Erfahrungen mit 1.2419 für "Draußen-Messer"

Partizan

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Ich habe eine Frage zum oben erwähnten Stahl. Ich habe ein großes Waldmesser aus 9260 mit dem ich sehr zufrieden bin und das sämtliche groben Spielereien klaglos mitmacht. Allerdings ist es eben sehr groß, daher wollte ich ihn einen kleinen Bruder spendieren und bin beim Suchen auf den 1.2419 gestoßen. An sich genau was ich suche, natürlich nicht so zäh wie der 9260, aber muss er für sein Einsatzgebiet ja auch nicht sein und es wird auch überall erwähnt er wäre gut für Outdoormesser geeignet, nur konnte ich diesbezüglich keine tiefergehenden Ergebnisse oder Erfahrungsberichte finden, darum die Frage hier: hat jemand Messer aus dem obigen Stahl die er im Wald/Jagd benutzt und wenn ja wie sind die Erfahrungen bzw. Empfehlungen bezüglich Härte und Anschliff?

Vielen Dank:)
 
aber muss er für sein Einsatzgebiet
Was genau ist denn das Einsatzgebiet?

Der 1.2419 kann eine sehr gute Wahl für Outdoormesser sein, wenn er aus den richtigen Gründen gewählt wird.

Ich würde in der Auswahl so vorgehen:
1) Die Anwendung bestimmt Form und Geometrie der Klinge, sowie den Schneidenwinkel.
2) Anwendung und Umweltbedingungen bestimmen ob der Stahl rostträge sein muss.
3) Der Stahl muss "fein" genug sein um den Schneidenwinkel zu unterstützen.
4) Unter den infrage kommenden Stählen kann man die passende Balance zwischen Standzeit und schneller Schärfbarkeit wählen.
5) Die Wärmebehandlung muss die Klingengeometrie bei entsprechender Anwendung unterstützen ohne, dass es zu Ausbrüchen oder sogar Totalversagen der Klinge kommt.

Gruß, Andreas
 
Danke erstmal für die Antwort, also das Messer ist als Ergänzung zu einem bestehenden gedacht. Das bestehende ist aus 9260, also sehr zäh und hat circa 20cm Klinge, super zum Hauen etc., aber für kleinere Arbeiten doch etwas unhandlich.

Es soll nicht für die ganz groben Arbeiten genutzt werden, aber mal dünnes Holz spalten oder Kontakt mit Knochen bei der Feldküche können vorkommen. Im Moment ist meine Idee das Messer in 3,5mm Stärke zu machen, das hat sich für mich bisher als guter Kompromiss zwischen Stabilität und schneidfreudigkeit bewiesen.

Rostträge braucht der Stahl nicht zu sein. Bei den anderen Dingen bin ich für jeden Hinweis dankbar :)
 
Moin,

kurz vorab, auch wenn es schon oft gesagt wurde: Bei der Performance des Messers werden die Punkte 1), 2) und 5) die Andreas genannt hat 95% ausmachen und die Stahlwahl innerhalb einer Klasse von Stählen den Rest. Naja, außer bei der Schärfbarkeit.

Eine konkrete Empfehlung für ein „Beimesser“ aus 1.2419 zu deinem Großen wäre z.B.:

Klingenlänge: 60-100 mm
Klingenhöhe: 25 mm
Stärke am Rücken: 2,5 mm (Flankenwinkel knapp 6°)
Stärke hinter der Wate: 0,3 mm
Schneidwinkel: 34° evtl. ballig
Härte: Austenitisieren bei 830°C, Anlassen bei 200°C -> vmtl. ca. 62 RHC

Wenn du auf Batoning verzichtest dürftest du damit viel Freude haben.

vG
 
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Vielen Dank erstmal für eure Antworten, ich versuche einmal den Fragebogen auszufüllen:

1) Die Anwendung bestimmt Form und Geometrie der Klinge, sowie den Schneidenwinkel.

Anwendung wird hauptsächlich Schneidaufgaben in hartem und zähem Schnittgut sein, also Holz, Fleisch, Leder/Haut.
Es ist nicht als Hausmesser gedacht aber mal einen Stock entasten (eher entzweigen) sollte drin sein.

2) Anwendung und Umweltbedingungen bestimmen ob der Stahl rostträge sein muss.

Muss er nicht, für Pflege ist gesorgt.

3) Der Stahl muss "fein" genug sein um den Schneidenwinkel zu unterstützen.

Ich dachte auch an etwas zwischen 20 und 40 Grad, die vorgeschlagenen 34 Grad scheinen mir ein guter Mittelweg zu sein. Es soll ja kein Küchenlaser werden.

4) Unter den infrage kommenden Stählen kann man die passende Balance zwischen Standzeit und schneller Schärfbarkeit wählen.

Ich mag die niedriglegierten Werkzeugstähle und der 1.2419 sah auf den ersten Blick ganz gut aus und ich konnte 1.2604 nicht in der benötigten Größe und Stärke finden.

5) Die Wärmebehandlung muss die Klingengeometrie bei entsprechender Anwendung unterstützen ohne, dass es zu Ausbrüchen oder sogar Totalversagen der Klinge kommt.

Die Wärmebehandlung würde ich extern machen lassen, da mir dafür Erfahrung und Material fehlen. Deshalb wäre ich da für jeden Hinweis dankbar, die genannten 62HRC scheinen für diesen Stahl aber ein guter Kompromiss zwischen zäh und standfest zu sein
 
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Interessanter Tread, leider zu spät entdeckt!

Bei mir ist vor kurzem der 1.2419 Trip losgegangen, sozusagen nachdem durch ausgiebige Nutzung von Magnacut bei den rostfreien nicht mehr viel Luft nach oben war. Also mal genauer auf die Werkzeugstähle geschaut, mit der Prämisse selber zu härten, am besten was mit Wolfram.
Was nicht ganz einfach ist, der Stahl neigt zum Verziehen, besonders bei den Slicern von 2mm Stärke. Lässt sich aber einigermaßen richten! ;)
Die Temperaturempfehlung von Incus kann ich bestätigen, 830°C passt, ich habe aber bei 180°C angelassen.... bis jetzt keine Ausbrüche, auch bei ballig auf Null.
Der Stahl ist für feine Schneiden geeignet, trotz der Schnitthaltigkeit duch Wolframkarbide lässt er sich leicht wieder scharf kriegen. Aus Reststücken in 2mm habe ich mehrere Kiridashi gemacht, auch ballig auf Null, vorne Nadelspitz. Nach ausgiebig Knochen, Horn und Leder Schneiden/Schnitzen haben die noch immer ihre Spitzen nicht eingebüßt.
Patina entsteht sehr schnell, bei einem Pukko ist mir trotz bereits vorhandener natürlicher Patina eine oberflächliche Roststelle entstanden. Eine Opinel "Austauschklinge" habe ich daraufhin brüniert, die glänzt nach wie vor.... Gerade für Draußen/Jagd würde ich über erzwungene Patina oder Brünierung nachdenken!

3,5 mm reichen locker für eine 10cm Klinge- bei Schanz bekommt man den Stahl auch in 4mm.


Lg
 
Ich mag die Wolframlegierten Stähle auch sehr.
Und der 1.2419 ist sehr leicht zu bekommen und vergleichsweise günstig.
Für ein Jagdmesser würde ich aber doch auf was rostfreies und hochverschleißfestes gehen.
Für ein mittleres Outdoormesser hat sich folgendes bewährt:

Austenitisieren bei 810°C für 10 min
Abschrecken und dann möglichst zeitnah ins Tiefkühlfach (***) für 2 h
2 mal Anlassen bei 250°C für je 1 h

Gibt mit ~60 HRC genug Robustheitsreserve für alles was man Outdoor so vor hat ;)

Gruß, Andreas
 
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