Elektrikermesser G... Hartmann, Solingen

cut

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Bei einer Recherche zu von George Schrade entwickelten und in Solingen von Windhövel & Co. hergestellten Springmessern bin ich in einem Lagerkatalog aus den 1930er Jahren eines renommierten Solinger Handelshauses zufällig auf diese Abbildungen von „Elektrikermessern“ der Solinger Firma G. bd. (Gebrüder?) Hartmann gestoßen.

Hartmann, G. ..d., ElektrikerM .JPG


Für die Funktion des „schnabelförmigen“, leicht abgewinkelten Werkzeugteils kenne ich bisher keinen Verwendungszweck.

Gibt es hier einen Experten, der mit einem Einsatzzweck dieses Werkzeugs weiterhelfen kann?

Grüße

cut
 
Da hast Du ja wieder etwas Interessantes ausgegraben! Bin leider kein Experte alter Elektrik, aber vllt verhelfen ja auch detektivische Hinweise. Die Isolierungen der 30er sahen natürlich anders aus. Ich erinnere mich an Renovierungen, die Kabel mit einer Art geteertem Band hervorbrachten. Evtl. dafür zum Strecken/Umwickeln?
Abu
 
Ich kann mich noch erinnern als meine Großeltern in den 50/60er Jahren ihr Haus renovierten lagen die Leitungen
in Blechröhrchen die innen mit Teerpappe beschichtet waren.
Wenn dieLeitung um die Ecke gingen wurde das Röhrchen mit einer Spezialzange auf einer Seite alle paar mm eingekerbt.
Bei jeder Kerbe bog sich das Röhrchen etwas mehr .
Vielleicht ist das Teil am Messer für ähnliche Arbeiten.

Norbrt vom Neckar
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
… Leitungen
in Blechröhrchen die innen mit Teerpappe beschichtet waren.
Wenn dieLeitung um die Ecke gingen wurde das Röhrchen mit einer Spezialzange auf einer Seite alle paar mm eingekerbt.
Bei jeder Kerbe bog sich das Röhrchen etwas mehr .
Vielleicht ist das Teil am Messer für ähnliche Arbeiten.

Norbrt vom Neckar
Interessanter Ansatz für weitere Nachforschungen, NvN! Besten Dank für den Input!
Grüße
cut
 
Ich würde sagen damit drückt man das Kabel gegen die untere Klinge und dreht das Kabel dann. (Vermutung)

Ist schon jemand mit dem Text durch? Ev. steht da noch etwas.

Links:
Elektrikermesser
ohne Backen
Rosenholzschalen
per Duzend (?) (Rein) Netto
mit Pohl.... (?) Patentierten (Dank Abu)
Messingbuchsen

Rechts:
Elektrikermesser
4 teilige (Dank Abu) (?) Messing Erle (?) [lese ich, verstehe ich jedoch nicht]
+ Nieten, Neusilberbacken
~Ebenholz(?) schalen ;)
per Duzend (?) (Rein) Netto
 
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Dürfte heißen…
Links: mit patentierten Messingbuchsen (Klingenachse gemeint)
Rechts: 4 teigig Messing Erle

Abu
 
Danke Abu, hilft also leider nicht weiter bei dem Harken.
Der Harken sieht ein bisschen so aus als ob die den Flaschenöffner umgearbeitet haben...
Bsp. Hartkopf

Links. Passt, ich nehme an "Patentierte Messingbuchsen" sind so eine Art Taumelnietung mit Scheibe drunter?
Bsp. GRÄWISO Elektrikermesser Solingen

Rechts: Bezeichnen die Platinen als Erle? Wieso 4? Gibt es Messer wo die Platinen nicht durchgängig sind und die dann noch zusätzlich Backen haben?
 
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Für die Funktion des „schnabelförmigen“, leicht abgewinkelten Werkzeugteils kenne ich bisher keinen Verwendungszweck.

Bei den alten Elektrikermessern gab es meistens eine "universelle" Klinge und eine zweite Klinge zur Bearbeitung der Kabelisolierung. Damals könnte das spezielle Design für Stegleitung ausgelegt worden sein, also könnte der Haken an der zweiten Klinge die Stegleitung am Griff sichern während man deren äußere Isolierung damit abziehen konnte. Ein Werkzeug zum Aufreiben für Dosen brauchte man ja früher nicht, die hatten Schraub-Kabeleinführungen.
Heute haben die Elektrikermesser meistens eine grade klinge mit halbrunder Einbuchtung für die runden Isolierungen (NYM) und oft gibt es als zweites Werkzeug dann ein ausklappbares Aufreibwerkzeug (Dorn)...

Die Elektrikermesser, die ich aus meiner Zeit am Bau (1980er Jahre) kenne hatten eben auch diese zweite, grade Klinge, jedoch gab es da keinen Haken am Ende, die zweiten Klingen endeten mit einem Schlitz-Schraubendreher.
 
der Solinger Firma G. bd. (Gebrüder?) Hartmann
Ich lese da G. Ad. Hartmann. (G. Ad. = Gustav Adolph)

Laut Solinger Adressbuch von 1931 hatten die ihre Niederlassung in der Kölner Str. 20.
Die Solinger Rundschau weiß über die 1920er Jahre zu berichten:
Schon damals stellte die Fa. G. Ad. Hartmann Kabelmesser her.
Rasiermesser hatten sie aber auch.

Erlen sind übrigens Bäume. Ist zwar nicht das gängigste Holz, aber warum soll man aus Erle keine Griffschalen machen?

Edit: Wieder was gelernt: Auf taschenmesser.de heißt es:

In Solingen werden auch die Platinen eines Klappmessers Erle genannt, analog zu einem feststehenden Messer.
 
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Hallo zusammen!

Mit Sicherheit kann ich es zwar auch nicht sagen, aber die historischen Victorinox-Modelle 324, 325, 326 und 327 für Elektriker scheinen ein ganz ähnliches Werkzeug besessen zu haben, wie z.B. im Katalog von 1946 auf den Seiten 20 und 21 zu sehen.

Meine Vermutung ist, dass es sich in beiden Fällen um einen abgewinkelten Schraubendreher handelt.


Grüße
Jürgen
 
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Theoretisch könnte es auch eine Klinge zum einschneiden von Stegband-Flachkabel sein. Denn beim Stegband mußte man das Kabel längs einschneiden um einen rechtwinkligen Bogen damit zu machen.
 
Hallo zusammen!

…. die historischen Victorinox-Modelle 324, 325, 326 und 327 für Elektriker scheinen ein ganz ähnliches Werkzeug besessen zu haben, wie z.B. im Katalog von 1946 auf den Seiten 20 und 21 zu sehen.

Meine Vermutung ist, dass es sich in beiden Fällen um einen abgewinkelten Schraubendreher handelt.


Grüße
Jürgen
Besten Dank für den link, Jürgen.
Das Victorinox-Werkzeug ist offenbar identisch mit dem von mir am „Hartmann-Elektrikermesser“ beschriebenen Werkzeug.
Aus den mir bisher dazu vorliegenden Unterlagen geht leider nicht eindeutig hervor, welchen Querschnitt dieses Teil hat.
Im Vergleich mit anderen Zeichnungen desselben historischen Lagerbuchs bezweifle ich, dass dieses Werkzeug an der Spitze als Schraubenzieher „abgeflacht“ ist oder an einer der Längsseiten wie eine Messerklinge eine Schneide aufweist.
 
Das ist korrekt, aber
erstens gab es im Linder-Katalog von 2011 auf der Seite 74 unter der Nummer 332410 ein Reitermesser mit Elektrikerklinge
sowie
zweitens stellte G. Ad. Hartmann schon in den 1920er Jahren Kabelmesser / Elektrikermesser her. Damals waren Automobile etwas für Direktoren und Fabrikbesitzer. Handwerker hatten durchaus noch Fuhrwerke.

Sooo absurd ist der Vorschlag von @pebe also nicht.
1. Das Linder-Messer wird NICHT als Reitermesser „mit Elektrikerklinge“ beschrieben. Der Link beschreibt explizit „Reitermesser … Klinge 6 cm, mit Hufkratzer“.
2. Der historische Lagerkatalog benennt die „Hartmann“-Taschenmesser sicherlich nicht ohne Grund als „Elektrikermesser“. Naheliegend dafür dürfte u.a. das besondere Werkzeug sein.
Dass dieses Werkzeug möglicherweise auch für andere Funktionen verwendet werden kann ist unbestritten.
 
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