Chinese 12K, Bericht über einen Stein

LessLemming

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Hallöle,



wie angekündigt habe ich die Woche meinen chinesischen Schleifstein,
mit der angegebenen Körnung von 12.000 bekommen.
Naja China und genaue Angaben und das auch noch in japanischer Norm?
Außerdem geht das japanische Korngrößensystem eigentlich nur bis 8.000
alles was darüber liegt, ist theoretisch also nicht genormt.
Alles könnte sich grit 12.000 nennen.
Aber ich sollte überrascht werden...

Fotos:

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Aufmerksam auf ihn geworden bin ich nur per Zufall.
Dieser Stein hat schon etwas Anklang gefunden bei den Freunden der Rasiermessern
(straightrazorguy, danke für deine tolle Webseite).
Der Preis für dieses chinesische Produkt lockt: 39USD.
Aber der Ärger, ihn trotz günstigem Dollar aus den USA importieren zu lassen schreckte mich ab.

Aus Langeweile gab ich mal in die E-Bucht "stone 12,000" ein
und siehe da, ein polnischer Anbieter von Rasiermesserzubehör,
bot genau diesen Stein für sagenhafte 15,99€ an zuzüglich 8€ Versandkosten von Polen nach Deutschland.
Aus seinen Bewertungen konnte ich ersehen, dass auch einige deutsche dort bereits erfolgreich gekauft hatten.
Also habe ich zugeschlagen.

Ein sehr netter Kontakt, der mir binnen 7 Tagen (aus Polen halt) das Paket vor meine Tür hat kommen lassen.
Der Stein hat die ungefähren Maße von 200x50x35 mm,
die zwar nicht riesig, aber in Ordnung sind.
Beim Auspacken viel auf, dass die Oberfläche einige Kratzer hatte und die Kanten nicht geschliffen waren.
Das war mit etwas Schleifpapier in wenigen Sekunden beseitigt und es ging los.

Objekt war ein Hirotomo dreilagen Messer mit (vermutlicherweise) Shirogami "inhalt".
Geschliffen wurde das Messer sauber auf allen gängigen Steinen bis hin zum 8.000 Suehiro der feinen Qualität.
Die Schneide war also bereits gut, aber nicht Gesichtsrasurtauglich.

Gewässert wurde nicht, sondern lediglich gut befeuchtet.
Der Stein hat bei mir, im Gegensatz zu anderen Aussagen über diesen Stein,
sehr gut und sofort gegriffen für einen Naturstein.
Das Schleifgefühl war keineswegs unangenehm, oder "gummihaft".
Nach etwas mehr Zeit als auf einem synthetischen Stein
war das Ergebnis dann auch schon fertig.

Die Politur hat sich nicht wesentlich verbessert,
da sie nach dem 8.000er schon kratzerfrei war.
Es blieb eine saubere Spiegelpolitur zurück.
Ein kurzer Fingertest hat mir gezeigt, sämtlicher Grat und alle Mikrozähnchen
die durchaus bei feinem 8.000er noch zu spüren sind
waren spurlos verschwunden. Eine Überraschung eigentlich.
Die Schneide fühlte sich ultrafein und glatt an.
Ich habe noch schnell eine Mikrofase eingeschlifen,
um der doch sehr feinen Schneide etwas Stabilität zu verleihen.


Der gesamte Vorgang des Polierens auf dem Chinese 12K dauerte nicht wesentlich länger
als auf meinem Suita oder dem gewissenhaften Polieren auf dem 8.000er.

Das Ergebnis war wirklich top!
Eine solche Schärfe habe ich in der Tat schon hinbekommen,
aber nie auf einem Stein, sondern auf Abziepasten der Körnung 1my.
Mesh 12.000 entspricht ja auch in etwa genau dieser Korngröße.

Eine Gesichtsrasur würde ich diesem Messer zutrauen,
auch wenn diese Eigenschaft durch meine Fähigkeit begrenzt ist ;)

Fazit:

Für insgesamt ~25€ inklusive Versand bekommt man einen Naturstein,
der für eine absolute Rasurtauglichkeit sorgt. Und das ist ein tolles Geschäft.

Für den Alltagsgebrauch in der Küche zeichnet sich der Stein durch seine
kurze Wässerungszeit und vergleichsweise gute Geschwindigkeit aus,
schießt aber völlig übers Ziel hinaus und sich damit selbst ins KO.
Eine solch feine Schneidkante ist natürlich totaler Overkill für den Küchengebrauch.
Dennoch habe ich eine Verwendung dafür gefunden:
Ich habe nun ein extra Gyuto für das feine Filetieren von Fisch und Fleischstücken,
achte aber dabei darauf keinen Kontakt zum Schneidbrett zu halten
und ziehe nach Gebrauch über ein Leder.
Die Körnung schätze ich durchaus auf 12.000 ein,
das ist also KEIN Witz.

Ein Stein in vergleichbarer Korngröße gibt es von Naniwa (10K oder 12K)
und Shapton (12/15k) für jeweils weit jenseits der 60€.
Wer einen extrem feinen Stein haben möchte
ist mit dieser Variante wirklich gut beraten.
Er ist nicht nur günstig sondern liefert was er verspricht!

Pro

+ extrem Preisgünstig
+ extrem Feinkörnig, viel feiner als 8.000
+ für Experimentierfreudige mit geringem Risiko bei Enttäuschung
+ hochgradig empfehlenswert für Rasiermesser

Contra

- Overkill
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo LessLemming,

Genau den "Overkill" hab ich schon lange zu so'nem Preis gesucht.!
Hab mit Steinen eigentlich nie Probleme,was bei Leder,Paste,Schwabbelscheibe und co.nicht so ganz zutrifft.

Danke für den Tipp.

Gruß katoni
 
freut mich zu hören,
falls du Probleme haben solltest den Anbieter bei E-Gay zu finden,
sag mir einfach bescheid dann gebe ich dir seinen User-Tag.
Weiß nich ob ich den hier posten darf, deswegen so umständlich
 
Hallo nochmal,

Danke LessLemming,aber unter "stone 12,000" gab's nur 5 einträge
und alle vom selben Händler.Bei I-Bei und aus dem neuen EU-Land.

Is schon unterwegs und mit PP-Gutschein kostet mich dät Deil
grad ma 17 EU$.Genial gelaufen.

Schönen Sonn(en)tag an alle,

G.katoni
 
Wie schleifst du die Microfase? Nochmal von beiden seiten in einem groesserem Winkel? Und mit welcher Koernung machst du die? Auch mit dem 12000er? Das duerfte dann doch ewig dauern.

gruss Erzi
 
Also meine Mikrofase schleife ich lediglich genau wie du gesagt hast
indem ich sauber beide Seiten nochmal in höherem Winkel abziehe.
Wenn ich sehr sauber arbeiten möchte ziehe ich das Messer
mit äußerst wenig Druck zwischen 10 und 20 mal von beiden Seiten ab.
Das geht auch mit einem Leder.
Der Hauptgrund dafür ist die Schneide von unorientiertem Grat zu befreien, weniger um sie zu stabilisieren.
Wollte ich sie stabilisieren müsste ich in der Tat eine klassische Mikrofase einschleifen,
die sicherlich mit einem gröberen, uU sogar mit einem 1.000er(?) definiert werden müsste.
Diese Fase müsste im Gegensatz zur ersten Variante denke ich mehrere 1/10el millimeter groß sein. Wird die Fase lediglich mit feinen Steinen gezogen, ist sie wahrscheinlich nur einige mikrometer groß.

Bei meinem Gyuto mit dem 12K schliff habe ich aber bewusst von vorne herein
einen größeren Winkel gewählt und bin der Meinung deswegen reicht meine minimikrofase.

Ich habe mich noch nicht mit der Mikrofase auseinandergesetzt, weiß deswegen nicht so viel darüber. Ich schleife sehr "instinktiv" und die minimikrofase, also das Abziehen auf dem letzten Stein in höherem Winkel hat sich für mich sehr positiv auf das Schleifergebnis ausgewirkt

vielleicht weiß jemand anderes mehr über die Mikrofase zu berichten
 
noch ein kleiner Nachtrag,
auf dieser wundervollen Seite sind Mikroskopaufnahmen
von Rasiermesserschneiden die mit verschiedenen Steinen geschliffen wurden.
Darunter ist auch eins vom Chinese 12K direkt vergleichbar mit einem Shapton 30K für das knappe zwanzigfache an Geld.
Eigentlich sollte die Seite beweisen dass entsprechende Steine
zu viel feineren Schneiden führen, wenn sie nicht mit ihrer erzeugten Paste,
sondern der schlammlosen Steinoberfläche selbst benützt werden

http://www.tzknives.com/razorbevels.html
 
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