Drei Framelock Folder im Büro

domond

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Hallo,

da ich ein täglicher Besucher des Forums bin,
wollte ich mit diesem „Testbericht“ auch mal
was zu eurer Unterhaltung beitragen.
Bin für Feedback dankbar :)

Ausgangssituation:
Mein aktuelles EDC (Spyderco Endura) ist ein
tolles Messer, aber es gibt Situationen in denen
ich es lieber zu Hause lasse. Nämlich wenn ich
mit Anzug unterwegs bin. War vor ein paar
Wochen auf einer Veranstaltung wo beim Buffet
die Plastikmesser ausgegangen waren.
Die Reaktionen überraschten mich eigentlich nicht
als ich mein Messerchen aus der Tasche zog (da
ich mir mehr Sorgen um den Erhalt des Papptellers
machte).

Zuhause angekommen war klar: surfen und einkaufen :)

Alsbald kamen dann die drei Kandidaten in mein Büro
und die Freude war Groß. Genauso wie die Unterschiede
der einzelnen Teile:

Buck Nobleman
Preis: 24 €
Gesamtlänge: 16,2 cm
Klingenlänge: 6,7 cm
Klingenstahl: 440A
Griffmaterial: Stainless Steel

Benchmade Eisen Monochrome
Preis: 50 €
Gesamtlänge: 18,5 cm
Klingenlänge: 7,8 cm
Klingenstahl: N690
Griffmaterial: Stainless Steel

Cherusker Schanz G1
Preis: 59,90 €
Gesamtlänge: 20,7 cm
Klingenlänge: 11,5 cm
Klingenstahl: 7Cr17Mo (entspricht 440B)
Griffmaterial: Stahl/G10

Hier die Bilder

Da für mich als Online-Shopper die Unterschiede
trotz Bemaßungen doch immer wieder sehr überraschend
sind, war die Idee eines Vergleiches geboren. Aber wie?
Ich sitze den ganzen Tag im Büro, wo ich die Messer zwar
benutze aber im Vergleich zu den hier geposteten Tests
doch zu eher bescheidenen Zwecken.
Nach kurzer Überlegungsphase war klar: Macht nix, es muss
auch im Testbereich unterschiedliche Sichtweisen und
Qualitäten geben, zumal der Informationsgehalt nicht größer
als der Spaßfaktor war.
Hier also die Disziplinen im Bürohengste Alltag:

Ergonomie / Tragekomfort
Briefe/Pakete öffnen
Mittagspause

Aber bevors losgeht: Erstmal die Klingen über den
Unterarm ziehen. Bisher hat sich zwar noch kein Kunde
über meine ungepflegten Gliedmassen beschwert,
aber geht ja schnell. Der Nobleman wollte mit dem Strich
nix machen außer kratzen, was sich in umgekehrter Richtung
nicht bestätigen ließ.
Cherusker und Monochrome war das egal, beide Kandidaten
gingen wie Rasiermesser ohne ziepen vor.

Ergonomie

Was war meine Erwartung: Wie gesagt in der Anzughose
unauffällig via Pocket-Clip fixiert hängen und nicht nerven
und beim Gebrauch gut einsetzbar sein. Bei der Bestellung
der drei Messer war das Benchmade mein geheimer Favorit,
da es die für meinen Bedarf besten Maße hatte. Als ich es
jedoch das erste mal in die Hand nahm war ich etwas
enttäuscht, sehr flach und ohne Möglichkeit den Druck des
Daumens auf das Messer auszugleichen. Erst als ich mit dem
Zeigefinger das Messerheft (bei der Klingenachse) umschloss
ging es ohne Probleme und das Monochrome verriegelte mit
einem sonoren „Klick“. Beim schließen ein ähnliches Erlebnis:
Da es keine Aussparung im Heft gibt um den Liner runter zu
drücken, muss man selbigen schräg nach unten drücken.
Die punktuelle Belastung an meinem Daumen empfand ich
nicht als angenehm bzw. Elegant. Dafür ist die Wahrscheinlichkeit
einesversehentlichen Schließens eher unwahrscheinlich.
Ist halt wie bei jedem Messer erstmal eine Kennenlernrunde
nötig. Nach kurzem auf und zu Spielchen ab damit in die
Hosentasche.... Ohje, nix für mich. Das Messerheft an der
Klingenachse ist ca. 3cm breit, bei meinen Händen komme
ich da ohne am Messer hängen zu bleiben nicht in die Tasche
hinein. Zumal der Clip (s. Bild) sehr links- bzw. rechtslastig
angebracht ist und im Verhältnis zur Messerbreite doch sehr
schmal angedacht ist. Die dadurch eher punktuelle „Belastung“
der Hosentasche empfand ich als größtes Manko, zwar kein
Drama bei ca. 100g wer´s mag...

Das Cherusker ist zwar um einiges größer, schwerer und dicker,
verschwand jedoch in meiner Hosentasche wie wenn es nicht
da wäre. Auch beim öffnen hatte ich sofort ein vertrautes Gefühl,
die die Finger genug Grip an den Ecken und Kanten fand.
Der Liner (Mensch ist der Dick) mit einem lauten „KATSCHACK“
einrastete. Beim schließen das gleiche (ohne Katschak).

Das Messer von Buck war mir beim ersten Kontakt zu klein
(ein Kind der Gewohnheit eben), liess sich aber gut
öffnen („PLING“) und beim zusammenfalten ging es ähnlich,
jedoch nicht so angenehm wie beim Cherusker, da der Liner
sehr straff ist.
Als kleinstes Messer, wie zu erwarten bestens in der
Hosentasche verstaut, kein drücken keine Behinderung beim
in die Tasche greifen.

Briefe/Pakete öffnen

Noch nie habe ich so schnell meine Rechnungen geöffnet ;-)
Und genauso schnell ist das Thema auch abgehakt.
Bei allen Messern fand die Spitze auf Anhieb einen Schnittpunkt
und ließ sich ohne abrutschen durch das Papier führen.
Das Monochrome war am saubersten durch und der Cherusker
vermittelte aufgrund der Größe eher Gutmütigkeit.
Das Buck war beim Pakete öffnen ok, hat aber nicht soviel „Spaß“
gemacht wie bei den anderen beiden.

Mittagspause

Mache ich normalerweise ja nicht, aber mit drei Messern im
Vergleich ist Brote schmieren etc. halt doch aufwendiger.
Also, jedes Messer ein Brötchen und einen Apfel.
Stripstrapstrull waren die Wecken geschnitten und belegt.
Aber das kriegt man ja auch noch mit einem Subcom Folder hin.
Die „Königsdiziplin“ waren dann die Äpfel, kleine geschälte
Häppchen das Ziel, mit möglichst wenig Verlust (mein Sohn isst so
bearbeitete Äpfel am liebsten).
Auch hier war das Benchmade mein Favorit, da mir die Klinge
am aggressivsten erschien.
Und schon wieder Falsch. Der Winkel in dem das Monochrome
geschliffen ist, ist nicht wirklich geeignet um Obst zu schälen.
Zwar erhielt ich wie beim Cherusker ca. 1mm dicke Scheibchen,
aber mit sehr viel größerer Mühe, da mir sowohl beim schälen
als auch beim schneiden die Klinge immer wieder abrutschte.
Beim Entkernen brach der Apfel aufgrund der bauchigen
Klinge immer wieder durch, es sei denn man machte zwei
Schnitte. Wie schon erwähnt hat das Cherusker ganz gut ab-
durchgeschnitten. Aufgrund der Größe musste man zwar
weit „in die Klinge“ greifen, dafür wäre dieses Messer der
einzige Kandidat unter den dreien, dem ich eine Wassermelone
zumuten würde.
Wen wunderts, wenn ich behaupte das man beim schälen
und schneiden am besten mit einem Buck Nobleman vorankommt?
Die hohl geschliffene Klinge macht wirklich Spaß und wäre mir
nicht irgendwann der Hunger zu groß geworden hätte ich die Äpfel
allesamt in 1mm dicke Scheibchen gefächert.

Und nu?

Ich habe den Cherusker in meine Umhängetasche als
Backup gesteckt, das Monochrome wird in die Jacke
wandern und der Nobleman wird im Anzug verschwinden.
Würde ich mit diesem Wissen nochmals bestellen,
würde ich das Benchmade weglassen. Es hat zwar die
Beste Klinge, aber aufgrund der oben genannten Punkte
nix für mich. Beim Cherusker war mir beim bestellen
eigentlich alles egal, das Teil gefällt mir so gut, das
wollte ich einfach haben. Der überraschende Tragekomfort
hat mich zusätzlich begeistert wurde jedoch von der
Tatsache geschmälert, dass sowohl der Griff als auch die
Klinge sehr anfällig für Rost sind (aber wie gesagt egal).
Am meisten Spaß hatte ich eigentlich mit dem Nobleman.

Ich mag Produkte die billig und dennoch gut durchdacht sind.
Auch wenn der Liner nervt. Bei einer wahrscheinlichen
Nutzung von 1-5 mal im Jahr ist das absolut ok. Bei dem Preis
kann man es ohne Verlustgefühle nem begeisterten Kunden
schenken, was ich aber nicht vorhabe.

Da ich alle Messer stumpf kriege (und auch lasse, damit ich
mir dann wieder neue kaufen kann), habe ich die Schnitthaltigkeit
ausgelassen. Ich bin Medienfuzzy und habe als solcher an
allen Klingen gewackelt und überall geguckt, aber nix gefunden
was mich stören würde.

Auch eine Kaufempfehlung möchte ich auslassen,
da man Leuten die Äpfel in 1mm dicke Scheibchen
schneiden nicht trauen sollte. Vor allem nicht wenn
Sie für all diese Tätigkeiten normalerweise mit ein
Endura verwenden.

Gruß Jochen
 
Hallo,

das ist mal ein (speziell für meine Verhältnisse) praxisnaher Test, ich kann fast alles irgendwie nachfühlen. Mein EDC wird prinzipiell ähnlich beansprucht, deshalb habe ich das Gefühl, daß mein allerneuestes Spielzeug (Kershaw Leek) da vielleicht zu meinem meistgetragenen werden könnte. Leider geht mir jedoch ein solch unterhaltsamer Schreibstil vollkommen ab, deshalb umso mehr :super:.
 
Netter Test - hat Spass gemacht Deinen Beitrag zu lesen und Informationszuwach hatte ich auch ... z.B. dass das Cherusker fuer Rost anfaellig ist :-o

Das Monochrome hat mich auch schon lange mal interessiert aber es wurde kuerzlich bei meiner Kaufentscheidung vom BF1 geschlagen (Form gefaellt mir besser und der Clip laesst das ganze Messer in der Hosentasche verschwinden).

Guckst Du hier:
http://www.ytiger.com/messer/erbf1cd/er_bf1cd_fo_1.jpg
http://www.ytiger.com/messer/erbf1cd/er_bf1cd_fo_5.jpg

\\Cheers
 
Hallo Jochen, das war ein praxisnaher "Testbericht" den ich gerne gelesen habe! Mach ruhig weiter so, die humorvolle Art und die praxisnahen informativen Details, mir gefällt es. Und wer sagt denn dass man ein Hobby immer ernst nehmen muß? Wir Bürohengste freuen uns doch schon wenn wir jeden Tag mal ein Paket oder einen Brief zu öffnen haben, stimmts? :super:
Gruß
Manfred
 
@jupp: Also das Leek "läuft" mir verdächtig oft über den Weg.
Trotz AO kommts mal auf meine Liste :)

@ha3k: Wow, das will ich auch :p

@mamic933: Jawohl! :super:

@all: Danke für das positive Feedback :p
Aufgrund eurer Alternativvorschläge habe ich HIER einen neuen
Thread geöffnet. Ich bin mal gespannt welchen Einfluß
das auf meine Wunschliste hat :D

Gruß Jochen
 
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