CRKT Mt. Whitney

Sam Hain

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Wenn ich in die Test-Rubriken diverser Messerforen blicke, sehe ich massenweise Revisionen von Microsoft Socom SE´s, Benchmade Ares, Spyderco Enduras, CRKT M16´s und Ähnlichen. Alles nette Messer, keine Frage, aber es sind doch fast immer die gängigsten und bekanntesten Modelle der jeweiligen Hersteller. Tausendmal getestet, beschrieben, durchgekaut.

Jedoch kaum einer schreibt mal was zu den „Kellerkindern“ aus der zweiten Reihe. Eben diese Messer, an denen man in der Verkaufsvitrine ganz schnell vorbeisieht, die man gar nicht richtig wahrnimmt. Eines dieser „Kellerkinder“ habe ich jetzt mal gerade wegen seines „Mauerblümchendaseins“ adoptiert. Lange ist es noch nicht auf dem Markt, aber Revisionen dazu hab ich keine gefunden, und Kaufgesuche ebensowenig. Gekauft habe ich es sehr günstig bei Thomas Wahl (darf man sagen, oder?).



Das mißachtete kleine Wesen ist das Mt. Whitney, das größte Modell aus der 14K-Summit Serie von CRKT. Wegen all jenen die jetzt „hä?! Was für´n Ding?“ denken, lohnt sich der Artikel doppelt. Von denjenigen die es evtl. sogar kennen, wird nur ein kleiner Teil mit dem Erwerbsgedanken gespielt haben, und ich möchte bezweifeln, daß es hier im Forum schon jemand in der Vitrine, oder gar in der Tasche hat.

Um es gleich vorwegzunehmen: In der Tasche hab ich es vor Beginn der jeanstauglichen Jahreszeit bestimmt auch nicht. Sein Hauptmerkmal ist nämlich sein Gewicht. Es ist ein schwerer Brocken für seine Größe. Meiner Schätzung mit der „Fingerwaage“ zufolge, ist es schwerer als ein Kasper aus gleichem Haus. Allerdings mindert das meine Wertschätzung nicht im Mindesten.

Der Griffkörper besteht aus Stahl, was das hohe Gewicht erklärt, und ist mit Bohrungen durchbrochen, was erklärt warum die Hose doch nicht ganz runter rutscht. Eine Chrom-Nickel-Beschichtung (nennt sich sowas nicht „Tautologie“? Eine Chrombeschichtung setzt doch immer eine Vernickelung voraus...) verleiht dem Griff ein elegantes, champagnerfarbenes Finish das noch minimal rauh und damit seidenmatt ist.
Unter den dicken Griffschalen liegen die Platinen. Eine davon bildet die CRKT-typische „Interframe“-Konstruktion. Das heißt der Liner ist nicht irgendwie in die Platine eingelassen sondern entspringt ihr direkt, ist ein Teil von ihr. Wir kennen das zwar auch von zahlreichen anderen Herstellern, aber es ist trotzdem ein recht stabiler, einfacher Verschluß. Insbesondere in Verbindung mit dem LAWKS-Sicherungsschieber erfüllt er seinen Zweck zuverlässig. Ich muß nicht befürchten, daß mir dieses Messer mal ungewollt zugeht.
Die Verarbeitung des Griffes wäre einem höheren Preis angemessen. Zwar finden sich auf den zweiten Blick ein paar nicht ganz „Piech-mäßige“ Spaltmaße, aber das liegt an den Schliffen der Platinen und Schalen, die am Rande etwas verrundet sind. Verschraubt ist das Ganze mit polierten Torxschrauben. Diese gehen direkt durch die beiden Abstandshülsen des Griffes, die ebenfalls poliert sind.
Der Clip ist schlicht, elegant und sandgestrahlt. Drei kleine Torxe halten ihn an seinem Platz. Versetzbar ist er leider nicht. Die Trageweise ist Tip-Down.
Vom Griffgefühl her ist das Messer sehr angenehm. Ein richtiger Handschmeichler. Es liegt überraschend gut und sicher in der Hand. Nur mit nassen Händen oder bei großer Kälte dürfte der Metallgriff Nachteile haben.

Die Klinge ist 8,9 cm lang und drei mm dick. Stahl ist AUS-6. Unspektakulär. Sowas hat man schon öfter gehabt. Aber die Form ist schon origineller: Am Klingenrücken zweifach abgeschrägt, das zweite mal ziemlich steil zur Spitze hin. Die Riffelung der Daumenauflage ist prima, einfach und gut.
Wir haben einen Flachschliff, was mich persönlich sehr freut. Er könnt aber etwas höher gezogen sein, finde ich. Er geht nur ein Wenig über die Hälfte der Klingenhöhe. Die Schneide ist ausgesprochen scharf bei meinem Modell. Druckschnitte durch Papier mit der und quer zur Faserrichtung sind kein Problem, Haareschneiden am Unterarm mit und gegen den Strich auch nicht.
Ein Bißchen erinnert mich die Klinge an die Osborne-Folder von Benchmade. Mit der sanften Kurve und der stabilen Spitze ist sie ein guter Allrounder. Durch den Schliff bleibt die Klingenstärke fast bis zur Spitze voll erhalten. Auch das gefällt mir gut.



Man merkt es: Ich schwärme fast schon beim Beschreiben. Das liegt daran, daß mir dieses Messer wirklich ausnehmend gut gefällt. Man müßte sich einfach öfter auch mal die unscheinbaren Modelle der Hersteller bewußter ansehen, und sie von ihrer Hinterbänkler-Existenz erlösen. Dieses zumindest hat es auf jeden Fall verdient. Dann muß ich vielleicht beim Blick ins Testforum nicht mehr jedesmal an die unansehnlicheren Hunde im Tierheim denken, die keiner will.:( :D


sam
 
Hier ein Bildchen vom Mt. Whitney (geliehen von Vinnysknives.com) :
 

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Finde ich gut die Idee mit dem Mauerblümchen-Test :super: Ich hab sogar noch eins aus der Vorgängerserie ('Commander' hießen die glaub' ich)... Eigentlich ganz okay, aber wie Du schon geschrieben hast, ist das Gewicht doch ziemlich heftig. Und AUS-6 reißt mich bei einem Folder dieser Größe auch nicht vom Hocker - bei kleinen Messern ist mir das eigentlich relativ wurscht, aber die großen nehme ich dann doch 'ernster' ran und will sie nicht ständig nachschleifen müssen. Allerdings gefällt mir die Klingenform vom Mt.Whitney - schade, daß CRKT keine AUS-8 Variante anbietet. Jedenfalls Danke für den Bericht !

Gruß Chris
 
@Sam Hain
Messer von Microsoft?
Du hast nicht zufällig etwas mit Computern zu tun?:D

Jaja, die Hitze:steirer:

WiCon
 
Microsoft *lol*... Das ist schon wieder so originell, daß ich es einfach stehen lasse.

Für alle Noobs: Gemeint ist natürlich unser aller Lieblingsfirma MicroTECH. Von Bill Gates würd ich auch kein Messer kaufen:D

sam
 
@ Sam:

Wieso würdest Du von Micro-SOFT kein Messer kaufen?? Da würdest Du immer wissen, was Sache ist:
Kommt dann halt eine Meldung wie:

"Der Liner hat im System einen Fehler verursacht! Das Messer wird jetzt geschlossen!

Wollen Sie nun einen Notarzt rufen?

Ja - Nein - Abbrechen - Ignorieren
:hehe: :glgl: :lach:
 
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