Ich kann Achim und Dieter gar nicht verstehen !
Endlich mal eine fundierte Sendung mit klaren, wohlbegründeten Aussagen.
Da kann man nur lernen !.
Für mich war jedenfalls viel Neues dabei:
Hatte ich bisher gedacht, die besonderen Karbidstrukturen im Wootz beruhten auf vielfachen Schmiedebehandlungen in einem engen Temperaturbereich, so erfuhr ich, daß das ganz einfach am guten indischen Erz liegt. Was an dem Erz so besonders sein soll, wurde leider nicht gesagt-vermutlich ein Geheimnis, das bei Kalis Fluch gehütet werden muß.
Der Stahl ist jedenfalls hart und zäh. Ich will nun nicht kleinlich sein und verlangen, daß da konkrete Werte angegeben würden, vielleicht gar für unterschiedliche Bereiche-Matrix-Karbide- oder nach verschiedenen Wärmebehandlungen. Aber so eine ungefähre Angabe hätte man sich doch gewünscht-so wie ein Schraubendreher, Omas Küchenmesser, ein Stück Messing ?.
Dem armen Schmied in München wurde dann angesonnen, "Wootzeigenschaften" (welche ?) mit Schweißdamast nachzumachen.
Ich hoffe, die Angaben, die zu seiner Arbeit mitgeteilt wurden, stammen nicht von ihm-1200 Grad Schweißtemperatur -hier allerdings als die Temperatur bezeichnet, bei der der Stahl allein formbar ist- und die Vorstellung harter und weicher Lagen, sind wohl nicht so ganz Stand der Technik.
Ob das Schwert nach dem Härten angelassen wurde, wurde nicht gesagt-sei´s drum.
Dann aber kam die wirkliche Erleuchtung: Die Schwerter wurden mit einander verglichen. Wer nun Leistungs-oder Belastungsproben erwartet hatte, sah sich eines Besseren belehrt. Damit gibt sich die Wissenschaft nicht ab.
Die wirklich aussagekräftige Prüfung besteht in der Behandlung mit Salzsäure. Wer das übersteht, ist wirklich belastbar.
Und-oh Wunder- es ergab sich, daß bei der Wootzklinge Zementitreste übrig blieben, da sie in Nanoröhrchen aus Kohlenstoff vor der Säure geschützt waren. Der Befund an sich ist sicher interessant. Hilfreich wäre gewesen, zu erfahren, wieviel Prozent oder Promille oder noch geringere Anteile des Zementits in der Salzsäure übrig geblieben sind. Das hätte vielleicht eine Abschätzung ermöglicht, ob und gegebenenfalls welche Eigenschaftsveränderungen dadurch bewirkt worden sein könnten. Aus der hier an anderer Stelle besprochenen Veröffentlichung der Ergebnisse weiß ich, daß der Anteil so verschwindend gering war, daß ein Einfluß auf die mechanischen Eigenschaften ausgeschlossen ist. Das nur nebenbei.
Auf solchen Kleinigkeiten muß man nicht herumreiten.
Nebenbei erfährt man noch, daß Zementit der eigentliche Scharfmacher in Stählen ist!
Merke: Omas rostendes Küchenmesser oder auch ein japanisches Schwert können nicht scharf sein, weil ihnen nach dem Härten der Scharfmacher fehlt.
Solche Sendungen regen dann auch zum Weiterdenken an:
Man kann sich so richtig bildlich die Szene vorstellen, wenn Richard Löwenherz und Saladin (Ich weiß, sie haben sich wohl nicht persönlich getroffen) über einem Töpfchen mit Salzsäure sitzen und beobachten, welches Schwert sich schneller und restloser zersetzt. Daran sind also letztlich die Kreuzzüge gescheitert!
Hätten die Kreuzritter dagegen unsere vorzüglichen Kantinenbestecke gehabt, hätte Saladin einsehen müssen, daß seine Ausrüstung unterlegen war und die Weltgeschichte hätte einen anderen Lauf genommen.
Weiter so !
MfG U. Gerfin