Böses Klappmesser mit Assisted Opening

tobsucht_

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Hi, heute etwas kürzer als sonst, die Hitze macht eine längere Auseinandersetzung mit dem PC unmöglich...

Neues Klappmesser, Form und Verschluss jedoch angelehnt an die beiden hier.

Wichtige Unterschiede:
1) Bushing. Bringts. Macht einfach mehr Spaß beim Zusammenbau wenn man nicht immer den Klingengang mit halb lockeren Schrauben einstellen muss. Außerdem ist das Messer so auch leichtgängig wenn man es etwas härter angreift.
2) Assisted Opening System kombiniert mit einem Flipper. Der verbaute Verschluss hat mich ja auch bei meinen bisherigen Messern sehr zufriedengestellt. Ein Nachteil ist, dass man ihn nur schwer ohne Federhilfe zum Flippen bringt. Dafür machts mit Feder gleich doppelt Spaß :D
3) Clip - endlich.

Falls Interesse an fertigungstechnischen Details etc. bestehen, melde man sich ;)
Werde ohnehin noch Fotos von den Innereien reinstellen, sobald ich wieder in der Werkstatt bin.

Daten (Maße im anderen Thread):
1.2519, 63 HRC, 3.5mm
Titan und G10 am Griff
Achse und Bushing aus Silberstahl, gehärtet. Für Bushing-Interessierte: mit 4/100mm Übermaß gegenüber Klingenstärke und Bronzescheiben komme ich auf einen Butterweichen Klingengang ohne Spiel.

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Das wars auch schon für den Moment. Hoffe es gefällt.

LG, Oliver
 
Das ist ja ein sau geiles Teil, noch nichts vergleichbares gesehen!

Woher genau kommst du?

lG Oliver
 
Falls Interesse an fertigungstechnischen Details etc. bestehen, melde man sich ;)
Werde ohnehin noch Fotos von den Innereien reinstellen, sobald ich wieder in der Werkstatt bin.

Hallo Oliver,
Jetzt wird es aber spannend! Messer, Design und Technik haben das Potential zum Patent! Natürlich interessiert die Innerei und die Funktion des Klingenbeschleunigers.
Danke fürs Zeigen und teilhaben!:super:
Gruss nach Österreich und schönes Wochenende
Felix
 
Hallo Oliver,

endlich mal wieder was von dir zu sehen :D.

Sehr schick geworden, dein optimiertes Böses - auch wenn sich äußerlich nicht viel geändert hat, sieht es unter der Haube sicher anders aus, vor allem durch das "assisted Gedöns".

Daher warte ich nochmal mit den Fragen, deswegen nur ein paar Punkte zum Verständnis :hehe::

- wie funktioniert der Anschlag beim Schließen der Klinge?
- wie sind die Jimpings am Flipper hergestellt (auf einem Bild sah es fast wie eine Verzahnungsgeometrie aus)?
- gibt es eine Verdehsicherung für die Achse und die hinteren drei Schrauben?

Optisch überzeugt mich die Befestigung des Clips nicht so - die zwei verwendeten Schrauben passen imho nicht zum Design - bei deinen Möglichkeiten müsste doch ein gefräster Clip machbar sein.

Klasse finde ich die dunkelblau-violetten Farbakzente und das schwarze G10 um Welten besser, als "olive green" ...

Jetzt warte ich mit Vorfreude auf die angekündigten Details!

Bis dahin: Glückwunsch zu diesem Messer, in dem sehr viel mehr steckt, als es den Anschein hat!

Greetz

Virgil
 
Ist ja in der Nähe von mir, vl. darf man dir mal einen Blick über die Schultern werfen beim Arbeiten?
 
Sehr schön und gefällig!

Als Neuling sage ich dabei auch gleich mal Hallo in die Runde!

Viele Grüße
Andi
 
Hallo,

heute mit mehr Zeit und der Reihe nach :D

@Andi: Herzlich Willkommen, viel Spaß hier!

@Centurio: Hast ne Mail ;)

@Virgil: Bei dir muss ich immer ausholen :p

Zunächst ein Blick unter die Haube:

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Verdehsicherungen gibts nicht. Sind meiner Erfahrung nach auch nicht nötig. Durch das Bushing ist auch die Klingenachse immer voll angeknallt, versehentlich Lösen mag sich das nicht. Loctite o. Ä. benutze ich auch nicht, dafür zerlege ichs zu oft ;)

Die Jimpings sind mit einem Ausdrehkopf und einem HSS-Schlagzahn gefräst. Der hat ca. 60° Winkel und eine leichte Spitzenrundung. Bisher hab ich Gravierstichel benutzt. Damit hatte ich so meine Probleme: Erstens hat meine Fräsmaschine nicht genug Drehzahl um einen Stichel sinnvoll zu betreiben, was sich auch an der Oberfläche widersiegelte. Zweitens kann ich mit dem Schlagzahn sehr einfach und billig beliebige Kerbformen realisieren. Seit ich den Ausdrehkopf vor einem Jahr gebaut hab, war ich schon sehr oft froh, ihn zu haben, ein sehr nützliches Tool.

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Bei den beiden folgenden Bildern sieht es so aus, als wäre die Achsbohrung unrund, aber das ist nur die Fase ;)
Zum Assisted opener eine Blattfeder aus Ti4Al6V liegt in der G10-Schale und treibt über einen kleinen Pin (der mit der Messinghülse) die Klinge an. Damit das ganze in der geschlossenen Position hält, ist die Spitze der Feder in einem Winkel abgeschliffen, der einen "Totpunkt" in der geschlossenen Position erzeugt. Das System ist genau so in vielen Serienmessern, also nix weltbewegendes.
Zusatzerschwernis: Man muss (oder will) ja den Verschlusshebel in der geschlossenen Position wieder bündig mit der Griffschale bekommen. Daher muss auch für die geschlossene Position eine Bohrung existieren, diese jedoch so angefast sein, dass es das Öffnen des Messers nicht behindert - was hab ich mich damit geärgert! Letztlich funktionierts jetzt, aber wenn ichs nochmal bauen würde, hätte ich diesen Teil anders gebaut: Gleich die Schräge komplett ausgebohrt mit einem Senker. Das hätte mir stundenlanges Dremeln und Anpassen erspart.

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Zum Schluss noch ein (schlechtes) Bild vom Rundschleifen des schon gehärteten Bushings.

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Und ein Video gibts auch. Das entstand noch während des Anpassens, wer genau hinschaut sieht, dass die Klingenspitze noch ein bisschen aus dem Rahmen schaut.

https://youtu.be/mc05awpwF5A

So, Herr Virgil (und Konstorten), damit eröffne ich die Haupt-Fragestunde :D

LG, Oliver
 
Super!
Seit langer Zeit mal wieder ein Messer hier im Forum, dass innovativ und handwerklich einen Glanzpunkt setzt.
Vielen Dank für die ausführliche Dokumentation - sehr stark!!!
Viele Grüße aus Schweden
Gerhard
 
Hey ... Danke für´s Zeigen - endlich wieder mal was Interessantes hier zu sehen! Schaut sehr durchdacht und überlegt aus! Neben der innovativen Technik auch noch ein ansprechendes Design, das macht Spaß! Und dann noch der 1.2519 als superfeiner Stahl!

Danke für deine Ausführungen, Claus
 
Hallo Oliver,
Super Messer mit einem interessanten Innenleben.
Was sich mir noch nicht erschließt ist die Lagerung der Verriegelung.
Hast Du da einen Passstift als Drehlagerung verbaut ?

Gruß

Ulli
 
Hallo Ulli,

genau so ist es. In der Mitte des Hebels sitzt ein Passstift, der im Liner verpresst ist und im Hebel leichtgängig. Genauere Ausführungen zum System hab ich bei der Vorstellung der ersten beiden Messer nach dieser Bauart geschrieben. (Link im ersten Post, zweite Zeile)

LG
 
Danke für's Ausholmanöver, Oliver :D

Und natürlich auch für die Details, die wieder ein paar Raffinessen zeigen, wie z. B. der geschickt geformte Fuß der Feder, um diese festzuklemmen :super:.

Auch der Ausdrehkopf mit dem Schlagzahn für Einkerbungen - klasse gemacht!

Fragen hab ich natürlich auch, jetzt, wo die Fragestunde eröffnet ist:

  • einen Klingenanschlag im geschlossenen Zustand gibt es also nicht - das ergibt sich die das Zusammenspiel von Feder und Arretierstift (der diese Aufgabe etwas übernimmt). Aber warum hast du das "Arrietierloch" in der Klingenwurzel verschließen müssen? Wenn in beiden Endpositionen der Verriegelungshebel gleich stehen soll, bräuchtest du diesen "radialen Anschlag" doch nicht, oder?
  • wie hast du die umlaufende Fase an der Titangriffschale herstellt? Konturfräser?

Danke für die detaillierte Darstellung deiner tollen Mechanik - immer sehr lehrreich!

Beste Grüße

Virgil
 
Hi Virgil,

da hat der Kandidat doch glatt die Frage nach dem Klingenanschlag nicht beantwortet! Natürlich gibt es den - Der Anschlag der geschlossenen Position wird durch den Pin besorgt, an dem auch die Feder angreift. Allerdings nicht so, dass es "über die Feder" wirkt, sondern der Pin schlägt direkt am G10 an - das geht sich aus.
Was das Verschließen der Bohrung betrifft, hat das folgenden Grund: Die Schräge in der Bohrung ist leider nicht ganz so geworden wie ich mir das gewünscht hätte - wie schon erwähnt. Durch sukzessives Herumdremeln konnte ich das dann richten. Ein Wermutstropfen bleibt aber, dass, wenn man den Verschlusshebel im geschlossenen Zustand (absichtlich oder nicht) vorne stark reindrückt, den Verschluss verspannt und das Flippen nicht funktioniert. Durch die Plombe wird das Reindrücken verhindert. Wie gesagt, heute würde ich das etwas anders bauen, aber es war ja nur der erste Test in der Anwendung als Assisted Opener.

Die Fasen sind - Zum Grausen aller Sicherheitsbeauftragten - mit einem HM-Fasenfräser (so einer mit Kugellager) auf der Oberfräse gemacht. Oberfräse von unten auf eine Platte mit Loch gespannt und bei 8000 U/min schön vorsichtig im Gegenlauf (!) die Fase raufmachen. Geht super, auch mit Titan. Vorzugsweise aber draußen machen, wenn man nicht aus jedem Winkel der Werkstatt Späne putzen mag. So, jetzt warte ich auf den Shitstorm :p:

LG, Oliver
 
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