Erfahrungen mit Fantoni Dweller - Enttäuschung

NordWicht

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Hallo,

die Forensuche hat mir einen Thread zu diesem Messer ausgespuckt, aber da der Thread schon etwas älter ist und der Autor den Thread auch eher in Form einer Messervorstellung gehalten hat, möchte ich hier meine Erfahrungen mit diesem Messer in einem eigenen (Diskussion-)Thema schildern, die - der Titel verrät es - eher enttäuschend waren.

Im Anschluss wäre ich dann auf Eure Meinungen und Erfahrungen gespannt.
  • Erging es Anderen evtl. genau so? Oder habt Ihr andere Erfahrungen?
  • Haltet Ihr meine daraus gezogenen Vermutungen für schlüssig?

Aber fangen wir erst einmal an, hier sind


meine Erfahrungen mit dem Fantoni Dweller

Als Messerentusiast habe ich diverse Taschenmesser besessen oder besitze sie noch. Von kleinen, feinen Gentlemen-Foldern mit dünn ausgeschliffener Klinge bis hin zu sehr stabilen Messern mit modernen PM-Superstählen.

Auf der Suche nach einem kleinen, feinen eher klassisch gehaltenen Gentleman-Taschenmesser, das zudem schneidfreudig und auch in einer "Sakko-Hemd-Welt" vorzeigbar sein sollte, bin ich über die ingesamt sehr positiv klingenden Berichte über das Dweller gestolpert, die Weiterentwicklung des Bob Loveless City-Knives.

Als es nach Bestellung bei einem sehr freundlichen und hilfsbereiten Händler bei mir ankam, war ich zuerst auch begeistert. Zwar war die eine Schlangenholz-Griffschale nicht sonderlich schön gemustert, aber darüber konnte ich hinwegsehen.

Vorderseite:
20160909MP1334.jpg


Rückseite:
20160909MP1335.jpg


Dann habe ich das Messer, denn dazu ist es ja da, in der beigelegten Leder-Steckhülle mit mir herumgetragen. Es war in diesem Sommer, als es gerade sehr heiss draußen war.

20160909MP1333.jpg


Abends musste ich dann feststellen, dass sich zwischen Griffschale und Messingplatine auf beiden Seiten Spalte aufgetan hatten. Richtig deutlich sichtbare Spalte.

Erschreckt davon, dass mir das nicht eher aufgefallen ist, habe ich das Messer erst einmal weggelegt und bin zu Bett gegangen. Ein kritischer Blick am nächsten Morgen und eine (vorläufige) Erleichterung: Ist ja alles gar nicht so schlimm, die Spalte sind zwar minimal vorhanden, aber kaum zu sehen. - Also Messer wieder in der Hülle in die Tasche, auf in den Arbeitsalltag.

Dann, Abends, das Selbe wie am vorigen Tag: Spalte deutlich sichtbar vorhanden.

Die nächsten paar Tage waren dann nicht ganz so heiß und die Spalte Abends auch nicht mehr so deutlich vorhanden. - OK, ich war erleichtert. Vielleicht musste das Holz ja erst einmal etwas "arbeiten" und dann ist alles gut?

Aber sobald es wieder wärmer wurde das selbe Spiel: Nach einem Tag in der Hosentasche (bei der Hitze also eher feuchtwarmes Klima) und die Spalte waren wieder da. :(

Also Anruf bei dem Händler, ich wäre mit dem Messer nicht zufrieden, ob er nicht ein anderes Exemplar im Austausch hätte. - Er war sehr freundlich und sendete mir ein anderes Exemplar zu, ich schickte das alte Exemplar zurück. Bei dem Gespräch hatte er mir glaubhaft versichert, dass er von solchen Problemen das erste mal hören würde und dass es keine Probleme mit dem Schlangenholz gäbe. Somit entschied ich mich, wieder Griffschalen aus dem selben Holz zu nehmen anstatt auf die Variante mit der unempfindlicheren aber eben auch nicht so klassisch aussehenden Micarta-Beschalung auszuweichen.

Aber auch mit dem zweiten Messer (diesmal deutlich schöner gemustert und mit gleichmäßigen Schalen auf beiden Seiten) das selbe Problem. Bei Hitze in der Hosentasche sah es Abends so aus:

Gegen das Fenster gehalten:
20160909MP0120.jpg


Von hinten beleuchtet ist es noch deutlicher:
20160909MP0121.jpg



Also wiederum den Händler kontaktiert, ihm das Problem geschildert, diesmal per Email mit Fotos von dem Messer am Abend, damit er mich nicht für paranoid hält. :argw:


Jetzt meine Gedanken dazu

Kann es sein, dass Fantoni bei der "Design-Verbesserung" gegenüber dem Original (das ja auch von Fantoni im Auftrag produziert wurde) ein paar gravierende Dinge "verschlimmbessert hat" gegenüber dem Original?

Der ursprüngliche Entwurf von Bob Loveless sah ja Edelstahl-Liner und eine Beschalung aus Micarta vor. Siehe Messer in diesem Thread.

Fantoni hat dann bei seiner Neufassung nicht nur die Form verändert, er hat auch die Edelstahl-Liner durch Messing ersetzt und das Messer mit diversen, im Verhältnis zu den Linern recht dick gehaltenen Hölzern als Beschalung produziert.

Kann es sein, dass dadurch die arbeitenden Holzschalen das Messer "verziehen", weil sie schlicht stärker sind als die dünnen Liner aus Messing?
Hatte es vielleicht einen Grund, dass Bob Loveless es mit steiferem Edelstahl und Micarta entworfen hatte?

Ich bin jedenfalls sehr enttäuscht gewesen und sehr dankbar, dass der Händler nach meiner Email das Messer anstandslos (samt der ja nun ausgebeulten und somit sichtbar "benutzten" Leder-Steckhülle) zurückgenommen hat und mir den Kaufpreis zurückgezahlt hat.

Was denkt Ihr darüber?


Viele Grüße
NordWicht
 
Zuletzt bearbeitet:
Hmm...
Ich habe das Loveless City-Knife, das hat die beschriebene Problematik nicht. Allerdings kann das Phänomen auch bei dicken Stahllinern und dünnen Griffschalen auftreten.
Ich kenne es von einem meiner anderen Messer, in dem Fall einem feststehenden, dass sich die Knochen-Griffschalen mittig leicht von der Angel abgehoben haben, weil die Schalen nur jeweils ganz vorn und ganz hinten verstiftet sind. Ich habe es mir dadurch erklärt, dass Naturmaterial eben arbeitet.
An jahrzehntelang getragenen klassischen Messern mit Holz oder Horn ist das keine Seltenheit. In diesem Fall eines neuen Messers scheint das Holz stark auf Temperaturschwankungen zu reagieren. Das ist dann wohl so.
Oder war die Unterseite des Holzes womöglich nicht ganz plan geschliffen? Auch das gibts.
 
Ich habe ebenfalls diese Problematik an einem Fontenille Pataud Sperrone mit Knochen Griff.
Hier sind die Spalten groß und die Griffschalen bewegen sich sogar.
Für mich auch das Ende einer großen Zuneigung zu einem Messer.
 
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Kann es sein, dass Fantoni bei der "Design-Verbesserung" gegenüber dem Original (das ja auch von Fantoni im Auftrag produziert wurde) ein paar gravierende Dinge "verschlimmbessert hat" gegenüber dem Original?

Der ursprüngliche Entwurf von Bob Loveless sah ja Edelstahl-Liner und eine Beschalung aus Micarta vor.
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  • Feuchte Wärme führt dazu, daß Holz sich ausdehnt. Das kann der Liner durch Verbiegen nicht ausgleichen: Ein Verbiegen führt zu einer Verkürzung. Ich würde daher davon ausgehen, daß die gedehnte Schale sich verbogen hat um ihre Länge wieder auf das Maß des Liners zu bringen.
  • Das original City Knife gab es auch mit Holzschalen. Ich habe eins mit Schlangenholz-Griffschalen.

Das von Dir geschilderte Problem kenne ich weder vom City Knife noch vom Dweller (Cocobolo). Dürfte am "persönlichen Taschenklima" liegen, denn der Effekt als solcher ist durchaus nachvollziehbar.
 
Hallo Nordwicht,

aus aktuellem Anlass hole ich diesen Deinen älteren Thread nochmal nach oben.

Auf der Suche nach einem weiteren ansprechenden Taschenmesser stieß ich in den vergangenen Tagen auf das Dweller von Fantoni.

Da ich bereits ein Opera mit Cocobolo-Beschalung habe und mir die Wacholder-Ausführung des Dweller optisch nicht gefiel, entschied ich mich für die Schlangenholz-Version.

Auf der Suche nach weiteren Informationen/ Reviews zu dem Messer landete ich hier in Deinem Thread.

Meine Frage(n):
Hast Du den Grund für „das Verziehen“ der Griffschalen in der Zwischenzeit anderweitig klären können?

Oder hast Du klären können, ob das von Dir vorgestellte Phänomen evtl. lediglich ein Problem der Schlangenholz-Version ist?
In dem Fall würde ich mich dann doch eher für die Cocobolo-Ausführung entscheiden.
Das Dweller hats‘ mir nämlich irgendwie angetan.

Für Deine Antwort im voraus vielen Dank.

LG Michael
 
Moin,

ich habe dieses Modell nicht besessen, von daher keine Aussage aus erster Hand.
Schlangenholz als Material wird zumindest von Jürgen Schanz sehr kritisch bewertet, nachzulesen hier:

https://www.messerforum.net/showthr...aterial-Rei%DFt-immer&highlight=schlangenholz
und hier:
https://www.messerforum.net/showthr...wissen-wolltet&p=946654&viewfull=1#post946654

Vom Prinzip arbeitet Holz als lebendiger Werkstoff witterungsbedingt mehr oder weniger, so deutlich wie bei dem Dweller beschrieben habe ich es jedoch noch nicht erlebt.

Gruß,

Nick
 
Hallo Nick,

vielen Dank für Deine Antwort und den Link zu Herrn Schanzs Einschätzung.

Schade, aber ich interpretiere die Aussage so, dass Schlangenholz doch eher zu den empfindlicheren Holzarten zählt. Zumindest im Hinblick auf „Holz arbeitet“, Verzug und Neigung zu Rissbildung.

Das hilft mir bei der jetzigen Enscheidungsfindung sehr weiter.

Da ich meine Messer auch mal draußen bei Nässe verwende, kommt Schlangenholz deshalb für mich nicht in Frage. Mit Beschalungen aus Wüsteneisenholz und Cocobolo hatte ich sowohl bei Foldern als auch bei Fixed diesbezüglich bisher nicht mal ansatzweise derartige wie von Nordwicht beschriebene Probleme.

Nochmal danke & und LG

Michael
 
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