Der „Sharp-Sinter“ - Ein Feldversuch

Rock'n'Roll

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Boas,

da wir uns ja seit längerem für den Sieger Longlife aussprechen und keine Gelegenheit ausgelassen haben, uns dafür aus dem Fenster zu werfen, wollen wir diese schöne Tradition nun in Form einer Ausbaustufe fortsetzen.

Der Sinter ist nach wie vor - Shapton Glass-Stones hin oder her - im Einsatz. Und er funktioniert gut. Gerade erst haben wir das Mini Haddock mit seiner Klinge aus RWL 34 damit auf Vordermann gebracht. Die Banksteinchen bleiben den Küchenmessern vorbehalten.

Der Spyderco Sharpmaker ist mittlerweile nach 2 Jahren hartem Einsatz in bedauernswertem Zustand, die grauen Steine so gut wie hinüber, die weißen haben auch bereits kleine Klinken. Damit versaut man mittlerweile die Klingen mehr als das man sie vernünftig schärft. Es wären neue Steine fällig.

Hier nun kommt unsere Liebe zum Sinter ins Spiel. Es gibt von der Friatec AG den Keramik-Werkstoff (wir zitieren bissi von der Homepage)
„Frialit Degussit DD57 = Reines Aluminiumoxid (Al2O3), auch Elektrokorund oder „Sinterrubin“ genannt (dicht, bindemittelfrei, rote Farbe, verschleissfest und zäh). Feinschleifwerkzeuge aus DEGUSSIT DD57 zeigen folgende Vorteile:

hohe Härte
vorzügliche Kanten- und Profilbeständigkeit
hoher Widerstand gegen Abnutzung = lange Nutzungsdauer
ausgezeichnete Oberflächen der Werkstücke“


Die verfügbare Produktpalette umfaßt unter anderem Keramische Banksteine und Feilen in den Korngrößen
Grob = 100 μm (Micron)
Mittelfein = 10 μm (Micron)
Fein = 1 μm (Micron)

Die Sharpmakersteine haben zum Vergleich die Korngrößen Grau = 20 Micron , Weiß Fein = 6 Micron und Weiß Ultrafein = 3 Micron


Friatec liefert erst ab 200,- € Warenwert zuzüglich MWSt. Aber wir haben einen Anbieter gefunden, der Einzelstücke verkauft. Es gibt neben den Banksteinen Rund-, Viereck- und Dreieckfeilen.

Die größte Dreieckfeile hat die Maße 120 x 13 mm. Die Sharpmaker-Steine nachgemessene 176 x 12,7 mm. Die Schächte im Sharpmaker-Sockel haben das Maß 14 mm. Die Sharpmaker-Steine etwas Spiel. Die Sinter-Dreieckstäbe passen also perfekt in den Sockel, sind allerdings recht kurz. Für unsere Folder und kleinen Fixed sollte das aber kein Problem sein.

Um das Geld - die Steinchen kosten - nicht mit aller Gewalt aus dem Fenster zu werfen, werden wir zunächst zwei Dreieck-Sinter beschaffen - einen in mittelfein und einen in fein. Und Schärfversuche durchführen. Im Sockel bei 30 und 40 Grad, liegend als Mini-Banksteinchen im Spyderco-Sockelfuß. Oder auf der Tischkante liegend - Kante nach oben. Freihand unterwegs. Vergleichen mit unseren anderen Schärfmedien.

Sollten wir begeistert sein - wir haben so gut wie keinen Zweifel - gibt es die anderen beiden und wir vollenden unseren „Sharp-Sinter“. Für die Ewigkeit :)

To be continued

Johnny & Rock’n‘Roll
 
Boas again,

ein nicht unerheblicher Grund - außer der reinen Neugierde - für den Versuch ist wie gesagt der Zustand der Keramikstäbe des Sharpmakers. Die grauen Stäbe sehen durch die Bank sooooo aus. In der Mitte eine Innenkurve, die gut deutlich wird, wenn man einen Stein mit der Kante auf ein planes weißes Blatt legt und mit einer Taschenlampe leuchtet. Schöne Kurve :p. Ein voll befriedigendes Schärfmedium sieht anders aus. Und bei einem Sinter passiert das nach 1 oder zwei Jahren nicht. Zehn mal härter als Stahl das Zeug. Und ungefähr 10 x so teuer :D. Wenn das Schärfgefühl und das Ergebnis stimmen, dann wird das unser Sharpy 2.0 :eek: ...

DSC00550-2.jpg


Der Sieger hat übrigens nach Böker eine Korngröße von 20 Micron ....


Gruß R'n'R
 
Boas,

fabulieren wir noch ein wenig weiter. Warum soll das Runde ins Eckige? Wieso jetzt Dreieckstäbe für den Sharpmaker? Reicht der Sieger nicht aus? Oder was??

Zunächst reicht der Sieger nach unserer ganz persönlichen Auffassung für ein zufriedenstellendes Schärfen unserer Messer aus. Für ALLE bisher. Leichte Blessuren am 1922 Office in Form eines minimal beginnenden Recurve. Eine „Katatstrophe“ beim Schärfversuch des Masakage Yuki Nakiri, die wir nicht genau nachvollziehen können und mittlerweile zu vollster Zufriedenheit wieder zum Verschwinden gebracht haben. Auch ein wiederholter Versuch mit dem Sieger verlief erfreulich positiv. Dazu ein Knaller-Aha-Erlebnis beim Beseitigen des miserablen Auslieferungszustands des Kamo-to Santoku. Großes Kino :)!!!

Alles sonst an Foldern und kleinen sowie mittleren Fixed hält der Sieger gut bei Laune. Also, was soll’s? Zunächst, das hatten wir bereits erwähnt, sind die Keramiken des Sharpmaker in sehr unbefriedigendem Zustand. Es sollten neue her. Der Sharpmaker als solcher ist ja im Neuzustand ein feiner Schärfer. Er hat zudem den Vorteil der definierten Winkel von 30 und 40 Grad. Das macht das Schärfen saubequem. Beim Sieger braucht man mehr Fingerspitzengefühl. Das funktioniert in unseren Händen mittlerweile sehr gut. Man kann ihn frei Hand einsetzen oder auch plan auf die Tresenkante legen. Hat man schon mal einen Wackler ausgeschaltet. Geht dann im Prinzip wie bei einem Bankstein mit dem Winkelhalten.

Gut, also definierter Winkel. Zweitens der Verschleiß. In einem Jahr intensiven Gebrauchs sind UNSERE Sharpmaker-Stäbe hinüber. Ein sauberes Schärfen kann man vergessen. Nach einem weiteren Jahr intensivem Sieger-Sinter-Einsatz zeigt dieser null, nada und garnix an Verschleiß. Der Stab ist plan wie am ersten Tag. Elektronenraster-Mikroskop ersparen wir uns. So wie auch bei unseren Klingen :p!

Was die Abstufung der zwei Stäbe angeht, haben wir einen Unterschied. Beim Sharpmaker haben wir mittelfein grau = 20 Micron und fein weiß = 6 Micron. Bei den beiden Sinter-Dreieckstäben werden es mittelfein = 10 und fein = 1 Micron sein. Was das für den Abtrag bedeutet, werden wir sehen. In der direkten Gegenüberstellung von Spyderco grau = 20 Micron und Sieger = 20 Micron haben wir eine deutlich „robustere“ Abtragsleistung des Sieger festgestellt. Er fackelt nicht lange.

Daraus schließen wir auf eine eher moderatere „Haltung“ des 10-Micron-Sinter. Der feine ist mit 1 Micron deutlich „zarter“ als der weiße Spyderco mit 6 Micron. Das liegt dann bei Leder mit Diamant 1 Micron bei definiertem Winkel, sollte also eine feine Schneide hinterlassen. Zum Abschluß Leder ohne alles, um den Grat zu entfernen. Gerade für die feinen Carbonstahlklingen (z.B. Attila Kovacs Slpijoint) hört sich das für uns sehr gut an. Pushcuttin‘ …..

Aber auch sonst, denn der knallharte Sinter eignet sich gerade auch für das Schärfen sehr harter Stähle, wie wir an M390, D2 und ZDP189 schon erfreut feststellen konnten. Wir erwarten gute Abtragsleistung bei feiner Schneide und geringem Verschleiß.

Daß die Abstufung 10 und 1 Micron funktioniert, schließen wir daraus, daß die Industrie einerseits genau diese Kombi herstellt und andererseits sie nachfragt (Glas-, Stahl und Schmuckbearbeitung). Ein längeres Gespräch mit dem verantwortlichen Ingenieur bei Friatec bestätigt diese Vermutung. Auch bezogen auf Erfahrungen mit dem Schärfen von Messern.

Was die Dreieckstäbe dazu vom Rundstab unterscheidet, ist die Tatsache, daß sie für bestimmte Klingen besser geeignet sind. Während z.B. die scharfe Schneide eines Hinderer XM-18 oder eines Haslauer-Folders so „freiliegt“, daß der runde Stab ungehindert von Anfang bis Ende durchgezogen werden kann, ist das bei etwa Attila Kovacs Slipjoint nur eben so gerade und beim Spyderco Centofante Memory gar nicht möglich. Mit den Dreieckstäben kommt man halt auch in die Ecken …

Was den hohen Preis der Stäbe angeht, sehen wir das gelassen und in Relation zu den Messern. Wenn wir z.B. für ein Custom 650,- € oder auch mehr auf den Tisch legen - nur, um mal irgendeine realistische Zahl zu nennen - dann sieht das schon nicht mehr so abgedreht aus. Natursteinchen aus Japan und so sind ja auch nicht umsonst. Wenn die Dinger dann noch ewig halten …

Sharpmaker mit roten Sinter-Steinchen sieht dazu gut aus und iss cool. Hat auch nicht jeder :steirer:

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Im letzten Bild nochmal zur Veranschaulichung die Draufsicht auf die „recurven“ grauen Stäbe des Sharpmakers


Gruß aus sunny Monte Gordo

Johnny & Rock’n‘Roll
 
Hallo,

den gleichen Gedankengang hatte ich auch.
Nur haben die Friatec Stäbe einen anderen Dreieckwinkel als die Sharpmaker u. passen ohne Nacharbeit nicht in die Halterung.

Gruß
Gerd
 
@Messerjanky

Ok, ergibt sich automatisch durch die etwas größere Kantenlänge von ca. 0,3 mm. Nacharbeit ist ja immer irgendwie. Kennen wir schon. Ent-anodisieren, Framelock so nachbearbeiten, daß man den Schraubenzieher zu Hause lassen kann, wenn man wieder entriegeln möchte, Labyrinth entgraten, damit man sich beim in die Hand nehmen des Messerchens nicht schon im geschlossenen Zustand in die Finger schneidet :D ...

Hast Du schon gekauft? Hast Du schon angepaßt? Wie hast Du? Wieviel Aufwand? Bildchen??

Gruß R'n'R
 
@ Rock' n' Roll


Ja, 2 Stk Stäbe (Ausführung fein) hab ich schon.
Mit der Umsetzung hab ich mich noch nicht genauer beschäftigt (der chronische Zeitmangel).
Mal sehn, wer von uns beiden das schneller umsetzt.

Grüße
Gerd
 
ich hatte ganz vergessen dass ich die eine degussit Seite einmal erfolgreich mit eine Matador sequenz gemoddet (verfeinert!) hatte. wer also feineren Sieger haben will, braucht nur mit frischem nassem Starcke Matador kurz zu bearbeiten.

ich werde dieses Modding auch bei Spyderco 6mm und CN Ruby 6mm in absehbarer Zukunft machen.
 
Die Idee mit dem Sharpmaker hatte ich auch schon vor einiger Zeit, habe sie jedoch erstmal verworfen.
(Was dich nicht abhalten soll. ;) )
Ich habe meinen 3'kt Degussit leider verlegt, sonst würde ich mal ein paar Bilder machen.

Die Winkel im Querschnitt von jedem gleichseitigen Dreieck sind erst mal gleich und passen. (3*60°)

Die Sharpmakersteine sind jedoch abgerundet. Die eigentliche "Höhe"(bzw. Querschnitt) wird somit verfälscht.

D.H. wenn man den Degusit einsteckt stimmt der Winkel so gar nicht.
Des weiteren ist der Degusit scharfkantig/Spitz auslaufend.
Die Spitzen waren bei meinem jedoch nicht so sauber/eben gefertigt das man damit vernünftig ein Messer schleifen könnte.
Man kann also nur auf der flachen Seite schärfen oder müsste die Spitzen des Sinterrubins auch abrunden/nacharbeiten.

Ich hatte mir damals überlegt für den Rubin eine Manschette zu basteln, die dann die gleichen Abmessungen wie die normalen Steine haben.
(Blech oder Gaffa)
Hab mir dann aber die Diamantstäbe geholt und den Sinterrubin nur noch freihändig benutzt.

Bin gespannt wie es weitergeht.
 
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