Dem verstorbenen Alfred Habermann...

newtoolsmith

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Freunde,

ich erfuhr erst heute, dass Alfred Habermann bereits am 28.04.2008 verstorben ist.

Leider kannte ich ihn nicht persönlich, hätte ihn aber gerne gekannt, weil er seinen Beruf wirklich lebte und und weil das Schmiedefeuer in ihm heftiger brannte als in jeder Esse.

Entsprechend betrübt bin ich gerade, da die Schmiedekunst einen aufrechten Vertreter verloren hatt - und Alfred Habermann war wahrlich ein Künstler.

Die Dokumentation "Der letzte seines Standes" gibt ein schönes Abbild von seinem Wesen und Schaffen.

Lasst uns also in seinem Sinne mehr denn je die heiße Kunst am Leben halten.



newtoolsmith
 
Passt ein Nachruf auf Alfred Habermann in das Messerforum ? Mit Messerschmieden hatte er ja nicht in erster Linie zu tun, auch wenn er ein schönes Damasttaschenmesser von Hans Utzmann hatte und für die fernere Zukunft-"Weißt Du, die schwere Arbeit mit den großen Schmiedestücken strengt mich doch sehr an", auch mit dem Gedanken an´s Klingenschmieden gedacht hatte.
Ganz egal, ein ehrender Nachruf auf diese Persönlichkeit passt überall hin.
Er war unbestritten ein Künstler, der sich der Gestaltung seiner Arbeiten mit nimmermüder Energie und Geduld widmete. "Es ist die Zeit, die Leute haben keine Zeit mehr !", pflegte er zu klagen.
Für ihn stand das ganz im Hintergrund.
Als er mich 1999 auf eine Woche besuchte, gingen wir sonntags morgens nach Mainz. Er wollte die Chagall- Fenster sehen und ich wollte ihm in einem kurzen Rundgang eben Mainz zeigen. Es kam anders. Wir kamen in später Nacht zurück und ich hatte noch nie soviel von Mainz gesehen, wie an diesem Tag.
Er war einfach unglaublich wißbegierig, wollte alles ganz genau sehen und wissen.
Und er hatte ein scharfes Auge!-"Wer ist verantwortlich, daß man auf die schönen gotischen Häuser Penthouse-Wohnungen gesetzt hat?""Wer hat die schrecklichen Kerzenhalter an die Säulen im Dom gemacht ?" Mir war da bisher nichts aufgefallen- jetzt sah ich die Phallusähnlichkeit auch.
So ging es mit allem: Meine Art, hoch kohlenstoffhaltige Stähle im Feuer zu verschweißen, faszinierte ihn. Man mußte fast befürchten, daß er in seiner Begeisterung ins Feuer kroch und sich mindestens den Bart absengte.
Wenn ich mich später mal bei Hans Utzmann erkundigte, was der Fredi so treibe, hieß es, das wisse er auch nicht so genau, entweder sei er in Japan, in Mexiko oder halt sonst irgendwo auf dem Erdball.
So schläft ein Kontakt dann auch mal eine Zeitlang ein und plötzlich kommt die Nachricht vom Tod.
Ja, er war ein Künstler, ein Schmied vom alten Schrot und Korn und daneben ein ewig junger, liebenswerter Mensch.
MfG U. Gerfin
 
Respekt,

Das war ein weithallender Nachruf , für einen leidenschaftlichen Mann,
von einem leidenschaftlichen Mann.

Sich in seinem Leben mit solcher Kontinuität, einer Sache hinzugeben ist gelebte Leidenschaft, und nur solche Leute werden wirkliche Spezialisten, und zu Legenden.

Wir werden ihre Bücher in unseren Regalen haben, und unseren Kindern
von ihnen erzählen.
Haben wir dann Phasen in unserem Leben wo etwas mehr Ruhe zur Muse einkehrt, versuchen wir mehr oder weniger in Richtung ihres Niveau s zu arbeiten.

Ich hatte A.Habermann einmal kurz vor Jahren in Bourglinster mit anderen Schmiedegrössen getroffen, er nickte mir zu und lächelte, er hat mich wahrscheinlich verwechselt, aber die Reaktion der Leute die um ihn waren ,hat mich beeindruckt, so dass U.Gerfin mit seinem Nachruf, sicher nichts zuviel gesagt hat.

Schade dass er nicht mehr lebt

unsel
 
Großen Respekt vor den Arbeiten und der Person. Meine 8-jährige Tochter zu der Frage, was sie sich zu Weihnachten 2006 wünsche: Einen Habermann Hammer von Angele.

Ob´s eine Wiedergeburt gibt, wer weiß es...aber "So Einer" lebt weiter in den Wünschen, Sehnsüchten und Erinnerungen der noch Daseinsberechtigten.


Seebär
 
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