Rock'n'Roll
MF Ehrenmitglied
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Boas,
es gibt ja mehrere Gründe, ein Messer zu mögen - z.B. weil es gut schneidet, weil es gut in der Hand liegt oder seines Designs wegen. Weil es einfach nur umwerfend aussieht. Wenn alles zusammenkommt, es zudem noch genau die richtige Größe und das passende Gewicht hat, haben wir ein Ausnahmemesser vor uns. Ein ebensolches ist für uns nach wie vor das Böker Haddock. Wir lieben dieses Messer heiß und innig. Vom ersten Augenblick an!
Als wir es im Web entdeckt hatten, haben wir einen Papierabzug gezogen, ihn in Sichtweite vor uns auf den Tisch gestellt und das Messer ständig beäugt. Dann alsbald mit einer Micarta-Griffschale von cuscadi bestückt gekauft. Es hat uns zugegebenermaßen anfänglich einigen Frust bereitet - das „Miststück“. Verbiß sich doch der Lock zum Teil derart, daß wir ihn nur vermittels eines Schraubenziehers wieder entriegeln konnten. Wir hätten es aus dem Fenster knallen können!!
Aber da wir es liebten, haben wir uns immer wieder mit ihm beschäftigt - und ihm seine Unarten abgewöhnt. Es läuft heute erstklassig und zu unserer vollen Zufriedenheit. Auch haben wir nicht das gelegentlich beschriebene Problem mit den sich lösenden Clip-Schrauben. Und wir haben es immer wieder im Gebrauch und in der Tasche. Das Haddock ist eines unserer wenigen Taschenmesser, mit dem wir uns nicht komplett unwohl fühlen würden, wenn wir kein anderes (dabei) hätten.
Nun begab es sich, daß kürzlich ein Forenkollege ein Mini Haddock zum Kauf anbot. So ein wunderbares kleines - von Jens Ansø höchstselbst angefertigtes - Schmuckstück. Wir hatten schon mal ein Mini-Haddock gesehen, das 2011 hier im Forum angeboten worden war. Und ein weiteres ebenhier in derselben Ausführung. Beide hatten unstrukturierte, matt gestrahlte abgerundete Titan-Scales. Die Titan-Scales vom uns angebotenen Mini tragen dagegen die Ansø-typischen Grooves.
Wir haben rumgegoogelt - und ein weiteres Exemplar aufgetan. Ein Verkaufsangebot aus alten Zeiten von arizonacustomknives. Und noch eins in einem englischsprachigen Forum. Beide mit gegroovten Titan-Scales. Ein letztes mit Micarta-Beschalung. Das war es dann aber auch. Wie vom Verkäufer angemerkt, sind Mini Haddocks wohl rar wie die leckeren dänischen Cookies, die in den schönen runden Blechdosen seit eh und je unter dem Namen „Royal Dansk Danish Butter Cookies“ zu haben sind. Wenn man denn welche findet!
Der Prototyp des Mini stammt aus 2010 und Jens hat nur einige wenige gebaut. Und die unterscheiden sich - wie sich das für echte Customs gehört - in verschiedenster Hinsicht. Mit oder ohne Clip, mit/ohne Grooves, matt, satiniert, mit/ohne Logo auf Clip/Griff/Klinge, Stärke und Länge der Klinge ….
Wir sind um das Kleine herumgeschlichen, wie die Katze um den heißen Brei. Am zweiten Tag waren wir kurz davor, zuzuschlagen. Nee. Dritter Tag, vierter … Acht Tage lang ging das Theater. Es war immer noch da. Wir haben dann eingesehen, wohin es will !!
Die Magie des Dänischen …
Wir waren dänischem Design immer schon willenlos ausgeliefert. Danske Loppen als Boots und Stiefel hatten wir an den Füßen. Dänisches Tafelgeschirr und Schüsseln aus Steingut im Regal und auf dem Tisch. Als einziges „Relikt“ aus elterlichem Erbe hat es - obwohl wir derartigen Zierrat im Prinzip verabscheuen - ein handgefertigter dänischer Zinnkessel mit wunderbarer Punzierung ins Roadhouse geschafft. Gekauft in den 60er Jahren in Aarhus, 26 km entfernt von Sporup, wo Jens Ansø zu Hause ist. Ein fetter roter Strick-Pullover für Spaziergänge am Meer. Die einzige Brille, die uns noch nie genervt hat - Titangestell von 1,8 Gramm und von bestechender Schlicht- und Einfachheit - eine LINDBERG Air Titanium Rim. Teuer wie alles in Dänemark. Das gute Tuborg wollen wir nicht vergessen (heute bevorzugen wir allerdings NØRDIC Mist ). Wir haben bisher noch keine Mark und keinen Euro bereut …
Mit den Messern ist es uns bisher genauso ergangen. Nach dem Böker Haddock und dem Cox haben wir uns noch das Minos und das Albatros zugelegt. Das Minos ist auf seine Art ein unwiderstehlicher Titanbrocken mit einer wunderbaren Linienführung, das Albatros ein Fels aus VG-10 mit Full Metal Jacket. Wie bereits am Haddock haben wir uns auch am Minos eine Weile abgearbeitet. Die scharfen Kanten der Grooves im ersten Modell-Zyklus bedurften der sorgfältigen „Nachsorge“ mit einem Keramikstein. Die Lockbar erforderte im Neuzustand zum Entriegeln eine kräftige Männerhand. Auch hier haben wir für Abhilfe gesorgt. Ein - vorsichtiges!! - Überdehnen der Lockbar hat diesbezüglich zu einem ausgesprochen moderaten „Betriebsergebnis“ geführt. Das Minos darf daher heute auch gern mal mit vor die Tür. Und jetzt krönt als vorläufiger Höhepunkt das Mini Haddock unsere überschaubare Ansø-Sammlung.
Das Mini
Mit dem Mini Haddock nahmen die Dinge gleich zu Anfang ihren gewohnten Lauf. Wir hatten viel gelesen von der exzellenten Fertigungs-Qualität der Ansø-Customs. Und waren überzeugt, bald ein „bißfreies“ Exemplar in Händen halten zu können. Kein Haddock, bei dem man „Sticky Fingers“ bekommt. Wir haben es ausgepackt und sind fast hinten rübergeschlagen. Der Lock hatte „Biß“. Wir waren dermaßen angefressen, daß wir dem Verkäufer erst mal einen eingeschenkt haben. Der versicherte, es sei von Haus aus „soft as butter“ in seiner Funktion und es könne nur an der Tatsache liegen, daß er es mit einem uns allen wohlbekannten Schmiermittelchen gesäubert habe. Es würde sich schon wieder einkriegen.
Wir haben erstmal das Graphitding ausprobiert. Es half - aber etwas sticky blieb das Mini nach wie vor. Nach ein paar Tagen - keine Ahnung, wieso erst so spät - haben wir es dann einer detaillierten optischen Inspektion unterzogen. Und dabei festgestellt, daß an der Klingenwurzel - dort, wo die Lockbar sie im geöffneten Zustand berührt - ganz am Rand eine etwas dunkle, stumpfe Stelle zu sehen war. Wir haben die Stelle vorsichtig mit 2000er Naßschleifpapier bearbeitet, bis die Klingenwurzel in ihrer Gesamtheit wieder spiegelblank war.
That was it!! Die Klinge des Mini Haddock läuft seitdem auf Samtpfoten. Sie entriegelt, als bestehe überhaupt kein Kontakt zwischen Klingenwurzel und Lockbar. Irgendetwas war dort festgebacken gewesen und hatte wohl der Reinigungsprozedur des Vorbesitzers widerstanden. Messer fordern zuweilen Achtsamkeit und Zuwendung ein! Das hat sich bei unseren Messern bisher stets ausgezahlt.
Abgesehen von diesem unerwarteten Einstand ist das Mini allerdings als ein Messerchen von exorbitant angenehmen Eigenschaften in Erscheinung getreten. Detailverliebtheit und Fertigungsqualität vom Allerfeinsten. Klingengang, Zentrierung, Detent - am Ende ja nun auch der Lock: Ohne jeden Tadel! Alle, aber auch wirklich jede noch so versteckte Kante angefast, das Lanyardhole, welches durch den Backspacer verläuft und somit mehrere Schnittkanten aufweist, ist innen feinstens poliert. Die Klingenachse und alle Torxschrauben sind hyperbündig in die Titanschalen eingelassen, die Teflon-Washer sind exakt so dimensioniert, daß sie in keiner Position der Klinge in Erscheinung treten. Maximal genau bündig mit der Klingenwurzel stören sie das Gesamtbild in keinem Fall.
Die in Längsrichtung handsatinierte Klinge aus RWL 34 trägt auf keiner Seite irgendeine Aufschrift oder Gravur. Der Name Ansø ist in die Innenseite der Lock-Schale eingelassen. Sehr dezent und so, wie es dasteht in seiner bestechenden Schlichtheit, genau unser Messer ! Eine Freude, der matte Glanz der Titanschalen, wenn die frühe Morgensonne sich zeigt.
Die Griffschalen ruhen stabil auf Klingenachse (Torx T10), Stoppin (5 mm) und dem 34 mm langen schwarzen G10-Backspacer, der mit 2 Torx T09 befestigt ist. Die Handhabung ist über alles mehr als erfreulich. Und das Mini ist größer, als man annehmen könnte. In einer kleinen Hand sind Drei- und Vier-Finger-Griff möglich. Trotz der 5 mm dicken Klinge schält es Äpfel ohne Murren - des hochgezogenen Hohlschliffs wegen. Da steht es seinem großen Bruder in nichts nach. Nur, wenn man den Apfel teilen will, muß man ihn - der Kürze der Klinge geschuldet - in der Hand drehen. Es funktioniert. Mit 95 Gramm hat das Mini Idealgewicht.
Da das Unsere ohne Clip daherkommt - eigentlich mögen wir keine Messer ohne Clip - stecken wir es so ein. Wir haben dafür die vordere rechte Jeanstasche geräumt und das Schlüsselbund in die linke Gesäßtasche verbannt. Damit dem Mini nichts passiert, haben wir unter Zuhilfenahme eines scharfen Messers das Hirschleder-Etui von Rheinleder, in dem unser Zsolt geliefert wurde, kurzerhand abgeschnitten und damit erst einmal eine prima Behelfslösung geschaffen. Möglicherweise entschließen wir uns noch zu einem passenden Gürtel-Etui …
Wenn wir mal vergleichen, paßt in Größe und Vorliebe all unserer kleinen Messer am besten das Spyderco Techno zum Mini Haddock. Und zwar sowohl, was die Dimension vom Messer insgesamt angeht, als auch, was Griffschale und Klinge betrifft. Auch die Fertigungsqualität des Techno ist ja mehr als lobenswert. Überhaupt können wir dem Stil von Marcin Slysz ebenfalls eine Menge abgewinnen. Gegen das Mini von Hasenfuß ist das Mini Haddock schon fast ein Riese. Alles in allem ein unwiderstehliches Kleinod unserer Sammlung.
Das Letzte
Der Schellfisch heißt Haddock, der Captain aus Tim und Struppi auch. Und der kennt bekanntlich feine Flüche. Die haben wir alle abgearbeitet am Anfang, als wir das kleine Miststück ausgepackt haben …
Was uns außer der Liebe zu seinen Messern noch mit Jens Ansø verbindet? Sein Land Rover. Er hat eben einen guten Geschmack
Jens Ansø Mini Haddock
(Angaben über Böker Haddock & Böker Cox in Klammern)
Gesamtlänge: 16 cm (19,5 cm & 16 cm)
Länge geschlossen: 9,3 cm (11 cm & 9,3 cm)
Klingenlänge: 6,7 cm, davon 6,1 mm scharf (8,5 cm & 6,7 cm)
Klinge: RWL 34 (N690BO), hochgezogener Hohlschliff, längssatiniert, (stonewashed), Nagelhau
Klingenstärke: ab Griff langsam abnehmend von 5 auf 4,75 mm (5 mm & 4 mm)
Klingenhöhe: ab Griff langsam zunehmend von 25 auf 26,2 mm (24,5 mm & 22 mm)
Griff: Titan mit Ansø-Grooves (G10/Micarta oliv by cuscadi & G10/Cocobolo by cuscadi - Clipseite Titan 3mm, stonewashed)
Backspacer 34 mm schwarzes G10 mit 2 Torx (2 Stand-Offs & Rückenfeder)
Lanyardhole 5mm (9x4 mm & 4 mm)
Framelock mit Ausfräsung 1 mm, (Framelock mit Ausfräsung 1,2 mm & Slipjoint)
Klingenachse Torx T10, Schrauben Backspacer Torx T09
Stoppin: 5 mm
2 Teflon-Washer (2 Bronze-Washer)
Kein Clip (Clip tipdown)
Gewicht: 95 gr. (103 gr. & 95 gr.)
Foto Finish
Aus der Jukebox vom 71er Stones-Album Sticky Fingers „Bitch“: https://www.youtube.com/watch?v=3N0A2b7nbdM)
Aus Monte Gordo
Johnny & Rock’n‘Roll
es gibt ja mehrere Gründe, ein Messer zu mögen - z.B. weil es gut schneidet, weil es gut in der Hand liegt oder seines Designs wegen. Weil es einfach nur umwerfend aussieht. Wenn alles zusammenkommt, es zudem noch genau die richtige Größe und das passende Gewicht hat, haben wir ein Ausnahmemesser vor uns. Ein ebensolches ist für uns nach wie vor das Böker Haddock. Wir lieben dieses Messer heiß und innig. Vom ersten Augenblick an!
Als wir es im Web entdeckt hatten, haben wir einen Papierabzug gezogen, ihn in Sichtweite vor uns auf den Tisch gestellt und das Messer ständig beäugt. Dann alsbald mit einer Micarta-Griffschale von cuscadi bestückt gekauft. Es hat uns zugegebenermaßen anfänglich einigen Frust bereitet - das „Miststück“. Verbiß sich doch der Lock zum Teil derart, daß wir ihn nur vermittels eines Schraubenziehers wieder entriegeln konnten. Wir hätten es aus dem Fenster knallen können!!
Aber da wir es liebten, haben wir uns immer wieder mit ihm beschäftigt - und ihm seine Unarten abgewöhnt. Es läuft heute erstklassig und zu unserer vollen Zufriedenheit. Auch haben wir nicht das gelegentlich beschriebene Problem mit den sich lösenden Clip-Schrauben. Und wir haben es immer wieder im Gebrauch und in der Tasche. Das Haddock ist eines unserer wenigen Taschenmesser, mit dem wir uns nicht komplett unwohl fühlen würden, wenn wir kein anderes (dabei) hätten.
Nun begab es sich, daß kürzlich ein Forenkollege ein Mini Haddock zum Kauf anbot. So ein wunderbares kleines - von Jens Ansø höchstselbst angefertigtes - Schmuckstück. Wir hatten schon mal ein Mini-Haddock gesehen, das 2011 hier im Forum angeboten worden war. Und ein weiteres ebenhier in derselben Ausführung. Beide hatten unstrukturierte, matt gestrahlte abgerundete Titan-Scales. Die Titan-Scales vom uns angebotenen Mini tragen dagegen die Ansø-typischen Grooves.
Wir haben rumgegoogelt - und ein weiteres Exemplar aufgetan. Ein Verkaufsangebot aus alten Zeiten von arizonacustomknives. Und noch eins in einem englischsprachigen Forum. Beide mit gegroovten Titan-Scales. Ein letztes mit Micarta-Beschalung. Das war es dann aber auch. Wie vom Verkäufer angemerkt, sind Mini Haddocks wohl rar wie die leckeren dänischen Cookies, die in den schönen runden Blechdosen seit eh und je unter dem Namen „Royal Dansk Danish Butter Cookies“ zu haben sind. Wenn man denn welche findet!
Der Prototyp des Mini stammt aus 2010 und Jens hat nur einige wenige gebaut. Und die unterscheiden sich - wie sich das für echte Customs gehört - in verschiedenster Hinsicht. Mit oder ohne Clip, mit/ohne Grooves, matt, satiniert, mit/ohne Logo auf Clip/Griff/Klinge, Stärke und Länge der Klinge ….
Wir sind um das Kleine herumgeschlichen, wie die Katze um den heißen Brei. Am zweiten Tag waren wir kurz davor, zuzuschlagen. Nee. Dritter Tag, vierter … Acht Tage lang ging das Theater. Es war immer noch da. Wir haben dann eingesehen, wohin es will !!
Die Magie des Dänischen …
Wir waren dänischem Design immer schon willenlos ausgeliefert. Danske Loppen als Boots und Stiefel hatten wir an den Füßen. Dänisches Tafelgeschirr und Schüsseln aus Steingut im Regal und auf dem Tisch. Als einziges „Relikt“ aus elterlichem Erbe hat es - obwohl wir derartigen Zierrat im Prinzip verabscheuen - ein handgefertigter dänischer Zinnkessel mit wunderbarer Punzierung ins Roadhouse geschafft. Gekauft in den 60er Jahren in Aarhus, 26 km entfernt von Sporup, wo Jens Ansø zu Hause ist. Ein fetter roter Strick-Pullover für Spaziergänge am Meer. Die einzige Brille, die uns noch nie genervt hat - Titangestell von 1,8 Gramm und von bestechender Schlicht- und Einfachheit - eine LINDBERG Air Titanium Rim. Teuer wie alles in Dänemark. Das gute Tuborg wollen wir nicht vergessen (heute bevorzugen wir allerdings NØRDIC Mist ). Wir haben bisher noch keine Mark und keinen Euro bereut …
Mit den Messern ist es uns bisher genauso ergangen. Nach dem Böker Haddock und dem Cox haben wir uns noch das Minos und das Albatros zugelegt. Das Minos ist auf seine Art ein unwiderstehlicher Titanbrocken mit einer wunderbaren Linienführung, das Albatros ein Fels aus VG-10 mit Full Metal Jacket. Wie bereits am Haddock haben wir uns auch am Minos eine Weile abgearbeitet. Die scharfen Kanten der Grooves im ersten Modell-Zyklus bedurften der sorgfältigen „Nachsorge“ mit einem Keramikstein. Die Lockbar erforderte im Neuzustand zum Entriegeln eine kräftige Männerhand. Auch hier haben wir für Abhilfe gesorgt. Ein - vorsichtiges!! - Überdehnen der Lockbar hat diesbezüglich zu einem ausgesprochen moderaten „Betriebsergebnis“ geführt. Das Minos darf daher heute auch gern mal mit vor die Tür. Und jetzt krönt als vorläufiger Höhepunkt das Mini Haddock unsere überschaubare Ansø-Sammlung.
Das Mini
Mit dem Mini Haddock nahmen die Dinge gleich zu Anfang ihren gewohnten Lauf. Wir hatten viel gelesen von der exzellenten Fertigungs-Qualität der Ansø-Customs. Und waren überzeugt, bald ein „bißfreies“ Exemplar in Händen halten zu können. Kein Haddock, bei dem man „Sticky Fingers“ bekommt. Wir haben es ausgepackt und sind fast hinten rübergeschlagen. Der Lock hatte „Biß“. Wir waren dermaßen angefressen, daß wir dem Verkäufer erst mal einen eingeschenkt haben. Der versicherte, es sei von Haus aus „soft as butter“ in seiner Funktion und es könne nur an der Tatsache liegen, daß er es mit einem uns allen wohlbekannten Schmiermittelchen gesäubert habe. Es würde sich schon wieder einkriegen.
Wir haben erstmal das Graphitding ausprobiert. Es half - aber etwas sticky blieb das Mini nach wie vor. Nach ein paar Tagen - keine Ahnung, wieso erst so spät - haben wir es dann einer detaillierten optischen Inspektion unterzogen. Und dabei festgestellt, daß an der Klingenwurzel - dort, wo die Lockbar sie im geöffneten Zustand berührt - ganz am Rand eine etwas dunkle, stumpfe Stelle zu sehen war. Wir haben die Stelle vorsichtig mit 2000er Naßschleifpapier bearbeitet, bis die Klingenwurzel in ihrer Gesamtheit wieder spiegelblank war.
That was it!! Die Klinge des Mini Haddock läuft seitdem auf Samtpfoten. Sie entriegelt, als bestehe überhaupt kein Kontakt zwischen Klingenwurzel und Lockbar. Irgendetwas war dort festgebacken gewesen und hatte wohl der Reinigungsprozedur des Vorbesitzers widerstanden. Messer fordern zuweilen Achtsamkeit und Zuwendung ein! Das hat sich bei unseren Messern bisher stets ausgezahlt.
Abgesehen von diesem unerwarteten Einstand ist das Mini allerdings als ein Messerchen von exorbitant angenehmen Eigenschaften in Erscheinung getreten. Detailverliebtheit und Fertigungsqualität vom Allerfeinsten. Klingengang, Zentrierung, Detent - am Ende ja nun auch der Lock: Ohne jeden Tadel! Alle, aber auch wirklich jede noch so versteckte Kante angefast, das Lanyardhole, welches durch den Backspacer verläuft und somit mehrere Schnittkanten aufweist, ist innen feinstens poliert. Die Klingenachse und alle Torxschrauben sind hyperbündig in die Titanschalen eingelassen, die Teflon-Washer sind exakt so dimensioniert, daß sie in keiner Position der Klinge in Erscheinung treten. Maximal genau bündig mit der Klingenwurzel stören sie das Gesamtbild in keinem Fall.
Die in Längsrichtung handsatinierte Klinge aus RWL 34 trägt auf keiner Seite irgendeine Aufschrift oder Gravur. Der Name Ansø ist in die Innenseite der Lock-Schale eingelassen. Sehr dezent und so, wie es dasteht in seiner bestechenden Schlichtheit, genau unser Messer ! Eine Freude, der matte Glanz der Titanschalen, wenn die frühe Morgensonne sich zeigt.
Die Griffschalen ruhen stabil auf Klingenachse (Torx T10), Stoppin (5 mm) und dem 34 mm langen schwarzen G10-Backspacer, der mit 2 Torx T09 befestigt ist. Die Handhabung ist über alles mehr als erfreulich. Und das Mini ist größer, als man annehmen könnte. In einer kleinen Hand sind Drei- und Vier-Finger-Griff möglich. Trotz der 5 mm dicken Klinge schält es Äpfel ohne Murren - des hochgezogenen Hohlschliffs wegen. Da steht es seinem großen Bruder in nichts nach. Nur, wenn man den Apfel teilen will, muß man ihn - der Kürze der Klinge geschuldet - in der Hand drehen. Es funktioniert. Mit 95 Gramm hat das Mini Idealgewicht.
Da das Unsere ohne Clip daherkommt - eigentlich mögen wir keine Messer ohne Clip - stecken wir es so ein. Wir haben dafür die vordere rechte Jeanstasche geräumt und das Schlüsselbund in die linke Gesäßtasche verbannt. Damit dem Mini nichts passiert, haben wir unter Zuhilfenahme eines scharfen Messers das Hirschleder-Etui von Rheinleder, in dem unser Zsolt geliefert wurde, kurzerhand abgeschnitten und damit erst einmal eine prima Behelfslösung geschaffen. Möglicherweise entschließen wir uns noch zu einem passenden Gürtel-Etui …
Wenn wir mal vergleichen, paßt in Größe und Vorliebe all unserer kleinen Messer am besten das Spyderco Techno zum Mini Haddock. Und zwar sowohl, was die Dimension vom Messer insgesamt angeht, als auch, was Griffschale und Klinge betrifft. Auch die Fertigungsqualität des Techno ist ja mehr als lobenswert. Überhaupt können wir dem Stil von Marcin Slysz ebenfalls eine Menge abgewinnen. Gegen das Mini von Hasenfuß ist das Mini Haddock schon fast ein Riese. Alles in allem ein unwiderstehliches Kleinod unserer Sammlung.
Das Letzte
Der Schellfisch heißt Haddock, der Captain aus Tim und Struppi auch. Und der kennt bekanntlich feine Flüche. Die haben wir alle abgearbeitet am Anfang, als wir das kleine Miststück ausgepackt haben …
Was uns außer der Liebe zu seinen Messern noch mit Jens Ansø verbindet? Sein Land Rover. Er hat eben einen guten Geschmack
Jens Ansø Mini Haddock
(Angaben über Böker Haddock & Böker Cox in Klammern)
Gesamtlänge: 16 cm (19,5 cm & 16 cm)
Länge geschlossen: 9,3 cm (11 cm & 9,3 cm)
Klingenlänge: 6,7 cm, davon 6,1 mm scharf (8,5 cm & 6,7 cm)
Klinge: RWL 34 (N690BO), hochgezogener Hohlschliff, längssatiniert, (stonewashed), Nagelhau
Klingenstärke: ab Griff langsam abnehmend von 5 auf 4,75 mm (5 mm & 4 mm)
Klingenhöhe: ab Griff langsam zunehmend von 25 auf 26,2 mm (24,5 mm & 22 mm)
Griff: Titan mit Ansø-Grooves (G10/Micarta oliv by cuscadi & G10/Cocobolo by cuscadi - Clipseite Titan 3mm, stonewashed)
Backspacer 34 mm schwarzes G10 mit 2 Torx (2 Stand-Offs & Rückenfeder)
Lanyardhole 5mm (9x4 mm & 4 mm)
Framelock mit Ausfräsung 1 mm, (Framelock mit Ausfräsung 1,2 mm & Slipjoint)
Klingenachse Torx T10, Schrauben Backspacer Torx T09
Stoppin: 5 mm
2 Teflon-Washer (2 Bronze-Washer)
Kein Clip (Clip tipdown)
Gewicht: 95 gr. (103 gr. & 95 gr.)
Foto Finish
Aus der Jukebox vom 71er Stones-Album Sticky Fingers „Bitch“: https://www.youtube.com/watch?v=3N0A2b7nbdM)
Aus Monte Gordo
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