Eigenschaften und Behandlung von CrMo-Klingen

Frager

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Hallo Forum,

ich möchte mir voraussichtlich ein Messer mit X50CrMo15-Klinge (Wüsthof Santoku 17 cm Grand Prix II) zulegen.

Dazu hab ich mal einige Fragen:

  1. Kann man diese Legierung selbst schleifen? (dachte an 1000/3000er Wasserstein)
  2. Muss/sollte man zusätzlich einen Wetzstab verwenden?
    Ist die Legierung so weich, dass das nötig ist? Schadet das nicht mangels Kühlung dem Metall?
  3. Wird das Messer so scharf, dass man eine trocknere Tomate leicht schneiden kann oder ist die Legierung dafür ungeeignet?
    (Rasieren muss ich mich ja damit nicht. ;))
  4. Wie häufig muss wahrscheinlich geschärft werden? (Ich las Werte zw. 1x/Monat und 1x/Jahr.)

voraussichtliche Behandlung des Messers:

Normaler Hausgebrauch, Messerblock, Holzschnittbrett, keine Spülmaschine allerdings ggf. ein paar Stunden zw. Messernutzung und Abwaschen.


Vielen Dank für eure Antworten. :)

Gruß

Frager

@mods: Da es allgemein um die Eigenschaften/Behandlung von CrMo-Klingen geht, poste ich nicht unter Kaufempfehlung. Zur Not bitte verschieben.
 
Der X50CrMoV15 ist beileibe nichts ausergewöhnliches und nichts anderes als der 1.4116, der so ziemlich überall zu finden ist, wenn man rostfreie Solinger Produkte kauft.
Und so gilt auch für diese Messer die gleichen Regeln wie bei allen standard rostfreien Messern aus DE:

- schleifbar (welcher Messerstahl ist das nicht??)

- Wetzstab: Ja! Gerne und häufig!

- Was man mit dem Messer zu schneiden schafft, hängt davon ab, wie scharf es ist (wer hätte das gedacht^^), aber das Potential dazu hat es sicherlich. Drum lerne den Umganag mit Wetzstab und Bankstein und die Tomaten können kommen.

- schleif es dann, wenn du mit dem Stab nichts mehr ausrichten kannst. Wie häufig das passiert, hängt davon ab wie viel du es benutzt und was für eine Erwartung du an die Schärfe deines Messers hast.

Ps: mach dir nicht so schrecklich viel Gedanken um die Legierung des Stahls. Ich kenne Leute die machen sich überhaupt keine Gedanken zu irgendwas bezüglich Messer. :irre:
 
1.4116 ist die spülmaschinentaugliche Variante der einfachen, härtbaren korrosionsbeständigen Stähle.
Die Tatsache, daß es d e r Messerstahl in Solingen und wohl weltweit ist, spricht nicht gegen ihn. Man kann daraus schließen, daß er einen vernünftigen Kompromiss mit einer guten Kombination wünschenswerter Eigenschaften darstellt
.
Zu den Fragen:

1. Da der Stahl keine Primärkarbide enthält und nur mäßig hart wird- 55-58 HRC sind sinnvoll, wer ihn mit Verstand einsetzt, kann auch auf 59 HRC hinaufgehen, mehr gibt der Stahl auch bei Tiefkühlung und Anlassen kaum her- ist er gut schleifbar und schärfbar.
Wenn Du mit Banksteinen umgehen kannst, wird eine Kombination von Steinen der Körnung 1000/3000 in Minutenschnelle Rasierschärfe erreichen lassen. Wenn das nicht klappt, liegt es an der Schleiftechnik.
Wenn es daran hapert, ist eine Schleifhilfe, die den Winkel kontrolliert zu empfehlen. Vermutlich wäre dann auch als erster ein gröberer Stein zu empfehlen.
Die immer wieder zu lesenden Klagen:"Hilfe, mein Messer wird trotz eines Supersteins von Körnung 30.000 nicht scharf ", rühren mich, belustigen mich aber auch.

2. Meinst Du mit dem Wetzstab einen Wetzstahl ?.
Der Legende nach funktioniert er nur bei weichen Messern.
Das ist Unfug. Gute Wetzstähle sind hartverchromt und funktionieren bei allen Stählen. Naturgemäß können sie aber nur die Leistung bringen, für die sie geschaffen sind. Stumpfe Messer kann man mit dem Stahl tagelang bearbeiten und sie werden nicht scharf-der Stahl ist nicht für größeren Materialabtrag gedacht.
Eine Rasierschärfe erreicht man auch nicht mit dem Wetzstahl, sondern mit Stein und Abziehriemen.
Mit Rasierschärfe meine ich wirkliche Rasierschärfe und nicht die "Unterarmabkratzschärfe". Die erreicht man auch mit dem Wetzstahl und man kann sie vor allen Dingen damit auch lange Zeit halten.

Wenn Du nicht der berüchtigte "Glühwetzer" bist, wirst Du keine Klinge durch Bearbeiten mit dem Wetzstahl erweichen können.
Kannst Du es doch, wäre das ein Fall für das Guinness-Buch der Rekorde.

3. Wie schon unter 1. erwähnt hat der Stahl keine übergroßen und nicht zu verfeinernden Karbide, läßt sich also leicht auf eine hohe Schärfe bringen.

4. Eine gute Schärfe hält bei vernünftigem Gebrauch überraschend lang.
Zum vernünftigen Gebrauch gehören:
a) Richtige Abstimmung von Schneidenwinkel und Schnittgut. Für weiches Schnittgut ist eine feine Schneide mit einem Winkel von ca 20 Grad vertretbar, für härteres muß man mit dem Schneidenwinkel höher gehen.
b) Handhabung mit Verstand. Ein sauberer, senkrecht nach unten geführter Schnitt wird auch von einer feingeschliffenen Schneide vertragen, seitliches Verkanten und Hebeln setzt derbere Geometrien voraus.
c) Die Schneidunterlage muß passen: Holz ist gut, es gibt gute Plastik, Glas und Stein sind nicht gut.
d) Scharf geschliffene Werkzeuge gehören in eine im doppelten Sinne schützende Hülle und nicht in die Spülmaschine.

Meine Erfahrungen mit einem Messer von Zwilling aus diesem Stahl-Form ähnlich Santoku-, das meine Mutter als "Treueprämie" erhalten hat, habe ich an anderer Stelle geschildert.
Dazu nur kurz: Ich habe die eigentliche Schneide ausgedünnt und ballig geschliffen- übrigens eine Sache von wenigen Sekunden- den entstandenen Grat abgeledert und seitdem benutze ich es recht häufig.
Wenn ich den Eindruck habe, der Biß läßt nach, wird es kurz über den Stahl abgezogen-12 mal- für jeden Asen ein Strich und weiter geht´s. Geschliffen habe ich es einmal und ich sehe nicht, daß es in diesem Jahr einen zweiten Schliff haben muß.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Ich mache mir lieber vorher Gedanken, anstatt mich nachher zu ärgern.
Aber dank eurer ausführlichen Antworten samt der hilfreichen Tipps kann ja kaum noch was schief gehen. Vielen Dank dafür. :super:

Das klingt doch schon mal gut bzgl. Schärfe und zu erwartendem Aufwand. :)

Bin gespannt und werde vom Pflasterverbrauch berichten. :hmpf:
 
Ich habe unter anderem die WMF Spitzenklasse Messer. Diese sind 45CrMo V15. Diese schleife ich mit 1000, 4000er Körnung. Sie lassen sich sehr leicht schärfen, halten die Schärfe nicht so lange, wie meine hochwertigeren japanischen Messer, werden aber ebenfalls sehr scharf. Normales Armhaare rasieren ist schnell und einfach möglich.
 
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