Das ominöse "R"

-ItsJustMe-

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Hi Leute,

In den letzten paar Tagen hab ich ne ganze Ladung alter Taschenmesser für nen Freund aufpoliert und geschliffen.

Darunter befanden sich mehrere Exemplare, deren Klingenstempel einerseits nur "Rostfrei Solingen" aufwies und auf der anderen Seite (oder der anderen Klinge) nur ein grosses
"R", weiter nichts...

Was hat es damit auf sich? Welcher Hersteller steckt dahinter?
 
Das "R" steht lediglich für rostfrei.
Meistens zu finden bei den Werkzeugen auf älteren Solinger Taschenmessern.

Zur Veranschaulichung habe ich mal zwei meiner älteren Solinger Klapper fotografiert.

Hier steht das "R" jeweils auf den Werkzeugen wie Dosen- und Flaschenöffner.
Auf der Klinge steht "ROSTFREI" ausgeschrieben.

DSC07251.jpg
 
Servus! Das R ist mir durchaus bekannt aber an RRRRostfrei habe ich noch gar nie gedacht. War nach meiner Logik ein
Zukaufteil von "Koch und RRRRauh" Bad Cannstadt. Aber nach ner Stichprobenkontrolle in meiner Sammlung macht RRRRostfrei schon mehr Sinn!👍👍👍 Danke für die Info
 
Ok, das mit dem Rostfrei dachte ich mir schon...
Aber wozu schreibt man das einmal aus und dann nochmal als Abkürzung auf ein und demselben Messer?!

Andere, nicht ganz so doofe Frage:

Es gibt eine Riesenmenge an Solinger Messern, auf denen kein Hersteller vermerkt ist, da steht nur "Rostfrei Solingen" drauf, meistens Billigramsch...

Mir ist jedoch aufgefallen, dass alle älteren Modelle, welche dieses "R" aufweisen, durchaus hochwertig verarbeitet sind.
Kein Grund also, die Herkunft zu verschleiern.
Stammen all diese R-gemarkten Messer evtl. sogar vom gleichen Produzenten und warum will der anonym bleiben???
 
Ein Grund dürften unterschiedliche Vertriebskanäle sein, über den Handel dann namenlos. Macht man auch heute noch gern, um seinem „Original“ die Markenqualität und gehobene Preise zu erhalten.

Abu
 
Sorry, aber ich verstehe das immer noch nicht ganz...

Z.B. Böker lässt seine Magnum-Serie anonym irgendwo in Asien produzieren und klatscht dann später sein eigenes Logo drauf. Das sind gigantische Fabriken.
Soweit verständlich.
Aber warum gibt es so viele wirklich hochwertig verarbeitete Messer aus Solingen, wo einfach kein Name draufsteht?
Weder vom ursprünglichen Hersteller, noch von irgendeinem Handelspartner/Vertrieb.
Solinger Firmen sind ja meistens nur kleine bis mittelgrosse Unternehmen, bei denen es wirklich Sinn macht, sein Logo einzuprägen, da man schlicht mit der Masse, die in Asien hergestellt wird niemals mithalten könnte.

Wenn ich ein Produkt erzeuge, dann will ich doch, dass der Kunde auch weis, von wem es kommt, ist schliesslich Werbung für die eigene Firma und soll ja auch weitere Kunden anziehen...

Wenn am Ende keiner weis, wer etwas produziert hat und niemand ne Ahnung hat, woher er so ein Messer beziehen kann, dann führt das doch zu nichts!
Wie will man so Gewinn machen???
 
Zuletzt bearbeitet:
Hmmm, interessanter Ansatz? Ich denke mal grundsätzlich weil irgendwo nicht jeder Bereit ist für Qualität den angebrachten Preis zu zahlen. 6 mal 5% Gewinn sind auch 30%
Aus der Stanzerei einer Messerschmiede kommt eine Kiste voll mit 500 Kapselhebern (alle mit einem R drauf, dass sich nich zufällig ein Rostfähiger dazwischenleicht) bei der Montage an, und die 500 Teile müssen halt bis Feierabend verbaut sein weil sich sonst der Mitarbeiter oder die Montagestraße nicht rechnet.
Ähnlich z.B in der Autoindustrie. Jeder Autohersteller möchte jeden Kunden und dessen Bedürfnisse bedienen können. Ein Dacia kommt an den gleichen Platz wie eine S-Klasse und zum Jagdwurst aufschneiden muss nicht zwangsläufig ein Puma auf die Klinge geprägt werden.

Oder Denke mal an Fruchtjogurt, schmeckt immer nach Erdbeer und kommt aus der gleichen Molkerei, aber im Orginal beim Edeka oder anders verpackt fürn halben Preis beim Discounter ist schon en Unterschied. Aber ist und bleibt trotzdem Erdbeerjoghurt von hoffentlich glücklichen Kühen.😉

Ach, und natürlich die Molkerei hat bestimmt immer was dran verdient, egal ob Discounter oder Supermarkt. Mit oder ohne Werbung und egal ob mit Erdbeeren vom Bodensee oder aus China.
Weil die Milchkuh ja eh gemolken werden muss......
....genug Metaphern für heute....
 
Das versteh ich ja, das entspricht genau dem, was ich mit den chinesischen Riesenbetrieben meinte, die vom gleichen Messer 100.000de Exemplare herstellen.

Aber schau dir mal die Messer an, die der Forist "Quadrat" hier fotografiert hat.
Die sind echt toll verarbeitet, Hornschalen, etc.
Ich behaupte mal, dass von denen keine vergleichbaren Mengen wie in China produziert werden.
Entsprchend wenig Umsatz dürfte daraus entstehen.

Das sind Kleinserien aus kleinen bis mittelgrossen Solinger Schmieden.
Da macht das doch keinen Sinn, die Teile anonym, ungemarkt auf den Markt zu werfen.
Die Schneidwarenindustrie in Solingen ist in beständigem Niedergang, da sollte der Kunde doch wissen, woher sein Messer stammt, zumal davon auch das Überleben des Betriebes abhängt.

OK, vereinfacht und ganz konkret:

Welcher bzw. welche Hersteller produzieren solch anonyme Messer, bei denen lediglich "Rostfrei Solingen" auf der Klinge steht???
 
Sehe ich differenziert:
Erstens: Wenn Solingen drauf steht soll eine bestimmte Qualität vorgespielt werden. Wird ja heute auch gerne verwendet, da wird der Firmensitz nach Glashütte gelegt um "Uhren aus Glashütte" draufschreiben zu können. Das reicht ja manchen Firmen bereits den Umsatz zu erhöhen, dann den Firmennamen (und den Betrug auffliegen zu lassen) draufzustempeln ist da kontraproduktiv.

Zweitens: Nur weil du die überlebenden Messer für gut befindest (Survivorbias) heißt das nicht, das die im Vergleich zu denen die "Namen" hatten mithalten konnten. Auch da ist Firmenname draufstempeln kontraproduktiv, wenn du mit der Köderung "Solingen" ggf. implizieren kannst das es von wem namenhaften kommt. Funktioniert heute auch gut.

Drittens: Das Internet ist Neuland. Die Argumentation da muss ich doch draufschreiben woher es kommt, naja... bis 1880 stand nicht mal das Land drauf wenn es exportiert wurde. Da gab es auch keinen Onlinehandel, da wurde genommen was es halt gab. Namebranding macht nur Sinn wenn es Vertriebswege und Bestellmöglichkeiten gibt.

Viertens: Da werden hunderte Kapselheber aus einer Bude kommen, die werden in alle Buden verteilt und zusammengebaut. Die namhaften klöppeln ihren Namen drauf. Die Reste wird in einer Seitengasse zusammengebaut, die Qualität des Kapselhebers ist die gleiche, nur eins ist halt teurer. Hundert Jahre später kannst es nicht unterscheiden. Weil nur die guten überlebt haben. Die normalen der teuren Namen und die Mittwochsmodelle der Seitenstraße.

Überproduktion: Du hast einen Namen dir gemacht. Feine Herren kaufen für tausende Euronen dein Messer. Du könntest aber tausende mehr produzieren, du schädigst aber deine Marke wenn jeder dann mit deinem Messer rumläuft (man will sich ja als feiner Herr absondern vom normalen Pöbel). also stempelst nicht und verkaufst dein mehr einfach so. Auch heute Usus, da wird teilweise auch nicht draufgestempelt sondern nur auf der Packung was anderes draufgeschrieben.
 
Welcher bzw. welche Hersteller produzieren solch anonyme Messer, bei denen lediglich "Rostfrei Solingen" auf der Klinge steht???
Dürfte schwierig werden, da die Anonymität ja gerade der Zweck ist!

Übrigens: Du vergleichst hoffentlich nicht China und die globale Handelswelt mit Solingen der 60-70er, oder?

Wenn du dem „R“ und Anonymität auf den Grund gehen willst, müsstest du dich mit Markenrecht beschäftigen: Was heißt „Solingen“?
Zitat aus der Handelskammerveröffenlichung: „….müssen in allen wesentlichen Herstellungsstufen innerhalb des Solinger Industriegebiets (dazu zählt neben der Stadt Solingen auch die benachbarte Stadt Haan) bearbeitet und fertiggestellt worden sein und nach Rohstoff und Bearbeitung geeignet sein, ihren arteigenen Verwendungszweck zu erfüllen.“ Umfassenderes HIER

Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster: Für ein Solinger Produkt benötigst du gar keine eigene Manufaktur, sondern gute Logistik. Lässt die Teile in SG produzieren (teilweise auch andernorts), in Heimarbeit bei Reidern werden sie zusammengebaut, dann finish, verpacken - fertig. Ist SOLINGEN-Qualität, aber kein Name. Denn dann wäre schnell klar, dass du keine Herstellung hast.
Ich habe mal einen früheren Reider daheim besucht, der für ein Dutzend namhafter Hersteller gearbeitet hat, z.B. PUMA, Lütters, Hartkopf, namenlos…, die Markennamen blieben auch, obwohl ein Teil der Fertigung außer Haus war. Und Solingen war es in jedem Fall.

Abu
 
Schwindel würd ich das nur bedingt nennen
in Solingen wurde halt viel in Heimarbeit gemacht (vor allem Einzelteile) und dann erst später den einzelnen Marken zugeordnet

deshalb findet man dort ja auch immer wieder Messer die mit Teilen aus einen halben Jahrhundert montiert wurden, alleine das ist doch schon den Sammlerspaß wert ;)

Ich bin ja erst sehr spät (ende 2023) in die Solingermesserwelt eingestiegen und habe seitdem extrem viel zu dem Thema gelernt
 
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