Custom Slipjoint - aber kein Masterpiece

pebe

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Custom Slipjoint - aber kein Masterpiece.


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Es sollte pebe‘s clip werden - ein Custom Slipjoint mit einer satinierten 8,5cm Klinge aus RWL34 PM Stahl, 2,5mm stark. Und. Maximal 100g schwer. VirgilWeight.

Das hat letztlich leider nicht in allen wichtigen Punkten wie vorgesehen geklappt.

Aber von vorne.

Vor etwa 10 Jahren erschien Attila Kovács im Nachbarforum. Er hatte für sich eine geniale Grundform entwickelt, die sehr clean ohne Griffmulden und deutlich bullig daher kommt und für mich bis heute mit einer 8,5cm Klinge eines der schönsten und tauglichsten Slipjoint Klassiker ist.

Allerdings. Der robuste Klapper bringt 130g auf die Waage. Zu schwer, nicht nur für @Virgil4 und seine Hosentasche.


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Der Attila wurde von der Form die Vorlage - für pebe‘s Clip.

Es sollte ein Slipjoint mit Titanliner und Titanbacken werden. Am besten in integralbauweise, also Backen und Liner aus einem Stück. Modern, leicht, unempfindlich. Und. Sehr schick.

Die Nut in den Backen waren ebenso Pflicht. Da bin ich wie @porcupine. :haemisch:


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Verzicht auf Rückenfeder. Stattdessen ein Detentverschluss, ähnlich stark wie eine mittlere Attilafeder. Am besten verstellbar. Und Carbongriffschalen.

Wiederum die Überlegungen im Sinne einer Gewichtsersparniss und Modernisierung eines Klassikers.

Das Carbon habe ich in der Variante gewählt, die ein bisschen wie die Mooreiche am Attila wirkt und wenig typisch nach Carbon aussieht.

Kennt ihr schon von meinem Spyderco Schmock Umbau.


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Die Erwartungen an den verstellbaren Detent waren eindeutig zu hoch. Der durch Schrauben einstellbare Federdruck hat wenig wahrnehmbaren Einfluß. In der maximalen Einstellung ergibt es aber einen noch zufriedenstellenden Widerstand.

Ich war allerdings, nicht unbegründet, davon ausgegangen, dass sich mit der maximalen Einstellung eher ein recht harter Widerstand einstellen würde, den man bei Bedarf zurücknehmen kann.

Ganz klar. Den Fertigungsaufwand kann man sich sparen. Detentkugel bzw. deren Lochplatz wären andererseits leicht auf eine etwas stärkere Wirkung anzufertigen. Oder die Feder härter. Oder auch. Jetzt ich weiß.

Grundsätzlich halte ich die Detentlösung für keine schlechte Lösung an einem daily EDC. Sowohl wegen der Gewichtsersparnis gegenüber einer Rückenfeder, als auch den Reinigungsmöglichkeiten. An einem massiven und robusten Buck 110 dagegen eher nicht.

Zur Not kann man natürlich auch die Klingeachse stärker zudrehen - dann läuft aber die Klinge immer nervig stramm.


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Das Fertigungsniveau ist generell auf absolut höchstem Niveau. Da gibt es nur wenige, die die Passungen ohne CNC so sauber hinbekommen.

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Auch die Satinierung der Klinge ist wirklich gut gemacht.

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Die leichte Satinierung auf den Backen habe ich selbst gemacht. Geschenkt.

Was dann wirklich schiefgelaufen ist, sind das Gewicht und die Achsschraube. Und das lag vorwiegend daran, dass es in der Endphase keinen Statusbericht mehr gab und das Messer dann überraschend komplett fertig und bereits direkt auf dem Weg zu mir war.

Es wurden nun 104g statt der max. 100g. Nur 4 leichte Gramm könnte man meinen, aber eben diese waren noch leichter vermeidbar.


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Thomas Froberg hätte das Chassis um die vorhandenen 5mm gekürzt. Um 4mm wären locker drin gewesen. Und damit die überflüssigen 4g Gewicht entfernt. Ohne Not das Gewichtsziel verfehlt - meine ich.

Und dann. Die Achsschraube.

Die einzige Zierde an diesem Entwurf ist die prominente Achsschraube. Da hätte ich gerne etwas vorzeigbares ausgewählt und im Zweifel auch extra bezahlt.

Statt Stangenware, die bei diesem glatten und cleanen Design auch noch stufig herausragt.


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Sicher. Es ist eine Geschmacksfrage. Beim Custom nach meinem Entwurf sollte es aber schon nach meinem gehen. Finde ich.

Nachträgliche Korrekturen wurden leider uncharmant abgelehnt.

Es ist am Ende ein dennoch gewohnt sehr sauber und präzise gefertigter Klapper geworden, der prinzipiell die gewünschten Merkmale aufweist. Mit ca. 0,3mm hinter Fase auch ein schneidfreudiger Klapper.

Etwas gekürzt und damit VirgilWeight und einer g’scheiten Achsschraube wäre es ein Masterpiece mit einer kleinen Einschränkung. Ohne verstellbaren Detent, den ich mal auf meine Kappe nehme, wäre es ein echtes Masterpiece geworden.

Dennoch. Auf der Burg herrscht Sonnenschein und kein Gewitterregen.

Einen schönen Sonntag wünsche ich allen.

grüsse, pebe
 
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Also mir gefällt`s sehr gut! (y)
Die 4 Gramm könnte ich locker verschmerzen ;) - die "Griffüberlänge" könnte aber auch eine "Klingenunterlänge" darstellen und hätte man auch einfach entsprechend anpassen können.
Die Achsschraube gibt jetzt noch keinen Augenkrebs und kann man bei Bedarf ebenfalls leicht ändern.
Dass man aber auf Deine Änderungswünsche nicht mehr eingegangen ist, finde ich wirklich "uncharmant". Wobei ich annehme, dass der finanzielle Anreiz sicher gegeben war!?
 
Servus,

wenn jemand wie du genau weiß was er will und sich was dabei denkt und ein Macher lässt sich darauf ein, dann muss er auch von A-Z den Herstellungsprozess dokumentieren, wenn nicht jedes Detail klipp und klar final besprochen ist. Klar kostet das Zeit, die sich nicht immer einpreisen lässt, dafür gibts andere Kunden, die weniger Vorgaben machen, da lässt sich das dann wieder kompensieren/einbringen. Der ärgerlichste Teil ist das abblocken von Nacharbeiten, was bei von Beginn an richtiger Kommunikation nicht nötig gewesen wäre.

Was klar ist, du bist, so wie ich ein sehr schwieriger Kunde der nicht einfach zufrieden zu stellen ist. ;)

Die 4 Gramm sind zumindest für mich akademischer Natur, ich würde es blind in der Hand wohl nicht erwiegen können? :unsure: Eine Frobergsche Verhältnismäßigkeit zwischen Heft und Klinge ist ja nicht Standard. Hast du das kommuniziert? Mit der Achsschraube bin ich bei dir, das ist Standardmaterial und wird weder dem Finish noch dem Design gerecht.

Ich denke du muss das von kundiger Hand nach deinen Wünschen zu Ende bringen lassen, damit du deinen Frieden findest!

Gruß, güNef
 
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@pebe,
ich nehme an, es gab ein Pflichtenheft für das Messer, welches mit dem Messermacher verbindlich vereinbart war?
Ich kann mir bei dir ja nicht vorstellen, dass du so ein Custom Projekt nur auf Zuruf durchgeführt hast.
Dann hast du ja eine vertragliche Grundlage und kannst die Abweichungen zum Pflichtenheft genau benennen und entsprechende Änderungen einfordern.
 
Moin,

war mir klar, dass mein Bericht auch Fragezeichen hinterläßt.

Genau genommen war zunächst die verwendete Vorlagenschablone eines anderen Messers für meinen Entwurf zu lang. Hauptsächlich zum Erreichen des Zielgewichts, wenn gleich nicht nur.

2-3 Minuten die Titanliner und das Carbon länger an den Bandschleifer halten und alles wäre in Ordnung gewesen. Besonders das Gewicht. Aber auch die Emotionen.

Eine ziemlich grobe Nachlässigkeit, wenn das Gewicht derart bedeutsam ist, die nicht passieren sollte, aber kann - die nachfolgenden Reaktionen aber nicht.

Also. Egal, ob ich noch was ändern lasse oder nicht, in die Burg an die Tafel kommt das Messer nicht.

Alea iacta est.

grüsse, pebe

Edit. Ich habe das Messer übrigens seit fast einem Jahr bei mir, ist also kein brandaktuelles Thema.
 
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@pebe,
ich nehme an, es gab ein Pflichtenheft für das Messer, welches mit dem Messermacher verbindlich vereinbart war?

Pflichtenhefte existieren selbst im B2B Bereich nur unter bestimmten Umständen und sind vollkommen unüblich, wenn Du Dir ein Custom Messer bauen lässt.

Ich würde sogar so weit gehen, das viele Macher jemanden der bei ihnen mit einem Pflichtenheft aufschlägt ablehnen werden. Ich würde das als Warnzeichen auffassen wenn mir ein Kunde mit einem Pflichtenheft ankommt.
Das Verhältnis Kunde zu Messermacher ist nach meiner Erfahrung stark von gegenseitigem Vertrauen als grundsätzliche Ausgangsbasis geprägt. Ich habe z.B. auch noch nie erlebt, dass ein Messermacher von mir eine Anzahlung wollte. Was mich anfangs schon sehr verwundert hat, da die Messermacher ja stark in Vorleistung gehen.

Außerdem hat pebe ja ziemlich genau beschrieben, was nach seiner Ansicht während des Auftrages schief gelaufen ist und wie er das bewertet. Das ist m.E. wirklich absolut ausreichend, um seinen Standpunkt nachvollziehen zu können.

Wie Du unter den Umständen auf die Alternativen "Pflichtenheft" oder "auf Zuruf" kommst, kann ich nicht nachvollziehen, da pebe den Abstimmungsprozess ja sogar in Teilen beschrieben hat.
Es sollte daher klar sein das es noch etwas zwischen Pflichtenheft und Zuruf gibt und Dein Post kommt IMHO nicht gerade freundlich rüber. (Das habe ich jetzt sehr freundlich ausgedrückt.)

@pebe Ist ein sehr schönes Stück, schade das Deine Freude daran wegen der Kommunikationsschwächen getrübt ist, was ich sehr gut nachvollziehen kann.
Aber vielleicht ergibt sich ja mit etwas Abstand später einmal die Gelegenheit die Geschichte des Messers so fortzuschreiben, dass Du dich mit dem Messer aussöhnen kannst. Ich wünsche Dir das von Herzen.
 
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Schade @pebe, dass Deine Freude an dem Projekt getrübt wurde. So wie ich das lese, ärgert Dich das Verhalten des Messermachers mehr als die nicht erfüllten Kriterien. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Fehler können immer passieren, es kommt aber darauf an, wie man als Hersteller/Lieferant damit umgeht.
 
schönes Teil. Die Achsschraube würde ich aber tatsächlich ändern (lassen). Von wem auch immer. Alles so sorgsam gearbeitet und dann Baumarkt reingedreht? Nö, das geht einfach nicht.

Burg hin oder her, aber das Messer hat eine adäquate Achsschrraube verdient. Leider gibts z.Z. auch andere Messermacher, die beim Thema Achsschraube lieber einfacheres verbauen, anstatt die Möglichkeit zu nutzen (oder beizubehalten, wenn sie es wie bei Laraud Blades am Anfang gemacht haben) dort repräsentativ zu arbeiten. Kann ja auch schlicht sein, aber besonders sollte es sein.
 
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