Dauerhaft glänzend/polierter Holzgriff für Küchenmesser - Hartöl/Hartwachsöl?

Spitzweg

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Hallo in die Runde!

Gerne würde ich die Holzgriffe meiner in teilw. jahrzehntelangem Gebrauch würdevoll gealterten Herders optisch "aufpimpen" - d.h. denen eine möglichst glänzend/polierte Oberfläche, die die vorhandene Maserung/Zeichnung optimal hervorbringt, verleihen.

Allerdings sollte diese dann aber auch durchaus den ein oder anderen feuchten Küchengebrauch schadlos ohne Nachlassen verkraften.


Z.Zt. pflege ich die Griffe mit "Scherells´s Schaftöl", ein prima Holzöl wie ich finde, zieht gut ein, riecht OK, pflegt sicherlich gut, die Griffe sehen nach Anwendung von diesem Öl auch erst erst einmal alle prima aus.
Aber die schöne Optik verfliegt dann auch wieder sehr schnell - eben nach Benutzung der Messer im nassen Umfeld, bzw. auch nur eine feuchte Hand reicht.

Kurzum: Sind für so einen Wunsch handelsübliche oberflächenschließende Hartöle/Hartwachse empfehlenswert? (oder "killen" sie den Griff?)

Falls ja, welche? (gerne dann eine Bezugsquelle für eine natürlich eher kleinere Menge)

Vielen Dank und viele Grüße,
Christian
 
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Hallo,

was soll man da antworten?

Ich benutze z.B. ordinäres "Möbelhartwachs/ Bohnerwachs" aus der Tube für Kleines Geld.
Quasi Vaseline mit "Lösungsmitteln".
Mir reicht es für eine gute Optik, und wichtiger für eine gute Anwendungsqualität.

Auf den Werbeanzeigen könnte die Optik höher bewertet werden als die "Nützlichkeit".

Es ist nicht so einfach.

Grüße
 
Ich würde bei Deinen Anforderungen das "TruOil" nehmen. Gibt eine geschlossene, griffige und glänzende Oberfläche. Wenn Zweifel bestehen, einfach mal an einem kleinen Opinel ausprobieren (kosten ja nahezu nichts; Holz vorher abschleifen). Kann sogar zwecks Farbgebung mit dem Scherells gemischt werden.

EDIT: Ich habe das mal zu Testzwecken 1:1 mit dem Scherells gemischt und an einem Opinel No.5 ausprobiert. Hat gut funktioniert.
 
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Wenn Lebensmittelechtheit eine Rolle spielen soll (wg. kontakt der Griffe mit Lebensmitteln) würde ich Möbelpolituren, aber auch schnell härtende "Holzöle" (hier wegen der in der Regel schwermetallhaltigen Sikkative) mit Vorsicht genießen.

Ich würde daher Leinöl bevorzugen (Kein Leinölfirnis, da wieder idR. Trockenbeschleuniger enthalten) . Man benötigt aber etwas Geduld, da die Trocknung etwas länger dauert. Die Anwendung von Leinöl zur Holzbehandlung müsste man im Netz ausreichend nachlesen können.
 
Lebensmittelunbedenklichkeit ist natürlich ein echter Punkt, daher würde ich derartige Hartöle auch nie für die Pflege von Arbeitsplatten/Schneidebrettern usw. einsetzen.
Aber ein reiner Griffkontakt nach Reste entfernen/ordentlichem aushärten etc. dürfte in der weiteren Benutzung unbedenklich sein.

Kurzum: Ich haben mir eine kleine Portion "TruOil" mal bestellt (Danke für den Tipp von WernOr - kannte es noch nicht), es kommt nach Allem, was man so im Netz finden kann tatsächlich wohl am ehesten meinen Wünschen nach.
Die Anwendung für ein optimales Ergebnis will dann offenbar etwas geübt werden, aber damit habe ich kein Problem.

Vielen Dank, und werde bei Gelegenheit gerne berichten!

Beste Grüße,
Christian
 
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..sodele, nach ca. 1-wöchiger "Behandlung" (inkl. den Aushärtezeiten) mit TruOil gerne mal hier das aktuelle Ergebnis.

Vorher, die Griffe im Normalgebrauchszustand bzw. bei Benutzung mit einem einziehenden Holzpflegeöl, in dem Falle mit "Scherell´s Schaftöl":



...und eben nachher, die gleichen Griffe mit TruOil behandelt. Es ist auch erst einmal genau das Ergebnis, was ich haben wollte ;-) :



Viele Grüße,
Christian

(Ich schreibe später noch kurz etwas dazu)
 
Hui, sieht gut aus!
Und das ist nicht mehr rutschig?

Was ist denn das zweite von unten?
Auch ein Herder? Kenne ich gar nicht. Großes Mittelspitz?
 
@ blende8: War ursprünglich ein Herder Rückenspitz. Klingen- und Griffform habe ich dann aber selber nach meinen Vorstellungen verändert.
(im Übrigen: Auch der Griff des hier gezeigtem 1922 ist nicht Original bzw. ich habe ihn modifiziert: Er ist hinten heraus seitlich schmaler als im Original, auch wurden dort weichere Abrundungen eingearbeitet. Zur Angel hin blieb er weitestgehend unverändert, ich mag genau dieses leicht "klotzige" Gefühl)

Und nein, da rutscht nix. Aber wir gesagt, später noch ein paar mehr Einzelheiten zur Behandlung/Verhalten etc.

VG, Christian
 
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Nun ein paar Einzelheiten.

[...]

Nun zu der Anwendung.

Einmal die verschiedenen Hölzer:
Beim "1922" ist es definitiv die Version mit Pflaumenholz, das von mir modifizierte Rückenspitz ist Kirsche, bei den anderen weiß ich es nicht genau, das Helle dürfte aber vermutlich Buche sein. Also querbeet.

Das Öl selbst:
Eher unangenehm in der Benutzung, Geruch undufte, später fies klebrig im Kontakt mit der Haut, auf jeden Fall sind Einmalhandschuhe und sauberes Arbeiten angeraten! Die Verarbeitung, der Auftrag selber etc. ist aber völlig problemlos.

Die Anwendung in meinem Fall (im Netzt findet man auch andere Anwendungen, mit auch tlw. anderen Ergebnissen):

- Griffe noch einmal mit Spülmittel gesäubert, trocknen lassen, danach leichter, rein oberflächlicher Anschliff mit 400er Schleifpapier. Rein oberflächlicher Anschliff auch gerade deshalb, weil ich mir ja keine "neuen" Griffe verpassen wollte, im Gegenteil, ich wollte ja vorhandene Verfärbungen, die kleineren Macken durch die Benutzung etc. also die Gebrauchs-Patina eher erhalten/konservieren.

- Erster Auftrag: Möglichst dünn mit einem Papierküchentuch aufgetragen/ausgerieben, mit jeweils einer Zwischentrocknung bzw. einem Einzug, dreimal hintereinander im Abstand von 2 Stunden.

- Danach dreimal hintereinander mit einem Abstand von 24h ein einmaliger, etwas satterer Auftrag - natürlich aber immer noch unter Vermeidung von etwaigen Überständen. Vorher jeweils mit einem weichen Baumwolltuch kräftig abgerieben, um Flusen etc. zu entfernen. Aber auf weiteres, wie z.B. Zwischenschliffe habe ich verzichtet.

- Fertig.

- Bzw. dann fängt das eigentlich finale Aushärten an. Am Besten wohl unter Sonnenlicht. Hatte ich in meinem Falle wg. Abwesenheit von Sonne nicht, hat also bei mir schon so drei - vier Tage gedauert. Nicht erschrecken lassen vom erst einmal weichen, klebrigen "das trocknet doch nie!"-Eindruck, das gibt sich nämlich.

- Nun könnte man die Oberflächen mit feinster Körnung noch einmal anschleifen und final hochglanz- planpolieren. Aber darauf verzichte ich. Ich denke, die Flächen werden sich sowieso im Gebrauch/Handkontakt noch weiter setzen und trotzdem diesen schönen, warm-transparenten Glanz behalten.

- Die Eigenschaften, bzw. die Griffe in der Anwendung:
Wasserempfindlichkeit?! .... Eindruck aus den ersten Tagen: Null. Die Oberflächen sind komplett geschlossen/versiegelt.
Natürlich werde ich die Griffe - wie bisher - auch nicht in Spülpfützen etc. liegen lassen wollen, die Spalten an der Klinge zB. bleiben hierfür natürlich offen und dementsprechend empfindlich.

- Und natürlich nicht unwichtig, das Thema "Rutschigkeit":
Das kann man schwer beschreiben, das muss man im Kontakt fühlen. Denn die Oberflächen verhalten sich tatsächlich nicht so wie wie eine übliche, "tote" Kunststoff-Lackierung, sondern eben wie ein ausgehärtetes, natürliches Harz. Wie gesagt, schwer zu beschreiben - aber eben komisch/unangenehm flutschig wird da nichts.

Soviel dazu!

Viele Grüße,
Christian
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hi all
Die Auftragsvorgehesweise ist von Christian top beschrieben.
Vielleicht noch eine winzige Ergänzung:

Da man den Übergang Klinge/Griff (aus bekannten Gründen) besonders dick behandelt,
klebt das Material auch auf der Klinge.
Es lässt sich im getockneten Zustand, sogar mit Verdünnung nur äußerst mühsam entfernen.
Mit einer Rasierklinge (bzw. scharfes Messer)kann man das, durch unsauberen Auftrag, ungewollte Material
auf der Klinge punktgenau entfernen.
An besten geht es im halbtrockenen Zustand.

Wem die hochglänzende Oberfläche zu "Hollywood" ist, kann es, nach Trocknung, mit Microtech oder anderen feinen Schleifmitteln finnishen.(danach mit Küchenpapier pollieren)
ES entsteht dann eine sehr schöne homgene seidenglänzende Oberfäche.
Für MEINEN Geschmack eine außergewöhnliche Oberfläche.

Danke Spitzweg.....Bodo
 
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Das ist richtig, was Bodo schreibt, das Öl haftet nach dem Aushärten nämlich auch sehr hartnäckig auf Metal (hätte ich vorher nicht gedacht bzw. dementsprechend auch nicht vorgesorgt - zB. abgeklebt etc.), der Tipp mit der nachträglichen Entfernung mit einer feinen Klinge ist aber sicher das Einfachste und funktioniert gut.

Vielen Dank + Grüße,
Christian
 
Das ist beeindruckend.
Danke für die Bilder und die Anleitung.:super:

Ist das daß Truoil/ Schaftöl von Birchwood Casey?
Und wo bekomme ich den Stoff?

Grüße
 
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Hallo Helderup,

ja richtig, von Birchwood Casey, die genaue Produktbezeichnung "Tru Oil Gun Stock Finish", in meinem Falle die kleinste Menge 3 OZ.
Zu beziehen über verschiedenen Online-Angebote, einfach googeln, man wird recht einfach fündig.

Viele Grüße,
Christian
 
Erster Zwischenstopp im weiteren Gebrauch/Verlauf nach ca. 1 Woche unter normaler, täglicher Küchenbenutzung:

Das Öl ist gefühlt endgültig ausgehärtet, die Oberfläche fühlt sich aber trotzdem weiter elastisch, "lebendig" an.
Feuchtigkeit wird nach wie vor null Komma null aufgenommen, die Oberfläche bleibt geschlossen, Glätte und Glanz bleiben erhalten, keine Rissbildung/Fehlstellen etc.

Ein aktuelles Bild vom Herder 1922, ohne weitere Nachbehandlung, jeweils nach Gebrauch nur feucht abgewischt:

herder1922_1.jpg



Viele Grüße,
Christian
 
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Hallo!

Das sieht mir anhand deiner Bilder nach einer super Lösung zur Komplettversiegelung aus.
Kannst du möglicherweise etwas zu vorhandenen Sikkativen sagen, konnte bisher als Inhaltsstoffe nur "Leinöl + andere natürliche Öle" finden.
Wenn das Tru Oil Gun Stock Finish frei von chemischen Zusätzen bzw. Schwermetallsalzen ist, wäre das sehr interessant für mich.

Schönen Gruß

P.S.: Sicherheitsdatenblatt hier (leider wenig aussagekräftig in Bezug auf Sikkative):

https://www.birchwoodcasey.com/geta...035,-23132-Tru-Oil-Saftey-Data-Sheet.pdf.aspx
 
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Hallo JGM,

nein, dazu kann ich Dir auch nichts weiter genaues sagen (auch auf dem Etikett der kleinen Flasche sind keine Inhaltsstoffe angegeben) , ich selber gehe aber davon aus dass derartige chemische Zusätze enthalten sind.
Wenn das für Dich der Punkt ist würde ich an Deiner Stelle also darauf verzichten.

Umgekehrt allerdings, soweit man das im Netz erfahren kann, ist das in den USA schon ein eher älteres, traditionelleres Produkt für die besondere Behandlung von Holzoberflächen, gerne angewendet zB. bei Jägern und Gitarrenbauern, und die sind meines Wissens dort auch noch nicht auf bisher ungeklärte Weise ausgestorben.

Viele Grüße,
Christian
 
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