Der Geist des Holzes

Abu

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Werte Messerfreunde,

Dem „Geist des Weines“ haben sich vermutlich die meisten von uns schon mal vertrauensvoll hingegeben. Warum nicht auch dem Geist des Holzes? Weil das Wissen darüber verloren gegangen ist? Da geben Outdoorfreaks Vermögen für die maximale Ausrüstung aus, wo ein Stück des richtigen Holzes magischen Schutz böte! (Zugegeben, ich fahre doppelgleisig, man kann ja nie wissen... - klopfen wir mal auf Holz, damit es wirkt!!!)

Eine Empfehlung wäre Holunder, ein Zaubermittel seit Alters her. Als stabilisierter "Elder Burl" hat er Einzug in die Messerszene gehalten. Und wie es der Zufall (oder die Vorsehung?) will, besitze ich zwei Bark River mit jener Beschalung, ergänzt um einen Ultima-Ratio-Holunderstecken.

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BRKT Woodland Special und BRKT Adventurer (stabilisiert, gefärbt)

Holunder? Kannste knicken! Stimmt, wenn er jung ist, aber dieser Allerweltsstrauch birgt Geheimnisse, die unsere Ahnen noch kannten. Steter Tropfen mag den Stein höhlen, aber mit einem hartrandigen Holunderstab als Bohrer waren unsere Uralt-Vorderen schneller. Ob da schon die Mutter- und Erdgöttin Holda im Hollerbusch geehrt wurde? Jedenfalls war er der Schwellenbaum zur Ahnenwelt. Hatte Zauberkraft, drunter einschlafen - schon war man gesund. Berührung durch Schwangere sicherte die Hilfe der Holda. Heilig war der Busch, diente dem Schutz von Haus, Hof, Getier; deshalb stand er in alten Zeiten auf jedem Anwesen.

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Unglück brachte er natürlich auch - wenn man ihn abschlug! Niemals Holunderholz verbrennen, dann kommt der Teufel; besser kauen - hilft gegen Zahnweh. Ja, und natürlich der Totenkult. Die heidnischen Friesen begruben ihre Toten unter dem Holunderbaum, gebettet auf Holunderreisig. Waren halt Heiden!?!? Aber noch in neuerer Zeit maß der Sargschreiner den Sarg mit einer Holunderrute aus und, sicher ist sicher, trugen die Leichenbestatter in England ein Stückchen Holunder zum Schutz vor bösen Geistern bei sich. Wir kennen nur den guten Geist des Busches, der im Namen von Frau Holle ewig fortlebt.
Werden wir nun dieses schlichte Gesträuch in einem ehrwürdigeren Licht sehen? Seine Magie spüren, wenn wir ein Messer mit Elderburl oder einen Stecken aus Holunder greifen?

Die magischen Geheimnisse um meinen Wanderstock verrate ich gerne. Die zweigetönte Farbgebung, fast mittig längs verlaufend, ist nicht das göttliche Werk von Holda, sondern von Nässe und Pilzbefall. Der Ast lag gefällt auf dem Boden, oben trocken, die Feuchte unter der Rinde nach unten sibbernd, ein guter Nährboden für Pilze und deren Färbung. (Ob der Waldarbeiter seinen Frevel überlebt hat ist nicht bekannt, jedenfalls darf er sich seines Todes gewiss sein.)

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Ich dagegen hoffe auf den schützenden Beistand meines Steckens. Im Fuß sitzt ein alter magnetischer Bithalter, bei Frost und glattem Boden soll der eingesetzte Bit Halt geben. Zugegeben, bei Firneis sind mir meine zwei Alu-Wanderstäbe doch sicherer. Bewährt hat sich der Bruch- bzw. Splitterschutz per Kupferfittung, Paracordwicklung (kann man immer mal brauchen) und Geweihgabel (Stütze für Kamera oder schweren Kopf) sind somit auch mehr, als nur Zierde. Unverzichtbar ist der Fangriemen für lockeren, pendelnden Schwung, gesichert per magischem Doppel-Achterknoten. Der Wanderstab ist zauberhaft leicht, Holunder ist im Kern ja fast hohl. Selbstverständlich habe ich ihn verziert, meine Messer müssen schließlich genutzt werden. Wobei sich mein Adventurer für Schnitzarbeiten bisher unübertroffen bewährt hat.

A propos Messer: Sie sind auf meinen Wanderungen so unverzichtbar wie ein Stab. Es müssen bei mir auch nicht diese Barkis mit Elder Burl sein, die als Generalist und Spezialist jeweils ihre Stärken ausspielen. Wer mehr über deren Eigenschaften lesen möchte, unten zwei Links.

Nur eines sollte jedes Begleitmesser können: ein Stück Holunder schneiden, als Talismann für die Tasche.

Gruß
Abu


https://www.messerforum.net/showthr...T-quot-Barki-Dragon-quot&highlight=Adventurer

https://www.messerforum.net/showthr...e-friends-for-life&highlight=Woodland+special
 
Mahlzeit Abu

Danke für deine Erklärungen zum Thema Holunder. Hatte diesen Strauch bisher nicht auf meiner Beuteliste.:)
Schaun ma mal ob irgendjemand keine Lust mehr auf diese Welt hat und ich die abgeschlagenen Äste "sinnvoll entsorgen" kann...weil...stabilisiert gefällt er mir richtig gut.:super:

Gruß Ralf
 
Moin Abu,

vielen Dank für deine Entführung ins Reich des Holunders mit all seinen wundersamen Eigenschaften - sehr kurzweilige Lektüre, geschmückt mit den passenden Bildern :super:

Ich kann seine glückbringenden Eigenschaften nur bestätigen. ... klick.

Bei Wanderstäben bevorzuge ich zwar Buchs, aber damit sind wir dann schon wieder im Reich des Geschmacks ....

Greetz

Virgil
 
Holunder hatte ich bislang als Griffholz gar nicht auf dem Schirm. Holunder wird bei uns als Pioniergehölz eher als Unkraut betrachtet, da nur schwer zu entfernen, wenn der Bestand erst mal damit durchzogen ist.

Wenn ich das nächste Mal etwas rode, werde ich auf die Wurzelstöcke achten.

Gruß
Uli
 
So wie dir mit Holunder geht es mir mit Walnuss. Ich liebe Messer mit Griffschalen aus Walnuss-Holz und ich liebe Walnussbäume. Schon als kleines Kind war ich verrückt nach Walnüssen und hab die sogar Schokolade vorgezogen.
Ein Freund hat ein Schneidbrett aus Walnuss-Holz zum Geburtstag geschenkt bekommen. Ein einziger Traum.

Danke für deinen interessanten Beitrag.
 
Danke für den magischen Beitrag:super:
Ich hab schon einige Griffe aus Holunder gemacht, ich würd den ja lieber stehn lassen aber...
Ist ein sehr festes, hartes Holz das sich gut Feilen lässt, es neigt wenig zum splittern.
Ich hatte mal gelesen das viele Drechselarbeiten aus Holunder gemacht werden, wegen der gleichmäßigen und feinen Struktur.
Und Filter für den Laborbedarf werden immer noch aus Holundermark gemacht.
 
Hallo und danke für die lebhaften Kommentare! Ich hätte eine so anregende Wirkung dieses Gesträuchs gar nicht erwartet.

@nepolsky @droppoint

Uli scheint ja willens, per Rodung sein „Leben zu riskieren“. Ich empfehle aber dringend, ein Stück Holunder zwecks Gefahrenabwehr in der Tasche zu tragen.

@virgil4
Danke für den Link, ich habe als techn. Laie tatsächlich erstmals den ganzen komplexen Prozess einer Messerherstellung verfolgt. Dank Holunder-Griffschalen :) ein sehr schönes Resultat.

Ein Wanderstock aus Buchs fehlt mir noch in der Sammlung. Das härteste Holz unserer Breiten, obwohl, hier im Norden sind natürliche Bestände nicht existent. Frage: Wo bekommt man solche unbearbeiteten Stöcke?

@WhiteWarrior
Walnuss, sehr gute Wahl, besonders bei der kaukasischen Variante hab ich schon tolle Maserungen gesehen. Walnuss, hübsche Symbolik: Fruchtbarkeit, „Drei Nüsse“-Märchen usw. Zu viele von den Nüssen (gegessen!!) sollen ja Kopfschmerzen bereiten, meinte ein griech. Militärarzt vor 2000 Jahren. Aber dafür wirken sie ja gegen Pfeilgift, Bandwurm und dem Biss den tollen Hundes……..

Zurück zum Holunder bzw. Naturmaterialien bei Griffschalen, von denen ich Fan bin. Sie bieten mit ihren Maserungen und Mustern eine einzigartige Vielfalt. Auch wenn nicht immer eine so schöne Überraschung auf der Rückseite lauert wie bei meinem Woodland Special, der kreisrunde Querschnitt einer Verästelung. Hier nochmal eine Detailaufnahme.

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Und solltet ihr demnächst mal Speisen mit Holunderblüten oder -beeren auf dem Tisch haben, bedenkt, dass ihr damit ein Stück „des Lichtes dieser und das Dunkel der jenseitigen Welt“ mit verspeist.

Gruß
Abu
 

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Holunder bietet selbstverständlich auch (großen:lechz: und kleinen) Kindern Freude: Lowtec Gotcha. Erbsen und Blasrohr statt Paintball mit Flinte. Die Spannung beginnt schon beim Basteln....

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Gruß
Abu
 
Eine Empfehlung wäre Holunder, ein Zaubermittel seit Alters her. Als stabilisierter "Elder Burl" hat er Einzug in die Messerszene gehalten. Und wie es der Zufall (oder die Vorsehung?) will, besitze ich zwei Bark River mit jener Beschalung, ergänzt um einen Ultima-Ratio-Holunderstecken.

BRKT Woodland Special und BRKT Adventurer (stabilisiert, gefärbt)


Hallo,

Darf ich auf einen Übersetzungsfehler hinweisen.

Die Amerikaner würden übersetzt Hollerahorn sagen. (Box elder - Acer negundo)
Wir sagen Eschenahorn und der amerikanische Ahorn verbreitet sich in Europa sehr rasant.

VG. Lorhelm
 
Hallo Lorhelm,

Danke für Deine Ergänzung. Bei meinem dendrologischen Teilwissen habe ich mich natürlich vorher damit beschäftigt. Sollte schon stimmig sein, was ich da schreibe, wenn auch ohne wissenschaftlichen Anspruch.

Du hast insofern recht, was Deine Beschreibung des BOX Elder angeht, gehört zur Ahornfamilie. ELDER (ohne Box) ist jedoch Hollunder mit anderem Familienstamm. Und meine Messer von BRKT sind mit Elder Burl bezeichnet, so wie BRKT auf seiner Website bei den Griffmaterialien ebenfalls bei den "Burls" ausschließlich "Elder" angibt. Für Holunder spricht bei dem WOODLAND Special zudem das kennzeichnende Muster in der Griffschale.
Ich meine, dass generell auch Box Elder für Messergriffe verwendet wird. Dann hat diese sich stark ausbreitende Park- und Gartenpflanze zumindest noch einen schönen Zweitnutzen.

Gruß
Abi
 
Hallo Abu,

Danke für die wunderbar zu lesende Geschichte, über die ich jetzt erst gestolpert bin. Hat viel Spaß beim Lesen gemacht!
Angespornt wollte ich ein paar Bilder beisteuern, musste dann aber aufgrund Eures Dialoges "BOX Elder vs Elder BURL" resigniert aufgeben. Denn die zu zeigen beabsichtigten Chris Reeve tragen Inlays aus BOX ELDER BURL ..... was dann wohl doch eher Ahorn anstatt Hollunder ist. ;)

Viele Grüße,
Stefan
 
Hallo Stefan,
....da war doch was? Ich kenne natürlich Deine hervorragend komponierten Bilder:super: Und wollte gleich einen Link zu Deinen Sebenzas in der Galerie starten - Irrtum meinerseits, waren andere Holzsorten, auch kein Box Elder dabei. Dann spann uns mal nicht länger auf die Folter.....

Was das kleine "Box" doch ausmacht, den Unterschied zu heilig und gewöhnlich. Vllt. wüsste ein indianischer Schamane uns aber auch Ähnliches von seinem Box Elder zu erzählen.

Gruß
Burghard
 
Hallo Burghard,

als Themen-Starter darfst Du natürlich die Spielregeln festlegen, oder auch Ausnahmen genehmigen. :super:

Von daher nehme ich Deine Erlaubnis für den kleinen Abschweif zum geboxten Elder gern an. Hier sehen wir die Inlays in einem large Sebenza 21, mit wunderbarer Zeichnung. Toll finde ich immer wenn diese schwarzen Linien enthalten sind. Wie ich mal nachgelesen hatte, sorgen Pilze für dieses Phänomen. Wenn uns diese etwas wissenschaftlich/trockene Erklärung zu fade ist, dann sagen wir einfach es sind ins Holz übertragene Lebenslinien des Shamanen ;)

21, Elder Burl, Ladder, 02

21, Elder Burl, Ladder, 05

21, Elder Burl, Ladder, 08

Hier noch ein Mnandi, mit ausführlicherer "Lebenslinie" und wunderbar dunklem Box Elder:

Mnandi, Elder Burl, Basket Weave, 01

Mnandi, Elder Burl, Basket Weave, 07

Mnandi, Elder Burl, Basket Weave, 09

Mnandi, Elder Burl, Basket Weave, 10

Mnandi, Elder Burl, Basket Weave, 12

Spalted Beech, also gestockte Buche, kann auch wunderbar ausschauen:

21, Spalted Beech, Basket Weave, 08

21, Spalted Beech, Basket Weave, 10

Aber ich schweife ab :D

Viele Grüße,
Stefan
 
Oha, speziell das Mnandi, was für eine Zeichnung, traumhaft schön!!! Pilze? Nein, reine Alchemie der Natur. "Alchemie und Wandlung" sollen im übrigen die bevorzugten Anwendungen des Box Elder bei den Wizards sein. Gibt es da beim Blick auf diese zauberhafte Griffschale noch Zweifel?

Danke für die Bilder und lieben Gruß
Burghard
 
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