Brauchtum Sammlung

Trophyhunting

Mitglied
Beiträge
25
Da das Schmieden eines der ältesten Handwerke ist, sollten wir schmiedenden Jünger des Hephaistos auch an die Altvorderen denken.
Ich behaupte gerade auch das Klingenschmieden war in der Geschichte immer etwas mystisches.
Ob nützlich oder nicht, mich würde ein Sammelsurium von Traditionen interessieren!

Zum Beispiel:
alte Regeln in der Schmiede.
Seegensprüche für fertige Arbeiten
oder Eheschließungen


Ich fang mal an:
-Sobald das Feuer aus ist Hammer und Zange über kreuzt darauflegen – damit der Teufel nicht einfährt.
-Nach Sonnenuntergang wird nicht neu angeschürt.

-Beim Erstbeschlag eines Pferdes in die Zehenwand des linken Vorderhufs ein Andreaskreuz raspeln.
(Andreaskreus – Schutzheiligen der Reisenden)
Das Sprüchlein dazu: Glück und Segen auf all deinen Wegen – wünscht dir dein Schmied.
Denn ein frommer Segen, tat manchem gut auf seinen Wegen!
 
Nach weiterer Suche bin ich auf die
Volkskundliche Kommission für Westfalen
Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Scharnhorststraße 100
48151 Münster

und habe mit Frau Chr. Cantauw M.A. gesprochen und sie schrioeb mir folgenden Artikel:

nach kursorischer Durchsicht der hier im Haus vorhandenen Literatur
kann ich Ihnen zu dem oben genannten Thema folgendes mitteilen:

Schmiede waren in den Dörfern wichtige Personen. Wegen der
geheimnisvollen Kunst der Metallbearbeitung, die sie beherrschten,
ranken sich um die Schmiede aber auch zahlreiche 'abergläubische'
Vorstellungen.
Schmiedekunst wurde oft als Zauberei angesehen, die Erzeuger der
begehrten Metallwaren (besonders der Waffen) galten als gottähnliche
Wesen (vgl. germanische Göttersagen, Wieland der Schmied).
Schmiede in der Sage:
Da Schmiedekunst höhere Kunstfertigkeit ist, wird sie von
übermenschlichen Wesen ausgeübt, das ist der mythische Inhalt
zahlreicher Sagen. Schmiede sind: 1. Riesen in unterirdischen Höhlen
(bes. im Norden und Süden Europas), 2. Zwerge (Die Schmiedekunst der
Zwerge ist ein ursprünglicher, bes. durch altnord. und folkloristische
Quellen reichlich zu belegender Zug), 3. Bergsche (nicht näher
bezeichnete sagenhafte Wesen), 4. Elfen und Feen
"Abergläubische" Vorstellungen in Zusammenhang mit Schmieden:
1. Der Schmied hat seine Kunstfertigkeit von einem höheren Wesen
erlernt.
2. Die Zwerge helfen ihm bei der Arbeit.
3. Es kehren göttliche Personen bei ihm ein.
4. Er steht mit der wilden Jagd in Verbindung.
5. Er, der schwarze Meister auf Erden, kann Luzifer fesseln, damit er
nicht los kommt: Er muss deshalb am Samstag oder am Vorabend eines
Feiertages oder am Dreikönigstag drei kalte Schläge mit dem Hammer auf
dem Amboss machen (diese Vorstellung war vor allem in Tirol, in Böhmen
und in der Schweiz verbreitet). Die Hufschmiede in der franz. Schweiz
machten die drei Schläge am Montagmorgen vor Beginn der Arbeit. Teilw.
galt auch die Vorstellung, dass zu Beginn und am Ende jedes Arbeitstages
diese drei kalten Schläge gemacht werden mussten.
Der Schmied betätigt sich selbst bei "abergläubischen" Handlungen:
1. Er kennt Heilzauber (vor allem gegen Kinderkrankheiten)
2. Das Schmiedelöschwasser galt als heilkräftig (sollte gegen Krätze
und Warzen helfen). Auch bei Ausschlägen konnte der Schmied mit seinem
Löschwasser evtl. helfen (er machte mit dem Löschwisch dreimal das
Kreuzzeichen über der leidenden Stelle). Der Schmied wurde teilw. auch
bei Tierkrankheiten zu Rate gezogen.
3. Der Schmied kann den Teufel bannen.
4. Der Schmied kann Ehen schließen, so wie er Eisen zusammenschweißt.
5. Er hält sich an bestimmte Arbeitsverbote: Er arbeitet nicht in der
stillen Woche, am Karfreitag, denn sonst würde er Jesus ans Kreuz
schlagen, auch am Florianstag (4.5.) nicht, denn der hl. Florin hat wie
er selbst mit dem Feuer zu tun.

Weitere "abergläubische" Vorstellung in Zusammenhang mit dem Schmied
und dem Schmiedehandwerk:
Fällt der Hammer auf die Erde und bleibt er auf der breiten Seite
stehen, kommt ein Fremder in die Werkstatt.
Wenn der Schmied an einem Donnerstag beim Anproben eines Hufeisens zu
stark brennt, hat er 13 Tage kein Geschick.

Der Schmied als Gegenstand "abergläubischer" Vorstellungen (in der
Sage):
1. Der Schmied ist mit dem Teufel im Bunde (teilweise überlistet er den
Teufel, teilw. wird er auch zu nächtl. Spuken verdammt)
2. Der Teufel tritt selbst als Schmied auf.
3. Der Schmied ist mit Hexen im Bunde.

Handwerksbräuche:
Das erstmalige Beschlagen ist im Leben eines Pferdes ein bes. wichtiger
Augenblick, daher erhält der Schmied ein Trinkgeld.
Die Schmiede sangen zu Neujahr vor den Häusern der Kundschaft, sie
hielten ihre Umzüge zu Fastnacht und sammelten Gaben wie andere
Handwerker.
Der Tod des Schmiedes wird in der Werkstatt gemeldet, genau wie der des
Besitzers dem Vieh und den Bienen.

Mehr kann ich Ihnen zu den Schmieden momentan nicht mitteilen.
Interessant ist, dass Schmiede in Sagen eine wichtige Bedeutung haben
und häufig vorkommen, in Märchen aber nicht (zumindest ist mir ad hoc
kein Märchen bekannt, in dem ein Schmied eine Rolle spielt).
Meine obigen Ausführungen basieren größtenteils auf dem Handwörterbuch
des deutschen Aberglaubens, deshalb sind sie mit Vorsicht zu genießen.
Vor allem gebe ich zu bedenken, dass hier unterschiedliche regionale
Traditionen und Vorstellungswelten munter gemischt werden.
Es drängte sich mir allerdings der Eindruck auf, dass die
Vorstellungswelten, die mit Schmieden zusammen hängen, in Süddeutschland
und den angrenzenden Ländern (vor allem Schweiz) ausgeprägter sind als
in Mittel-, Ost-, und Norddeutschland. Das ist aber nur eine Hypothese
meinerseits.
In unserem Archiv finden sich insgesamt 7 Berichte zum Thema
"Schmied/Schmiede". Von Handwerksbräuchen oder gar "abergläubischen"
Vorstellungen ist darin aber nicht die Rede.

Und noch ein abschließender Hinweis: Ich setze das Wort "Aberglaube"
stets in Anführungszeichen, weil ich diesen Begriff als sehr wertend
empfinde und deshalb ablehne. Ich denke jedoch, dass ich in der hier
gebotenen Kürze so besser verstanden werde.


----------------------------------------------------------------------

Ich würde mich sehr freuen wenn wir noch mehr zusammentragen könnten!
 
Nachtrag ein paar Rezepte aus meinem Curriculum:

so z.B:
Um einem Pferd sie Geilheit zu nemmen
Gebet ihm zwei oder drei Bienen oder Immen zu essen, so vergehet im der Lust zu den Stuten auf drei oder vier Jahr.

Wann ein Pferd zitternd im Stall steht
Nemmet grüne Zweiglein von Salvia, lasset in weißen Wein sieden und gebet dem Pferd morgens davon zutrinken.


Um dem Pferd Haare zu wachsen machen wo keine senn

Nemmet einen lebendgen Scheer oder Maulwurf, thut ihn in ein Hafen und setztet ihn ohne Wasser auf ein Feuer, dass er ausdorre und verbrenne, dann soßtet ihn zu Pulver und nehmet tagl vom Schein und mischet es.
Bestreiche den kahlen oder haarlosen Teil, wiederholt es mehrere Male so wachsen die Haar.

Zugegeben letzteres ist der abstruseste Teil der Sammlung, bei Interesse schreibe ich gerne mehr über Hausmittel der Schmiede für Pferde.
 
Hallo Leute.

5. Er hält sich an bestimmte Arbeitsverbote: Er arbeitet nicht in der stillen Woche, am Karfreitag, denn sonst würde er Jesus ans Kreuz
schlagen,

Dieses Brauchtum kann ich auf jeden fall bestätigen.
Als kleiner Junge bis hin zu meiner Lehrzeit wude in der K. Woche (vor Ostern) nicht am Amboß gearbeitet.
Am Abend des Gründonnerstag oder Morgen des K.Freitags (das kann ich nicht mer genau sagen) wurde dann der Amboß noch mit einem Roten Tuch verdeckt!
Ich muß noch sagen das mein Vater ein Gläubiger Katholik war, und wenn wir Kinder dann Fragten wo denn der Amboß sei? pflegte er immer zu sahen:
"Der ist in Rom mit der Papst Reisbrei Essen"


Ausserdem hatte er immer einen Spruch gesagt wenn ein Wandergeselle
in die Schmiede kam. Ich kann mich jedoch nicht mehr erinnern nur die Antwort meines Vaters.

Wandergeselle: Gott zum Gruße Meister und Gesellen!
Vater: Viktoria!

Gruß pit03.
 
Hallo Leute.

Ich habe das noch mal hochgeholt, um Euch von einem Ereigniss kurz vor Weihnachten 2010 zu berichten.

Es war der 23.12.10 kurt vor mittag, als ein dunkelhäutiger Ausländer in meine Werstadt kam, und in gebrochen Deutsch nach schmutzigen oder dreckigem Wasser fragte????

Was?? Fragte ich!

" Du machen Heises Eisen, und Biegen mit Hammer" Ja sagte ich. Und?
" Du machen Eisen Kalt in schmutzigen Wasser" Ja dort hinten in Kühlfaß.
" Ich haben Flasche" Er zog eine kleine lere PST Flasche aus seiner Jackentasche und Fragte " Darf ich machen Flasche voll"
Ja bitte hab ich gesagt, aber wofür brauchst Du das Wasser?

" Für kleines neues Kind (Baby) Wasser auf Bauch und hinten, Tun gut für neues Kind"

Ich sagte noch das ich dort aber auch mal meine geätzten Klingen schon mal abspühle!! Aber das hat er nicht verstanden.
Bedankte sich und war wieder verschwunden.

Soviel von mir zu Fremden Breuchen.

Gruß Peter Broich.
 
Hab da auch noch was beizutragen, im Herbst waren wir a bisserl auf dem Berg und beim Rückwerg stehen wir in Erl (A) an der Kreuzung und gegenüber eine Schmiede. Konnte nicht anders als rüberzufahren und ins Schaufenster bzw. das Zeugs war rundherum so stand anzuschauen. Übrigens die Schmiede Neuschmid, ein Duzfreund vom A.Habermann. So nach ein Paar Minuten höre ich ein "Hallo, is da jemand?" vom Balkon. Kurz gesagt der gute Mann kam runter und der kurze Plausch hat dann fast zwei Stunden gedauert. Als wir so am Amboss stehen hatte ich einen Hammer in der Hand den ich dann im weggehen auf den Amboss gelegt habe. Ups, Fehler. Wurde aufgeklärt,
Merke: Werkzeug darf nicht (über Nacht) auf dem Amboss liegen. Das macht dem Schmied die Arme schwer und er kann nicht arbeiten.
War ein tolles Gespräch, echt netter Mann. Der hatte auch einen "Nagelbaum" vor der Schmiede, mit Nägeln von dutzenden Schmieden aus ganz Europa die ihn besucht haben.
 
Kenn das auch von Fritz aus Asturien...
Der meinte wenn über Nacht ein Hammer auf dem Amboss liegen bleibt, schmiedet der Teufel weiter!:haemisch:

Und su a Deiflswerk will doch kanna hom, wie wir Franken sagen!

Hochdeutsch: Und so ein Teufelswerk will Niemand haben.


Das mit dem Löschwasser find ich super, Franky aus Portugal hat mir glaub ich erzählt, dass in seine Schmiede immer wieder Leute kommen um sich von ihm Löschwasser zu holen! In Deutschland wollten wirs früher immer an die Nachbarn verhöckern aber es wollte patu keiner kaufen :p hatten extra n Stamperle neben dem Löschtrog stehn! :steirer:

Liebe Grüße aus dem Kärntner Land
Stück davon
Euer Peter
 
Gab da bei uns in meiner Kindheit einen Reim der geagt wurde, wenn man jemanden um etwas bat, dieser aber geizig, nichts hergab:
Geizkogn Hennamogn, (Hühnermagen)
Mutta sogn. (Ich sags der Mutter)
Mutta sogts dem Vota,
Vota sogts dem Schmied,
Schmied sogts dem Gangal (Teufl)
Gangal nimmt di mit...

Da sieht man: Geiz wird mit dem direkten Kontakt des Schmiedes zum Teufel bestraft...:hehe:

lg

Harley99
 
Holla,
und sorry für die Threadleichenschändung,
aber aus einer Geschichte vom Großvater weiß ich:
Kranke Kinder, speziell mit Bauchweh, Koliken oder ähnlichem, wurden (oft vom Vater oder auch Pfarrer) zum Schmied gebracht, wo sie über den Amboß gehalten wurden und der Schmied drei (angedeutete) Schläge auf den kranken Körperteil ausführte.
Diese Praktik schien recht verbreitet gewesen zu sein.
Ob's zur Heilung beigetragen hat weiß ich leider nicht...
Gruß, Thurse
 
Zurück