Eisenbahnschienen"Bolzen" brauchbar?

Kay

Mitglied
Beiträge
798
Moin Leute,

Heute beim Spazieren gehen mit der Kamera, habe ich auf einer verlassenden Bahnstrecke Bolzen/Bügel gefunden, womit die Schienen befestigt wurden,auf den Holzbohlen.

Die ihr hier im Hintergrund sehen könnt ähneln meinen
attachment.php


Keine Sorge selbst Bohlen, Steine und Schienen wurden schon abtranzportiert, die lagen da nur noch herrenlos rum und haben vor sich hingerostet.

Der Klang ist sehr hoch, wenn ich sie an einander klopfe, evtl hilft die Aussage, Funkenprobe habe ich keine Möglichkeit zu.
Nun zur meinen Fragen:

1. Habe ich was brauchbares zum Messerklingen machen gefunden/mitgenommen? ~C60 aufwärts...

2. Wenn ja, wie härte ich es? Zum glühen nichtringen bis der Magnet nicht mehr Haftet und dann in ~60°C warmen Pflanzenöl?

Danke für eure Hilfe

MfG

Kay
 

Anhänge

  • Railroad Strider.jpg
    Railroad Strider.jpg
    57,2 KB · Aufrufe: 1.922
Hallo Kay,

Die Teile sind sogenannte Spannklemmen und müssten aus Federstahl sein. Was Du daraus machen kannt, und wie Du ihn wärmebehandeln musst, verrät Dir die SuFu!

PS: In meiner Lehrzeit habe ich in einer Firma gearbeitet, wo (modernere) Spannklemmen hergestellt wurden.

Viel Erfolg!

Der Schlosser
 
Es gibt drei Herangehensweisen, wie man die Klemmen nutzen könnte.
1. Die sekretiert Flatulierte.
2. Die Vernünftige.
3. Die Steinsuppentechnik.

1.Bei der ersten-von Banausen auch die "geheimnisvoll Aufgeblähte" genannt, gilt es die verborgenen Geheimnisse des Stahls aufzuspüren.
Dazu gehört nicht nur, die exakte Analyse in Erfahrung zu bringen, sondern auch die Eigenschaftsänderungen durch die Umweltbedingungen und den Lebenslauf des Stahls.
Ich bin auf diesem Gebiet leider kein ausgewiesener Fachmann, sodaß mir als mögliche Faktoren nur die Auswirkung und die Wechselwirkung der dauernden Erschütterungen durch die vorüberfahrenden Züge und das chemisch- biologische Milieu der aus den Zugtoiletten zerstäubten Materie einfallen. Man denke in diesem Zusammenhang nur an die ideale Härtung im Harn rothaariger Knaben oder das Ausschmelzen des Stahls aus Gänsekot.
Sind die denkbaren Faktoren ermittelt, steht der Fertigung einer leistungsfähigen Klinge nichts mehr im Weg.

2. Bei vernünftiger Überlegung wird man zu dem Schluß kommen, daß es sich um einen Stahl handelt, der dauerhaft leichte Schwingungen unter Spannung ertragen soll. Das deutet auf einen Federstahl hin.
Es handelt sich um ein Massenprodukt und die Anforderungen sind gering. Teure Legierungszusätze scheiden daher aus.
Die Einordnung in die Gruppe ähnlich C 45-C 60 oder entsprechender leicht legierter Stähle liegt daher nahe und damit auch die Behandlung und Verwendung.

3. Die Steinsuppentechnik läßt sich am besten an einem Beispiel erklären- nämlich, wie man eine köstliche Steinsuppe kocht.
Das Rezept ist, wenn ich mich recht erinnere, im Hessischen Landboten veröffentlicht. Das war so:
Ein armer Wanderer bat einen Wirt um ein bißchen Suppe, konnte aber nicht bezahlen und wurde barsch abgewiesen. Da bat er den Wirt wenigstens darum, seinen Herd und einen Topf Wasser benutzen zu dürfen. Er werde ihm als Entgelt zeigen, wie man aus einem Kieselstein eine gute Suppe kochen könne.
Als der Stein im Wasser zu kochen begann, meinte der Wanderer, die Suppe werde schon, werde aber noch besser gelingen, wenn man ein paar Kräuter hineingebe. Nach Zugabe von ein paar Küchenkräutern begann das Gebräu schon zu riechen. Jetzt müsse man noch ein ordentliches Stück Fleisch zugeben, dann ein Stück Speck, dann ein paar Eier und so weiter.
Der Wanderer löffelte die Suppe, als sie fertig war, behaglich aus und schenkte dem Wirt den Stein, damit er auch in Zukunft eine Steinsuppe kochen könne.
Auf das Stahlgebiet übertragen, hieße das etwa:
Man nehme ein paar von den Eisenbahnkrampen, mische sie mit 1.2842, nehme dazu noch ein paar Blätter 75 Ni 8, gebe noch etwas 1.3502 dazu, vielleicht auch noch ein paar Stücke 1.2510, wahlweise auch 1.2519 und man wird einen vorzüglichen Damast erhalten.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Diesen Bolzen mit dem Hirschhorn-Griff und der schönen Klingenform hätte ich auch gern...
Wußte gar nicht, dass die Bahn sowas im Schienenbau verwendet:D.
Gruß aus dem Norden!
 
OT.
Die Ausführungen von U. Gerfin alleine, sind schon ein Grund hier jeden Tag mal reinzuschauen, das muß doch mal alles in ein Buch. Ich könnt mich schief lachen.
Danke dafür!
Rolf
 
Danke euch alle...ich denke mal das ich es wagen werde ich verlasse mich da mal auf eure angaben von c45-c60 für die ersten Gehversuche wird es langen:cool:

Danke

Mfg
Kay
 
Auf die gefahrin hin von euch gesteinigt zu werden habe ich noch ein Paar Fragen.

Da ich die Wärmebahndlung im Grill und Backofen machen werde habe ich eine eher schlechte Möglichkeit.

von U.Grefin
Es ist also völlig in Ordnung, wenn man die Linie G-O- S um 20-50 Grad überschreitet, also beim C 60 aus einem Temperaturrahmen von 770 bis 820 Grad härtet.

Ich gehe nun mal von "Hochwertigen" Stahl aus was ich da habe.

Ich habe schon eine Pfeile unbekannter Herkunft mit einer zuluft im Grill Gehärtet. Solange Luft in die Glutgegeben bis ein Magnet nicht mehr Gehaftet hat an der Klinge und dann im Warmen Pflanzenöl abgeschräckt. Glazritzen war kein Problem danach. Dann angelassen 2x60min bei 160°C.

Kann ich das bei dem "C60" auch so machen, also mit dem Magnet?
Oder Verglüht mir dann der Stahl?

Ich hatte mal gelesen das das wohl die Universal Methote sei...

Danke

MfG
 
Grill und Backofen sind sicher nicht ideal, mit Köpfchen lassen sie sich aber ohne Qualitätsverlust einsetzen.
Mit "Köpfchen" meine ich auch gar keine hochkomplizierten und aufwendigen Überlegungen.
Hier hilft schon der kleine Stahlschlüssel oder - in Kürzestfassung- das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm weiter.

Im Eisen-Kohlenstoff-Teildiagramm von Struers, das ich bei Vorträgen regelmäßig verteile, finden sich auf einer Seite eine Vielzahl von Informationen, die man nur lesen, verstehen und beachten muß und man hat die Wärmebehandlung der unlegierten und leicht legierten Stähle sozusagen am kleinen Finger. Hier ist das vorhandene Ingenieurwissen, das in über 100 Jahren gesammelt wurde, in komprimiertester Form enthalten.

Beispielsweise wird die Härtetemperatur von Stählen zwischen 0 bis ca 2 % C in einem Bandbereich dargestellt, für C 60 z.B. mit 770 bis 800 Grad und für die höher c-haltigen Stähle zwischen 740 und 780 Grad.
Der Curie-Punkt-769 Grad C ist auch eingezeichnet und man kann daraus ableiten, weshalb die Magnetprobe richtig ausgeführt, so gut funktioniert.

Für den Praktiker, der sich mit einfachen Hilfsmitteln behelfen muß, sind die Glühfarben der jeweiligen Temperatur zugeordnet.

Man kann sagen, daß man aus diesem Blatt die Antworten auf alle "Wie-Fragen" zur Wärmebehandlung unlegierter und leicht legierter Stähle ableiten kann.
Wenn man auch noch das -wichtigere- "Warum" wissen will, muß man ein bißchen in der Fachliteratur stöbern.
Das ist der eigentlich interessantere Teil, aber für den Anfang und gute, gelungene Arbeit nicht zwingend nötig.

Zu Kays Frage: C 60 verträgt mehr Hitze als ein Feilenstahl-die Magnetprobe ist für diesen Stahl bestens geeignet.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Zurück