Damast mit Messing Kupfer und ähnliches

donfeierfeil

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Hallo beisammen!
Erstmal danke für diese grossartige Seite!
Ich mache seit längerem Messer mit gekauften Klingen aus Schweden.
Aber leider kommt man nicht alle Tage dahin, und ausserdem möchte ich mal selbst was machen, ist ja auch viel schöner.
Also werde ich demnächst mit meinem Vater, der schon ein paarmal geschmiedet hat, mich dran wagen. "Messer schmieden" von Herrn Bergland habe ich wissbegierig verschlungen und nahezu alle Beiträge hier im Forum studiert. Ich glaube mich nun gewappnet es zu versuchen.
Aber nicht nur Messer interessieren mich. Da mich das ganze ne Stange Geld kosten wird und ne Menge Zeit dazu, wollte ich meiner armen, vernachlässigten Freundin zur Entschädigung nen schönen Armreif aus dem oben genannten Material machen. Ich hab mich mal mit einem norwegischen Schmied namens Steen Nielsen darüber unterhalten (und seine Wundervollen Werke bewundert). Da dachte ich mir, vielleicht hat einer von euch Profis noch ein paar schlaue Tips für mich. Was ist bei diesen Materialien anders als bei Stahl? Auf was muss ich denn da achten?
Danke im Voraus für euer Wissen
Gruss Tim
 
Hallo,
ich habe jetzt zwei kleine Versuche hinter mir. Mokume Gane machen ist schwerer wie man denkt, aber es macht Spaß. Was du beachten musst:
Beim fertigen Paket wird eigentlich weit unterhalb der Glühfarben geschmiedet. Dabei wird das Paket immer schwerer zu bearbeiten. Wenn man es ab und zu dunkel-dunkelrot glühen lässt, entspannt sich das Material und du kanns es besse bearbeiten. Das Material schmilzt bei dehr viel niedrigeren Temperaturen wie Stahl. Ich glaube um die 900°C liegt der Schmelzpunkt bei Messing und Neusilber. Bei der Materialkombination musst du immer darauf achten, dass die Metalle etwa den gleichen Schmelzpunkt haben. Daher habe ich mich für Messing+Neusilber entschieden. Dazu kann man auch noch z.B. Kupfer nehmen.
Zur Mustersteuerung kannst du das gleiche machen wie beim normalen Damast: Dellen reinschlagen und abschleifen; Muster reinfräßen; Tordieren usw.

Ich hoffe dir geholfen zu haben und wünsche dir viel Spaß
Güße Michael
 
lazedress schrieb:
Beim fertigen Paket wird eigentlich weit unterhalb der Glühfarben geschmiedet.
Ich habe das Gegenteil festgestellt. Nachdem der Block in einem gewissen Maße umgeformt wurde, verhält er sich ähnlich Monomaterial - vorher eher nicht. Warm schmieden schadet nicht. Aber viele Wege führen nach Rom. :) Ich denke sowas muss man selbst ausprobieren.

Beim ersten Umformen vom Block auf Blechstärke wird bei den meisten Techniken, die im oben genannten Buch von Steve Midget auftauchen, übrigens warm umgeformt. Ab ca. 6mm wird kalt gewalzt.
Spannungsarm glühen ist aber in jedem Fall sinnvoll/notwendig.

lazedress schrieb:
Ich glaube um die 900°C liegt der Schmelzpunkt bei Messing und Neusilber. Bei der Materialkombination musst du immer darauf achten, dass die Metalle etwa den gleichen Schmelzpunkt haben.
Die Schmelzpunkte der Materialien müssen nicht zwingend dicht zusammenliegen. Es gibt 2 Möglichkeiten:
-Material 1 schmilzt und füllt die Lücken zwischen den Blechen aus - ähnlich wie beim Hartlöten.
-Man hat 2 Materialien, die an den Korngrenzen eine sog. eutektische Legierung bilden. Sprich: Bestimmte Mischungsverhältnisse von Metallen haben u.U. niedrigere Schmelzpunkte als die einzelnen Metalle selbst. Sowas gibt's bei Cu und Ag. (Wen's interessiert, der kann sich dieses Phasendiagramm anschauen.)

Der Trick bei Mokume ist, sich betimmte Eigenheiten zu Nutze zu machen. Messing bspw. ist eine Kupfer-Zink-Legierung. Bei CuZn37 (daraus sind häufig Bleche) hat man einen Soliduspunkt von ca. 930°C. Liquiduspunkt ist bei ca. 1020°C.
Wird das Messing erhitzt, dann fließt es erst bei Temperaturen höher als der Liquiduspunkt. Kühlt man es ab, wird es aber erst am Soliduspunkt fest. Man erhitzt es also auf einen Temperatur zwischen den beiden Punkten, um es z.B. mit Kupfer (1084°C Solidus- und Liquiduspunkt, da es ein reines Metall ist) zu verschweißen.
Obwohl Kupfer einen über 60°C höheren Schmelzpunkt hat, kann man es miteinander verschweißen.
Mischungen mit 3 Metallen sind etwas komplizierter, da man entweder 2 Metalle in einem Schmelzintervall braucht oder aber eine eutektische Legierung zwischen den 2 Metallen mit höheren Schmelzpunkt erzeugen muss.

@donfeierfeil: Suche hier im Forum mal nach Mokume Gane - da wirst Du 'n Link zu 'nem Tutorial finden. Das ist ganz brauchbar, auch wenn da die Brenntechniken ein wenig durcheinandergehen.
Das Buch von Steve Midgett ist mies (und für ein Fachbuch Katastrophal) übersetzt - z.B. falsche Metallabkürzungen, wörtliche Übersetzungen, die keinen Sinn ergeben, usw., aber insgesamt ganz brauchbar. Es richtet sich aber primär an Goldschmiede.
Mit Stichworten wie Phasendiagramm, Solidus- und Liquiduspunkt, etc. findet man im Internet eigentlich alles, was man metallurigsch wissen muss. Das eigentliche Vorgehen findest Du im genannten Tutorial und z.B. hier .
 
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@ Floppi:

Da er einen Armreifen fertigen möchte, sollte das Buch richtig für ihn sein.Die Anleitung für Ringe und Armreifen sollte schon passen.
 
Könnte mir vorstellen das Kupfer ne Menge Ärger in einer normalen Esse macht ? Zumindest Sauerstofffreies hochreines Kupfer aus der Elektro Industrie reagiert da sehr sensibel drauf. Wasserstoffkrankheit. Kann man an der Materialoberfläche sehen ,sieht wie eine Orange aus.
Womit macht ihr es warm? Holzkohle oder Gasesse ?
 
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@tux: Weder noch, jedenfalls bis jetzt. Im Kamin neben den Holzscheiten war eine ideale Temperatur :hehe:

Edit: In der nächsten Messemagazin Ausgabe ist eine Anleitung usw. über Mokume Gane drin
 
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