Damast aus Feile und Kugellager

newtoolsmith

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Hallo Schmiedefreunde,

fast hätte ich ja die Brocken hingeschmissen :confused: , da erinnerte ich mich an eine Schmiede/Schlosserei in der Nähe (zumindest fast nah). Dort hatte ich mal Smalltalk mit einem Gesellen gehalten und wurde spontan zum gemeinsamen dengeln eingeladen.

Die Möglichkeit und vor allem die zwei 35kg Lufthämmer :D habe ich nun die letzten zwei Tage genutzt, um aus einer Feile und einem Kugellagerinnenring ein Damastpaket herzustellen.

Es war viel arbeit bis ich bei etwa 200 Lagen angekommen war und der Geselle staunte nicht schlecht, wie sehr sich das Material wehrt :eek: , das kannte er von seinem Baustahl nicht.

Es scheint aber, dass alle Schweißungen gut funktioniert haben, das hatte erst schwere Probleme bereitet. Wahrscheinlich habe ich zuerst das Paket nicht durch und durch auf Schweißtemperatur gehabt, sondern nur außen. Diesmal habe ich es gut durchwärmen lassen :teuflisch .

Fotos, auch von dem Jagd-Skinner der daraus entstehen soll, folgen noch.

Für's erste habe ich die Schn.... von dieser Kombi voll :mad: (aber das vergeht wieder...).

MfG
newtoolsmith
 
Nun ist es so weit, das Damastpaket ist zu einer Klinge geschmiedet und grob geschliffen ist Sie auch schon.

Zwischendurch hatte ich echte Sorgen, da eine Schweißung nicht zu halten schien. Dieser Schweißfehler betraf aber nur die äußersten zwei Millimeter am Rande des Paketes.

Es war möglich, das ganze Material - abzüglich natürlich der Bereiche, an denen ich das Paket elektrisch geschweißt habe - zu verwenden. Daher auch die Einbeziehung der Randbereiche.

An der Schneide habe ich so viel weggeschliffen, dass entkohltes Material zuverlässig entfernt ist.

An der Spitze fehlt nichts, es sieht auf dem Foto nur so aus, weil dort noch Zunder drauf sitzt.

Um ein schönes Muster zu erhalten habe ich die Schneide nicht vorgeschmiedet, sondern werde "alles wegschleifen, was nicht wie Messer aussieht". Quasi stock removal.

Seht selbst (obwohl nicht viel zu sehen ist):





Die weitere Fertigung folgt morgen und übermorgen - falls ich die Zeit finde.

MfG
newtoolsmith
 
Weiter gehts:

Da die Klinge deutlich gekrümmt ist, habe ich mir eine Schleifhilfe gebaut, die eine Kreuzung aus dem Messerhalter eines Lansky-Schärfsets und einem Zirkel ähnelt. Fotos davon später, zuvor das Ergebnis:



Super gleichmäßiger Schliff und damit zum Härten vorbereitet. Einige Sägezähne am Rücken mussten allerdings auch noch sein:



Da ist es also, das Damastmuster. Die Rosen, die ich erzeugen wollte sind auch gut gelungen.

Der Zunder ist übrigens von alleine abgesprungen, als ich die rotglühende Klinge ins Altöl getaucht habe. Bisher war das immer ein Anzeichen für eine gut gelungene Härtung. Der Feilentest wird es zeigen.

Demnächst weiter in diesem Kino.

MfG
newtoolsmith
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Schmiedefreunde,

inzwischen ist der Skinner fast fertig, soll morgen ausgeliefert werden.

Hier nochmal ein Foto vom aktuellen Stand:



Der Griffteil muss noch fertig geschliffen werden und die Klinge poliert. Hoffentlich kommt dann das Muster noch stärker heraus.

Die Eichenschalen werden noch dunkel gebeizt, dann geölt.

Eine Lederscheide ist schon in Arbeit.

MfG
newtoolsmith
 
Der Damast sieht ja mal geil aus. Das Design noch dazu.
So einen muss ich auch mal probieren :hmpf:

Gruß Heiko aka Lanfear
 
Kommen wir nun zum happy end:

Der Griff ist fertig, die Scheide auch - fehlt nur noch die Schärfe, die gibts morgen früh wenn ich ausgeschlafen bin.

Dann wird es Zeit, Abschied zu nehmen - wie gesagt entstand dieses Messer im Kundenauftrag.

Schade eigentlich, geht euch das auch so? Man trauert doch etwas.

Hier noch zwei Bilder:





Mal sehen, ob sein neues Herrchen Gefallen daran findet...

MfG
newtoolsmith
 
Hallo Schmiedefreunde,

ich muss mal meinen Frust loswerden:

Den Skinner habe ich dem Kunden ausgehändigt und er war mehr als begeistert davon. Als es dann aber ums Bezahlen ging ließ die Freude stark nach.

Hintergrund: Ich hatte einen Kostenvoranschlag gemacht der etwa die Hälfte des Marktpreises betrug - Freundschaftspreis.
Nun hat die Herstellung aber doppelt so viel Zeit in Anspruch genommen, wie ich gedacht habe und ich wollte etwas mehr Geld dafür.
Der Preis lag dann aber immernoch 60% unter dem Wert des Messers!
Der Kunde weiß das auch, schliesslich besitzt er Kataloge von namhaften Jagdausstattern.
Zwar hat er den verlangten Preis entrichtet, zeigte sich aber maßlos enttäuscht darüber, dass ich den Kostenvoranschlag nicht eingehalten habe.

"Das hätte ich nicht von ihnen gedacht."

Dabei betrug die Teuerung nur 15% des Kostenvoranschlages - der widerum nur ein Voranschlag war und keine Preisauszeichnung.

Ich bin deswegen wohl noch enttäuschter als der Kunde selbst, zumal er weiß, dass ich auf jeden Euro angewiesen bin wohingegen er sich nicht überlegen muss, ob er hundert Euro ausgibt oder nicht.

Ich schätze, es wird eine Löschung in meiner Kundenkartei geben, schade eigentlich - ist ansonsten ein netter Mensch.

Gut, dass ich das los bin.

Danke fürs zuhören!

MfG
newtoolsmith
 
Seh das nicht so eng newtoolsmith, schließlich war es ein Voranschlag, letztendlich hast du für deine gute Arbeit deinen Lohn erhalten.

Du wirst wenn du dabei bleibst in der Hinsicht noch genug Erfahrungen machen, Leute die wegen 10€ rumhandeln ect.

Ich kann dich aber gut verstehen, würd mir warscheinlich genauso gehn. Vielleicht sehen wir solche Sachen mit der Zeit etwas gelassener.

nicht unterbuttern lassen.

freagle
 
Wow, der Damast ist ja wirklich super !!! Ich hoffe, dass ich auch mal sowas hinbekomme !

Mach weiter so
 
Klasse Messer und toller Damast!
Danke, dass Du uns an der Entstehung hast teilhaben lassen.
Deinen Frust kann ich auch gut nachvollziehen.
Mir fehlt jetzt nur noch die Lansky-ZIRKEL?-Schleifhilfenmischung zum Glück. ;)
 
newtoolsmith schrieb:
...Ich hatte einen Kostenvoranschlag gemacht der etwa die Hälfte des Marktpreises betrug - Freundschaftspreis.
Nun hat die Herstellung aber doppelt so viel Zeit in Anspruch genommen, wie ich gedacht habe und ich wollte etwas mehr Geld dafür....

Hallo frustrierter newtoolsmith,

ehrlich gesagt kann ich Dich gut verstehen!
Du hattest mehr Aufwand als gedacht und wolltest den, zumindest teilweise bezahlt bekommen.

Aber ich kann auch den Kunden verstehen und versuche nun, ihn zu interpretieren in der Hoffnung, dass es Dir hilft.

Es war zwar nur ein Vorschlag, aber er hatte sich auf den Preis eingestellt und sollte nun "plötzlich" mehr bezahlen, was ihn enttäuschte.

Ich hatte mal ein Auto von einem Bekannten "zu einem Freundschaftspreis" gekauft. Er stand dann zwar zu dem Preis, aber am Schluss musste ich auch noch einen Satz Winterreifen (die ich nicht wollte) und einen grossen Dachträger (den ich nicht brauchte) abnehmen und damit 10 oder 15 Prozent mehr bezahlen.
Auch wenn ich eine Gegenleistung dafür bekam, war ich dennoch sehr enttäuscht über sein Verhalten.

Als Alternative für eure beidseitigen Enttäuschungen:
Du hättest den ursprünglichen Preis nehmen und die Mehrkosten stillschweigend als Erfahrung bzw. unter der Rubrik "Werbekosten" abbuchen können.

Oder sogar damit offensiv umgehen können: "Das Messer ist nun doch viel aufwendiger geworden, als ich angenommen hatte. Aber natürlich bleibt der Preis, das nehme ich auf meine Kappe".
Der Kunde hätte sich gefreut, er wäre psychisch gesehen sogar in der Defensive gewesen, weil er sich in Deiner Schuld fühlte.

Die Wahrscheinlichkeit, dass er als zufriedener Kunde mal wieder ein Messer gekauft hätte, wäre doch unendlich grösser als jetzt, wo Du ihn aus der Kundenkartei gestrichen hast und dann hätte sich Dein temporärer Verlust letztlich als Investition doch gelohnt.

Ich hoffe, dass Du das, wenn sich Deine Enttäuschung etwas gelegt hat, nicht als Kritik an Deinem Verhalten, sondern als Chance für eine andere Reaktion sehen kannst.

Hans
 
Jaja, das leidige Preisthema!
Ich mach nen KV in der Regel mit Sicherheit nach oben und wenns dann eben billiger wird freut sich der Kunde. Bei Messern wo ich von vorne herein genau weiß was auf mich zu kommt, ist er dann doch ganz präzise kalkuliert.
Und wenn ich dann doch mal deneben liege, stehe ich zu meinem Wort, auch wenns weh tut. Bei mir gilt eben das Wort und ein Handschlag nochwas.
 
Das Problem ist wahrscheinlich nicht mal der Preis, sondern der Zeitpunkt der Offenbarung.
Du kannst den Kunden gleich informieren, wenn du merkst, das das Messer aufwändiger wird als gedacht. Dann kann er sagen "Nein", dann verkaufst du das Messer später halt zum Marktpreis woanders. Wenn er sagt "OK", dann hat er den Schreck, Ärger oder was auch immer beim Empfang des Messers längst vergessen. Der Rest ist Freude und klagloses Zahlen... hofft man :cool:

nicht ärgern
braces
 
Ich hab mich schon zwei Mal vertan, und bin mit Sicherheit im Minus ausgestiegen, hab aber Beide zum vereinbarten Preis Verkauft. :hmpf:

Ich würde auch sagen, im Zweifel auf die eigene Kappe nehmen, und zum vereinbarten Preis hergeben.

Ich denke auch, das der Kunde warscheinlich nicht die Freude mit dem Messer haben wird, die er sonst vielleicht hätte, weil er immer an die Ungereimtheiten erinnert wird.

Bei mir entstehen alle Geschäfte durch Mundpropaganda, daher ist es Besser sein Wort einzuhalten.

Wenn´s mal daneben geht, wie bei mir, verbuche ich das ganze unter Erfahrungen und denke nicht mehr darüber nach. :D


Kopf hoch und nicht mehr darüber nachdenken, jetzt wo´s schon gesehen ist, kann man´s nicht mehr ändern.
 
Danke ihr lieben,

geteiltes Leid ist halbes Leid.

Taktisch wäre es sicherlich klug gewesen das Messer zum vorgenannten Preis zu verkaufen, dann hätte mein Stundenlohn aber unter fünf Euro gelegen inclusive Material- und Maschinenkosten!!! Effektiver Arbeitslohn also zwei Euro pro Stunde. Das ging irgendwie nicht.

Wäre aus geschäftlicher Sicht trotzdem besser gewesen. Vielleicht mache ich es nächstes Mal so - auch wenn ich nicht hoffe, dass es so ein nächstes Mal gibt.

Andererseits haben andere Handwerker auch kein Problem damit ihre Kostenvoranschläge nach oben zu korrigieren!?

Egal - andere Kunden brauchen auch schöne Messer - und das beherrsche ich meiner unbescheidenen Meinung nach.

Danke nochmal für eure aufbauenden Worte!!

MfG
newtoolsmith
 
HAllo newtoolsmith
Hatte das ähnlich Problem, allerdings mit einem Gartentor und 8 Meter Zaun, war auch noch für eine Bekannten.
Zuerst hat er mit mir über den Vorher abgemachten Preis neu verhandelt, da hätte ich dann noch etwas verdient, dann hat er am ende auch den neuen Preis nicht wirklich gezahlt. Was mir viel zu spät aufgefallen ist weil er in Etappen gezahlt hat...
Fazit: insgesamt 5 Wochen Schweiß, für gerade Mal, 5 DM die Stunde ( ist schon etwas her) Nie mehr!! Ich hab auch keinen Kontakt mehr mit diesem Menschen. Dabei hab ich viele Extras, Kronen für die Pfeiler und s.w. nicht berechnet:: :teuflisch :(

Und was das hergeben von Messern betrifft die ich für andere mache!
Genau so geht’s mir jedes Mal, hab vor 3 Wochen 2 Messer (ein großes und ein kleines Sax) zwei Freunden zur Hochzeit geschenkt.
Warum werden die Teile die wir für andere machen immer so gut, geben wir uns da extra mühe??
Jedes Mal wenn ich bei denen zu besuch bin muss ich mir die Messer anschauen und Seufze "so was muss ich mir auch mal machen" :D

Jedenfalls saubere Arbeit, ist zwar von der Form her nicht mein Geschmack aber der Damast gefällt mir doch.
Oh wenn ich das fragen darf ist der ungleichmäßige abstand der Nieten beabsichtigt?


hugh
 
newtoolsmith schrieb:
Andererseits haben andere Handwerker auch kein Problem damit ihre Kostenvoranschläge nach oben zu korrigieren!?

Bei Dienstleistungen ist das sicher so. Beim Handel Ware gegen Geld ist das sicher nicht so einfach.

Andererseits ist es in unserer Branche leider üblich, das der Handwerker oft mit einem Bruchteil seines Veranschlagten Preises abgespeist wird. "Friss oder stirb"
Es kommt immer darauf an, wer am längeren Hebel sitzt. Hab ich nen Wasserrohrbruch bin ich dem Installateur ausgeliefert. Hab ich einen Auftrag über Wasseranschlüsse in 500 Wohnungen zu vergeben, ist mir der Installateur zumindest in unterlegener Position. So werden heute Preise gemacht.
Aber will man sich bei seinem Hobby, seiner Passion, auf ein solches Niveau herablassen? Zumal ja in dem Bereich, aufgrund überschaubarer Summen und der unnötigkeit des Produktes(Luxus), fast freier Wettbewerb herscht. Entweder man einigt sich oder halt nicht. Lange sollte Ärger da nicht halten :)

stay rude
braces
 
@ Hamurra-e:

Auch ich weine jedem Messer hinterher.

Die nächste Kalkulation habe ich besser durchdacht - soviel Lehrgeld zahle ich nicht noch einmal.

Zum Nietenabstand:

Was auf den Fotos kaum zu sehen ist, ist die Bronzeniete im Messing-Handschutz. Man sieht nur die drei Bronzenieten im Holz. Dabei sind die zwei hintersten Nieten in gleichem Abstand voneinander gesetzt, wie die vorderen. Da sich Messing und Bronze unterschiedlich verfärben und sich die vierte Niete dann auch zeigt, sollte ein einheitliches Bild entstehen.

MfG
newtoolsmith
 
:D
Alles klar!
ich dachte nur, weil ich selber gerade bei gebogenen oder sonst ungeraden Griffen und so Schwierigkeiten hatte den richtigen Mittelweg zu finden.

Das, und weil ich irgend wie den Flacherl nicht mag, hat mich bewogen dann doch beim Schmalerl zu bleiben. Das ausfeilen und bohren im Griff macht mir zwar manchmal graue haare, ich werde wohl wieder zum einbrennen übergehen, aber das ist natürlich geschmack sache.

gruß Hugh
 
Ich könnte so nicht sagen, was meine Lieblingsart ist - Flach- oder Spitzerl. Beides fertige ich etwa gleich oft.

Optisch finde ich den Flacherl aber doch einen Tick besser.

Bei Messern mit Spitzerl brenne ich den Griff auch aus.

Wenn man das verkohlte ordentlich entfernt, halte ich das für eine gute Methode.

MfG
newtoolsmith
 
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