Kurze Erklärung was das hier soll: Das Thema Damastoptik und die damit oft einhergehende 3-Lagen-Konstruktion taucht in Kaufberatungen immer wieder auf. Die unermüdlichen Berater haben schon oft und viel dazu geschrieben, aber die Informationen sind auf viele Threads verteilt und dementsprechend nicht immer leicht zu finden. Meine Idee war es, einen Thread zu erstellen, der in Zukunft als Referenz dienen kann. Es würde mich freuen, wenn einige besser Qualifizierte meine Ausführungen noch etwas egänzen (bwz. korrigieren) könnten - auch wenn sie dafür sich wiederholen müssten.
Um das ganze übersichtlich und informativ zu halten, würde ich einerseits die Experten bitten, von hitzigen Diskussionen abzusehen, und andererseits die Hilfesuchenden, ihre weitergehenden Fragen zu dem Thema nicht hier, sondern in ihren Kaufberatungen zu stellen. Wenn sich der Thread gut entwickelt, könnte man ja eventuell darüber nachdenken, ihn anzupinnen.
Wenn man nach Informationen über Küchenmesser sucht, findet man immer wieder solche Experten, die einem erzählen wollen, dass Damastmesser einfach am schärfsten sind. Woher dieser Irrglaube kommt sei jetzt mal hinten ran gestellt. Dieser Thread soll einfach nur klar stellen, dass es ein Irrglaube ist, und ein bisschen erkären warum.
Vorweg, ich bin noch ziemlich neu in der Welt der Messerverrückten und im Vergleich zu anderen in diesem Forum bin ich wirklich kein großer Experte. Von daher sollte man meinem Geschreibsel genau so wenig blind vertrauen, wie dem selbstbewussten Herrn im oben verlinkten Video. Aber Gott sei Dank gibt es hier ja richtige Experten, die mich gegebenenfalls korrigieren und abwatschen können.
Aber genug geschwafelt. Legen wir los...
Damast ist nicht gleich Damast, und nicht grundsätzlich schärfer
Wie gesagt ist es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Damast (oder auch Damaszenerstahl) eine bestimmt Stahlsorte ist, die nicht nur gut aussieht, sondern auch besonders gute Schneideigenschaften hat. Davon stimmt allerdings nur, dass Damast gut aussieht. In Wahrheit ist Damast nämlich keine Stahlsorte, sondern bezeichnet das Endprodukt einer Fertigungstechnik, bei der verschiedene Stahlsorten wieder und wieder gefalten und verschweißt werden (siehe z.B. Wikipedia). Dabei entstehen feine Schichten im Stahlgefüge, die dann bei schrägem Anschliff sichtbar werden und zu der akut angesagten Optik führen.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf ist klar, dass die Eigentschaften von einem Damast stark davon abhängen, aus was für Stählen er hergestellt wurde. Dazu kommt noch, dass bei den meisten handelsüblichen "Damastmesser" streng genommen etwas mit dem Begriff kokettiert wird. Ein Messer komplett aus qualitativ hochwertigem Damast zu schmieden ist aufwendig und kostspielig - solche Messer kosten nicht selten weit über 1000€. Also, was sind die ganzen Damastmesser in den Geschäften eigentlich? Hierzu zitierte ich kurz den informativen Text "Alles über Stahl" von www.schmiedeglut.de.
www.schmiedeglut.de schrieb:Leider wird der Begriff "Damaszenerstahl" heutzutage von der Industrie oft für vergleichsweise minderwertige Schweissverbund-Laminate missbraucht um die spezielle Damastoptik zu erzeugen. Dieser Damaststahl wird allerdings in großen Walzwerken hergestellt und hat nur wenig mit dem echten Damaszenerstahl zu tun. Bei den Walzlaminaten findet man in der Schneide eine Lage normalen Klingenstahl (oft rostfrei) der für die Schnittaufgaben genauso gut/schlecht geeignet ist wie ein Messer ohne Streifen. Auf diese Schneidlage wurden in dem Walzwerk weitere Stahlschichten aufgebracht um eine Art "Streifentapete" zu erhalten. Diese hat allerdings keinerlei Einfluss auf die Schnittqualiät der mittleren Schneidlage, da diese Lagen ja auch nicht in der Schneidlage vorhanden sind.
Für die äußeren Lagen der beschriebenen 3-Lagen-Konstruktion benutzt man hier gerne den Begriff "Damasttapete".

Fazit: Die handelsüblichen Damastmesser sehen zwar gut aus, aber schneiden nicht zwingend besser als normal aussehende Klingen. Da sich die Damastoptik allerdings gut und teuer verkaufen lässt, hat die Werbeindustrie verständlicherweise wenig Interesse daran, dies den Kunden zu erklären. Auch wenn es ohne Zweifel sehr gute Messer mit Damastoptik gibt sollte man sich im Klaren sein, dass man in der Regel allein für die Optik ordentlich drauf zahlt. Daher stellt sich die Frage: Will ich Küchenschmuck oder ein Werkzeug? Beides ist natürlich legitim.
Die 3-Lagen-Konstruktion im allgemeinen
Neben der Effekthascherei mit Damastoptik gibt es auch andere Gründe für dreilagige Messerklingen. Häufig haben Stähle mit sehr guten Schärfeeigenschaften andere eher schlechte Eigenschaften. Sie können z.B. sehr rostempfindlich oder spröde sein, so dass eine komplette Klinge aus diesem Material extrem empfindlich wäre. Stattdessen wird gerne eine empfindliche Schneidlage mit einem robusteren Stahl ummantelt, um somit die guten Eigenschaften beider Stähle zu kombinieren. Als Mantel kann man natürlich auch Damast verwenden, um das Messer als Bonus optisch aufzuwerten.
Neben der genannten möglichen Vorteile kann eine dreilagige Konstruktion sich allerdings auch negativ auf das Schneidverhalten auswirken. Für die gefühlte Schärfe eines Messer ist nämlich neben dem Stahl auch die Geometrie der Klinge von großer Bedeutung. Dünne Klingen gleiten oft leichter durch Schnittgut, da sie weniger verkeilen. Aus naheliegenden Gründen kann allerdings eine dreilagige Klinge nicht so dünn geschliffen werden wie eine Klinge aus einem Guss. Aber zur Geomertrie dreilagiger Klingen können andere vielleicht noch mehr schreiben.
Außerdem sollte noch gesagt werden, dass bei den gängigen Messern mit Damastoptik häufig selbst die Schneidlage aus einem Standardstahl besteht (wie z.B. VG-10), der auch problemlos die komplette Klinge tragen könnte. Von daher sollte man sich immer möglichst genau informieren, aus was ein Messer hergestellt ist, und ob der Preis gerechtfertig ist.
So, das wäre vorerst alles, was mir zu dem Thema einfällt. Ich freue mich auf Kritik und Ergänzung.