Böker Speedlock 3000 440C - Review

pitter

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Ja, ihr lest schon richtig, ich bins :D Ich wollts jetzt einfach mal wissen. Seit Jahren wird hier über Böker gelästert, aber Tests und Beschreibungen gabs recht wenige. Ich werd mal schauen, ob ich zukünftig ein wenig ausgleichen kann, "die anderen" sind ja schon ausreichend vertreten. :p

Lange Rede, ab zum Messer, erstmal..

Die Specs:

Klinge 85mm, 440C, Rahmen aus Aluminium, matt verchromt mit beidseitigen Cocobolo Inlays, Plungelock, Automatik mit Springfeder, Safety am Griffrücken. Soweit, so bekannt.

Das Messer kam in seiner sehr ansprechenden Metallbox und liegt in einer ausgefrästen Unterlage aus Moosgummi. Nicht diese dünnen gespritzten Plastikeinsätze, aus denen man das Messer raushebeln muss und die danach zerbrochen sind :p

Fit und Finish:

Da gibts nichts zu meckern. Die Griffoberfläche fühlt sich sehr geschmeidig an, alle Kanten sind sauber verrundet. Die Daumenrillen geben Halt, ohne in den Finger zu schneiden. Die Klinge ist sauber satiniert und ordentlich geschliffen. Der Anschliff ist exakt in der Mitte und perfekt symetrisch. Im geschlossenen Zustand liegt die Klinge exakt in der Mitte des Rahmens.

Das Cocobolo Inlay ist ordentlich eingepasst und auf Hochglanz poliert.

Das Logo und die gravierte Hersteller/Stahlbezeichnung auf der Klingenrückseite sind dezent und sauber ausgeführt.

Konstruktion:

Das Messer nutzt die erlaubten 85mm Klingenlänge voll aus, bleibt aber wegen der Aluschalen recht leicht.

Der Auslöser schaut gerade weit genug aus den Griffschalen heraus, dass er sich leicht drücken lässt. Ohne dass er sich verhakt, oder aus Versehen lösen kann. Zusätzlich hat das Messer eine Safety am Klingenrücken. Schiebt man die geriffelte Sperre nach vorne, wird der Auslöser blockiert. Das funktioniert im offenen, wie im geschlossenen Zustand.

Die Feder lässt die Klinge recht flott aufspringen. Die Klinge läuft dabei leicht und sauber. Kligenspiel? Nein, nicht wirklich. Vertikal nahe Null, horizontal im Rahmen dessen, was andere hochwertige Springer von "Nobelmarken" auch zeigen. Alles bezogen auf heftiges "Noddeln" ;)

Die Klinge schlägt beim Öffnen nicht an den Aluschalen an - wie es bei anderen, teils sehr hochpreisigen Messern der Fall ist. Ein Stoppin aus Stahl ist kaum sichtbar im Rahmen integriert. Danke ;) Stahl auf Alu, auch wenn das Alu teilweise gehärtet ist (was man bei Alu halt Härten nenen kann) tut mir immer weh.

Der Klingenschliff könnte am hinteren Ende etwas weiter hochgezogen sein, der Schliffwinkel wird dort schon etwas flach. Andererseits passt der Anschliff zur Recurve Klinge und gibt ihr eine dynamischere Form. Das bleibt Geschmachsache.

Design und Ergonomie

Ja, das ist so ein Punkt. Ums der Ehrlichkeit halber vorneweg zu sagen, meines ists nicht und wirds nie sein. Mir sind halt ein paar Ecken und Kanten, und ein mehr technisches Design lieber.

Nur - funktional und objektiv betrachtet kann ich nichts negatives finden, im Gegenteil. Ich habe mit dem Messer die letzten Tage oft rumgespielt, und die Haptik macht Spass. Die Schalen sind konturiert, an der dicksten Stelle ist der Griff circa 16mm breit.
Alles schön rund, nichts drückt und zwickt. Das Messer schmiegt sich sehr angenehm in die Hand. Für einen sicheren Griff sorgt die bauchige Grifform mit der ausgeprägten Fingerrille für den Zeigefinger. Zusätzlich sind dort die Schalenunterseiten geriffelt. Auch das soweit abgerundet, dass man zwar einen festen Sitz hat, die Rillen aber nicht stören.

Geschlossen steht die Klinge nicht über, kann sich also in der Tasche nicht verhaken. Apropo Tasche - das Speed Lock 3000 hat keinen Clip. Würde optisch auch sehr stören. Böker liefert die passenden Taschen aus Leder oder Cordura. Die Cordurataschen habe ich selbst in Gebrauch, sind sehr gut gemacht.

Microtech, Protech, Benchmade Fans wird das Speed Lock kaum zum Umsteigen bringen :p Aber das ist ja nur eine Fraktion unter vielen. Die andere bekommt ein Springmesser mit maximal legaler Klingenlänge und ergonomischen Design, das noch dazu sehr sozialkompatibel ist.

Fazit:

Das Böker Speedlock 3000 kann gefallen oder auch nicht. Fakt ist, man bekommt ein Messer mit einem vernünftigen Stahl, einer ordentlichen Verarbeitung, mit guter Ergonomie und einem freundlichen, untaktischen Design. Die Automatik befriedigt den Spieltrieb und die Satefty ist ein nettes Feature. Zusammen mit der hübschen Box - jaja, braucht man nicht, ist trotzdem nett - gibt das auch ein gutes Geschenk ab.

Für mich ist das Speedlock 3000 eine Empfehlung wert.

Danke an Böker für die Zusendung des Testmusters :super:

Fragen hier im thread, wenn spezielle Detailbilder gewünscht werden, mach ich das gerne. Aber hurtig, am Mo gehts zurück.

Grüße
Pitter
 

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scheint ein ganz netter springer zu sein. geht mir allerdings ähnlich wie dir - zu viel "geschnörkels"...

...wenn spezielle Detailbilder gewünscht werden, mach ich das gerne.

okay, dann bitte ein detailfoto vom klingenanschlag :D

gruss chris
 
Danke Pitter!

Sehr objektiver und ausführlicher Review, geile Fotos! :super:

Ich nutze das Speedlock 3000 seit mittlerweile über 12 Monaten.
Dem von Dir geschriebenen gibts prinzipiell nix hinzuzufügen, wenn da nicht...

Ja, wenn da nicht zwei Punkte wären, die die Freude am Messer leicht trüben:

1.
Die Feder lässt die Klinge recht flott aufspringen.
Über die Definition von "recht flott" ließe sich trefflich streiten, weil subjektiv empfunden.
Kommt halt drauf an, was man als Vergleich nimmt.
Verglichen mit dem AK-74 Springer macht das Speedlock 3000 einen eher zögerlichen Eindruck, was die Reaktion auf das Betätigen des Auslösers betrifft. Eine stärkere Feder könnte hier sicher mehr Anfangsbeschleunigung bringen.

2.
Das Messer nutzt die erlaubten 85mm Klingenlänge voll aus, bleibt aber wegen der Aluschalen recht leicht.
Leicht schon, aber: Größenverhältnis Griff/Klinge?

Das Speedlock 3000 erweckt den Eindruck "Riesengriff mit (zu) kleiner Klinge."

Schon klar, daß der Designer durch rechtliche Einschränkung keine größere/breitere Klinge verplanen konnte.
Aber warum nicht die vorliegende Klinge in einem schlankeren Griff verstecken? Hier wäre weniger mehr gewesen.
(Das ist mir bei Pohl-Designs schon öfter aufgefallen. Daß es auch anders geht, sieht man z.B. beim Cherusker Schanz G1).

Trotzdem mag ich mich von meinem Speedlock 3000 nicht mehr trennen, denn wie Du ja ganz richtig sagst:
Ich habe mit dem Messer die letzten Tage oft rumgespielt, und die Haptik macht Spass.

Genau so isses!
 
Habe so ein Teil auch mal als EDC benutzt, bin aber wieder
davon abgekommen. Zumindest meines wackelt die der berühmte
Lämmerschwanz, sprich: axiales Klingenspiel vom Feinsten.
Habs auch mal auseinandergenommen, hat aber nicht viel gebracht.
Auch negativ gegenüber der ersten Version: Der rausstehende
Öffnungsknopf, welcher durch einen Sicherungshebel blockiert werden
kann. Zu fummelig, wenns schnell gehen muß, und wenn man die
Sicherung demontiert, kanns es sein, das die Klinge genau dann aufgeht,
wenn man es nicht brauchen kann, auch in der Lederscheide.
Hat mich jetzt nicht so ganz überzeugt.
Ist aber auch eine komische Version, mit blauen Kunststoffeinlagen,
welche ich so nie in irgendeinem Katalog gesehen habe (habe es in
Stuttgart auf der IWB gekauft, letztes Jahr, war vielleicht ein
ein Probemodell oder so...)

Gruß
 
Mit dem 3000 konnte ich mich wegen des Designs nie anfreunden.
Mich stört diese etwas blumige Linienführung im hinteren Griffbereich ungemein.

Da ich aber an der Ergonomie und Handhabung nichts auszusetzen habe, sehe ich gespannt dem Speedlock T4 entgegen.

Die Ergonomie ist im Prinzip die gleiche, wobei das Design allerdings deutlich weniger verspielt ist.

110061.jpg

(Bild von Böker)

Einen Proto hatte ich bei Böker schon mal in der Hand, und dem Serienmodell sehe ich gespannt entgegen.
 
keyplus88 schrieb:
Das Speedlock 3000 erweckt den Eindruck "Riesengriff mit (zu) kleiner Klinge."

Schon klar, daß der Designer durch rechtliche Einschränkung keine größere/breitere Klinge verplanen konnte.
Aber warum nicht die vorliegende Klinge in einem schlankeren Griff verstecken? Hier wäre weniger mehr gewesen.

Das ist halt so eine Sache. *Ich* sehs genauso. Bei mir muss die Klinge immer großer sein, als der Griff, bei Folder zumindest optisch ;). Aber..egal wie groß die Klinge ist, Deine Hände wachsen und schrumpfen nicht mit der jeweiligen Klingenlänge :p Deswegen sehen die typisch nordischen Messer mit 100mm Griff und 40mm Klinge ja nicht zufällig so aus ;)

@beagleboy: Ack, das T4 sieht von den Proportionen her ausgewogener aus. Alles Geschmacksache, wär ja schlimm, wenns nur ein Messer gäbe.

Grüße
Pitter
 
pitter schrieb:
@beagleboy: Ack, das T4 sieht von den Proportionen her ausgewogener aus. Alles Geschmacksache, wär ja schlimm, wenns nur ein Messer gäbe.

Wobei die Proportionen m.E. die gleichen sind.
Die andere Wirkung wird nur durch das weniger "hecklastige" Griffdesign erreicht, wenn ich das recht sehe.

Wie hast Du eigentlich die Funktion der Sicherung gesehen/beurteilt?
 
beagleboy schrieb:
Wie hast Du eigentlich die Funktion der Sicherung gesehen/beurteilt?

Beurteilt: Für mich persönlich überflüssig wie ein Kropf. Ich weiss aber, dass Kunden danach fragen, also macht man halt eine rein.

Gesehen: Ja, funktioniert :), wobei diese Safety den Nachteil hat, dass ich nicht sofort erkennen kann, stehts jetzt auf "schwarz oder rot". Ist sicher Gewöhnungsache.

Grüße
Pitter
 
vielen dank. wenn das t4 ähnlich sauber gemacht ist, könnte nach langer zeit mal wieder ein springer aus deutscher produktion den weg in meine tasche finden... zumindest übergangsweise :steirer:

gruss chris
 
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