Die Drei von der Tankstelle und ihr Meister

pebe

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Die Drei von der Tankstelle und ihr Meister.

Vermutlich geht es vielen Messerfreaks so, dass irgendwann die Frage nach dem besten Taschenmesser auftaucht. Die Frage ist so simpel wie kompliziert zugleich.

Das beste Messer habe ich, wenn ich für den gedachten Zweck kein besseres mehr finden kann.

Kompliziert wird es, wenn ich nicht festlege, für welchen konkreten Zweck ich das beste Messer haben möchte, sondern nach dem Einen suche, dass weitere Messer möglichst überflüssig macht oder keine weiteren zulässig sind. Robust genug für draußen und ebenso handlich für die Hosentasche.

Schauen wir uns 3 gängige Kandidaten etwas genauer an.

Fullsizefolder

werden gerne bereits in der 3,75 Zoll Klasse als solche deklariert, für mich muss er die 10cm+ der 4 Zoll Klasse haben. Der Griff sollte etwas üppiger sein, damit ein längeres Arbeiten mit festem Griff ohne Druckstellen möglich ist. Auch sollte der Griff selbst keine rutschige Oberfläche aufweisen.

Perfekter Kandidat ist ein Froberg mit Hirschhornschalen. 3mm Rückenstärke, flach runter auf 0,3mm, balliger Abschluss. Ideale Balance zwischen schneidfreudig und stabil. Als EDC ob der Größe eigentlich nur für Waldarbeiter & Co, bei mir ausschließlich im Rucksack, nie in der Hosentasche.

Fazit. Ein in jeder Hinsicht tolles Messer, wäre ich überwiegend in der Natur unterwegs, dann wäre es mein EinsFürAlles.


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Midsizefolder

liegen in der 3,5 Zoll Klasse, knapp 9cm Klingenlänge. Hier gefällt mir das large Insingo besonders gut. Mit gemessenen 9,1cm auch etwas größer. Zum Reeve muss man nicht viel schreiben. Gut durchdacht und ebenso gebaut. Nur, die stabile fulltitan Bauweise geht trotz schlankem Design zu Lasten des Gewichts.

Die weniger rutschige Micarta Version wiegt exakt soviel wie der Hirsch Froberg, etwa 127 Gramm. Meine gefräste Version ist leichter und bleibt schmal, einzig - man kann diese nicht einfach kaufen und es immer noch recht groß und schwer.

Fazit. Die Klingenlänge ist ein sehr guter Kompromiss, vor allem, wenn regelmäßig Lebensmittel geschnitten werden. Eigentlich idealer Kandidat, aber selbst in der gefrästen Variante ohne clip ein ordentlicher Brocken in der Hosentasche. Dennoch, für eine Reise ans Ende der Welt, wäre mein Micarta erste Wahl.


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Smallsizefolder

in der 3 Zoll Klasse mit ca. 7,5cm sind in der Regel leicht und handlich. Ein Reeve small wäre mir hier schon wieder zu schwer und sperrig.

Das Spyderco Native 5 S90V Carbon weiß hier zu glänzen. Gut 70 gr sind wahrlich leicht und obwohl der Fingerchoil gut einen Zentimeter an Klingenschneide klaut, hat dieser den Vorteil, dass ich das eher kleine Messer wie ein größeres halten kann.

Fazit. Wenn schon klein, dann bitte genau so. Top Material, leicht, stabil und handlich. Dieser Sprintrun hat meine Einstellung zu kleinen Klingen maßgeblich geläutert und ist immer dabei, wenn ich keinen konkreten Schneidjob vor Augen habe.


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In der Meisterklasse findet sich schließlich mein persönlicher Grail, ein Messer, das nicht alles kann, aber den besten Kompromiss mit den wenigsten Einschränkungen für mich darstellt.

Der Blaupfeil Strongbow von Rainer Blaha.

Ich habe mich um dieses Unikat bemüht, als ich fasziniert die Enstehungsgeschichte im BC verfolgt und natürlich schon allein von dem exquisiten Design und den Materialien vollkommen eingenommen war.

Inzwischen, trotz meiner Vorliebe für große Klingen, ist der Strongbow tatsächlich genau der Grail, wenn ich nur ein einziges Messer haben dürfte.

Mit 8,5 cm gut nutzbarer Klingenlänge ist es objektiv den meisten Aufgaben gewachsen. Die hohe und kräftige Klinge unterstreicht dies zusätzlich. Mit 90 gr gehört es zu den leichten, mit der eleganten Form und edlen Materialien hat es gute Tischmanieren, sauber und stabil gebaut weiss es auch outdoor zu glänzen und ist dabei, geschlossen, kleiner als das Native 5.

Fazit. Eine Linerlock Ikone, die für mich den Begriff Taschenmesser neu definiert. Edelste Materialien unterstreichen hier gekonnt die Qualität des Designs.



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Es würde mir sehr, sehr schwer fallen, nicht mehrere unterschiedliche Messer zu haben oder benutzen zu können. Und ja, ich werde wohl immer ein Liebhaber größerer Klingen bleiben. Aber tatsächlich, müsste ich mich für ein einziges Taschenmesser entscheiden, wäre es wohlüberlegt dieses.

Manch einer wird nicht zu unrecht ein größeres Vic als sein OneForAll deklarieren. Oder es gibt eine Vorliebe für ein schlichtes Opinel, schon weil dabei kein großer Geldwert gefährdet wird.

Meine Betrachtungen sind natürlich aus der Sicht eines Sammlers und Messernerds, der die Funktion, handwerkliches Können und Materialien abseits vernünftiger Überlegungen miteinbezieht.

Euch allen ein schönes Wochenende

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Wunderbare Präsentation von ebensolchen Messern

Deine Auswahl ist sehr gut getroffen.

Glückwunsch zu diesen Prachtstücken!

Gruß
Matthias
 
Sehr interessante Überlegungen zur Gralssuche ... und sehr schön dargestellt. :super:

Regt zur Überprüfung der eigenen Bestände und Kriterien an ...

Besten Dank dafür, pebe!

A+

Virgil
 
Servus,

sehr nachvollziehbare Erläuterungen der persönlichen Prämisse. 👍

Bei mir hat in diesem Segment der Pragmatismus das sagen und bis auf ein paar Spydies wie das Salt an die Badehose geclipt und ein Caly 3.5 mit Hamon und Dünnschliff an AS zum schneiden, sind bei mir einige günstige China-Folder eingezogen, die leider zu gut gemacht sind, um mehr Kohle locker zu machen. Meinen Wahnsinn lebe ich im Kochmesserbereich aus, dort wird Vernunft weitgehend ausgeblendet. 😬🤪😉

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Gruß, güNef
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, diese Überlegung ist wirklich eine Überlegung wert. Heute, Samstag 3. Juli 2021, würde ich mich so entscheiden:

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10 Cm Klinge, 3 mm stark, aus 440C. Robust, unempfindlich und mit weniger als 130 Gr. Gewicht gerade noch als EDC erträglich.


Bei den kleinen Messern würde ich wohl wieder bei Böker zugreifen.
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Klinge 7,5 cm, 2 mm stark, aus 440C und mit 87 Gramm ein Leichtgewicht.


Und wenn morgen die Welt unterginge, dann würde ich mich an diesem teurem Damast erfreuen:

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Wie so oft bei mir, natürlich von Böker.

Fragt mich am Montag nochmals und ich würde mich ganz anderst entscheiden.
 
@pebe , wiedermal interessant und unterhaltsam, in deine erfahrungsreiche Gedankenwelt mitgenommen zu werden.

Ein Thema, das mich auch immer mal wieder umtreibt...

Damit sich ein Messer als für meine persönlichen Bedürfnisse "am besten" erweist, ich es also möglichst häufig und gern bei mir trage, muss es zunächst einmal einen Katalog an Voraussetzungen erfüllen, die sich mit der Zeit als meine persönlichen Vorlieben herausgestellt haben.

Im Prinzip läuft es für mich auf Folgendes hinaus:
Das Messer entspricht umso mehr meinen persönlichen Bedürfnissen, desto weniger Gedanken ich mir beim Tragen oder Benutzen mache. Also plakativ ausgedrückt möchte ich Gedanken vermeiden wie:
  • Könnte die Klingengeometrie für dieses oder jenes Schnittgut zu dick/dünn bzw. zu robust/empfindlich sein?
  • Könnte irgendwas dem Griffmaterial schaden?
  • Bekomme ich das Messer jemals wieder sauber, wenn ich dieses oder jenes damit schneide?
  • Wie transportiere ich das Messer bloß leicht zugänglich und immer griffbereit?
  • Kann ich mit dem Messer ausreichend lange arbeiten, ohne dass sich schmerzhafte Druckstellen bilden?
  • Wird die Schneide unmittelbar stumpf werden, wenn ich dieses oder jenes Schnittgut bearbeite?
  • Ist der Preis so hoch, dass ich mich ärgere, wenn ich das Messer verliere/es mir abgenommen wird?
  • Könnte ich mich bei der Benutzung verletzen?
  • etc.
So haben sich mit der Zeit ein paar individuelle Kriterien für mich herausgestellt, die normalerweise noch vor dem ästhetischen Aspekt über eine Anschaffung entscheiden:
  • Klingengeometrie: guter Kompromiss zwischen schneidfreudig für Food und robust genug für die restlichen Alltagsaufgaben, grob gesagt ca. 0,3-0,4mm über der Fase
  • Clip: Alles andere ist mir zu fummelig im Alltag.
  • (leicht) zerlegbar: Einen irreversibel kratzigen Klingengang ertrag ich nicht.
  • nicht zu schwer: Ab ~130g liegen mir die meisten Messer zu schwer in der Tasche.
  • unempfindliche Griffmaterialien: Holz z.B. ist einfach nicht mein Fall für ein Alltagsmesser. Das Messer zeigt sich im besten Fall unbeeindruckt von einer versehentlichen Maschinenwäsche, daher bevorzuge ich Titan-Frames, wenn ich wählen kann.
  • "saubere" Verarbeitung im Sinne von: keine scharfen Kanten/lästigen Hotspots, gutes Handling, angenehme Bedienbarkeit, sauberer Klingengang, ansprechende Haptik und Ergonomie in verschiedenen "Arbeitspositionen" (im besten Falle flachoval geformte Griffschalen)
  • nicht irgendein Wald-und-Wiesen-Stahl: Da ich mit System schärfe und alle möglichen Schleifmittel zur Verfügung stehen, möchte ich das auch nutzen und bevorzuge schnitthaltige Klingenstähle für meine Alltagsmesser (die z.B. auch häufig Kartons schneiden).
  • arretierbare Klinge: Auch wenn's bei weitem nicht für alle Aufgaben erforderlich ist, gibt mir eine Arretierung einfach ein gutes Gefühl.
Wenn ich jetzt in den drei von dir beschriebenen "Size-Kategorien" verbleibend diejenigen Messer benennen müsste, die meine o.g. Kriterien erfüllen und bei mir die meiste "Hosentaschenzeit" haben, komme ich ganz eindeutig auf folgende drei Messer, die gleizeitig einen Überblick über das Spektrum der von mir konkret bevorzugten Eigenschaften darstellen:

Fullsizefolder:
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Spyderco Bradley Folder 2
Klingenlänge: 93 mm
Klingenstärke am Rücken: 3 mm
Klingenstärke 'über der Fase': ~0,4mm
Klingenschliff: Hohlschliff
Klingenstahl: CPM-M4
Klingenarretierung: Linerlock
Öffnungshilfe: Daumenloch
Klingenlager: Phosphor-Bronze-Washer
Griffmaterial: Micartaschalen (im Auslieferungszustand G10 mit Carbonfiber-Laminat) auf Stahlplatinen mit Ausfräsungen zur Gewichtsreduktion
Gewicht: 127g
Straßenpreis: ~200€

Midsizefolder:
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Massdrop Laconico Keen
Klingenlänge: 84 mm
Klingenstärke am Rücken: 4 mm
Klingenstärke 'über der Fase': ~0,35mm
Klingenschliff: Vollflachschliff
Klingenstahl: CPM-S35VN
Klingenarretierung: Framelock
Öffnungshilfe: Flippertap
Klingenlager: Caged ceramic bearings
Griffmaterial: massive Titan-Frames (flachoval mit steel lockbar insert und over-travel stop)
Gewicht: 123g
Straßenpreis: ~140$

Smallsizefolder:
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Spyderco Chaparral FRN
Klingenlänge: 72 mm
Klingenstärke am Rücken: 2 mm
Klingenstärke 'über der Fase': ~0,4mm
Klingenschliff: Vollflachschliff
Klingenstahl: Carpenter CTS-XHP
Klingenarretierung: Backlock
Öffnungshilfe: Daumenloch
Klingenlager: Phosphor-Bronze-Washer
Griffmaterial: FRN-Schalen auf Stahlplatinen mit Ausfräsungen zur Gewichtsreduktion
Gewicht: 60g
Straßenpreis: ~115€
 
Zuletzt bearbeitet:
Deine Auswahl der "besten" Messer kann ich zu 100 % nachvollziehen. Deine Überlegungen hierzu sind absolut stimmig.

Danke für die schönen Bilder und deinen sehr guten Beitrag! :super:

Gruß
Matthias
 
@Bukowski: Besten Dank auch für die Einblicke in deine Messerkriterien! Gut erfasst und ziemlich nah an dem, was mich bei der Messerwahl beeinflußt.

Ein paar Abweichungen:
  • Der unbeabsichtigte Waschgang ist zwar ein theoretische Risiko, findet bei mir allerdings keine Berücksichtigung
  • Die Gewichtsgrenze liegt für mich bei 100 g - darüber wird's "schwierig"
  • Beim Stahl bin ich etwas gnädiger, da ich bei längeren Aufenthalten außer Haus meist den Victorinox Dual-Schärfer dabei habe
  • Bei ansprechender Ästhetik springe ich schon mal über die ein oder andere Standardvorgabe
Außerdem erlaube ich mir manche Schwächen meiner Neuanschaffungen zu korrigieren - dann schaffen sie es doch meist in die Hosentasche :hehe:

Nach einer kleinen Evaluierung meiner vorliegenden Schneidwaren komme nach heutiger Laune auf folgende drei Tankwarte, auch wenn ich die Größenklassenklassen etwas nach unten verschieben musste, mangels Masse bei den massigen Messern.

Am oberen Segment lt. pepes Definition wechsle ich außerdem lieber zu feststehenden Klingen.

Spyderco Kapara

full


Ja, noch unter 100 g, klasse Handlage, vielseitige Klinge, Clip und Compression-Lock - wenn's mal etwas größer sein muss!


Viper Key - für die gediegeneren Fälle

full


Schöner Handschmeichler, tolle Slipjoint-Ausführung - ein Plaisir für Hosentasche und Restaurant.


Protech SBR

full


Ein phantastisches LBK (little big knife), das auch vor härteren Anwendungen nicht zurückschreckt - und ein schönes Spielzeug, Dank dem Auto-Knöpfchen (schlonk)

Die Tankwarte:

full



Was nun den Meister angeht: ja den gibt es, allerdings bisher nur in meinem Kopf - aber nachdem er sich anfangs noch nicht ganz klar abzeichnete, kristallisiert sich inzwischen folgendes heraus:

Allgemeine Merkmale:
  • Leicht < 100 g​
  • Schlank < 12 mm​
  • vielleicht Korkenzieher, Kapselheber​
  • Liner- oder Backlock​
  • Lanyardbefestigung verdeckt​
  • Clip​
  • Einhändig zu öffnen​
  • Bronzescheiben
Klinge:
  • Balliger Schliff auf 0​
  • Länge: 80 - 85 mm
  • 2,5 mm stark
  • Stahl: 1.2442/Leistungsdamast

Griff:
  • Schalen aus Mammut, Warthog
  • Verhältnis Griff/Klinge ca. 1,25
  • Verdeckte Schrauben
  • Liner, 2 mm Titan Grade 5, Ausfräsungen wg Gewicht
  • Eingesetzte Feder​

Die Umsetzung wird wird wohl noch ein bisschen dauern ... :irre:


Das Thema bleibt spannend und ich bleibe so flexibel, daß ich immer noch was neues kaufen oder bauen kann.

Greetz

Virgil
 
@pebe: Dein Strongbow von Rainer läuft natürlich ausser Konkurrenz, einfach Vollendung im Messer!
Ansonsten sehr interessant, wie die Schwerpunkte hier gesetzt werden.

Im Dienste des "Simplify your life" wird "Mann" sicher nicht zum Äußersten greifen und seine Sammlung dezimieren, aber als gedankliche Übung bin ich gern dabei.

Ästhetik, Funktion und Individualität sind meine Kriterien. Und ja, stressfreie Slipjoints bevorzugt.

Obwohl dieses Fullsize von Uli Hennicke beim Apfelschälen in einer Bahn vmtl auch Stress bringen würde. KL 90, GL 215 mm, 185 gr sind allerdings prädestiniert für Naturexkursionen.

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Gleiche KL mit 90mm, aber GL 200 und 126 gr hat dieses Yssingeux von Jerome Bellon, kommt aber sehr zivil daher - Franzosen gehen immer.
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Als Beisser für Holz und harten Einsatz immer gern dabei mein Smallsize von Attila Kovacs, mit KL 75 mm auch UK tauglich, GL 170 mm, 102 gr.

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Schick, edel, tauglich für fast alle Aufgaben, dazu flach und mit 82 gr, KL 80, GL 185 mm ideales Midsize erkläre ich mein leichtes Trapper von Hans Weinmueller als Meister über die Drei von der Tankstelle.

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Gruß
Abu
 
Besten Dank für die Rückmeldungen, Männer.

Genau diese verschiedenen Vorstellungen machen diesen thread für mich so spannend. Gerne mehr.

Natürlich hat jeder bereits ein Lieblings- oder bevorzugtes Messer im Bestand. Ich wusste ja um die Problematik, wenn ich nach dem virtuellen oder noch noch nicht vorhandenen Grailknife fragen würde, weil wir keine fremden Bilder verwenden dürfen, sei es für ein konkretes Messer oder eines in ähnlicher Machart.

Und richtig. Klingen kann man perfekt ausdünnen oder umschleifen lassen, Beschalungen tauschen, Titan bearbeiten, anodisieren und oft genug den Stahl wählen. Dabei bestimmen Form, Größe und Machart zunächst die eigentliche Funktion.

Also, gerne weiter so. Für mich eine der spannendsten Frage, welches Messer die Routiniers mit Erfahrung sich als Grail zusammenstellen würden.

grüsse, pebe
 
Mein Grail war lange Zeit das Spyderco Swayback von Marcin Slysz. Bis ich es dann hatte..

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Spyderco Swayback
Klingenlänge: 90 mm
Klingenstärke am Rücken: 3,5 mm
Klingenstärke 'über der Fase': ~0,4mm
Klingenschliff: Hohlschliff
Klingenstahl: Carpenter CTS-XHP
Klingenarretierung: Framelock
Öffnungshilfe: Daumenloch
Klingenlager: Phosphor-Bronze-Washer
Griffmaterial: massive Titan-Frames (mit steel lockbar insert und over-travel stop)
Gewicht: 111g
Straßenpreis: ~300€

Auf den ersten Blick passt da für mich alles:
  • Das Konzept, ein traditionelles Pattern aus midernen Materialien in das Spyderco-Universum zu überführen sowie die konkrete Design-Umsetzung finde ich großartig. Mir gefällt die Arbeit von Marcin Slysz ohnehin sehr gut.
  • Da ich auf lange, schneudfreudige Klingen stehe, passen mir die 90mm mit Hohlschliff auf 0,4mm sehr gut in den Kram.
  • Das Messer ist waschmaschinenfest, einfach zerlegbar und auch so akkurat gebaut, dass man es wie "aus der Box" wieder zusammengebaut bekommt.
  • Es trägt sich relativ schlank in der Hosentasche, baut nicht zu hoch auf, ist nicht zu schwer, hat aber aufgrund der Länge und Breite dennoch einen handfüllenden Griff.
  • Die Fertigungsqualität ist zu 99% tadellos.
  • Daumenloch ist die geilste Öffnungshilfe.
  • Phosphor-Bronze-Washer sind das geilste Klingenlagersystem.
  • Der Klingenlauf ist nicht zu smooth und nicht zu fest, wirklich sehr angenehm.
  • Ich mag den CTS-XHP tatsächlich sehr gern. Schnell und einfach zu schärfen und dennoch einigermaßen lange scharf. Hatte noch nie Probleme mit dem Stahl.
Aber...
  • Beim Alltagsmesser (wenn es nicht um reine Holzbearbeitung geht) bin ich kein Wharncliff/Sheepfoot-Fan. Ich brauche einfach eine Klinge mit Bauch! Beim Swayback ist mir dazu noch die Spitze zu fragil.
  • Insbesondere da die Klinge nicht besonders hoch ist, hätte ich mir etwas weniger Rückenstärke gewünscht. Mir genügen 2,5mm eigentlich völlig.
  • Ich finde den Öffnungsradius sowohl für's bedächtige Öffnen als auch für's "Aufflicken" nicht besonders gut gelungen. Der auch am Übergang zum Daumenloch recht breit gehaltene Griff tut sein übriges. Das Öffnen läuft dadurch nicht ganz so "rund" wie ich es gern hätte bzw. erfordert eine gewisse Eingewöhnung.
  • Der hochgezogene Swayback-Hintern am oberen Griffende ist ein leichter Hotspot für mich bei längeren Arbeiten.
  • Am Übergang vom Lockbar zum Griffstück in Richtung Klinge ist die Kante nicht sauber verrundet.
Unterm Strich für mich immernoch ein herausragendes Messer. Aber eben auch etwas weit weg von "perfekt"..

Inzwischen schiele ich auf Schmoll und Froberg...
 
Zuletzt bearbeitet:
Vermutlich geht es vielen Messerfreaks so, dass irgendwann die Frage nach dem besten Taschenmesser auftaucht. Die Frage ist so simpel wie kompliziert zugleich.
Man könnte, so man wollte, die Frage auch ganz einfach beantworten: Das beste Messer ist das, welches ich dabei habe, wenn ich es brauche.

Aber das ist selbst mir etwas zu nüchtern. Wo bleibt da der Spass.
 
Inzwischen schiele ich auf Schmoll und Froberg...
Ach ja, (ich ächze), dieser heilige Gral. Gibt es ihn, wollen wir ihn überhaupt finden, was käme dann? Langeweile?

Dein Stichwort „Schmoll“ hat mir meinen inneren gestrigen Kampf wieder vor Augen geführt: Weinmüller oder doch Schmoll? Ich hatte gestern dieses Grail unter Grails auf Sonntagstour dabei, es lässt keine Wünsche offen….. Außer, schon geht es wieder los, vllt bisserl mehr Bauch und meinem Spleen, dass ich Slipjoints präferiere. Wobei dieses Messer dann einen Teil seines Zaubers verlieren würde - also lasse ich dafür den Spießbürger daheim.
KL 85, GL 190 mm, 78 gr., Wirtz-Damast, Titan, Karbon.

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Die „Drei von der Tankstelle“ fand ich gestern übrigens vor dem Tor eines hiesigen Entsorgers, ihre Mienen teilen meine „Sorgen“.

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Schöne Woche auf der Suche nach dem heiligen Gral
Abu
 
@Abu
Der Weg ist das Ziel, insofern deckt sich das mit deinen Gedanken.

Der Punkt, der etwas unberücksichtig bleibt ist, dass ich geschrieben hatte, Grail ist auch das Messer, das als einziges bleibt, wenn alle anderen weg müssten.

Vorsicht, schwierige Übung - besser nicht aus der Hüfte schießen.

@Rock’n’Roll
Genau, R‘n‘R. Von dir hätte ich ganz unbedingt gerne gewußt, welches der letzte Mohikaner oder Grail ist. :irre:

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Punkt, der etwas unberücksichtig bleibt ist, dass ich geschrieben hatte, Grail ist auch das Messer, das als einziges bleibt, wenn alle anderen weg müssten.
Da müsste ich passen, das Messer besitze ich (noch) nicht.

Wenn ich nur noch ein Messer besitzen könnte, würde ich zu meinem Bedauern den 42a in meine Überlegungen mit einbeziehen wollen.

Es gibt aber schon eine Vorbestellung, die zumindest in die Richtung geht. Dazu irgendwann mehr...
 
Genau dies wollte ich ja aufzeigen - die 3 von der Tanke sind ja generell First Class in ihren Bereichen.

Der große Froberg Naturbursche, der unempfindliche wartungsfreie Reve und der carbonleichte Giftzwerg. Jeder der dreien ist in einer Hinsicht dem Grail überlegen.

Ab hier heißt es gut überlegen und den Grenzgänger finden…

grüsse, pebe
 
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