Virgil4
Premium Mitglied
- Beiträge
- 2.876
Heute mal eine kleine Kombi von „Pimp es, bis es dir gefällt!“ und „Wie funktioniert das?“ (eines meiner jugendprägenden Lieblingsbücher des Duden-Verlags) inklusive intimer Einblicke ins Innenleben des CIVIVI Vision FG mit Damastklinge, klick und natürlich der üblichen, ornamentalen Abschweifungen zu Themen, die mir bei der Recherche so unter die Maus gekommen sind.
CIVIVI ist ja, wie wohl den Meisten bekannt, die „medium range brand“ von WE Knife - die Marke SENCUT deckt das untere Segment im Hause WE Knife ab.
WE Knife hat sich preislich mittlerweile in eine Richtung entwickelt, die nicht mehr meinem Akzeptanz-Niveau für solche Messer entspricht. Auch wenn mich manche Modelle aufgrund von Design, Technik und Material interessieren würden, wird es wohl bei meinen beiden bisherigen, relativ günstig erstandenen, bleiben – GENTRY und EIDOLON.
Zur Erläuterung hier ein Kurz-Vergleich meines CIVIVI Vision FG mit dem WE Vision R (klick), beide mit Damastklinge:
Das Design ist fast identisch, cooler ist natürlich der Aufbau des Vision R mit den Titanschalen. Den Clip meiner Version finde ich allerdings praktischer. OK, beim Damast handelt es sich bei mir „nur“ um den China-Damast ohne genauere Angaben, bei der Luxusausführung kommt Damasteel zum Einsatz. Und ja, der Schlitz in der Klinge hätte mir auch besser gefallen, als der Standard Thumbstud meines Messers. Aber all dies wäre mir keine 683 € Mehrpreis wert gewesen – und das, obwohl ich definitiv kein Schwabe bin (auch wenn das Menschen nördlich von Frankfurt nicht immer richtig differenzieren können).
Beide Versionen werden natürlich in China produziert, wahrscheinlich auf nebeneinanderstehenden Fertigungslinien oder so ähnlich ....
Ich musste übrigens den 2nd run der Damast-Version abwarten, da ich für den ersten Run zu langsam war.
Das Design für beide Messer stammt von einem als „Snecx Tan“ bekannten Designer aus Malaysia. Der startete das „Snecx Design Lab“ im Jahre 2015, um seiner Idee eines schraubenlosen, aber dennoch demontierbarem Klappmessers einen offizielleren Touch zu geben und seinen weiteren Ideen eine professionelle Plattform. Das IFS-20 – ein Traum für Leute mit Hang zum Technischen. Hier der Link zum Video, klick
Heute findet sich auf seiner Website klick nur ein Cutter-Klingenhalter - mehr Infos und vor allem Bilder zu seinen Werken und der Entstehungsgeschichte des IFS-20 sieht man auf seinen Instagram-Account „snecx“.
Auslöser für den Kauf des Vision FG war für mich das Superlock-Verschlusssystem von SNECX. Zum ersten Mal in Serie seit ein paar Jahren unter der Bezeichnung „Recoil Lock“ beim Modell Torino von Sandrin Knives, klick
Sandrin erwähnt SNECX nicht explizit (aber deren Homepage ist vielleicht zu „loopig“ aufgebaut – ich klicke da immer nur im Kreis). Andere Quellen beschreiben den „recoil lock“ als „by SNECX inspired“.
Es gibt auch einiges Hin und Her im Internet und den „sozialen“ Medien wegen Ähnlichkeiten/Verbindungen zum Shark Lock von Demko – letzterer wurde 2020 patentiert, Snecx hatte seinen Superlock 2018 vorgestellt. Beide Lösungen sind ähnlich, aber nicht gleich.
Das ewige Lied von „Kopieren und Einfügen“, Patenten und Rechten und „wer hat’s erfunden?“ - aber Snecx hat hier wohl bewusst auf Ansprüche verzichtet und sein System damals unter der Bezeichnung „Project 2036“ publik gemacht.
Das Background-Story zum Recoil-Lock ist recht gut und umfangreich hier beschrieben klick, auch wenn die technischen Details nicht korrekt sind. Der Recoil-Lock von Sandrin HAT eine Spiralfeder und alle weiteren systembestimmenden Teile sind wie beim Superlock des Vision – auch wenn diese Feder auf den Zeichnungen der Website nicht auftaucht und lustigerweise versucht wird, die Funktion des Verschlusses ohne die Feder recht schwurbelig zu erklären. Und btw. das IFS-20 hat KEINE Schraube ...
Etwas enttäuschend für eine Internetseite namens „Knife-Blog“ ... aber halt, alles OK, da steht auch: „Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen.“
Die Feder des Recoil-Lock beim Sandrin Torino kann man übrigens hier ab Minute 2:00 sehen, ebenso wird das Funktionsprinzip richtig erklärt. Klick
Nick Sabbaz zerlegte das Vision auch, natürlich die Luxus-Version des meinigen, aber das passt schon .... klick
Zwei Punkte fallen dem geneigten Zuschauer auf:
Wie wurde das beim Vision FG gelöst?
Verdrehsicherung, damit das Logo auch immer richtig herum sitzt:
Ein zusätzlicher Stift (im Bild links zwischen Standoff und hinterem Ende des Hebels) verhindert das zu weite Zurückschieben des Verriegelungshebels. Dieser kann ohne Probleme für die Funktion entfernt werden, so daß auch der weniger Betuchte seinen Pinöpel bei Bedarf putzen kann, ohne das Messer zu zerlegen.
Verriegelung Klinge offen
Verriegelung Klinge geschlossen
Der Superlock lässt die Klinge bei zurückgezogenem Hebel auf Kugellagern frei schwingen, ähnlich dem Verrieglungssystem des Buck Marksman (klick). Dadurch lädt das Vision zum Spielen ein, bis jemand sich über das „klack, klack, klack, klack, ...“ aufregt, oder der Arzt kommt.
Man kann die Klinge natürlich auch klassisch-langweilig über den Thumbstud öffnen ...
Das Messer kann komfortabel „kurz“ über den Fingerchoil oder „lang“ gegriffen werden, wobei keine Gefahr besteht, die Entriegelung unabsichtlich zu betätigen – dazu ist die notwendige Rückzugskraft für den Hebel zu groß.
Keine Hotspots bei meinen zarten Bürohänden, auch der leicht überstehende Verriegelungshebel stört nicht.
Erst dachte ich ja bei der nicht geätzten Klingenwurzel „Aha, da hat einer mal an das Rattern des Detent bei Damastklingen gedacht und die Lauffläche des Detent vor dem Ätzen abgedeckt!“, aber dann fiel mir ein, daß es ja gar keinen Detent gibt. Warum dennoch dieser relativ hohe Aufwand? Kann ich leider nicht ganz nachvollziehen, da der Verriegelungshebel nur beim Öffnen via Daumenzapfen über die Klingenwurzel läuft, dies aber senkrecht zu den Schichten des Damasts, mit größerer Fläche und weniger Druck als ein Detent und es damit kaum zu Rucklern kommen dürfte.
Nun ja, ich muss ja nicht alles verstehen....
Technische Daten:
Besonderheiten der Konstruktion:
Auf der Plus-Seite (meine persönliche):
Auf der "Da-geht-noch-was“-Seite:
Nun gut, gegen die letzten drei Punkte konnte ich etwas machen: biegen, fräsen, färben!
Original und Pimp
Mit diesen Optimierungen der Liner hatte ich eigentlich auf mehr Gewichtsersparnis gehofft – in Summe waren es nur lausige 15 g! D. h. ich bin mit 108 g immer noch über meinem Idealgewicht.
RIT Dye „Indigo“ war diesmal die Farbe der Wahl – good for me!
Fazit: mal was anderes in Bezug auf Design und Verriegelung und Dank diverser Pimps kann ich das auch tragen!
Bonne nuit et joyeuses fêtes!
Virgil
CIVIVI ist ja, wie wohl den Meisten bekannt, die „medium range brand“ von WE Knife - die Marke SENCUT deckt das untere Segment im Hause WE Knife ab.
WE Knife hat sich preislich mittlerweile in eine Richtung entwickelt, die nicht mehr meinem Akzeptanz-Niveau für solche Messer entspricht. Auch wenn mich manche Modelle aufgrund von Design, Technik und Material interessieren würden, wird es wohl bei meinen beiden bisherigen, relativ günstig erstandenen, bleiben – GENTRY und EIDOLON.
Zur Erläuterung hier ein Kurz-Vergleich meines CIVIVI Vision FG mit dem WE Vision R (klick), beide mit Damastklinge:
Das Design ist fast identisch, cooler ist natürlich der Aufbau des Vision R mit den Titanschalen. Den Clip meiner Version finde ich allerdings praktischer. OK, beim Damast handelt es sich bei mir „nur“ um den China-Damast ohne genauere Angaben, bei der Luxusausführung kommt Damasteel zum Einsatz. Und ja, der Schlitz in der Klinge hätte mir auch besser gefallen, als der Standard Thumbstud meines Messers. Aber all dies wäre mir keine 683 € Mehrpreis wert gewesen – und das, obwohl ich definitiv kein Schwabe bin (auch wenn das Menschen nördlich von Frankfurt nicht immer richtig differenzieren können).
Beide Versionen werden natürlich in China produziert, wahrscheinlich auf nebeneinanderstehenden Fertigungslinien oder so ähnlich ....
Ich musste übrigens den 2nd run der Damast-Version abwarten, da ich für den ersten Run zu langsam war.
Das Design für beide Messer stammt von einem als „Snecx Tan“ bekannten Designer aus Malaysia. Der startete das „Snecx Design Lab“ im Jahre 2015, um seiner Idee eines schraubenlosen, aber dennoch demontierbarem Klappmessers einen offizielleren Touch zu geben und seinen weiteren Ideen eine professionelle Plattform. Das IFS-20 – ein Traum für Leute mit Hang zum Technischen. Hier der Link zum Video, klick
Heute findet sich auf seiner Website klick nur ein Cutter-Klingenhalter - mehr Infos und vor allem Bilder zu seinen Werken und der Entstehungsgeschichte des IFS-20 sieht man auf seinen Instagram-Account „snecx“.
Auslöser für den Kauf des Vision FG war für mich das Superlock-Verschlusssystem von SNECX. Zum ersten Mal in Serie seit ein paar Jahren unter der Bezeichnung „Recoil Lock“ beim Modell Torino von Sandrin Knives, klick
Sandrin erwähnt SNECX nicht explizit (aber deren Homepage ist vielleicht zu „loopig“ aufgebaut – ich klicke da immer nur im Kreis). Andere Quellen beschreiben den „recoil lock“ als „by SNECX inspired“.
Es gibt auch einiges Hin und Her im Internet und den „sozialen“ Medien wegen Ähnlichkeiten/Verbindungen zum Shark Lock von Demko – letzterer wurde 2020 patentiert, Snecx hatte seinen Superlock 2018 vorgestellt. Beide Lösungen sind ähnlich, aber nicht gleich.
Das ewige Lied von „Kopieren und Einfügen“, Patenten und Rechten und „wer hat’s erfunden?“ - aber Snecx hat hier wohl bewusst auf Ansprüche verzichtet und sein System damals unter der Bezeichnung „Project 2036“ publik gemacht.
Das Background-Story zum Recoil-Lock ist recht gut und umfangreich hier beschrieben klick, auch wenn die technischen Details nicht korrekt sind. Der Recoil-Lock von Sandrin HAT eine Spiralfeder und alle weiteren systembestimmenden Teile sind wie beim Superlock des Vision – auch wenn diese Feder auf den Zeichnungen der Website nicht auftaucht und lustigerweise versucht wird, die Funktion des Verschlusses ohne die Feder recht schwurbelig zu erklären. Und btw. das IFS-20 hat KEINE Schraube ...
Etwas enttäuschend für eine Internetseite namens „Knife-Blog“ ... aber halt, alles OK, da steht auch: „Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen.“
Die Feder des Recoil-Lock beim Sandrin Torino kann man übrigens hier ab Minute 2:00 sehen, ebenso wird das Funktionsprinzip richtig erklärt. Klick
Nick Sabbaz zerlegte das Vision auch, natürlich die Luxus-Version des meinigen, aber das passt schon .... klick
Zwei Punkte fallen dem geneigten Zuschauer auf:
- Die Luxus-Version hat keine Verdrehsicherung der Axe ... tstststs
- Der Verschlusshebel lässt sich ganz herausheben – wohl zum besseren Reinigen
Wie wurde das beim Vision FG gelöst?
Verdrehsicherung, damit das Logo auch immer richtig herum sitzt:
Ein zusätzlicher Stift (im Bild links zwischen Standoff und hinterem Ende des Hebels) verhindert das zu weite Zurückschieben des Verriegelungshebels. Dieser kann ohne Probleme für die Funktion entfernt werden, so daß auch der weniger Betuchte seinen Pinöpel bei Bedarf putzen kann, ohne das Messer zu zerlegen.
Verriegelung Klinge offen
Verriegelung Klinge geschlossen
Der Superlock lässt die Klinge bei zurückgezogenem Hebel auf Kugellagern frei schwingen, ähnlich dem Verrieglungssystem des Buck Marksman (klick). Dadurch lädt das Vision zum Spielen ein, bis jemand sich über das „klack, klack, klack, klack, ...“ aufregt, oder der Arzt kommt.
Man kann die Klinge natürlich auch klassisch-langweilig über den Thumbstud öffnen ...
Das Messer kann komfortabel „kurz“ über den Fingerchoil oder „lang“ gegriffen werden, wobei keine Gefahr besteht, die Entriegelung unabsichtlich zu betätigen – dazu ist die notwendige Rückzugskraft für den Hebel zu groß.
Keine Hotspots bei meinen zarten Bürohänden, auch der leicht überstehende Verriegelungshebel stört nicht.
Erst dachte ich ja bei der nicht geätzten Klingenwurzel „Aha, da hat einer mal an das Rattern des Detent bei Damastklingen gedacht und die Lauffläche des Detent vor dem Ätzen abgedeckt!“, aber dann fiel mir ein, daß es ja gar keinen Detent gibt. Warum dennoch dieser relativ hohe Aufwand? Kann ich leider nicht ganz nachvollziehen, da der Verriegelungshebel nur beim Öffnen via Daumenzapfen über die Klingenwurzel läuft, dies aber senkrecht zu den Schichten des Damasts, mit größerer Fläche und weniger Druck als ein Detent und es damit kaum zu Rucklern kommen dürfte.
Nun ja, ich muss ja nicht alles verstehen....
Technische Daten:
- Klingenmaterial: Damast chinesischer Provenienz
- Markierungen auf der Klinge: links: nix, rechts: „Design by SNECX“
- Klingenform: „reverse Tanto“
- Öffnen über Thumbstud oder Zurückziehen der Verriegelung und Aufschleudern
- Klingenschliff: Flachschliff mit Ätzung
- Schalenmaterial: G10, elfenbeinfarben (Original)
- Liner: rostfreier Stahl, 1,5 mm
- Klingenlagerung auf Keramikkugellager
- Gesamtlänge: 202 mm
- Klingenlänge: 90 mm
- Klingenhöhe: 27,8 mm
- Klingenstärke: 2,92 mm, < 0,35 mm hinter der Wate
- Grifflänge: 113 mm
- Verhältnis Griff/Klinge: 1,25
- Griffdicke ohne Clip: 12,1 mm
- Verriegelung: Superlock by SNECX
- Alle Schrauben rostfreier Stahl
- Gewicht: 123 g (Original)
- gebogener Stahlclip, umsetzbar, Tip-up
Besonderheiten der Konstruktion:
- der Superlock natürlich, voll Links-/Rechtshänder kompatibel
- Schalen und Liner mit drei Durchgucklöchern
- Gucklock für die Verriegelung für „Trotz-Zentralverriegelung-alle-4-Türen-Überprüfer“
- Verdrehsicherung der Achsschraube in der linken Schale
Auf der Plus-Seite (meine persönliche):
- Neue Verriegelung: Superlock
- hoher Fidget-Faktor wegen der freischwingenden Klinge
- interessanter Damast (optisch)
- schön dünn ausgeschliffen
- gutes Preis-/Leistungsverhältnis
- sehr sauber verarbeitet
Auf der "Da-geht-noch-was“-Seite:
- Griff hätte vorne etwas länger sein können, um die Klingenwurzel zu verdecken im geschlossen Zustand
- Clip ist etwas zu „stramm“
- Gewicht mit 123 g für mich etwas zu hoch
- Farbe der Schalen a wenig fad
Nun gut, gegen die letzten drei Punkte konnte ich etwas machen: biegen, fräsen, färben!
Original und Pimp
Mit diesen Optimierungen der Liner hatte ich eigentlich auf mehr Gewichtsersparnis gehofft – in Summe waren es nur lausige 15 g! D. h. ich bin mit 108 g immer noch über meinem Idealgewicht.
RIT Dye „Indigo“ war diesmal die Farbe der Wahl – good for me!
Fazit: mal was anderes in Bezug auf Design und Verriegelung und Dank diverser Pimps kann ich das auch tragen!
Bonne nuit et joyeuses fêtes!
Virgil
Zuletzt bearbeitet: