Böker uralt

Haebbie

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Liebe Mitstreiter,

Seit vielen Jahren liegt in meiner Messerkiste ein altes Böker-Messer: Carbonstahlklinge, verschraubter Bakelit-Griff, aber seht selbst:



Ich habe die Firma Böker auf das Messer angesprochen,. Von dort kam lediglich, dass dieses Messer wohl seit 30 bis 40 Jahren nicht mehr gebaut wird. Wenn das nicht mal noch länger her ist.

Weiß von Euch jemand mehr zu diesem Messer (Herstellungszeitraum, damaliger Preis, Benennung des Messers ...) über Infos würde ich mich freuen.

Als ich das Messer seinerzeit gekauft habe, wurde es mir als Studentenmesser angeboten. Auf der Rückseite des Messers sind auf der Fehlschärfe zwei Initialianpaare eingraviert. Haben da zwei Füchse in freundschaftlicher Verbundenheit Messer getauscht?

Eine Besonderheit hat das Messer auf jeden Fall: es ist in einer Linkshandscheide untergebracht. Die Frage, ob das mal bei Böker eine optionale Wahlmöglichkteit beim Kauf von Gürtelmessern war, hat mir Böker nicht beantwortet. Wisst ihr mehr?

Viele Grüße aus Berlin,
Herbert

P.S.: Die Klinge sieht in Natura besser aus als auf dem Foto.
 
Deshalb kann es ja durchaus 50 oder gar 60 Jahre alt sein.

Gruß

sanjuro

ja, sanjuro, damit rechne ich eigentlich auch, und auch damit, dass kaum jemand (wenn überhaupt) in unserem Forum die Produktionszeit dieses Messers miterlebt hat. Aber trotzdem hoffe ich darauf, dass der eine oder andere Böker-Sammler dieses Messer kennt.

Viele Grüße,
Herbert
 
Hallo,also mich erinnert das Messer von der Form her doch stark an die hier schon einige Male vorgestellten Fahrtenmesser aus den 50igern.Ist das messer vom Knauf her verschraubt,wie die Messer mit den Horn-bzw.Lederscheibengriffen.Ich bin jahrgang 42 und habe seit den frühen 50igern immer Messer gehabt, ebenso meine Freunde,aber ein Messer mit solchem Griffmaterial habe ich noch nie gesehen.Die Scheide ist,wenn sie original ist,auf jeden fall eine Rarität.


Gr.Peter
 
Ja, Peter, insbesondere die Klinge erinnert in der Tat an die Fahrtenmesser der 50er und 60er Jahre. Unterschied: die Verschraubung ist nicht innenliegend wie die Messingmutter mit der durchgängigen Gewindebohrung bei den Fahrtenmessern im Knauf, sondern ist eine Gewindehülse an einem aufliegenden Sechskant (nicht durchgängiges Gewinde).

Die Konstruktion ist etwas aufwändiger als die bei den Fahrtenmessern, und die Schraube ist immerhin verchromt. Im Bild ist der Sechkant mit ein wenig Phantasie erkennbar. Der Böker-Baum ist aus versilbertem Messing. Und der Bakelit-Griff ist makellos hochglanzpoliert.

Ich versuche auch gerade herauszubekommen, bis wann Bakelit industirell hergestellt und verwendet wurde. Vielleicht lässt sich ja so die Herstellungszeit etwas eingrenzen.

Viele Grüße,
Herbert
 
Hallo,die Verschraubung ist auf jeden Fall aufwändiger gemacht.Hast Du mal nach den Initialen gegoogelt?Könnte doch sein dass es wirklich die Abkürzung einer studentischen Verbindung ist.Wundert mich dass sich "cut" noch nicht gemeldet hat,er hat noch viele alte Unterlagen v.Solinger Herstellern.Wenn nicht freu Dich einfach dran,ist doch ein schönes Messer.

Gr.Peter
 
Klar, Peter, freue ich mich an dem Messer. Gerade deshalb wünsche ich mir mehr Infos zu dem guten Stück.

Und im Hinblick auf die Linkshandscheide hätte ich halt gerne gewusst, ob es früher optional oder auf Wunsch Linkshandscheiden gab. Ich denke nicht ,dass es so ist, wie es mir mal passiert ist. Da habe ich aus Versehen eine LInkshandscheide gebaut.

Viele Grüße,
Herbert
 
Liebe Mitstreiter,

ich hole den Thread hier mal nach oben. Ich würde mich freuen, wenn es vielleicht doch noch jemanden gibt, dem etwas zu dem Messer einfällt. Cut, weißt Du noch etwas? Koll. E. W. Felix-Dalichow, hat das Böker-Werk nicht noch eine Idee, die ein wenig über das hinaus geht, was ich offiziell erfahren habe?

Grüße aus Berlin,
Herbert
 
AW: Böker Fahrtenmesser

@ Peter42:

Vielen Dank für die mir entgegengebrachte Hochachtung - aber ich bin (leider) nicht das wandelnde Solingen-Lexikon und würde mich glücklich schätzen, wenn meine Sammlung an alten Böker-Katalogen die Anzahl meiner Baumwerk-Messer übersteigen würde.

@ Haebbie:
Bei der Vielzahl von unterschiedlichen Messer-Modellen, die Böker je gefertigt hat, ist es sicherlich ein zumindest extrem mühsames, wenn nicht sogar aussichtsloses Unterfangen, in einem Firmenarchiv alle archivierten Unterlagen auf ein spezielles Modell hin zu überprüfen.

Zum Messer:
* den Begriff "Studentenmesser" habe ich bisher noch nirgends kennengelernt
* "eingravierte" Initialienpaare auf der Fehlschärfe der Rückseite der Klinge: ist sicherlich vom Käufer veranlasst worden und deutet für mich auf ein Geschenk hin
* Linkshandscheide: ungewöhnlich, aber vielleicht als Sonderserie angeboten
* Alter: ich zweifle NICHT an dem von Böker benannten Alter von 30 bis 40 Jahren, die von "sanjuro" spekulierten "50 oder gar 60 Jahre" erscheinen mir jedoch abwegig.
1. Vor "50-60 Jahren" hat Böker offenbar KEINE Fahrtenmesser hergestellt. Selbst die Händlerpreisliste 1952 listet KEIN EINZIGES Fahrtenmesser.
Nach Kriegsende hat es in Solingen einen äußerst bescheidenen Neuanfang in der Messerfertigung gegeben, der nicht nur durch die damaligen Besatzungsmächte sondern über einen längeren Zeitraum von mehreren Jahren auch durch die Bewirtwschaftung und Zuteilung von Rohstoffen gekennzeichnet war.
Ich bin überzeugt, dass bei Kenntnis der aktuellen umfangreichen BÖKER-(Magnum)-Kataloge selbst hier im Forum kaum jemand eine annähernde Vorstellung hat, mit welch einem überschaubaren und bescheidenen Fertigungsprogramm ALLE Solinger Hersteller Anfang der 1950er Jahre den Wiederaufbau "erkämpft" haben, einschließlich Böker!
(Die Anzahl der unterschiedlichen von Böker 1952 gefertigten Messer reiche ich bei Interesse demnächst nach.)
2. Peter42 benennt sicherlich zu recht, dass die Klingenform recht typisch für die 1950er Jahre ist. Aber es gab sie auch bereits in den 1930er und '40er Jahren - jedoch ohne Zweifel vermehrt erst in den 1960er/1970er Jahren (also wie von Böker benannt "vor 30 bis 40 Jahren"). Ganz prägnant erscheint mir aber die recht "modern" geformte Pariertange zu sein. Von Katalogen und Veröffentlichungen aus den 1950er Jahren (und früher) kenne ich bisher bei Fahrtenmessern nur Abbildungen von "Kugelknebeln" oder flachen Messing oder Neusilber-Parierstangen. Solch eine "moderne" Form der Parierstange gab es nach meiner Kenntnis erst ab den 1960er Jahren.

BAKELIT: Ich hab in meiner Sammlung einige Messer aus den 1960er Jahren, bei denen "harter Kunststoff", möglicherweise Bakelit, als Griffmaterial verwendet worden ist. Aber selbst längere Zeit nach Auslaufen der Bakelit-Produktion (oder Ausweichen auf andere modernere Materialien) sind sicherlich Restbestände aufgearbeitet worden.

Sicherlich könnte die Klingenmarkierung ein Erkennungsmerkmal für das Alter des Messers sein. Gibt's die Möglichkeit, den Klingenansatz vergrößert als Foto zu veröffentlichen? (... vielleicht auch die ungewöhnliche Griff-Verschraubung?)

Die runde Griffeinlage mit Böker-Baum gab es zumindest in den 1970er Jahren in diversen Böker-Taschenmessern!

Vielleicht finde ich noch neue Informationen in einigen Zeitschriften aus der benannten Zeit.

Grüsse

cut
 
@ cut,

herzlichen Dank für Deine ausfühlichen Informationen. Die geben mir doch einen guten überblich über den Markt und die Produktion in den Nachkriegsjahren. außerdem lässt es mit meine bescheidene Messersammlung besser einschätzen. Aber ist es wirklich so, dass eine Firma nicht weiß, was sie irgendwann einmal gebaut hat?

Zum Studentenmesser: Das hat nichts mit Böker tzu tun. Bestenfalls hat hier ein Händler oder ein anderer Metallbetrieb die Initialien in die Fehlschärfe eingeschlagen. Studentenmesser (Freundschaftsmesser) können (oder konnten, das Messertauschen ist ja heutzutage nicht mehr üblich) beliebige Messer sein. Da kommt es auf das selbe Modell und die Initialien zweier Personen an, die sich nahe sind. Ein gravierter Verlobungsring ist etwas ähnliches.

Zum Messer selbst: Was die Datierung angeht, da wurde kürzliche hier im Forum ein Böker 505 gezeigt, mit dem Hinweis, dass es 30 Jahre alt ist. Ich habe das "Studentenmesser" und mein 505 mal nebeneinander gelegt. Das ist wie BMW 503 neben Porsche 914. Das barocke Design lässt mich sogar eher an die 30er Jahre denken, an den Wohnstil derjenigen, denen Bauhaus zu modern war.

Doch das Messer gibt noch weitere Hinweise: (Man sollte sich ein Messer erst einmal mit der Lupe ansehen, Brille alleine genügt wohl nicht). Böker ist ohne Umlautpunkte geschrieben. Deutet das darauf hin, dass es für Übersee oder sogar in den USA selbst gebaut wurde? Ein Hinweis auf Made in USA könnte auch die Verscghraubung sein. Es handelt sich offenbar um ein zölliges Gewinde. Seind in Deutschland überhaupt zöllige Gewinde für Messer verwendet worden? Auf jeden Fall rieselte mir beim Zerlegen des Messers erst einmal der Rost entgegen. Der Vergleich mit älteren Autos ist wohl gar nicht so verkehrt.

cut, hier auf jeden Fall die größeren Bilder, bitte entschuldige die mäßige Qualität.



Viele Grüße aus Berlin,

Herbert
 
Zuletzt bearbeitet:
@ haebbie:

"Aber ist es wirklich so, dass eine Firma nicht weiß, was sie irgendwann einmal gebaut hat?"

Diese Frage kann wohl kaum allgemgültig für Solinger hersteller beantwortet werden.
Mir ist bekannt, dass ZWILLING - J.A. Henckels ein sehr gut organisiertes Archiv hat, bei anderen Herstellern mag dies aus unterschiedlichsten Gründen völlig anders gehandhabt worden sein und manche Firmen wollen nur produzieren und verkaufen und erkennen vielleicht gar nicht die Sammelleidenschaft von Endverbrauchern.
Böker Baumwerk gehört aber sicherlich zu den Firmen, die bereits seit langem die den hohen Stellenwert von Messerliebhabern kennen. Nur sind Recherchen halt enorm zeitintensiv - falls überhaupt alle alten Aufzeichnungen aufbewahrt worden sind. Nach meiner Kenntnis hat das Baumwerk im 2. Weltkrieg unter den Bombardierungen Solingens gelitten, so dass sicherlich Unterlagen im Krieg vernichtet worden sind und vielleicht auch noch in der Nachkriegszeit von Besatzungsstreitkräften konfisziert worden sind.
Schließlich gab es auch noch bei Heinrich Böker Baumwerk mindestens einen Inhaberwechsel, und vielleicht gab es vor dieser Veränderung ganz andere Unternehmensinteressen.

Überschaubar war das Baumwerk Sortiment in der Nachkriegszeit allemal, die Preisliste 1952 benennt:
* ca. 40 Tafelbesteck-Artikel
* ca. 30 Taschenmesser
* 10 Scheren
* 8 Rasiermesser

Zum BOKER Markenzeichen schau ich mal in meinen Unterlagen.

Grüsse

cut
 
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