Nach weiterer Suche bin ich auf die
Volkskundliche Kommission für Westfalen
Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Scharnhorststraße 100
48151 Münster
und habe mit Frau Chr. Cantauw M.A. gesprochen und sie schrioeb mir folgenden Artikel:
nach kursorischer Durchsicht der hier im Haus vorhandenen Literatur
kann ich Ihnen zu dem oben genannten Thema folgendes mitteilen:
Schmiede waren in den Dörfern wichtige Personen. Wegen der
geheimnisvollen Kunst der Metallbearbeitung, die sie beherrschten,
ranken sich um die Schmiede aber auch zahlreiche 'abergläubische'
Vorstellungen.
Schmiedekunst wurde oft als Zauberei angesehen, die Erzeuger der
begehrten Metallwaren (besonders der Waffen) galten als gottähnliche
Wesen (vgl. germanische Göttersagen, Wieland der Schmied).
Schmiede in der Sage:
Da Schmiedekunst höhere Kunstfertigkeit ist, wird sie von
übermenschlichen Wesen ausgeübt, das ist der mythische Inhalt
zahlreicher Sagen. Schmiede sind: 1. Riesen in unterirdischen Höhlen
(bes. im Norden und Süden Europas), 2. Zwerge (Die Schmiedekunst der
Zwerge ist ein ursprünglicher, bes. durch altnord. und folkloristische
Quellen reichlich zu belegender Zug), 3. Bergsche (nicht näher
bezeichnete sagenhafte Wesen), 4. Elfen und Feen
"Abergläubische" Vorstellungen in Zusammenhang mit Schmieden:
1. Der Schmied hat seine Kunstfertigkeit von einem höheren Wesen
erlernt.
2. Die Zwerge helfen ihm bei der Arbeit.
3. Es kehren göttliche Personen bei ihm ein.
4. Er steht mit der wilden Jagd in Verbindung.
5. Er, der schwarze Meister auf Erden, kann Luzifer fesseln, damit er
nicht los kommt: Er muss deshalb am Samstag oder am Vorabend eines
Feiertages oder am Dreikönigstag drei kalte Schläge mit dem Hammer auf
dem Amboss machen (diese Vorstellung war vor allem in Tirol, in Böhmen
und in der Schweiz verbreitet). Die Hufschmiede in der franz. Schweiz
machten die drei Schläge am Montagmorgen vor Beginn der Arbeit. Teilw.
galt auch die Vorstellung, dass zu Beginn und am Ende jedes Arbeitstages
diese drei kalten Schläge gemacht werden mussten.
Der Schmied betätigt sich selbst bei "abergläubischen" Handlungen:
1. Er kennt Heilzauber (vor allem gegen Kinderkrankheiten)
2. Das Schmiedelöschwasser galt als heilkräftig (sollte gegen Krätze
und Warzen helfen). Auch bei Ausschlägen konnte der Schmied mit seinem
Löschwasser evtl. helfen (er machte mit dem Löschwisch dreimal das
Kreuzzeichen über der leidenden Stelle). Der Schmied wurde teilw. auch
bei Tierkrankheiten zu Rate gezogen.
3. Der Schmied kann den Teufel bannen.
4. Der Schmied kann Ehen schließen, so wie er Eisen zusammenschweißt.
5. Er hält sich an bestimmte Arbeitsverbote: Er arbeitet nicht in der
stillen Woche, am Karfreitag, denn sonst würde er Jesus ans Kreuz
schlagen, auch am Florianstag (4.5.) nicht, denn der hl. Florin hat wie
er selbst mit dem Feuer zu tun.
Weitere "abergläubische" Vorstellung in Zusammenhang mit dem Schmied
und dem Schmiedehandwerk:
Fällt der Hammer auf die Erde und bleibt er auf der breiten Seite
stehen, kommt ein Fremder in die Werkstatt.
Wenn der Schmied an einem Donnerstag beim Anproben eines Hufeisens zu
stark brennt, hat er 13 Tage kein Geschick.
Der Schmied als Gegenstand "abergläubischer" Vorstellungen (in der
Sage):
1. Der Schmied ist mit dem Teufel im Bunde (teilweise überlistet er den
Teufel, teilw. wird er auch zu nächtl. Spuken verdammt)
2. Der Teufel tritt selbst als Schmied auf.
3. Der Schmied ist mit Hexen im Bunde.
Handwerksbräuche:
Das erstmalige Beschlagen ist im Leben eines Pferdes ein bes. wichtiger
Augenblick, daher erhält der Schmied ein Trinkgeld.
Die Schmiede sangen zu Neujahr vor den Häusern der Kundschaft, sie
hielten ihre Umzüge zu Fastnacht und sammelten Gaben wie andere
Handwerker.
Der Tod des Schmiedes wird in der Werkstatt gemeldet, genau wie der des
Besitzers dem Vieh und den Bienen.
Mehr kann ich Ihnen zu den Schmieden momentan nicht mitteilen.
Interessant ist, dass Schmiede in Sagen eine wichtige Bedeutung haben
und häufig vorkommen, in Märchen aber nicht (zumindest ist mir ad hoc
kein Märchen bekannt, in dem ein Schmied eine Rolle spielt).
Meine obigen Ausführungen basieren größtenteils auf dem Handwörterbuch
des deutschen Aberglaubens, deshalb sind sie mit Vorsicht zu genießen.
Vor allem gebe ich zu bedenken, dass hier unterschiedliche regionale
Traditionen und Vorstellungswelten munter gemischt werden.
Es drängte sich mir allerdings der Eindruck auf, dass die
Vorstellungswelten, die mit Schmieden zusammen hängen, in Süddeutschland
und den angrenzenden Ländern (vor allem Schweiz) ausgeprägter sind als
in Mittel-, Ost-, und Norddeutschland. Das ist aber nur eine Hypothese
meinerseits.
In unserem Archiv finden sich insgesamt 7 Berichte zum Thema
"Schmied/Schmiede". Von Handwerksbräuchen oder gar "abergläubischen"
Vorstellungen ist darin aber nicht die Rede.
Und noch ein abschließender Hinweis: Ich setze das Wort "Aberglaube"
stets in Anführungszeichen, weil ich diesen Begriff als sehr wertend
empfinde und deshalb ablehne. Ich denke jedoch, dass ich in der hier
gebotenen Kürze so besser verstanden werde.
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Ich würde mich sehr freuen wenn wir noch mehr zusammentragen könnten!