsplatten mit einer bekannten Härte. Diese sollten vor jeder Messung (oder zumindest in regelmäßigen Abständen) überprüft werden. Wenn die Differenz zwischen Messwert und Sollwert so um die +-1HRc liegt ist das Gerät i.O. Wenn größer Abweichungen festgestellt werden sollte man auf Fehlersuche gehen:

2.) Ist die Prüflast von 150 kg eingestellt ?
3.) Ist der richtige Prüfkörper (Diamantkegel mit120°) eingebaut?
4.) Ist die Probenauflage i.O. (Fett-und Ölfrei, plane Auflage, etc)
Multifunktionsgeräte können nach vielen Härtemessmethoden prüfen.
(Brinell, Vickers, Rockwell A,B ,C) Für ungeübte besteht da die Gefahr etws falsch einzustellen.
Folgende Prüflasten lassen sich einstellen : 1 ,2, 5, 10, 20 ,50 ,62,5 ,100 ,150, 187,5 ,200 kg
Folgende Prüfkörper gibt es : Diamantkegel 120° , Diamatpyramide 136°, Kugeln von 1 bis 2,5 mm Durchmesser.
Rockwellprüfung ist einfach ! Man muss bloß Bescheid wissen.

Gruß Klaus
 
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Um mal einen Begriff davon zu geben, w i e f a l s c h Härteangaben von 79 oder gar 90 HRC sind:
Die Rockwell-Prüfung wird mit einem Diamantkonus vorgenommen, der mit 150 kg Prüflast eingedrückt wird. Ansprunghärten von 72 HRC sind bei Riffelstählen oder bei ganz speziellen Schnellarbeitsstählen nach dem Anlassen möglich. Die Skala endet bei 100 HRC, was der Härte von Diamant entspricht.
Eine feiner abgestufte Härteprüfung ermöglicht die Vickers-Prüfung, bei der mit geringeren Lasten eine Diamantpyramide eingedrückt wird, deren Diagonale vermessen wird, um die Härte zu bestimmen.
HRC und Härte Vickers laufen bis ca 55 HRC in etwa parallel- die Maßzahl für die Vickers- Härte ist in diesem Bereich etwa mit dem 10-fachen der Rockwell- Härte gleichzusetzen.
Ab dann laufen die Kurven auseinander: 100 HRC entspricht 10.000 HV.
Die Umrechnung ergäbe für die äußerst harten Karbide WC (Zur Klarstellung-Wolframkarbid im Hartmetall) ca 2500 HV oder ca 82,5 HRC, für das noch härtere Vanadiumkarbid VC einen Wert bis zu ca. 3000 HV oder 85 HRC. Zwischen dem Vanadiumkarbid und dem Diamanten liegen nur noch recht wenige Körper, etwa SiC oder Borkarbid.
MfG U. Gerfin
 
Diamant, Laststufe für HRB aber Skala von HRC abgelesen?

Wäre dann etwa HRD!
Aber vielleicht hat der Kollege ja auch HRA gemessen :hehe:

Mal davon abgesehen dass HRC normalerweise nur von 30-70(75) zulässig ist..


p.s.: Wenn Du willst, kann ich Dir die Dinger bei uns im Haus messen.
 
Hallo!

Zunächst vielen Dank für eure Antworten.
Ich antworte verspätet, weil ich das Messer erst jetzt zurückerhalten habe und somit nix weiter beitragen konnte.

Mit "weich" ist gemeint, das sich die Schneide beim Kontakt mir Schwarzwildknochen leicht umgelegt hat. Ich werde das Morgen einmal mit Holz nachstellen, um zu sehen wann sich die Schneide umlegt. Zumindest habe ich eine Verformung dieser Art an einem anderen Messer, das ich aus 1.2842 gemacht habe und ähnlich gehärtet, nicht bemerken lönnen.

Zur ominösen Härteprüfung sage ich erstmal nix, ich muß zuerst im Netz nach einer Methode suchen, die sich spurlos durchführen läßt. Ich kann zumindest nix erkennen, was sich als Prüfpunkt interpretieren lassen könnte. Das die Werte Quatsch sind ist mir aber klar.

Zu den Fragen die gestellt worden sind: Eine Verwechslung des Stahls schließe ich aus, das Stück war mit 1.2842 beschriftet, stammt aus einem gut geführten Lager und entspricht auch im Funkenbild den hier geposteten Bildern/Videos von 1.2842.
Die Härte habe ich aber doch etwas hemdsärmlig geprüft: Methode "Feilen vorher, Feilen nachher" Dabei war der Abtrag deutlich minimiert.

Ich denke, ich werde auf kababear´s Angebot zurückkommen um zu sehen was los ist und dann weitersehen.

MfG Martin
 
spurlos.. hmm.. theoretisch könnte man auch hv am rücken messen und umrechnen.
der eindruck ist bei kleinlast sofort wegpoliert ;)
 
Alle Methoden bezüglich der Härteprüfung hinterlassen spuren..........
 
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Hallöchen
Von den Härte-werten und das es keine Spuren gibt,schließe ich darauf,das es mit der Fallkörper-Methode(genaue Bezeichnung und Maßeinheit kenne ich nicht mehr)gemacht wurde,die aber sehr ungenau ist wenn die Klinge nicht Plan auf zB. Amboss aufliegt.
Dabei wird der Weg-Wert genommen der beim zurückspringen des Fallkörpers entsteht.


Gruß Maik
 
Das würde die fehlenden Spuren erklären, nur nicht die viel zu hohen Werte. Nach meinem Verständnis führen Fehler bei dieser Methode zu einem niedrigeren Meßergebnis.
 
100? 100 was? :confused: Sollten hier HRC gemeint sein, sind wir wieder bei #1 und der Antwort von U.Gerfin.
 
Wie ich schon geschrieben habe,weis ich nicht in was das Ding misst.
Aber einer Hier wird das bestimmt wissen.Aber nach dem was hier geschildert wurde,klingt diese Methode Plausibel.


Gruß Maik
 
@Maik
Das wohl gängigste Gerät dieser Rücksprunghärtemesser ist das EQUOTIP.
http://www.proceq.com/produkte/metallhaertepruefung/mobile-metallpruefung/equotip-3.html?L=1
Wie oben auch schon beschrieben lassen sich an diesen Geräten alle möglichen Härteumwertungen einstellen. Bloß - auch mit diesen Geräten muß man sich auskennen.
Für den mobilen Einsatz optimal.
Trotzdem würde ich immer, wenn ich die Möglichkeit habe, HRc mit einem HRc-Härteprüfer messen und nicht den Umweg über eine Vergleichsmessung machen. Die kann nur ungenauer sein !
Gruß Klaus
 
Das Ding was ich meine hat "Ähnlichkeit" mit einem Quecksilber-Blutdruck-Messgerät,nur das da wo das Quecksilber ist eben ein Fallgewicht ist,also nichts Elektronisches.

Gruß Maik
 
Grüße!

An dieser Stelle nochmals vielen Dank an kababear, er hat die Härte des Messers für mich geprüft!

Das Ergebnis ist unschön. Der Stahl hat überhaupt keine Härte angenommen.
Ermittelt hat kababear einen HRC Wert von 20, damit kann man die von mir am Anfang genannten Werte getrost vergessen. Ich werde wohl noch viel üben müßen, erstens die Fertigkeiten beim Härten und zweitens (sogar noch wichtiger) die Beurteilung des Ergebnisses.

Vielen Dank für eure Beiträge!

Martin
 
Mal generell zu den Mobilen Härtetestern, die Dinger funktionieren wenn das zu prüfenden Teil eine recht hohe Masse hat oder zumindest auf etwas plan aufliegt mit sehr hoher Masse. Bei zu prüfenden Werkstücken mit geringer Masse sind die Ergebnisse sehr ungenau. Das einzige gerät auf dem Markt das zumindest halbwegs mit dünnen Materialen klarkommt ist das Krautkramer MIC 10, und selbst da sind es nährungswerte .Um die härte bei Messern zu bestimmen würde ich grundsätzlich auf stationäre Geräte gehen. Klar hinterlassen die einen kleinen Abdruck, aber normal wird eine ein Klinge auch nach dem härten endgeschliffen somit stellt das wohl kaum ein Problem da.
 
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